@ Horatio
zu 1) Bei der Frage, ob etwas RR ist, kommt es darauf an, warum der Eingriff die Vorstellung der Spieler unterstützt:
War es Sinn und Zweck des Eingriffes, den Spielern entgegenzukommen? Dann ist es kein RR.
War es aber nur rein zufällig, dass der Eingriff den Spielern entgegenkommt? Dann kann es RR sein.
Mal als Beispiel:
Der Showdown kann ein Kampf sein oder eine riesige politische Intrige/Weltverschwörung.
a) Wenn der SL es jetzt so hinbiegt, dass es immer zum Kampf kommt, egal, was die Spieler tun oder wollen, dann ist das RR:
Die Spieler wollen einen Kampf? Es gibt Kampf.
Die Spieler wollen keinen Kampf? Es gibt trotzdem Kampf.
Den Spielern ist es egal, ob es Kampf gibt? Mir egal, was die Spieler wollen, es gibt Kampf.
Es ist völlig unerheblich, ob die Spieler nun den Kampf wollen oder nicht: Es wird so oder so Kampf geben.
Wenn die Spieler also auch Kampf wollen, dann ist das nur ein Zufall. Der Spielerwunsch nach Kampf ist aber nicht die Ursache dafür, dass es Kampf gibt.
Daher Railroading. (Weil es den Kampf gibt, egal, was die Spieler wollen.)
b) Wenn der SL es jedoch so hinbiegt, dass die Spieler das bekommen, was sie wollen, ist es Player Empowerment:
Die Spieler wollen Kampf: Es gibt Kampf.
Die Spieler wollen keinen Kampf: Es gibt keinen Kampf.
Der SL richtet sich beim Showdown nach dem, was die Spieler wollen.
Das heißt, sowohl bei a) als auch b) gibt es als Showdown den Kampf. Und in beiden Fällen können die Spieler auch den Kampf wollen.
Aber nur in b) ist der Wunsch der Spieler nach Kampf auch die Ursache dafür, dass es den Kampf gibt.
In a) ist der Spielerwunsch nach Kampf rein zufällig und hat keine Auswirkungen darauf, dass es zum Kampf kommt.
zu 2) Da stimme ich dir zu: Ich sehe auch keinen Unterschied.
Ob ich die Gleise spontan lege oder sie schon vor dem Spielabend verlegt habe, ist egal. Es kommt nur darauf an, dass ich Gleise verlege.
zu 3)Die Einwirkung auf den Plot ist für mich das Hauptkriterium:
Natürlich hat der Spieler Einfluss auf tausend verschiedene Sachen:
Der Spieler kann entscheiden, ob der SC jetzt den Adligen beleidigt oder nicht.
Aber wenn die Entscheidung des Spielers keinen Einfluss auf die Handlung hat, dann ist das schon ein Zeichen für Railroading.
Beispiel 1:
Der SL hat geplant, dass der Adlige die SCs gefangen nimmt.
- Der SC kann dem Adligen höflich gegenübertreten. - > Der SL wird trotzdem einen Vorwand finden, den SC gefangen zu nehmen.
- Der SC kann den Adligen beleidigen. -> Wunderbar, der SC wird gefangen genommen.
- Der SC kann den Adligen ignorieren. -> Der SC wird trotzdem gefangen genommen.
- Der SC kann einfach auf sein Zimmer gehen und eine Runde schlafen. - > Der Adlige wird seine Häscher hochschicken und den SC aus dem Bett reißen, um ihn gefangen zu nehmen.
- Der SC kann den Adligen angreifen. -> Die Leibwächter des Adligen werden den SC überwältigen und gefangen nehmen.
Der Spieler kann also mit seinem SC tun und lassen was er will. - Aber es hat keine Auswirkungen auf den Plot. (SCs werden gefangen genommen.) Und deswegen ist das Railroading. (Wenn das mit allen plotrelevanten Sachen so verläuft.)
Beispiel2:
Neues Abenteuer. Diesmal hat der SL geplant, dass ein Adliger den SCs einen Auftrag gibt, den die SCs dann ausführen werden.
- Der SC kann den Adligen beleidigen. -> Der Adlige wird über die Beleidigung hinweghören und ihnen trotzdem den Auftrag geben.
- Der SC kann den Adligen ignorieren. -> Der Adlige wird sich schon Aufmerksamkeit verschaffen und dem SC seinen Auftrag anbieten.
- Der SC kann den Auftrag annehmen. - > Wunderbar.
- Der SC kann den Auftrag ablehnen.. -> Der Adlige wird den SC solange ins Gefängnis werfen, bis er den AUftrag animmt.
- Der SC kann in sein Zimmer gehen und schlöafen. -> Der SC wird so lange vor dem Zimmer des SCs warten, bis dieser irgendwann aufsteht. / Alternativ kann der ADlige auch rein zufällig vorbeikommen, in dem Augenblick, wenn der SC sein Zimmer verlässt.
Der Spieler kann also mit seinem SC tun und lassen was er will. - Aber es hat keine Auswirkungen auf den Plot. (SCs führen Auftrag aus.) Und deswegen ist das Railroading. (Wenn das mit allen plotrelevanten Sachen so verläuft.)
In beiden Fällen hat der Spieler vollkommene Handlungsfreiheit über seinen SC. - Aber er hat keinen Einfluss auf den Plot.
Da es nur in sehr wenigen Fällen so sein wird, dass ich tatsächlich sagen kann, dass es genau eine einzelne stimmige Folge gibt, werde ich als SL immer eine Abwägung treffen müssen und die kann auch so ausfallen, dass die Spieler sich gegängelt fühlen.
Klar. Aber nur, weil der Spieler sich gegängelt fühlt, muss es noch lange kein Railroading sein.
Es können alle vier Situationen auftreten:
1) SL railroadet und Spieler fühlt sich gegängelt.
2) SL railroadet und Spieler fühlt sich nicht gegängelt.
3) SL railroadet nicht und Spieler fühlt sich nicht gegängelt.
4) SL railroadet nicht, aber Spieler fühlt sich trotzdem gegängelt.