Keine Ahnung ob das Thema schon mal irgendwo hier angesprochen wurde - hatte keine Lust, die Suchfunktion zu bemühen. Ich habe in letzter Zeit das Problem, dass ich einen Spieler in einer meiner Runden habe, der durch langjährige Erfahrung ein breitgefächertes Wissen über Waffen, Taktik und ähnliches mitbringt. So was ist nicht zwingend ein Problem, kann sich aber zu einem Problem entwickeln, wenn die Regeln des verwendeten Rollenspielsystems die Realität nicht so abbilden, wie sie von eben diesen Spieler gesehen werden. Als Spielleiter können solche Rollenspieler sogar noch schlimmer werden, vor allem als jemand, dessen Wissen über Waffen, Taktik und (in einem anderen Fall) Sicherheitstechnik aus Rollenspielen und Filmen stammt - als Spieler sind sie in einem solchen Fall schon schlimm genug. Ich frage mich inzwischen: Wie soll ich damit umgehen?
Ich gebe einfach mal ein Beispiel aus dieser Runde. Spielsystem ist Shadowrun 4. Thema: Handgranaten. Handgranaten verfügen (wenn sie geworfen werden) im SR4-System nur über Zeitzünder mit einer sehr kurzen Verzögerung (ca. 1 Sekunde bzw. bis zum nächsten Initiativdurchgang), wenn sie aus einem Granatwerfer abgefeuert werden, kann man statt des Zeitzünders auch einen Airburst-Link einbauen, der nicht nur die Abweichung der Granaten reduziert, sondern sie auch direkt nach dem abfeuern hochgehen lässt, ohne das jemand anders handeln könnte.
Wie ich inzwischen weiss, gibt es in der Realität zwei Arten von Zündern für Handgranaten: 3-Sekunden-Zeitzünder und verschiedene Arten von Aufschlagzündern. Und nun beschwert sich jener Spieler darüber, dass es diese Granaten nicht in SR4 gäbe.
Handgranaten waren nur ein Thema, über Waffen ("Warum sollte man in alle Schweren Pistolen die selbe Munition stopfen können? Und warum kann man keine Leichte Pistolen Munition in Maschinenpistolen verwenden? In Wirklichkeit würde das bei einigen Modellen gehen!") und Panzerung bzw. Trefferzonen ("Dieses abstrakte System finde ich Scheisse!") hat er ebensolche Meinungen.
Erschwerend dazu kommt, dass es sich bei diesem Spieler um einen Altmeister ("SR1 war sowieso das beste System, auch wenn SR2 einige nette Verbesserungen hatte."), der aber nicht bzw. nur selten leiten will. UND dass ich als Spielleiter quasi der Fremdkörper in der Runde bin, nachdem ich angeboten hatte zu leiten, da ich sonst für die nächsten Jahr kein Shadowrun hätte spielen können. Die Runde besteht nur aus seinen Freunden, für die sein Wort natürlich schwerer wiegt als meins. Und das Argument "So sind die Regeln, ICH weiss es NICHT besser, denn ich bin Bibliothekar verdammt und kein Ex-Bundeswehr-Scharfschütze!" hat auch nicht so wirklich was gerissen.
Ein ähnliches Problem hatte ich, als jemand, der Sicherheitssysteme einbaute, Shadowrun leiten sollte (SR3 IIRC) und gleich mal meinen Einbrecher gut die Suppe versalzte, da ich ihn nach Regelbuch spielte und dann beim demontieren des Magschlosses erfuhr, dass man die Anti-Tamper-Systems nicht umgehen könne und ich deswegen gerade Alarm ausgelöst hätte. Das machte dann auch kein Spaß mehr.
Daher meine Frage: Wie geht man mit solchen Spielern und Spielleitern um? Vor allem, wenn (als Spielleiter) unangekündigt Regeln rausgeworfen werden oder man plötzlich mitten in der Schiesserei eine Diskussion am Hals hat, warum die Handgranate schon nach 1 Sekunde explodiert wäre bzw. beim Einkaufen sich anhören muss, dass man gefälligst den Schieber die Handgranaten mit den Aufschlagzündern rausrücken lassen solle.
Wie geht man damit um, wenn man Spieler am Tisch hat, deren reales Wissen über Spielinhalte weiter geht als dein Wissen als Spielleiter - und sie sich nicht damit abspeisen lassen, dass es eben so in den Regeln steht? Wie würdet ihr als Spielleiter damit umgehen? Für Tipps oder einfach Meinungsäußerungen zu dem Thema wäre ich dankbar.