Autor Thema: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?  (Gelesen 2950 mal)

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Offline Blizzard

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Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« am: 16.02.2010 | 13:43 »
Mir ist es als Spieler schon das ein-oder andere Mal passiert, dass ich (mit meinem Charakter) nicht oder nur ansatzweise in die vorgegebene Spielwelt eintauchen konnte. So sehr ich mich auch bemüht habe-es gibt eben jene besagten Tage, an dem einem ja gar nix gelingen will. Und so sass ich dann eben leicht frustriert äusserst passiv in der Ecke...Klar, als SL läuft nicht immer alles so, wie man es gerne hätte. Aber als SL bin ich irgendwie immer "drin" in der Spielwelt, quasi schon fast mehr oder minder automatisch. Als SL hatte ich da noch nie Schiwerigkeiten (eher wieder raus zu kommen), aber als Spieler wie gesagt schon ein paar Mal. Woran liegt das bzw. kann das liegen? Fällt es einem als SL immersiv leichter, weil man sich mehr vorbereitet, mehr Bücher liest,sich Hintergrundwissen aneignet als die Spieler,kurzum: sich mehr mit der Spielwelt vertraut macht als die Spieler? Oder kann es dafür noch andere Gründe geben?Und:ist euch so etwas auch schon mal passiert?
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Offline Zornhau

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #1 am: 16.02.2010 | 13:50 »
Was ist denn FÜR DICH "immersiv"?

Wenn ich Spieler bin, dann kann ich GANZ in meinen einzigen Charakter "eintauchen" und mit diesem die - vom Spielleiter dargebotene - Spielwelt erfahren und erleben.

Wenn ich Spielleiter bin, dann muß ich STÄNDIG zwischen den üblichen Aufgaben des Verwaltens, des Regelauslegens/-anwendens/-schiedsrichtens, und dem Darbieten der Spielwelt WECHSELN. - Ein "Eintauch"-Gefühl kommt hier praktisch nicht auf, weil einfach parallel zu viel gleichzeitig im Kopf behalten werden muß.

Spielleiter, die "voll in die Welt eintauchen", habe ich bislang nur bei MOGEL-Spielleitern erlebt, die mir als Spieler KEIN FAIRES SPIEL erlaubt haben. Die waren sozusagen nur "bei sich" und ihnen waren die Spieler eher scheißegal. - Das waren mit die unangenehmsten (glücklicherweise "nur" Con-)Spielrunden, die ich je erlebt habe.

Ich ERWARTE von einem Spielleiter, daß er seinen umfangreichen Aufgaben VOLLAUF nachkommt und KEINE schleifen läßt. Nur dann kann ICH mich als SPIELER zurücklehnen und in die Spielwelt einsinken.

Offline Horatio

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #2 am: 16.02.2010 | 13:52 »
Ich glaube das hängt damit zusammen, dass man mitunter unterschiedlich „arbeitet“.

Viele Spieler versuchen aus dem Charakter selbst das Spiel zu entwickeln; quasi der Charakter sein. Der Rest ist dann nur noch eine Folge des „logischen und konsequenten“ Charakterspiels.

Als SL ist deine Herangehensweise eine andere. Alles was deine Charaktere tun und sagen hat einen Zweck, alles hat ein Ziel. Die Motivation des Charakters den man im Moment spielt ist nur im zweiten Schritt wichtig. Erst die Frage, was will ich mit dem Charakter tun / vermitteln / anstoßen und dann die Frage, wie kann ich das über die Eigenheiten und die Motivationen des Charakters rechtfertigen (und natürlich hat man als SL da schon ein wenig geschaut, dass es da nicht zwangsweise zu Widersprüchen kommt ;)).

Der erste ist ein Schauspieler. Ohne Text oder Stichworte verloren. Der zweite ist ein Autor und erschafft sich seine Motivationen selbst. Dementsprechend spiel ich in der Regel mit der selben Einstellung wie ich leite auch als Spieler ;). Immersion ist für mich das Eintauchen in das Spiel, nicht zwangsweise das Eintauchen in den Charakter^^.

Wenn alle Spieler weniger darauf achten was ihr Charakter wollen müsste, sondern mehr darauf was sie und die anderen Spieler wollen und wie man es über die eigenen Charaktere erreichen kann, dann kommen dabei meiner Erfahrung nach die besseren Sitzungen heraus :).
« Letzte Änderung: 16.02.2010 | 13:55 von Horatio »
You see, it did not matter that setting canon and expected style was being broken,
as long as the characters in the story believed in their roles, the Story Guide believed in the consequences of any actions taken,
and the players believed in the story more than mere setting facts. Whatever the story would be in genre and message,
that would be revealed after the fact, not before.
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Offline Das Grauen

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #3 am: 16.02.2010 | 14:00 »
Bei mir ist das eigentlich eher andersherum. Als SL hatte ich glaube ich noch nie so wirklich ein immersives Erlebnis. Das liegt zum einen daran, weil man häufiger zwischen verschiedenen Charaktertypen wechseln muss, als ein Spieler und zum anderen, wie es Horatio schon gesagt hat, weil man die Regeln und alles drumherum mit bedenken muss. Klar fühlt man sich entsprechend in das Setting ein, bereitet es vor und versucht auch die entsprechende Stimmung zu erwirken, aber so wirklich in den NSCs stecke ich dann doch nicht. Das geht bei mir aber beim eigenen Charakter meist wesentlich einfacher.
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Offline Markus

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #4 am: 16.02.2010 | 14:15 »
IMO liegt es an der unterschiedlichen Prägnanz der Charaktere. NSCs haben meist klare Ziele, eine dominante Persönlichkeitseigenschaft und vielleicht noch eine sichtbare Angewohnheit. Fertig. Da findet man sich leicht rein.
Bei den SCs ist es unterschiedlich. Manchmal werden undefinierte "abenteuertaugliche" Schablonen gespielt. Wobei es Leute gibt, die Charakter = Rasse + Klasse spielen und dabei wahnsinnig tief in den SC eintauchen. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass das gelegentlich nicht funktioniert, weil zu wenig Greifbares da ist.
Am anderen Ende der Skala heißt du relativ komplexe SCs, mit widerstrebenden Bedürfnissen, Freundschaft, Feindschaften, Überzeugungen, Zweifel und halbgebackenen Einstellungen etc. Sich in einen solchen SC zu versenken erfordert die richtige Wellenlänge. Das geht, ähnlich wie intensivere Gespräche mit Freunden, einfach nicht immer.

Offline Zornhau

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #5 am: 16.02.2010 | 14:19 »
Oben in meiner Antwort bezog ich mich auf die "gängigere" Auslegung von Immersion als "Eintauchen in den Charakter" bzw. "Eintauchen in die Spielwelt".

Mit diesem Immersionsbegriff habe ich SCHON LANGE "Bauchschmerzen", weil diese Art des Eintauchens (und dabei des Wahrnehmungsverlustes!) nicht das ist, was ich am GEMEINSAMEN Spiel in der Gruppe so besonders schätze. (Eintauchen kann ich auch in die Hauptfiguren eines Romans, das ist aber NICHT die "Immersion" beim SPIELEN.)

Immersion ist für mich das Eintauchen in das Spiel, nicht zwangsweise das Eintauchen in den Charakter^^.
Das ist eine SEHR INTERESSANTE Sicht auf Immersion.

Dieses Eintauchen INS SPIEL ist es nämlich, was man bei Brettspielen, Computerspielen usw. auch erleben kann. Da ist man auch "drin" und in einem Fluß-Zustand, der einen die Zeit und das Drumherum vergessen läßt.

Und so auch beim Rollenspiel. Man gerät in "Resonanz" mit der Gruppe an Spielern, man ist mit der Konzentration, seinen Überlegungen, seinem Wollen IM SPIEL und hat so ein Gruppenerlebnis, welches mehr ist als das "egoistische" in den Charakter Hinabtauchen.

Danke für diese Sichtweise, da sie mir jetzt gerade zum rechten Zeitpunkt kommt, eine Erklärung dafür zu geben, warum ich so gut wie überhaupt NICHT das Gefühl bekomme, daß beim Spielen von Rollenspielen, die Handouts, Würfel, Miniaturen, Battlemaps, Karten, Poker-Chips und dergleichen mehr Spielmaterial verwenden, irgendwie meine Immersion "beeinträchtigt" wäre.

Bei den Miniaturenallergikern kommt es ja immer wieder zu den - für mich wirklich nicht nachvollziehbaren - "Begründungen" für ihre Ablehnung dieser Visualisierungsmöglichkeiten, daß ihnen dabei die Immersion flöten ginge.

Also scheint diese Art der Immersion eine "hochsensible" zu sein. Niest mal einer nicht in-character, dann hat er die Immersion kaputt gemacht. Nimmt man die laut Regelsystem zu verwendenden Würfeln im Spiel in die Hand, ist die Immersion TOT und kommt die nächsten Wochen nie wieder. - So oder so ähnlich hört sich das für mich als GEJAMMER ankommende Immersions-Predigen an.

Wenn ich in einer Rollenspielrunde mit einer Handvoll Leuten zusammen spiele, dann wechseln wir STÄNDIG durch unterschiedliche Ebenen der bewußten und unbewußten Aufmerksamkeit. Man ist IN den Regeln, IM Charakter, IN der Spielwelt und: IN der Gruppe an FREUNDEN, mit denen man gerade spielt. - Und das STÄNDIG während des Spiels. Und ebenso STÄNDIG und OHNE ANSTRENGUNG wechselt man mit seiner Aufmerksamkeit mal hier hin, mal dort hin - und man BLEIBT dabei aber "drin".

Man ist IM SPIEL eingetaucht.

Und das ist es, was ermöglicht, daß Leute mit unterschiedlicher Schwerpunktslage ihres Spielinteresses auch problemlos MITEINANDER spielen können. Es stört nämlich NICHT Würfel in die Hand zu nehmen, es stört NICHT mal kurz eine Regelklärung anzusprechen, es stört NICHT ein paar Szenerie-Elemente auf den Tisch zu stellen, es stört NICHT die Teekanne mitten in einer spannenden Kampfszene kurz rüberzureichen, ...

Wem beständig bei solchen NORMALEN Spielaktivitäten die "Immersion" abgeht, der ERWARTET vielleicht ZUVIEL von sich und - schlimmer noch - von ALLEN ANDEREN in der Spielgruppe.

Man kann nicht einfach da sitzen und auf Krampf "herumimmergieren". - "Ich WILL aber Immersion!" "Ich MUSS meine Immersion haben!" "Warum immergiere ich denn immer noch nicht?" - Das funktioniert so NICHT!

Man verkrampft sich dabei, weil man etwas WILL, statt das VON SELBST sich einstellende Eintauchen ZUZULASSEN.

Das ist wie mit Meditation oder Entspannung - auf Krampf, nur mit hartem Willen da geht das NICHT. - Loslassen. Sich lockern. Nichts wollen, sondern einfach nur mitmachen.

Im Rollenspiel: Loslassen, sich Lockern, einfach nur Mitspielen und schauen, was es alles Tolles in dieser Spielsitzung so gibt.

Wenn man sich schon VOR der Spielsitzung unter "Immersions-Leistungsdruck" setzt, dann ist man im Spiel unzufrieden, und das MERKEN auch die Mitspieler! Man mindert somit den anderen Spielern die Spielqualität! Und das aus purem EGOISMUS.

Das ist es, was ich mit den "Immersions-Predigern" immer so an Problem habe. Die Grundannahme, daß NUR mit maximaler Immersion, ohne jegliches out-game Geschehen am Spieltisch, und unter geradezu indianischer Schwitzhütten-Intimität spielend, betreibe man Gutes Rollenspiel (tm) ist schuld daran, daß solche "Immersions-Leistungssportler" anderen Mitspielern deren entspannten Spielgenuß stören. Es ist EGOISMUS, weil es wirklich nur auf das EIGENE Immersionsgefühl (meist IM Charakter aber NICHT in der Gruppe an Spielenden) ankommt.

Immersion ist für mich das Eintauchen in das Spiel, nicht zwangsweise das Eintauchen in den Charakter^^.
Das formuliert für mich genau das GEGENTEIL zu diesem Egoismus. - In das Spiel einzutauchen ist etwas, was man ZUSAMMEN tut. Das erfordert Rücksichtnahme, Achtsamkeit und Lockerheit bei allen Beteiligten. Einfach einen entspannte Spielatmosphäre und KEIN "Leistungsrollenspiel", bei dem jede Minute die "Immersions-Tiefenmesser" abgelesen werden.

Im Übrigen: Wenn man sich ständig an seiner Immersions-Tiefe orientiert, dann MISST man etwas, statt mittendrin zu sein. Allein das Überprüfen, ob man denn gerade auch schön hochwertig immergiert ist, stellt schon einen Verlust der Immersion dar.

Offline Christoph

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #6 am: 16.02.2010 | 14:28 »
Zitat
Als SL hatte ich da noch nie Schiwerigkeiten (eher wieder raus zu kommen), aber als Spieler wie gesagt schon ein paar Mal. Woran liegt das bzw. kann das liegen? Fällt es einem als SL immersiv leichter, weil man sich mehr vorbereitet, mehr Bücher liest,sich Hintergrundwissen aneignet als die Spieler,kurzum: sich mehr mit der Spielwelt vertraut macht als die Spieler? Oder kann es dafür noch andere Gründe geben?Und:ist euch so etwas auch schon mal passiert?

Der Absatz wundert mich. Als SL habe ich eigentlich sogut wie nie Zeit für Immersion, einfach weil ich laufend Dinge berechnen, beachten und weiterspinnen muss.

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #7 am: 16.02.2010 | 17:16 »
Das ist eine SEHR INTERESSANTE Sicht auf Immersion.

Dieses Eintauchen INS SPIEL ist es nämlich, was man bei Brettspielen, Computerspielen usw. auch erleben kann. Da ist man auch "drin" und in einem Fluß-Zustand, der einen die Zeit und das Drumherum vergessen läßt.

Und so auch beim Rollenspiel. Man gerät in "Resonanz" mit der Gruppe an Spielern, man ist mit der Konzentration, seinen Überlegungen, seinem Wollen IM SPIEL und hat so ein Gruppenerlebnis, welches mehr ist als das "egoistische" in den Charakter Hinabtauchen.

Danke für diese Sichtweise, da sie mir jetzt gerade zum rechten Zeitpunkt kommt, eine Erklärung dafür zu geben, warum ich so gut wie überhaupt NICHT das Gefühl bekomme, daß beim Spielen von Rollenspielen, die Handouts, Würfel, Miniaturen, Battlemaps, Karten, Poker-Chips und dergleichen mehr Spielmaterial verwenden, irgendwie meine Immersion "beeinträchtigt" wäre.

Epiphany?

Der Absatz wundert mich. Als SL habe ich eigentlich sogut wie nie Zeit für Immersion, einfach weil ich laufend Dinge berechnen, beachten und weiterspinnen muss.

Gerade die Dinge kann ich am besten, wenn ich so tief "drin" bin, daß ich sie sehen kann. Aus verschiedenen Perspektiven. Da fällt auch das Weiterspinnen weitaus leichter, weil es ganz natürlich im Fluß liegt.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Blutschrei

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #8 am: 16.02.2010 | 17:32 »
Als SL stellt man die Welt eben einfach so dar, wie man sie selbst am liebsten hat. So, wie sie einem am besten gefällt und für sich selbst am meisten Atmosphäre bietet.
Als Spieler hingegen, muss man das fressen, was einem der SL vorwirft, auch wenn einem das völlig gegen die eigene Vorstellung der Spielwelt läuft. Man kann seinen Char nur innerhalb der vom SL gegebenen Möglichkeiten spielen. Ist eben einfach eine Geschmackssache bzw man muss den "richtigen" SL für sich finden.

Übrigens einer der Gründe warum ich deutlich lieber SL als Spieler bin. Als Spieler ist die Immersion bzw generell des Charakterspiel eher eine Nebensache, ich will "spielerische" Aspekte die mich auch Outgame ein wenig fordern, und dazu brauchts nicht immer soooo arg viel Immersion. Wenn sie trotzdem vorhanden ist, ist dies natürlich nur von Vorteil.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #9 am: 16.02.2010 | 17:33 »
Die Erfahrung lehrt, dass die Verwendung des Wortes Immersion für jegliche sinnvolle Unterhaltung tödlich ist, da man fürderhin nur noch über die Definition von „Immersion“ diskutiert. ;)

Ich glaube, was du in diesem Falle meinst, ist einfach eine Verbindung zur Spielwelt, ein Gefühl für selbige. Eben dieser Moment, wo sich die Informationsschnipsel zu einem Gesamtbild zusammenfügen, wo du eine Vorstellung davon hast, wie die Szene, die gerade gespielt wird, aussieht, sich anhört usw. Und diese Szene auch mit einer gewissen Verlässlichkeit einschätzen kannst, im Sinne von: „Was kann ich jetzt eigentlich tun und was wird das zur Folge haben?“ (Natürlich kann es dabei auch mal eine Überraschung geben, aber auch die wird im Nachhinein betrachtet logisch sein.) Wenn das fehlt, ist das Spiel oberflächlich, beliebig und frustrierend.

Diese Verbindung zur Spielwelt hast du als SL natürlich automatisch, weil ja per Definition deine Vorstellung von der Spielwelt maßgeblich ist. Wenn du ein guter SL bist, schaffst du es, deine Vorstellung von der Spielwelt so an die Spieler zu vermitteln, dass auch für die Spieler die Verbindung hergestellt wird. Wenn du andererseits als Spieler diesen Punkt nicht erreichst, dann stimmt da was nicht. Vielleicht mangelndes Interesse, vielleicht schlechte Kommunikation, oder vielleicht fehlende Verlässlichkeit und innere Stimmigkeit der Spielwelt. Das muss nicht zwingend nur die Schuld des SL sein, aber es spricht dann schon einiges dafür, dass er vielleicht nicht so pralle ist.

Bin ich damit irgendwie nah dran, oder meinst du was ganz anderes?
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Offline Teylen

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #10 am: 16.02.2010 | 17:51 »
Ich sehe "Immersion" so wie Horatio.
Das heisst Immersion ist fuer mich ebenfalls in erster Linie das eintauchen in das Spiel, erst danach kommt als logische Konsequenz in die Handlungen des Charakter.

Eine Immersion auf der Charakter Ebene funktioniert, meiner Meinung nach, allein deswegen nicht weil man den Charakter mittels eines Regelsystems fuehrt.

Also im Grunde halte ich Immersion fuer die Faehigkeit sich rein auf das Spiel zu konzentrieren.
Dabei wird fuer mich auch logisch das man als Spielleiter zwingender immersiv ist als wenn man als Spieler dabei ist.

Heisst als Spieler kann ich es durchaus locker nehmen und nebenher noch an das Fussball Spiel meines Lieblingsteams denken, bei Skype Runden chatten oder Solitaer spielen oder in Szenen wo man nicht dran ist ein Buch lesen. Es stoert auch keinen wenn man mit der sprunghaften Aufmerksamkeit eines Karnickel auf ADHS spielt solange man auf dem Punkt da ist.

Als Spielleiter geht das alles aus naheliegenden Gruenden nicht. Heisst man muss die Regeln im Ueberblick haben, alle laufenden Handlungen der Spieler, die Welt als solche und gegebenfalls die Geschichte.

Ansonsten kenne ich es hoechstens das ich die ersten etwa 10 Minuten immersiv gesehen nicht da bin. Danach habe ich idR den Fokus. Wobei imho etwas falsch laeuft wenn Spieler passiv in der Ecke sitzen. Dann wurden sie falsch angespielt!?

Zitat von: Zornhau
Oben in meiner Antwort bezog ich mich auf die "gängigere" Auslegung von Immersion als "Eintauchen in den Charakter" bzw. "Eintauchen in die Spielwelt".
Vielleicht kommt es daher das es bei Immersion oder so gegeben ist?
Heisst auch wenn ich primaer in das Spiel eintauche bin ich in zweiterlinie ebenso tief in der Spielwelt und dem Charakter drin.

Die Behauptung man sei komplett in den Charakter abgetaucht halte ich fuer gelogen und 'ne schlechte Entschuldigung fuer negatives Verhalten.

Zitat
Bei den Miniaturenallergikern kommt es ja immer wieder zu den - für mich wirklich nicht nachvollziehbaren - "Begründungen" für ihre Ablehnung dieser Visualisierungsmöglichkeiten, daß ihnen dabei die Immersion flöten ginge.
Das kann aber dennoch durchaus sein.
Die Immersion bezieht sich auf das Spiel, die Regeln und das Setting. Dabei kann es sein das ein Spieler kein Problem hat Immersions-maessig in die oWoD abzutauchen, die V:tM Regeln nebst Wuerfeln anzuwenden und den Charakter in voller Setting, Charakterblatt und Gruppen gerechter Tiefer auszuspielen.

Wenn man ihn aber nun in eine DnD Runde setzt und er da eine Miniatur vor sich sieht, oder selbst wenn man mit ihm V:tM mit Miniaturen spielt, klappt die Immersion nicht mehr.
Weniger weil die Visualisierung nicht klappt, sondern weil es ein Bruch mit dem Spielsystem beziehungsweise den Regeln ist.

Heisst die Miniatur stoert nicht so sehr wegen der Visualisierung als weil man nicht weiss wie man damit umzugehen hat oder damit nicht umgehen kann.

Ebenso wie jemand der gerne Texas Hold'em spielt und dabei voll drin ist sich bei Omaha komplett aus dem Konzept bzw. gewuenschten Spielfluss gebracht sieht. Obwohl es beides Poker ist.

Zitat
Also scheint diese Art der Immersion eine "hochsensible" zu sein.
Jede Art von Immersion ist, im Grad von der Konzentrationsfaehigkeit des jenigen der sie wuenscht, sensibel.

Es gibt Leute neben denen kann man eine Bombe versenken - heisst auf einer Kappensitzung in bunten Kostuemen das duesterste Chuthulu Abenteuer leben das es je hab - die bleiben in der Immersion drin weil sie sich fokussiert konzentrieren koennen.

Es gibt Leute die recht stabil sind, da kann Cola, Bier und Bretzeln da stehen, sie bleiben in der Immersion drinnen solange nicht so etwas passiert wie - just als Beispiel - eine Diskussion ueber Regelauslegung bei V:tM oder Realismus bei SR.

Es gibt Leute die kriegen es hin solange das Setting sich in den Parametern bewegt die es ihrer Meinung nach haben darf. Also zum Beispiel keine EDO Fantasy bei Vampire, kein Mittelalter bei Shadowrun, keine bloeden Witze bei Chutulu.

Nun und es gibt sehr sensibele Leute die eben eine bestimmte Atomssphaere brauchen wie kein Futter bei Vampire, Kerzen, Musik und keine Miniaturen vielleicht gar wuerfelloses Spiel.

Zitat
Wem beständig bei solchen NORMALEN Spielaktivitäten die "Immersion" abgeht, der ERWARTET vielleicht ZUVIEL von sich und - schlimmer noch - von ALLEN ANDEREN in der Spielgruppe.
Nein, eventuell verfuegt er einfach nicht ueber das Konzentrationsvermoegen.

Meiner Meinung nach kann man z.B. Go auch in lauten Raeumen voll konzentriert immersiv spielen. Aber ich nehme durchaus nicht abwertend zur Kenntnis das es Leute gibt die eine ruhige Atmosspaher schaetzen und solche die eine ruhige Atmo brauchen..


Nun und Immersion zu bringen erfordert Leistung.
Je nach veranlagung des Spielers hinsichtlich Konzentration, Vorstellungsvermoegen und Adaption sogar eine sehr hohe Leistung.
Die "Immersions-Prediger" fordern da nur sich an denjenigen mit dem schwaechsten Leistungsvermoegen anzupassen.

Zitat
In das Spiel einzutauchen ist etwas, was man ZUSAMMEN tut.
Nein. Ist es nicht, sollte es sein, muss aber nicht.
Du kannst voll konzentriert sein, waehrend dein Spieler sich gerade nicht von den Ablenkungen frei kriegt oder Hilfe braucht. [Oder umgekehrt]
Und darauf sollte man Ruecksicht nehmen ^^;

Das Problem bei dem Tee rueberreichen / trinken im Kampf ist ja nicht das man mit der eigenen Immersion bricht sondern das man (unfreiwillig) seine Mitspieler aus dem Spielfluss zieht.
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Offline Blutschrei

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #11 am: 16.02.2010 | 18:17 »
Zitat
Wenn man ihn aber nun in eine DnD Runde setzt und er da eine Miniatur vor sich sieht, oder selbst wenn man mit ihm V:tM mit Miniaturen spielt, klappt die Immersion nicht mehr.
Mich würde es aber mal interessieren, wie es aussieht, wenn der SL das "Tabletop" hinterm Meisterschirm stattfinden lässt... Also der Gruppe "beschreibt" aber selbst die Figuren rückt...
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #12 am: 16.02.2010 | 19:04 »
Mir ist es als Spieler schon das ein-oder andere Mal passiert, dass ich (mit meinem Charakter) nicht oder nur ansatzweise in die vorgegebene Spielwelt eintauchen konnte. So sehr ich mich auch bemüht habe-...

Hmm, ich persönlich achte ja gar nicht auf "Immersion" und was jetzt stören könnte etc. Ich nenne es mal lieber "auf das Spiel konzentrieren". Da sehe ich erstmal keinen Unterschied bei mir, ob ich jetzt Spieler oder SL bin. Aber ich denke, dass man als SL schneller zum konzentrierten Spiel findet, als als Spieler, weil man nämlich MUSS. Sonst läuft das Spiel nicht. Als Spieler aber kann man auch abschalten und den SL vor sich hin schildern lassen - solange irgendein Spieler darauf eingeht, läuft das Spiel weiter. Und hier mag die Gefahr liegen. Als Spieler muss man nicht 100% der Zeit aufmerksam sein, als SL aber schon. Als Spieler passiert es mir dann auch öfter, dass meine Gedanken abdriften, wenn die Handlung gerade nicht zwingend meinen SC fordert, und ich dann "aus dem Spiel fliege". Oder ich vielleicht anfangs gar nicht erst rein komme, weil zuviel im Kopf umherschwirrt und "die anderen ja schonmal loslegen können". Da kann man sich auch noch so sehr um Konzentration bemühen - wenn der Gedanke weiter umherschwirrt, stört er. Entweder, es gelingt, ihn zu beenden, oder man braucht einen Mitspielerhaken - etwas von außen, dass einen in die Handlung zwingt. Sobald dann mal die Konzentration wirklich beim Spiel ist, ist der lästige Gedanke dann auch meist weg.
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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #13 am: 16.02.2010 | 21:48 »
Bin ich damit irgendwie nah dran, oder meinst du was ganz anderes?
Falls die Frage an mich gerichtet war: Ja, das kommt dem Ganzen schon recht nahe.
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Offline Lord Verminaard

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #14 am: 17.02.2010 | 00:02 »
Ah jo, ich denke, Immersion ist dafür eine ungünstig gewählte Bezeichnung. Der Forger würde sagen, die Exploration läuft nicht rund. Jedenfalls ist das eher ein technisches, als ein strukturelles Problem. Will sagen: Vermutlich liegt es nicht an der Spieler-Rolle, sondern eher daran, dass sie Gruppe ungenau beschreibt / unkonzentriert ist / nicht aufeinander eingeht / es nicht bringt.
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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #15 am: 19.02.2010 | 09:06 »
Kann es denn nicht  auch einfach daran liegen, dass der Spieler einfach viel um die Ohren hat und sich deswegen nicht richtig konzentrieren kann? Dass ihn das Setting eigentlich gar nicht interessiert und er hauptsächlich mitspielt, um mit seinen Freunden eine gute Zeit zu haben? Muss denn immer gleich der SL oder die Gruppe der Böse sein, wenn etwas im Spiel mit einem einzelnen SC nicht rund läuft? Ich behaupte, man kann auch als Spieler einfach mal einen schlechten Tag haben...
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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #16 am: 22.02.2010 | 12:01 »
Kann es denn nicht  auch einfach daran liegen, dass der Spieler einfach viel um die Ohren hat und sich deswegen nicht richtig konzentrieren kann? Dass ihn das Setting eigentlich gar nicht interessiert und er hauptsächlich mitspielt, um mit seinen Freunden eine gute Zeit zu haben?

Theoretisch ja, praktisch würde er dann wohl diesen Thread nicht starten, bzw. hätte er das gleiche Problem auch, wenn er leitet. Außerdem kenne ich Blizzard vom großen Treffen und glaube nicht, dass es daran liegt. (Edit: Wobei meine Wortwahl "die Gruppe" ja alle am Tisch einschließt.)
« Letzte Änderung: 22.02.2010 | 12:03 von Lord Verminaard »
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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #17 am: 22.02.2010 | 12:19 »
Als SL kann man so reagieren oder agieren, wie man es möchte und hat in der Regel auch die Definitionsgewalt über die Welt. Zusammen mit den erheblich höheren Spielanteielen sorgt das IMHO oft für ein tieferes Eintauchen als in der Spielerposition.
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Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #18 am: 22.02.2010 | 14:45 »
Kann es denn nicht  auch einfach daran liegen, dass der Spieler einfach viel um die Ohren hat und sich deswegen nicht richtig konzentrieren kann? Dass ihn das Setting eigentlich gar nicht interessiert und er hauptsächlich mitspielt, um mit seinen Freunden eine gute Zeit zu haben? .
Das kann ich in so gut wie allen Fällen, in denen das bei mir vorgekommen ist, definitiv verneinen, und das wiederum
Theoretisch ja, praktisch würde er dann wohl diesen Thread nicht starten, bzw. hätte er das gleiche Problem auch, wenn er leitet. Außerdem kenne ich Blizzard vom großen Treffen und glaube nicht, dass es daran liegt.
bejahen.
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Offline Neuromancer

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #19 am: 7.03.2010 | 17:14 »
Immersion= Gefühl für das Spiel,den Spielfluss und die Spielwelt sowohl für den Spieler als auch den Spielleiter.Interagierend miteinander und reflektierend dem Spielleiter.

My own 2 cents of definition
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Offline Benjamin

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Re: Immersionstrennung zwischen SL&Spieler?
« Antwort #20 am: 8.03.2010 | 13:49 »
Wenn mir einer mit Charakterdarstellung kommt, ist meine Immersion ganz schnell flöten.

Was Zornhau schreibt, Immersion -> Flow. Grandios.