Autor Thema: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?  (Gelesen 4933 mal)

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Offline Ludovico

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Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« am: 20.02.2010 | 11:35 »
Durch den Thread im SL-Forum kam mir folgender Gedanke:
Ingame-Situationen koennen niemals Sackgassen sein. Es kann sein, dass man als einzelner Spieler oder als Gruppe den Ausweg nicht sieht, aber das heisst nicht, dass es ihn nicht gibt. Spieler und SL muessen lediglich die Flexibilitaet und den Mut aufweisen, ihre Konzepte etwas zu biegen, bzw. auch die Beziehungen innerhalb der Gruppe entsprechend zu definieren.

Metamind

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #1 am: 20.02.2010 | 11:42 »
Spieler und SL muessen lediglich die Flexibilitaet und den Mut aufweisen, ihre Konzepte etwas zu biegen, bzw. auch die Beziehungen innerhalb der Gruppe entsprechend zu definieren.

Genau das ist doch der Punkt. Sobald eine der beiden Parteien das nicht tut entsteht im Spiel eine Sackgasse*.

*Vielleicht sollten wir erst klären was mit Sackgasse gemeint ist. Eine Sackgasse ist für mich eine Ingamesituation in der die Spielercharaktere sich im Kreis drehen und kein Fortschritt passiert. Je nachdem wie streng ein Spieler sich an sein Charakterkonzept klammert oder wie stark ein Spielleiter Lösungsvorschläge abblockt können diese das Ende des Abenteuers, der Kampagne oder den Tod eines Charakters zur Folge haben. Oder im schlimmsten Fall: Langeweile. Ich denke, dass bei Sandbox Spielen keine Sackgassen vorkommen können. Meine Antwort bezieht sich also auf plotgesteuerte oder charaktergesteuerte Abenteuer.

ErikErikson

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #2 am: 20.02.2010 | 11:49 »
Kann der Spieleiter die gesamte Welt manipulieren, gibt es keine Sackgassen. Die Sackgasse stellt sich dann nämlich bei näherer Betrachtung als Hinterhof mit Tür herraus.

Sackgassenprobleme können nur entstehen, wenn der SL unter Zeitdruck seine Welt nicht schnell genug anpassen kann.

Bsp. Die Helden besiegen den Erzschurken, der sie hätte gefangennehmen sollen. Dem SL muss jetzt schnell was einfallen. Bsp. werden die Helden von ihren ursprünglichen Auftraggebern verraten und eben doch wieder eingesperrt. Da muss er halt schnell genug drauf kommen. Lucky, wenn die Spielrunde dann zuende is.

Offline Lichtbringer

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #3 am: 20.02.2010 | 12:27 »
Die Frage ist doch viel eher: Gibt es Situationen, die nicht zur allgemeinen Zufriedenheit losbar sind?

Und ich denke, das kann durchaus der Fall sein. Es kann vorkommen, dass die einzige "Hintertür" einer solchen Sackgasse der internen Logik der Spielwelt so sehr widerspricht, dass es die Glaubwürdigkeit und dem Spielspaß schaden würde, sie dennoch zu öffnen.
Ist beispielsweise die Spielgruppe durch Charakterentwicklung in einer Konstellation angekommen, dass zwei SC sich gegenseitig umbringen wollen, weil es nur so aus ihren Charakterzügen und den Umständen folgen konnte, kann diese Sackgasse auf Dauer nur verlassen werden, wenn die entsprechenden SC sich plötzlich umentscheiden und ihren Charakter vollkommen verändern. Mal eben so, ohne jeglichen Anlass. Nicht gerade glaubwürdig.
Ich glaube, da würde ich eher meinen SC sterben lassen, aber für Leute, die mehr auf gamistisches Spiel Wert legen, mag auch das eine Niederlage sein.
Voila! In einer solchen Situation gibt es keine zufriedenstellende Lösung. Sackgasse gefunden. QED.

ErikErikson

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #4 am: 20.02.2010 | 12:35 »
In meinen Augen Irrsinn. Ich würde erstmal nur in Extremfällen einen Char spielen, der überhaupt einen anderen SC (also Bekannten), ohne extremen Grund umbringen will. Und mit extremem Grund: Was soll der vorher tun? Die Schwester vergewaltigen?

Jeder Mensch, der nicht grade total gestört ist, kann flexibel und manchmal sogat TATA! gegen seine Überzeugungen reagieren, wen ner nen Grund hat. Der Grund ist der Gruppenzusammenhalt. Wenns den nicht gibt, ist das ein ganz anderes Problem. 

Son Prob passiert immer nur, wenn jemand seinen Char als Mittel einsetzt, um seinen Willen durchzudrücken, alla, gib mir, oder ich mach das Spiel kaputt.

Das ist nur meine Meinung, es ist ja ein typischer Streitpunkt, ich will auch niemand überzeugen.


Offline Ludovico

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #5 am: 20.02.2010 | 12:44 »
Sackgasse (hier): Ingame-Situation, die bei konsequenter Weiterfuehrung durch die Charaktere (wie etwa das Ausspielen der Persoenlichkeiten) zu einem Umbruch in der Gruppenkonstellation fuehrt (angefangen von einem ausscheidenden SC bis hin zum TPK)

Die Frage ist doch viel eher: Gibt es Situationen, die nicht zur allgemeinen Zufriedenheit losbar sind?

Nein, ich finde nicht, dass das die Frage ist. Die Frage steht weiter oben im Thread. Ausserdem gibt es genuegend Situationen, die nicht zur allgemeinen Zufriedenheit geloest werden koennen, da bei mehreren Menschen die Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass immer jemand unzufrieden ist.

Zitat
Und ich denke, das kann durchaus der Fall sein. Es kann vorkommen, dass die einzige "Hintertür" einer solchen Sackgasse der internen Logik der Spielwelt so sehr widerspricht, dass es die Glaubwürdigkeit und dem Spielspaß schaden würde, sie dennoch zu öffnen.
Ist beispielsweise die Spielgruppe durch Charakterentwicklung in einer Konstellation angekommen, dass zwei SC sich gegenseitig umbringen wollen, weil es nur so aus ihren Charakterzügen und den Umständen folgen konnte, kann diese Sackgasse auf Dauer nur verlassen werden, wenn die entsprechenden SC sich plötzlich umentscheiden und ihren Charakter vollkommen verändern. Mal eben so, ohne jeglichen Anlass. Nicht gerade glaubwürdig.
Ich glaube, da würde ich eher meinen SC sterben lassen, aber für Leute, die mehr auf gamistisches Spiel Wert legen, mag auch das eine Niederlage sein.
Voila! In einer solchen Situation gibt es keine zufriedenstellende Lösung. Sackgasse gefunden. QED.

Ich kann mich dem nicht anschliessen. Die Situation, die hier als Sackgasse bezeichnet wird, waere folgende:
Die zwei SCs koennen sich nicht leiden und wollen sich gegenseitig umbringen.

Aber hier koennen Situationen geschaffen werden zum Beispiel durch den SL oder auch durch die Spieler selber, die eine Umwandlung dieser Einstellung zur Folge hat, also einen Wendepunkt. Sowas gibt es in Filmen und Romanen zuhauf.
Zum Beispiel ginge ein gemeinsamer Gegner, der beide umbringen will und die SCs muessen zusammenhalten.

Offline Morvar

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #6 am: 20.02.2010 | 12:51 »
Da ich der Thread Ersteller im Sl Forum bin, würde ich gerne was dazu sagen.

Also...Sackgasse war das erste Wort was mir einfiel. Warum? Weil mir persönlich keine sofortige ingame Lösung eingefallen ist und auch meine erfahrenen Spieler keinen Ausweg parat haben/hatten.

Natürlich könnte ich einfach hingehen und das Problem durch SL Macht lösen. tata--fertig. Aber meine Spieler wären OT sehr "angepisst", weil meine sonst so vehemente verteidigte Stimmigkeit und Logik in meiner Spielwelt durchbrochen wird. Auf's äußerste. Deshalb versuche ich ingame eine Lösung des Problems zu finden.

Gruß

Morvar


Pyromancer

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #7 am: 20.02.2010 | 12:57 »
Es kam in meinen Runden immer Mal wieder vor, dass sich die Charaktere so weiterentwickelt haben, dass sie nicht mehr gruppentauglich waren. Was macht man, wenn es für den Charakter keinen Grund mehr gibt, mit der Gruppe rumzuhängen, und die Gruppe keinen Grund mehr hat, sich mit dem Charakter abzugeben, und niemand Bock hat, seinen Charakter zu verbiegen? Dann muss eben einer, oder zwei, oder alle neue Charaktere bauen.

Die Geschichte von dem Mexican Standoff am Ende der Feng-Shui-Kampagne, wo fast alle Charaktere bereit waren, sich gegenseitig umzubringen, oder das eine Mal, wo bei Cthulhu mein Charakter von zwei anderen SCs erschossen wurde sind mit meine schönsten Rollenspiel-Erinnerungen. ;)

Offline Lichtbringer

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #8 am: 20.02.2010 | 12:59 »
@Kaffeebecher: Die Frage ist, was du unter Zufriedenheit verstehst. Es gibt einen Unterschied zwischen Situationen, die die Spieler einfach nicht erfreuen, und solchen, in denen der Spaß einiger Spieler ungerechtfertigt oder durch puren Zufall auf Kosten anderer erkauft wird. Wenn alle SC in eine Falle laufen, ist das für alle ärgerlich. Wenn sich zwei SC bekämpfen, dann muss einer der Spieler als Sieger und einer ls Verlierer daraus hervorgehen. Häufig genug durch reines Würfelglück.
Wenn du eine Sackgasse so nicht definieren willst, wie dann? Schließlich könnte sonst der SL auch sagen: "Oh, eine magische Zeitumkehrung. Wir befinden uns wieder am Anfang der Ereignisse und können es nun besser machen." Meiner Ansicht nach ergeben sich Sackgassen, weil solche Eingriffe in das Spielgeschehen den Leuten (aus gutem Grunde) missfallen würden. Es gibt schließlich kein anderes Kriterium, an dem messbar wäre, was möglich und was unmöglich machbar ist. Schließlich gibt es keine in Stein gemeißelte Regel, die sowas verbieten würde. Ich denke, das meinte Morvar.

Du irrst dich auch in deinem zweiten Punkt. Es gibt durchaus Möglichkeiten, Situationen anzubieten, in denen es rationaler wäre, zusammenzuarbeiten. Aber das heißt nicht, dass die SC rational handeln müssen. Sind sie gar absichtlich irrational angelegt, dann steckst du in einer Sackgasse, die logisch nicht zu verlassen ist.
Beispiel aus der realen Welt: Es wäre angesichts anderer Bedrohungen (Globalisierung, Atomwaffen, Hungernöte usw.) für beide Seiten von enormen Vorteil, wenn Palestina und Israel nett miteinander umgingen. Aber das ändert nicht das geringste daran, dass viele Leute auf beiden Seiten eher durch diese Umstände oder im Kampf sterben würden, als mit den Anderen zusammenzuarbeiten. Menschen sind keine sonderlich rationale Spezies, erstrecht nicht, wenn sie sich im Besitz heiliger Wahrheit wähnen.
Was also, wenn ich einen Kleriker spielen möchte? Heutzutage kommt uns das seltsam vor, aber in jeder glaubwürdigen, mittlelalterlichen Welt, muss ich sogar ein solches Verhalten an den Tag legen, um meiner Rolle zu entsprechen. Ist das keine Sackgasse?

ErikErikson

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #9 am: 20.02.2010 | 13:00 »
@Pyro_Das ist dann cool.  :)

Da will dann aber wohl auch niemand in der Konsti weiterspielen, sonst hätten sie ihre Chars ja nicht so entwickelt.

Ein sauberes, passendes Ende.

Offline Arkam

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #10 am: 20.02.2010 | 13:07 »
Hallo zusammen,

Durch den Thread im SL-Forum kam mir folgender Gedanke:
Ingame-Situationen koennen niemals Sackgassen sein. Es kann sein, dass man als einzelner Spieler oder als Gruppe den Ausweg nicht sieht, aber das heisst nicht, dass es ihn nicht gibt. Spieler und SL muessen lediglich die Flexibilitaet und den Mut aufweisen, ihre Konzepte etwas zu biegen, bzw. auch die Beziehungen innerhalb der Gruppe entsprechend zu definieren.

ich denke gerade das liegen die Probleme. Hier wäre jetzt konstruktives Umgehen mit der Situation gefragt.
Aber auf Spieler Seite werden solche Situationen schnell als Bedrohung für Charakter / Charakterkonzept / Erfolg gesehen und werden mit allen Mitteln bekämpft.
Darauf reagieren Spielleiter dann gerne mit Hinweis auf die Regeln / Charakterlogik / Denkfaulheit der Spieler.
Gibt es dann noch unterschwellige Konflikte in der Gruppe brechen diese gerade in solchen Situationen gerne auf und die Situation wird noch schwerer beherrschbar.

Mein Vorschlag wäre es die Situation zu deeskalieren.
Dazu gehört als erstes das alle Parteien von den gleichen Regeln ausgehen. So manche Situation ist eskaliert weil die angedachte Lösung einer Seite wegen unterschiedlichem Regelverständnis nicht gangbar erschien.
Dann sollte man abklären ob man an den Kernpunkt eines Charakters gekommen ist. Häufig sind es ja Kleinigkeiten die für den Spieler den Charakter aus machen.
Danach kann man dann Lösungsmöglichkeiten sammeln und die günstigste wählen.

Gruß Jochen
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Offline Ludovico

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #11 am: 20.02.2010 | 13:24 »
@Pyro
Das ist cool, aber fuer mich noch keine Sackgasse.

Wenn alle SC in eine Falle laufen, ist das für alle ärgerlich. Wenn sich zwei SC bekämpfen, dann muss einer der Spieler als Sieger und einer ls Verlierer daraus hervorgehen. Häufig genug durch reines Würfelglück.

Meine Guete, wie viele Filme gibt es, die damit beginnen, dass sich zwei Leute spinnefeind sind am Anfang und dann raufen sie sich zusammen?

Zitat
Wenn du eine Sackgasse so nicht definieren willst, wie dann? Schließlich könnte sonst der SL auch sagen: "Oh, eine magische Zeitumkehrung. Wir befinden uns wieder am Anfang der Ereignisse und können es nun besser machen." Meiner Ansicht nach ergeben sich Sackgassen, weil solche Eingriffe in das Spielgeschehen den Leuten (aus gutem Grunde) missfallen würden. Es gibt schließlich kein anderes Kriterium, an dem messbar wäre, was möglich und was unmöglich machbar ist. Schließlich gibt es keine in Stein gemeißelte Regel, die sowas verbieten würde.

Detaillierter als oben: Wenn man die Situation weiterfuehrt und dadurch die Gruppenkonstellation sich aendert, dann hat man eine Sackgasse. Der einzige Ausweg waere das Brechen mind. eines SC-Konzeptes oder ein Bruch in der Spielwelt.

Zitat
Du irrst dich auch in deinem zweiten Punkt. Es gibt durchaus Möglichkeiten, Situationen anzubieten, in denen es rationaler wäre, zusammenzuarbeiten. Aber das heißt nicht, dass die SC rational handeln müssen. Sind sie gar absichtlich irrational angelegt, dann steckst du in einer Sackgasse, die logisch nicht zu verlassen ist.

Was SCs tun und lassen, ist im Endeffekt immer in Spielerhand. Wenn die Spieler also die Situation konsequent bis zum bitteren Ende durchfuehren wollen, ohne auf Wendepunkte zu reagieren, dann ist das eine andere Sache, als wenn die Gruppe gezielt nach einer Ingame-Loesung sucht, aus einer vertrackten Situation rauszukommen. Von daher kann ich die reale Welt als Beispiel hier auch nicht akzeptieren, denn Menschen in der realen Welt sind keine SCs, die von Spielern gelenkt werden.

Zitat
Was also, wenn ich einen Kleriker spielen möchte? Heutzutage kommt uns das seltsam vor, aber in jeder glaubwürdigen, mittlelalterlichen Welt, muss ich sogar ein solches Verhalten an den Tag legen, um meiner Rolle zu entsprechen. Ist das keine Sackgasse.

Kleriker koennen auch sehr weltlich orientiert sein aber auch Fanatiker sind vor Zweifeln nicht gefeit. Bei Warhammer sind es doch gerade die Fanatiker, die nachher dem Chaos verfallen.

Offline Yvo

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #12 am: 20.02.2010 | 13:27 »
Ja es gibt Sackgassen...

Eigentlich haben Spieler und SL volle Kontrolle über die Erzählung.
Der SL kann erzählen, wie goldene Elfenoger vom Himmel fallen, die Marzipankartoffeln kacken und die Spieler können erzählen, dass ihre Charaktere die alle mit einem Zahnstocher erdolchen...

Weil das jetzt nicht soooo viel Spaß macht, unterwirft man sich gewissen Regeln. Zum einen festen Spielregeln (im Sinne von Regelbuch, Zahnstocher machen zu wenig Schaden, jemand mit Körperkraft 3 kann keinen Panzer anheben...), zum anderen "Gruppenregeln" (was erzählt wird, worauf wert gelegt wird, welche Geschichten man erleben will, wie gespielt wird...)

Und natürlich können Sackgassen auftreten, die mit den Regeln, die man sich ja selbst auferlegt hat, nicht zu lösen sind.
Man muss dann seine eigenen Regeln brechen, um aus der Situation rauszukommen.
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Offline Ludovico

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #13 am: 20.02.2010 | 13:30 »
Ja es gibt Sackgassen...

Eigentlich haben Spieler und SL volle Kontrolle über die Erzählung.
Der SL kann erzählen, wie goldene Elfenoger vom Himmel fallen, die Marzipankartoffeln kacken und die Spieler können erzählen, dass ihre Charaktere die alle mit einem Zahnstocher erdolchen...

Weil das jetzt nicht soooo viel Spaß macht, unterwirft man sich gewissen Regeln. Zum einen festen Spielregeln (im Sinne von Regelbuch, Zahnstocher machen zu wenig Schaden, jemand mit Körperkraft 3 kann keinen Panzer anheben...), zum anderen "Gruppenregeln" (was erzählt wird, worauf wert gelegt wird, welche Geschichten man erleben will, wie gespielt wird...)

Und natürlich können Sackgassen auftreten, die mit den Regeln, die man sich ja selbst auferlegt hat, nicht zu lösen sind.
Man muss dann seine eigenen Regeln brechen, um aus der Situation rauszukommen.

Glaube ich nicht, denn ich glaube, die Gruppe (Spieler und SL) kann immer eine Situation herbeifuehren, um aus der Situation rauszukommen.
Mir faellt da echt nichts ein, wie eine solche Sackgasse aussehen koennte.

Hey, Charakterkonzepte sind doch keine starren Konstrukte, sondern passen sich auch immer weiter an, entwickeln sich weiter,... So koennte irgendwann ein Paladin auch anerkennen, dass dem Guten mehr damit gedient ist, wenn ein Mensch zum Wohle vieler stirbt und so einen Mord gutheissen (auch wenn er es nicht moegen muss).
« Letzte Änderung: 20.02.2010 | 13:33 von Kaffeebecher »

ErikErikson

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #14 am: 20.02.2010 | 13:35 »
Stimme Kaffebecher voll zu.

Gebt doch mal nen Beispiel, wo man seine Regeln brechen muss, um ausner Sackgasse rauszukomm. Ich sage, es liegt nur an der mangelnden Kreativität, das einem ne logische, schlüssige Alterantive nit einfällt.


Offline Funktionalist

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #15 am: 20.02.2010 | 14:14 »
Eure Argumentationen hören sich für mich wie die der Vorttragenden auf dem Havardmethodenseminar an.

Das Lustige war, dass die Methode schon in den Rollenspielen scheiterte...
(Sie ist sehr gut, um verfahrene Situationen in einer ergebnisorietierten Runde zu verhandeln, ohne dass persönliche Gefühle verletzt werden, weshalb ich sie hier doch erwähne.)

Fazit:
sobald einer wütend ist, wird es sehr schwer einen Ausweg zu finden.
(Siehe Punkt: Ergebnisraum erweitern in der Havardmethode)

Offline Yvo

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #16 am: 20.02.2010 | 14:22 »
Naja, das Anpassen von Charakterkonzepten an Situationen (=Story ist wichtiger als Charakterspiel) ist nur möglich, wenn nicht nach Gruppenregeln plausibles Charakterspiel wichtiger ist als Story.

Da muss man halt Prioritäten setzen und man muss ja nicht gleichzeitig alle Regeln brechen.

In einer DSA-Gruppe war halt Story und Charakterspiel wichtig.

Situation:
Betrunkener Thorwaler ist in einem Streit mit Praioten handgreiflich geworden und soll nun verhaftet werden.

Plausibles Charakterspiel wäre gewesen, diese Szene zu ignorieren oder eventuell den Praioten zu helfen (waren eher rechtschaffende Charaktere).

Das Problem war, dass es sich bei den Thorwaler um einen neuen SC handelte, der in die Gruppe integriert werden sollte (warum der SL die Szene für sinnvoll hielt, einen neuen SC einzuführen, weiß ich allerdings nicht...)

Wir haben dann bewusst gegen die Regel "plausibles Charakterspiel" verstoßen, um in der "Story" (neuer SC soll in die Gruppe) voran zu kommen. Natürlich war der Thorwaler sofort unser bester Freund und hat uns bei Dingen geholfen, die ihn eigentlich nichts angehen.

Insofern würde ich sagen: Ja, es gibt Sackgassen, aber nur, wenn man an allen Regeln festhält und nicht bereit ist, Zugeständnisse zu machen und diese anzupassen...
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Offline Ludovico

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #17 am: 20.02.2010 | 14:37 »
Naja, das Anpassen von Charakterkonzepten an Situationen (=Story ist wichtiger als Charakterspiel) ist nur möglich, wenn nicht nach Gruppenregeln plausibles Charakterspiel wichtiger ist als Story.

Ich gehe erstmal davon aus, dass sich ein Charakter durch die Abenteuer und Erlebnisse weiterentwickelt. Von daher denke ich, dass auch eine verfahrene Situation ist, eine Moeglichkeit darstellt, den SC weiterzuentwickeln. In welche Richtung sich das Konzept entwickelt, ist allerdings Spielersache.


Situation:
Betrunkener Thorwaler ist in einem Streit mit Praioten handgreiflich geworden und soll nun verhaftet werden.

Plausibles Charakterspiel wäre gewesen, diese Szene zu ignorieren oder eventuell den Praioten zu helfen (waren eher rechtschaffende Charaktere).

Das Problem war, dass es sich bei den Thorwaler um einen neuen SC handelte, der in die Gruppe integriert werden sollte (warum der SL die Szene für sinnvoll hielt, einen neuen SC einzuführen, weiß ich allerdings nicht...)

Wir haben dann bewusst gegen die Regel "plausibles Charakterspiel" verstoßen, um in der "Story" (neuer SC soll in die Gruppe) voran zu kommen. Natürlich war der Thorwaler sofort unser bester Freund und hat uns bei Dingen geholfen, die ihn eigentlich nichts angehen.[/quote]

Hier haette es auch andere Moeglichkeiten gegeben, wie etwa, dass der Thorwaler etwas weiss oder etwas hat, was wichtig fuer ein Abenteuer ist. Somit muesste die Gruppe versuchen, ihn zu befreien, um in ein Abenteuer zu kommen.

Zitat
Insofern würde ich sagen: Ja, es gibt Sackgassen, aber nur, wenn man an allen Regeln festhält und nicht bereit ist, Zugeständnisse zu machen und diese anzupassen...

Da stimme ich Dir teilweise. Wer starr und stur ist, der kann in einer Sackgasse landen.

Offline Bad Horse

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #18 am: 20.02.2010 | 19:12 »
Ich finde, die Ausgangssituation im anderen Thread beschreibt eine Sackgasse schon recht gut: Rechtschaffener Charakter kriegt mit, dass sein Kumpel einen Unschuldigen ermordet hat. Und jetzt? Entweder der Spieler des rechtschaffenen Charakters ist unglücklich, weil sein als stur und prinzipientreu angelegter Charakter den Assassinen davonkommen lässt, oder der Spieler des Assassinen ist unglücklich, weil sein Charakter ins Gras beißt (oder zumindest aus der Gruppe ausscheiden muss).

Eine Sackgasse wäre hier eine Situation, wo der Kompromiss, mit dem beide halbwegs zufrieden sind, nicht allzu offensichtlich ist.

In einer anderen Gruppe haben wir die Situation, dass die Sklavin, die der Vater eines Charakters mit der Gruppe mitschickt, eben diesem Vater alles weitererzählt, was passiert. Das muss sie auch, das ist ihre Aufgabe. Leider wäre die direkte Konsequenz daraus im Augenblick, dass die Sklavin jetzt bei interessanten Gesprächen vor der Tür warten muss, weil der Rest der Gruppe die ständige Berichterstattung nicht brauchen kann. Auch hier sind wir dabei, nach einer Lösung zu fahnden, wie wir den Charakter wieder besser in die Gruppe integrieren können. Aber das ist keine Situation, die wir ingame einfach weiterlaufen lassen sollten - hier muss noch einer Lösung und einem Ausweg gesucht werden.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Maarzan

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #19 am: 21.02.2010 | 08:14 »
(warum der SL die Szene für sinnvoll hielt, einen neuen SC einzuführen, weiß ich allerdings nicht...)
Erfahrung.
Ich war echt erstaunt damals wie viele verschiedene DSA-Gruppen unabhängig voneinander zunächst den Praiotenpriester der Gegend weggemeuchelt haben, wenn er die Nase aus dem Tempel steckte.

Inszwischen glaube ich ja, dass das nach einer Weile mal aufgefallen wäre ... .

Andererseits ist die Reaktion nachvollziehbar, wenn man Rolle und spielweise von solchen Priestern in der Praxis sah.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Wolf Sturmklinge

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #20 am: 22.02.2010 | 13:43 »
Durch den Thread im SL-Forum kam mir folgender Gedanke:
Ingame-Situationen koennen niemals Sackgassen sein. Es kann sein, dass man als einzelner Spieler oder als Gruppe den Ausweg nicht sieht, aber das heisst nicht, dass es ihn nicht gibt. Spieler und SL muessen lediglich die Flexibilitaet und den Mut aufweisen, ihre Konzepte etwas zu biegen, bzw. auch die Beziehungen innerhalb der Gruppe entsprechend zu definieren.
Ja, wenn man auf die Authentizität scheisst, dann gibt es keine Sackgassen. Aber das ist wie cheaten im Computerspiel.
Ich persönlich bin der Auffassung, daß Aktionen Reaktionen hervorrufen und man nicht eine Deus-Ex-Machina nachahmen sollte, damit es auch ja nicht ins Stocken kommt. Genau diese Dinge, machen doch einen Teil des Reizes aus.
Beispiel:
Wenn ich das imaginäre Kind eines Spielercharakters auf einen Spieß stecke und brate, dann würde ich gerne mal den Ausweg sehen, wie ich das wieder hinbiege.

Meiner Meinung nach sollte es Sackgassen geben. Wenn die Spieler es verkacken, dann ist das eben Pech. Ich persönlich habe selbst schon Dinge grade gebogen, aber da spielten andere Faktoren mit hinein. Aber wenn ich mein Charakterkonzept häufiger verbiegen muß, damit es keine "Probleme" gibt...nein Danke. Man sollte sowieso nicht nur auf seinen eigenen Char Rücksicht nehmen, sondern auch drauf achten, welche Probleme man möglicherweise den anderen Chars verpasst.

Ich hatte mal einen Spieler, der hat einem Dämon einen Bolzen an den Kopf geschossen (ist aber abgeprallt) und sich dann sofort unsichtbar gemacht... Na das war ein Spaß für die Gruppe. Die Sackgasse hat ihnen schön die Scheisse aus dem Leib geprügelt.

ErikErikson

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #21 am: 22.02.2010 | 13:56 »
Ok. Ich habs auch schon erlebt, das ein Char nen anderen Char auf nimmerwiedersehen ins Schlammloch geschubst hat, um dann seinen Rucksack zu plündern.

Solche Sachen sind der Gruppe dann schwer zu vermitteln. Man kann dann zwar mit kurzfristiger geistiger Umnachtung, magischer Beeinflussung usw. argumentieren, um eine plausible -nicht deus ex machina Lösung zu finden.

Aber: DAS PROBLEM LIEGT DOCH EHER DARIN BEGRÜNDET; DAS EIN SC DAS KIND EINES ANDEREN SC AM SPIESS BRÄT!

Es sei denn, diese Art von Spiel ist gewünscht. Hat jemand Lust drauf?

Offline Abd al Rahman

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #22 am: 22.02.2010 | 16:12 »
Es gibt keine Sackgassen. Nur Konsequenzen, die niemand Lust hat zu spielen.

Offline Bad Horse

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #23 am: 22.02.2010 | 22:50 »
Es gibt keine Sackgassen. Nur Konsequenzen, die niemand Lust hat zu spielen.

Find ich schön gesagt.  :d
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

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Wolf Sturmklinge

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Re: Gibt es Sackgassen ueberhaupt?
« Antwort #24 am: 23.02.2010 | 09:09 »
Es gibt keine Sackgassen. Nur Konsequenzen, die niemand Lust hat zu spielen.
Auf die Du keine Lust hast.

Ich würde von dem Begriff Sackgasse weggehen und Einbahnstrasse verwenden. Das Ergebnis ist das gleiche, aber die Sackgasse impliziert, daß es keinen Ausweg gibt, aber das stimmt nicht. Es gibt einen.