Ich weiß nicht, ob das ein solcher Exot ist.
Also Spiele, "Wo der Vorgang des Spinnen der Geschichte Kern des Interesses ist", die sind tatsächlich ausgesprochene Exoten in der Spielelandschaft. Und es ging ja im obigen Beitrag nicht darum, daß man Erzählspiel mit allerlei Spielprodukten spielen könnte, sondern eben um die Exoten, bei denen "der Vorgang des Spinnen der Geschichte Kern des Interesses ist". Die sind selten und kaum jemand kennt und spielt sie.
Womit du zweifellos Recht hast, ist, dass die „gute Geschichte“ deutlich weniger greifbar ist als z.B. „Realismus“ oder „Herausforderung“. Daher müssen Erzählspieler die Fähigkeit mitbringen, hier die gemeinsame Wellenlänge mit ihren Mitspielern zu finden – oder zu erkennen, dass es die nicht gibt, und das Spiel dann abzubrechen oder auf einen anderen Spielstil auszuweichen. Sich – soweit möglich – auf die Vorlieben und Ideen der anderen einzulassen, ist zwingend erforderlich. Wenn jeder darauf beharrt, seine eigene Vorstellung (und nur die) sei „gut“, kann es nicht funktionieren.
Ersetze "Erzählspieler" durch ROLLENSPIELER.
Denn EGAL, ob es um Die Gute Geschichte (tm) geht oder um eine Knackige Herausforderung (tm) oder darum, ob etwas Realistisch (tm) ist, ohne eine gemeinsame Wellenlänge, ohne stimmende Gruppenchemie, ohne eine Rücksichtnahme zur Förderung der Gruppe, da kann man KEIN Rollenspiel betreiben.
Das ist absolut unabhängig von der Zielsetzung, Spielweise, Stilausprägung und was auch immer!
Da geht es auch nicht darum, daß "Realismus" irgendwie "greifbarer" wäre. - Wer sich das GEZERRE von Realismus-Fanatikern mal anschaut, der erkennt sofort, daß hier ein Konsens sogar noch VIEL SCHWERER zu finden ist, als bei Story-Fanatiker oder Herausforderungs-Fanatikern! - Realismus und "realistisch" ist geradezu ein GARANT für Dissenz in einer Gruppe von Spielern, denen Realismus wichtig ist. Denn das, was sich JEDER EINZELNE als "realistisch" vorstellt, ist ja ganz grundsätzlich und zwangsweise UNREALISTISCH, weil es nur durch SEINE gefilterte Wahrnehmung dessen, was er für "real" hält, zustande kommt. - Daher gibt es bei den R-Spielern auch übelste Zerwürfnisse.
Das ist keine Vermutung, sondern ich war in der Frühzeit ein Hard-Sci-Fi-Fan und bin Naturwissenschaftler. Das sind schon einmal Voraussetzungen dafür, daß es EKELHAFT werden kann, wenn es hier zu Diskussionen - schlimmstenfalls mitten im Spiel - kommt, ob und wie "realistisch" etwas ist. - Das hat zur Selbstzerfleischung von Gruppen geführt.
Ich bin davon GRÜNDLICHST kuriert. - R-Spiel gibt es bei mir NICHT und erwarte ich auch NICHT. - Das erspart endlosen Ärger.