Der Berg kreißte und gebar eine Maus.
Wenn man die Garnierung mit den eher techniken- als ethikbezogenen Erzählspieleinwürfen ("Baut eure Beiträge aufeinander auf und ignoriert sie nicht!") vom Teller schiebt und dann gnadenlos alle Verschachtelungen, Verkleidungen, Abschweifungen und anderen Zierrat runterreißt, bleibt vom Artikel nur noch eine Binsenweisheit:
"Solange alle Beteiligten es so wollen und dabei keine Unbeteiligten stören, ist es koscher, und wenn der SL dann halt die Würfel für die bessere Geschichte dreht."
Das ist zweifellos richtig - und zielt ebenso an den Einwürfen der "Erzählspiel-Basher" vorbei, die hier adressiert werden sollten.
Sittlich gefestigtes Erzählspiel ist schon seit Jahr und Tag seit den ersten xErz-Artikeln des Gemüse-Ghouls eine geduldete und legitime andere Spielart, und wenn man in Ghouls alten Blogs zum Thema wühlt, findet man auch entsprechendes zur zielgerichteten und gleichbehandelnden Regelanwendung und -aussetzung.
Das Problem sind eher solche Leute, die entweder im Schummelzug festsitzen, weil sie nichts anderes kennen und denken, dass das schon das sein wird was zu den Spaßquellen im Hobby führt. Diese Leute schaden allenfalls sich selbst und sind so vielleicht tragisch, aber nicht schädlich.
Schädlich sind solche Leute, die uninformiert und/oder böswillig eben diese Werkzeuge als den "richtiges" oder "höheres" Rollenspiel propagieren, ob das jetzt den Betreffenden helfen würde oder nicht. Denn damit verwirren und verschlechtern sie das Spiel anderer, und behindern intelligenten Gedankenaustausch über das Hobby.
Damit sind wir voll im "Gewollt, aber nicht gekonnt"-Territorium, das schon andere angeschnitten haben, sowie das Territorium des "Nicht gewollt, aber doch gemacht, weil man halt denkt dass Rollenspiel so ist."
Die Streitfrage wird hier nun sein, ob diese schlechten Runden nun häufig, selten oder der Normalfall sind. Und du, Frank, weißt so gut wie ich dass hierauf niemand eine definitive Antwort geben können wird, solange wir die Szene nicht mit einer groß angelegten und teuren Forschungsgruppe analysieren.
Fakt ist aber: Diese Runden existieren, und sie haben schädliche Effekte auf sich und andere (und sei es nur, dass sie gezieltes und informiertes Anspielen von Spaßquellen hemmen).
Ich habe sie selbst oft genug gesehen und in solchen mitgespielt, ehe ich mir über meine Spaßquellen klar geworden bin, und einige Aussagen von "Konvertiten" wie Greifenklaue deuten in eine ähnliche Richtung.
Und auch die Feindbilder, die die Forge in ihrer Frühzeit aufbaute, müssen irgendwoher gekommen sein. Nicht umsonst sind viele der heutigen/früheren Forge-Konvertiten Erzählspieler gewesen (und zielte viel Überzeugungsarbeit der Forgies auf eben diesen Personenkreis ab), die durch die neuen Ideen, Techniken und Theorien Aha-Erlebnisse hatten.
Und selbst wenn sie sich heute wieder von der Schmiede abgewendet haben, so können sie doch informierter und zielgerichteter an ihr Spiel gehen, als es der Fall war als sie nur das alte Würfeldrehspiel kannten und das als einzig sinnvollen Normalfall des Rollenspiels einschätzten.