Autor Thema: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?  (Gelesen 16435 mal)

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Offline Nørdmännchen

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #50 am: 31.03.2010 | 16:03 »
[Labermodus]

Ich würde Literatur als Medie definieren - und unter Medie verstehe ich wiederum eine Einrichtung (Instrument, Methode) zur Vermittlung von Informationen (Inhalten) zwischen Menschen. Wesentlich zu unterscheiden in den gegeben technischen Mitteln und damit ihren spezifischen Möglichkeiten.

Also... Medien sind dann z.B.:
Literatur - nach MEINER Auffassung fest (wird in diesem Thread gerne als fixiert bezeichnet) und rein sprachlich. Etymologisch ist Literatur mit Letter verwandt, ich würde (angesichts der technischen Mittel) soweit gehen, Literatur vorrangig als schriftsprachliches Zeugnis aufzufassen.
Fotos und Bilder - technisch relativ klar definiert...
Tonaufzeichnungen - im heutigen Zeitalter ziemlich vielseitig, digital oder analog... blabla (ist mein Beruf, Schwafelgefahr ;) )
Film - im weiteren Sinne also bewegte Bilder, meist einhergehend mit Ton
Computer gestützte Medien - Internet, Computerspiele, interaktive Präsentationen etc.

Medien sind aber auch: Gespräche, Vorführungen (z.B. Theater) und z.B. Lernspiele (in der Schule).

Für mich ist damit auch Rollenspiel (in seinen wundervoll manigfaltigen Formen und Varianten) eine Medie... die ich mit Inhalt füllen kann und die ihre eigenen technischen Vorgaben hat!

Wenn wir Literatur im alltäglichen Sprachgebrauch mit Erzählungen oder sogar guten Geschichten gleichsetzen, so sprechen wir dabei aber eher von Inhalten, die die Medie Literatur transportiert. Und hier kann es tatsächlich zu Deckungen mit den Inhalten der Medie Rollenspiel kommen.
So findet sich z.B. der gleiche Inhalt im Drehbuch (Medie: Literatur) wie im fertigen Blockbuster (Medie: Film) oder auch im Abenteurquellbuch (Medie: Literatur) wie (wenn auch in Variation) am Spielabend (Medie: Rollenspiel).

[/Labermodus]

So und um meinen weiterführenden Gedanken Raum zu bieten, eröffne ich jetzt einen neuen Thread!

EDIT: Der Link zum neuen Thread...
http://tanelorn.net/index.php/topic,54162.0.html
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 16:22 von Nordmännchen »
»Gute Geschichten sind so gut aufgebaut, daß Lehrer natürlich denken, sie seien vorher geplant,
aber jede Geschichte hätte auch in eine Million andere Richtungen gehen können.«

– Keith Johnstone, Theaterspiele

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #51 am: 31.03.2010 | 16:31 »
@Zornhau

Das Ergebnis einer Rollenspielsitzung habe ich, jetzt mal instinktiv, als die am Spieltisch, direkt mit dem Spiel verknüpften Dialoge verstanden.
Das kam mir dann aber komisch vor, da hier nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Verhandlung dazugehören.

Ich würde als Ergebnis die bei der Sitzung gemeinsam entwickelten Information sehen.

@Topic
Das heißt, nach Ende der Sitzung gibt es eine durch die mündliche Sprache sachlich fixierte Geschichte.

Das fällt somit in die gleiche Klasse von Literatur, wie Märchen, die mündlich überliefert werden. Es ist egal, mit welchem Wortlaut sie erzählt werden, solange die Information die gleiche ist.
Das stimmt jetzt natürlich nur, wenn es bei Literatur nicht auf den genauen Wortlaut ankommt.
(Reproduzierbarkeit scheint auch ein Faktor zu sein...was Theaterstücke ausscheiden ließe, denn die Interpretation und die genaue Vorführung ändert sich ja auch häufig,wenn nicht gar zufällig.)

sers,
Alex

Achamanian

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #52 am: 31.03.2010 | 16:45 »
Ich finde die Threadfrage als "Ist"-Frage nicht richtig zielführend ... korknadel hat zwar m.E. Recht, dass Rollenspielsitzungen Aspekte aufweisen, die man auch von der Literatur kennt, aber ich bin mir nicht so sicher, ob es dadurch gerechtfertigt ist, den Literaturbegriff so zu dehnen, bzw. ob das nötig ist.
Ich denke aber schon, dass man literaturwissenschaftlich an die Untersuchung einer Rollenspielsitzung herangehen kann, ob sie nun niedergeschrieben ist oder nicht (Genau wie an einen Einkaufszettel). Genauso kann man ja auch einen Film mit literaturwissenschaftlichen Mitteln untersuchen (auch, wenn manche Filmwissenschaftler dabei vielleicht das klate Grausen kriegen ...).
Meine Magisterarbeit ist eigentlich ein ziemlich gutes Beispiel dafür: Die hat sich auf Filme konzentriert, die ich mit literaturwissenschaftlichen Mitteln untersucht habe. Da es aber eine Arbeit in der Literaturwissenschaft war, wurde es mir zur bedingung gemacht, dass mindestens ein Drittel der Arbeit sich mit Literatur im engeren Sinne, als mit geschriebenem Text, befasst.

Von daher finde ich, es kann schon interessant sein, eine Rollenspielsitzung "wie Literatur" zu betrachten und zu gucken, was man rausfindet. Aber ich finde, dass nur die Einnahme dieser Betrachterperspektive aus der Rollenspielsitzung noch kein Literaturereignis macht.

Offline Teylen

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #53 am: 31.03.2010 | 16:48 »
Woher kommt die Annahme das Literatur muendlich sein kann und keiner schriftlichen Fixierung bedarf?
Aus dem Satzfragment vom deutschen Wikipedia das aus dem Kontext gerissen wurde?

Literatur kommt doch vom lateinischen litteratura = Buchstabenschrift
Das heisst etwas das nur muendlich weiter gegeben wird kann keine Literatur sein.

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Achamanian

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #54 am: 31.03.2010 | 16:56 »
Literatur kommt doch vom lateinischen litteratura = Buchstabenschrift
Das heisst etwas das nur muendlich weiter gegeben wird kann keine Literatur sein.

Die Grenzen sind da aber fließend - die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem Stoff setzt ja meistens voraus, dass er irgendwie festgehalten wird, und bis vor gar nicht allzu langer Zeit war das eben nur schriftlich sinnvoll möglich, und schon hat man Literatur ...
Mit Film und allgegenwärtigen Tonaufzeichnungsmöglichkeiten in Handys und sonstwo ändert sich das natürlich. Wenn jetzt jemand eine Rollenspielsitzung mitschneidet, kannst du dir die natürlich auch unter literaturwissenschaften Gesichtspunkten ansehen, und dann stellt sich die Frage, wo der Unterschied zum Volksmärchen ist, das erzählt und dann irgendwann in verschiedenen Fassungen auch aufgeschrieben wurde.

Wobei ich trotzdem dabei bleiben würde, den Begriff Literatur für das Niedergeschriebene zu verwenden, weil der Begriff sonst so schwammig wird, dass er nicht mehr zu viel taugt. Wenn ich mich in der Literaturwissenschaft mit einem Theaterstück befasse, dann ja meistens auch eher mit dem Text als mit einer Inszenierung (wobei auch da die Inszenierungsuntersuchung eine Option ist ...).

Andererseits: Was ist mit Hörbüchern? Sind das "nur" Literaturadaptionen?

es ist halt alles zu kompliziert ...

Offline Zornhau

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #55 am: 31.03.2010 | 17:05 »
@Zornhau

Das Ergebnis einer Rollenspielsitzung habe ich, jetzt mal instinktiv, als die am Spieltisch, direkt mit dem Spiel verknüpften Dialoge verstanden.
Das kam mir dann aber komisch vor, da hier nicht nur das Ergebnis, sondern auch die Verhandlung dazugehören.

Ich würde als Ergebnis die bei der Sitzung gemeinsam entwickelten Information sehen.
Und zu der gehören Spielwerteänderungen, Notizen, Handouts, Battlemap-Positionen, die man für das nächste Mal per Foto festhält, usw. ebenso, wie die Verärgerung zweier Spieler, die miteinander in Streit geraten sind, oder eine spontan eingeführte Hausregel.

Was heißt "direkt mit dem Spiel verknüpfte Dialoge"? - Wie DIFFERENZIERT man denn für das "gültige Ergebnis" einer Spielsitzung zwischen ALLEM, was gesagt - aber eben auch GETAN! - wurde, und dem, was "direkt mit dem Spiel verknüpft" sein soll?

Für mich ist das Spielen in einer Spielsitzung ein GESAMTERLEBNIS. - Dazu gehört ALLES. Und nichts darf fehlen!

@Topic
Das heißt, nach Ende der Sitzung gibt es eine durch die mündliche Sprache sachlich fixierte Geschichte.
Aber genau die gibt es doch NICHT! - Die gäbe es, wenn sich alle Spielenden nach der Sitzung die erspielten Erlebnisse gegenseitig nochmals erzählen würden, Unstimmigkeiten hervorgerufen durch die individuelle FILTERUNG des Erlebten ausdiskutieren und ausbügeln würden, und dann wirklich genau EINE "sachlich fixierte Geschichte" SCHAFFEN würden.

Das Erspielte ist ein ERLEBNIS. Und - wie auch bei Zeugenaussagen oder Nacherzählungen - hier WERDEN die unterschiedlichen Wahrnehmungen, Filterungen, Sichten der einzelnen Spieler MASSIV DIFFERIEREN.

Im Extremfall kommt als einziger, gemeinsamer Nenner heraus: "Wir gingen zum Evil Overlord. Und nun ist er tot." Und ALLES drumherum hat jeder irgendwie anders in Erinnerung!

Das liegt daran, daß ja NICHT ALLES IM DETAIL wirklich im Spiel ausgebreitet wird. - All das, was sich die einzelnen Spieler durch ihre VORSTELLUNGSKRAFT an Details hinzu-IMAGINIERT haben, ist INDIVIDUELL VERSCHIEDEN.

Da kann man sogar erwarten, daß die einzelnen Wahrnehmungen des Erspielten differieren, denn einen wirklich IDENTISCHEN, bis in ALLE DETAILS IDENTISCHEN gemeinsamen Vorstellungsraum bekommt man nicht hin, solange man mit Menschen spielt. - Wenn ich eine Geschichte abfasse, dann ist zumindest der TEXT für ALLE Leser der identische. Auch hier wird beim Lesen die Vorstellungskraft des Einzelnen die Geschichte, die ICH als Autor in MEINEM Kopf hatte, ganz ANDERS im Kopf des Lesers ankommen lassen.

Warum meinst Du, ist dies beim Rollenspiel anders?

(Reproduzierbarkeit scheint auch ein Faktor zu sein...was Theaterstücke ausscheiden ließe, denn die Interpretation und die genaue Vorführung ändert sich ja auch häufig,wenn nicht gar zufällig.)
Ich sehe das Theaterstück, also die Niederschrift, als Literatur an. - Eine Theater-AUFFÜHRUNG ist eine KÜNSTLERISCHE DARBIETUNG.

Das trifft auch auf Dichterlesungen zu. Ist es NUR volatil, d.h. wird es NICHT niedergeschrieben, dann mag es immer noch ein Gedicht sein, aber es ist KEINE Literatur!

Auch die über Generationen weitergegebenen mündlichen Erzählungen sind ja nur Erzählungen, aber ihnen fehlt das Literarische: Die schriftliche Fixierung, die eine unveränderte Weitergabe ermöglicht.

Jedes "Aufführen" einer Märchenerzählung ist eine DARBIETUNG. Woher der Erzählende den Stoff hat, ist im Moment der Darbietung EGAL. - Er könnte ihn selbst einmal erzählt bekommen haben, oder er könnte ihn gelesen haben, also der Literatur entnommen haben.

Im Rollenspiel wird zwar auch jede Menge niedergeschrieben, aber zu welchem ZWECKE?

Literatur wird es nur, wenn jemand sich hier schriftstellerisch betätigt, d.h. mit BEWUSSTEM WILLEN Literatur schafft.

Offline Minne

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #56 am: 31.03.2010 | 17:06 »
Woher kommt die Annahme das Literatur muendlich sein kann und keiner schriftlichen Fixierung bedarf?
Aus dem Satzfragment vom deutschen Wikipedia das aus dem Kontext gerissen wurde?

Literatur kommt doch vom lateinischen litteratura = Buchstabenschrift
Das heisst etwas das nur muendlich weiter gegeben wird kann keine Literatur sein.

Egal ob es eine Rollenspiel Sitzung, ein Lied oder ein Maerchen ist.
Es ist etwas naiv, Wortbedeutungen aus irgendwelchen historischen Wurzeln ableiten zu wollen. Dass ein Wort irgendwas bedeutet ist eine Konvention, und Konventionen können sich ändern. Der Literaturbegriff der modernen Literaturwissenschaften ist eben ein weiterer und umfasst nicht nur schriftliche Zeugnisse. Dies ist für uns vielleicht auch deshalb nicht mehr so selbstverständlich, weil in unserer Gesellschaft schriftliche Zeugnisse die orale Tradierung an vielen Stellen abgelöst haben. Aber früher, und in vielen Regionen heute noch, wurden selbst extrem umfangreiche Verserzählungen nur memoriert und rezitiert.

Offline Zornhau

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #57 am: 31.03.2010 | 17:10 »
Andererseits: Was ist mit Hörbüchern? Sind das "nur" Literaturadaptionen?
Sind sie gekürzt, dann sind es Adaptionen.

IMMER, d.h. egal ob gekürzt oder ungekürzt, sind es DARBIETUNGEN. Als Audio-Datei zwar in reproduzierbarer Form, aber es sind IMMER Interpretationen des jeweiligen Vortragenden. - Wie eine Lesung halt auch.

Das ist eine DARSTELLENDE (eventuell sogar künstlerische) Aktivität. Man trägt den Text, den INHALT der Literatur, vor.

Auch Hörspiele haben ein DREHBUCH. - Solche Hörspieldrehbücher habe ich immer gerne GELESEN - als Literatur. - Hört man das Hörspiel, dann ist es eine AUFFÜHRUNG, eine DARBIETUNG. - KEINE Literatur.

Offline Minne

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #58 am: 31.03.2010 | 17:15 »
Beitrag entfernt.
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 18:05 von nnhndrtzwlf »

Achamanian

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #59 am: 31.03.2010 | 17:16 »

Auch Hörspiele haben ein DREHBUCH.

Deshalb fragte ich ja auch nach Hörbüchern.

Aber wie gesagt, insgesamt finde ich die Definitionsfrage eigentlich müßig, weil es ja nichts daran ändert, dass ich mich mit Rollenspielsitzungen, Theaterinszenierungen, Filmen und Hörspielen trotzdem ähnlich befassen kann wie mit Literatur, ohne sie dafür unbedingt zu Literatur zu erklären. Schließlich kann auch ein Musikwissenschaftler die Geräuschkulisse in einem Stahlwerk aufnehmen und als quasi-musikalisches Artefakt untersuchen, ohne dass die Maschinen deshalb ein Orchester wären.

EDIT:
@nnhndrtzwlf:
Nanu, wo kommt das denn her?
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 17:18 von Achamanian »

Offline Teylen

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #60 am: 31.03.2010 | 17:23 »
@nnhndrtzwlf
Naiv finde ich den Ansatz sich ueber jegliche Konventionen welche die etablierte Wortbedeutung betreffen hinwegzusetzen und zu unterestellen es bestuende eine neue.
Ich habe keine Quelle finden koennen die ernsthaft behauptet das nicht schriftlich festgehaltenes Literatur ist. Es da der moderenen Literaturwissenschaft zu unterstellen erscheint mir absurd.

Die Grenzen sind da aber fließend - die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einem Stoff setzt ja meistens voraus, dass er irgendwie festgehalten wird, und bis vor gar nicht allzu langer Zeit war das eben nur schriftlich sinnvoll möglich, und schon hat man Literatur ...
Ich sehe nicht wo die Definition fuer Literatur fliessend ist.
Wie geschrieben bezieht sich Literatur auf geschriebenes, wenn man es weit fast, wie es die moderne Literaturwissenschaft macht, auf alles geschriebene unabhaengig vom Inhalt oder der Intention.

Ich sehe nicht in wie weit der Begriff der Literatur auf weitere ausgedehnt geworden waere oder ausgedehnt werden muss. Denn,...

Zitat
Mit Film und allgegenwärtigen Tonaufzeichnungsmöglichkeiten in Handys und sonstwo ändert sich das natürlich.
Nein. Wieso sollte es am Begriff der Literatur, gar natuerlich, etwas aendern?
Es betrifft ihn doch gar nicht denn was dort aufgezeichnet wird zaehlt zum Theater.

Zitat
Wenn jetzt jemand eine Rollenspielsitzung mitschneidet, kannst du dir die natürlich auch unter literaturwissenschaften Gesichtspunkten ansehen, [..]
Ich kann es mir auch unter statistischen Gesichtspunkten ansehen oder es versuchen ueber die Mathematik zu formalisieren oder mit Naturwissenschaftlichen Methoden betrachten. Dennoch ist eine Rollenspielsitzung keine Statistik oder Mathematik oder Naturwissenschaft.

Heisst ich streite nicht ab das man es literaturwissenschaftlich untersuchen kann.
Ich streite ab das es Literatur ist.

Zitat
[..] dann stellt sich die Frage, wo der Unterschied zum Volksmärchen ist, das erzählt und dann irgendwann in verschiedenen Fassungen auch aufgeschrieben wurde.
Die wurden aufgeschrieben.
Waeren sie nicht aufgeschrieben worden, waeren sie keine Literatur.

Urban Myth sind ja auch keine Literatur solange sie nicht schriftlich festgehalten werden/wurden.
Zitat
Wobei ich trotzdem dabei bleiben würde, den Begriff Literatur für das Niedergeschriebene zu verwenden, weil der Begriff sonst so schwammig wird, dass er nicht mehr zu viel taugt.

Einerseits das, anderseits faende ich es bizarr nun im kleinen Kreis Literatur umzudefinieren nur damit Rollenspiele drunter passen. @_@

Zitat
Wenn ich mich in der Literaturwissenschaft mit einem Theaterstück befasse, dann ja meistens auch eher mit dem Text als mit einer Inszenierung (wobei auch da die Inszenierungsuntersuchung eine Option ist ...).
Letzteres waere doch Theaterwissenschaft? Oder gibt es die nicht mehr?

Zitat
Andererseits: Was ist mit Hörbüchern? Sind das "nur" Literaturadaptionen?
Ja.
Wenn du ein Stueck von Shakespeare wortwoertlich wie es niedergeschrieben da steht vorliest ist es das was dort geschieht ja auch Theater bzw. eine Literaturadaption und keine Literatur. Auch wenn du es aufzeichnest. Es sei denn du schreibst es nieder - und dann waere das Schriftstueck Literatur und nicht der Vorgang.
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Achamanian

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #61 am: 31.03.2010 | 17:32 »
@Teylen:

"Schwammig" ist es deshalb, weil alle möglichen unterschiedlichen Formen in der Literaturwissenschaft behandelt werden - natürlich gibt es literaturwissenschaftliche Arbeiten zuhauf, die Inszenierungen und Adaptionen einbeziehen oder sich sogar auf sie konzentrieren. Ich sage gar nicht, dass man deshalb die Definition erweitern muss, habe aber den Eindruck, dass so ein Erweiterungsprozess ohnehin im Gange ist. Das liegt zum Teil schlicht und einfach daran, dass viele Medienübergreifende Themen in der Literaturwissenschaft anbieten, und wenn man ganz eng definiert, müssen LiteraturwissenschaftsstudentInnen jedes Mal durchkämpfen, dass es jetzt nebenher auch noch um Filme, Inszenierungen und Handyklingeltöne gehen darf.

Meiner Erfahrung nach definiert da eh jeder Prof, wie's ihm beliebt. Wenn das Thema gefällt, ist es schon irgendwie Literatur ...

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #62 am: 31.03.2010 | 17:36 »
Für mich ist das Spielen in einer Spielsitzung ein GESAMTERLEBNIS. - Dazu gehört ALLES. Und nichts darf fehlen!
Das hat alles seinen Einfluss, das stimmt.
Wenn man mich allerdigns fragt, was das der Sitzung Ergebnis ist, dann fällt mir nicht als erstes "+3Level" ein, sondern Gespräche zwischen Charakteren, lustige Momente oder dramatische Wendungen oder der Handlungsfaden.
Die Geschichte, also.

Das Schöne ist, ab und an kommt es in meinen Gruppen zu Momenten, in denen einer anfängt eine alte Runde zu rezitieren und alle mit einstimmen.
Da scheint etwas gemeinsames vorhanden zu sein, auch wenn die exakten Aufzeichnungen längst verloren sind. (Mit ihnen wären alle Aussagen wahrs. sehr viel exakter.)

Zitat
Aber genau die gibt es doch NICHT! - Die gäbe es, wenn sich alle Spielenden nach der Sitzung die erspielten Erlebnisse gegenseitig nochmals erzählen
Selbst dann hätte man noch nicht eine vollständig gleiche GEschichte, aus den gleichen GRünden, die Du weiter unten ausführst.

Zitat
Warum meinst Du, ist dies beim Rollenspiel anders?
Das meine ich nicht. Jeder sieht die Geschichte anders. Jeder hat die Brille seines Chars auf und der eine stellt sich die Prinzessin blond vor und für dne anderen hat sie rote Locken. (War sie jetzt glatt blond, oder lockig blond?)
Das ist aber bei einem Märchen auch nicht anders.

Ich sehe halt, dass Sagen als Literatur verstanden werden, obwohl sie im Kern mündliche Überlieferungen sind. Das heißt, sie sind Geschichtskerne, die jedes Mal in neue Formulierungen gegossen werden und Interpretationen der Erzähler beinhalten.
Wenn ich die Geschichte einer Runde wiedergebe, dann unterscheidet sich das aus meiner Sicht nicht vom Erzählen eines mir bekannten Märchens...Ich mache dann die Prinzession vielleicht rotgelockt und halte mich nicht an die Disneyvariante mit dem glattblonden vorpubertären Fraumädchen. ;D

Zitat
Ich sehe das Theaterstück, also die Niederschrift, als Literatur an. - Eine Theater-AUFFÜHRUNG ist eine KÜNSTLERISCHE DARBIETUNG. +Begründung
Ist eine valide Sichtweise.

Ich persönlich habe meine Probleme mit dem Literaturbegriff und weiß auch nciht so recht, was er einem bringt. Ich hätte keine Skrupel den Mitschnitt einer Sitzung mit Literarischen Werkzeugen zu bearbeiten (und wenn ich Wortfelder erstelle und Alliterationen zähle...urgs) auch hätte ich keine Skrupel mit Cineastischen Werkzeugen an die Sache heranzugehen und die Spieler zu fragen, aus welchen Winkeln sie sich die Szenen vorgestellt haben und ob und wie Cutscenes vorkamen, cliffhanger etc...

Zitat
Zweck und Absicht
darüber muss ich nachdenken. Das wäre ein interessanter Aspekt.
Zufällige LIteratur wäre möglich, wenn sie mit Absicht erstellt wird (Notationen von John Cage-"Werken"). Zufälliges Schaffen von Literatur demnach nicht... das nachträgliche Deklarieren als LIteratur mpsste allerdings möglich sein.
Ich denke jetzt hier an Witze, die spontan entstanden, oder unbeabsichtigt (meist peinlich) waren, dann aber weitererzählt werden/angewandt werden.
Sie wären in dem Moment Literatur, in dem sie als solche erkannt werden und nicht erst, nachdem sie ein zweites Mal reproduziert wurden oder notiert wurden...

Denn mit Absicht könnte man eine Rollenspielrunde zum Literaturschaffen verwenden. Wenn zweiteres gilt, könnte man die erspielte Information im Nachhinein, wie den Witz, als Literatur deklarieren...

Das komische ist ja, dass sich an Anwendbarkeit der literarischen Werkzeuge nichts ändert, wenn ich die Geschichte erzähle oder nur im Kopf durchspiele... Diese Bedingung kann also diskriminieren, aber ich halte sie nciht für sinnvoll.

Das thema ist so unsicher, da 1. der LIteraturbegriff so schwammig ist, selbst, mit der Definition im OP, 2. Das Ergebnis einer Runde als Begriff nicht klar ist und 3. jeder eine andere INtuition hat UND 4. es nciht klar ist, was der Begriff Literatur hier eigentlich bezwecken soll ...
davon bekommt man ja Kopfschmerzen.

Ich gehe mal davon aus, dass man eine Rechtfertigung sucht, mit den literarischen Werkzeugen an Rollenspiele heranzugehen und die Erkenntnisse lustbringend nutzen zu können.

Ich göaube, dass man diese Werkzeuge auf Rollenspiele ausrichten und sinnvoll einsetzen kann. Ich glaube auch, dass man sich hier an der Cineastik, der LIteratur im engeren Sinne und auch bei der Theaterkritik, sowie bei den Wirtschaftswissenschaften und der Motivationforschung bedienen kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
Der Grund sind die Ähnlichkeiten in den Strukturen.
Über die Gewichtung und Aussagekraft der Erkenntnisse, die man mit den Werkzeugen erhält lässt sich mMn nicht pauschal klären, indem man das RSP der Literatur zuordnet. Das funktioniert ja schon in selbiger nur von Fall zu Fall.

sers,
Alex

Edit:
Achamanian triffts kürzer.
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 17:40 von Destruktive_Kritik »

Offline Zornhau

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #63 am: 31.03.2010 | 17:39 »
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Was legst Du mir da für einen SCHEISS in ein MIR zugeschriebenes Zitat?

LASS DAS! - Der beste Weg: LÖSCHE zumindest jeglichen Verweis, der MICH fälschlicherweise als Autor des von DIR schmählich mir untergeschobenen Textes darstellt.

Möchtest Du diesen Thread hier WIRKLICH eskalieren lassen? - Warum? - Bisher ging es doch hier nur um die Sache, und jetzt fängst Du mit PERSÖNLICHEN PROVOKATIONEN an?

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #64 am: 31.03.2010 | 17:41 »
@Zornhau

das sollte Dich, glaube ich, mit dem hier bekanntesten Literaturkritiker vergleichen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

"Sechzig Seiten geläsen und kein SEX. Ich habe das Buch weggeschleudert. Es hat mich gelangweilt!" ;D

Edit:
@DK: Schmähung bleibt Schmähung, auch wenn sie "lustig" gemeint ist. Ich kann den ZH da schon verstehn.
joa...ich würde auch auf eine Umformatierung bestehen.
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 17:52 von Destruktive_Kritik »

Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #65 am: 31.03.2010 | 17:44 »
Ich hab Minneyars Beitrag gemeldet, und ich hoffe, dass die Redaktion das ernstnimmt.

@DK: Schmähung bleibt Schmähung, auch wenn sie "lustig" gemeint ist. Ich kann den ZH da schon verstehn.
ErikErikson: Ich weiss immer noch nicht, wie ich meinen Speer am besten einführe.
kirilow (IRC): Ich denke mir aber, dass Du gerne ein Misanthrop wärst.
oliof (IRC): Zornhau: Ich muss gleich speien.

Achamanian

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #66 am: 31.03.2010 | 17:45 »
@Zornhau:
Okay, das hab ich mir gedacht ... wo es hier doch derzeit angenehm zivilisiert zugeht!

Humpty Dumpty

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #67 am: 31.03.2010 | 17:53 »
Meine Güte, da kochen die Emotionen ja mal wieder ganz schön hoch.

5 Cent am Rande: Das hier ist nach meinem Eindruck der 800. Aufguss des Kampfes um Deutungshoheit. Literatur ist eine Kunstform. Insofern müsste, wer das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur zu nennen akzeptiert, auch mit einer Spielart von Rollenspiel leben, die sich in Begriffen der Kunst verstanden sehen möchte.

Das mag insbesondere dann absurd wirken, wenn sich die wesentlichen Ergebnisse eines Spieleabends in ausgesprochen crunchigen Begrifflichkeiten fassen lassen. Das mag andererseits aber dann angemessen sein, wenn das Element spielerischer Unterhaltung gegenüber einem kreativen Schaffensprozess zurücktritt. Dabei ist wohlgemerkt nichts über die Qualität des Ergebnisses jenes Prozesses ausgesagt. Ich vermute sogar, dass in den meisten Fällen, so man denn ästhetische Bewertungskriterien unbedingt anlegen möchte, furchtbarer Schrott resultiert. Dennoch halte ich ein wie auch immer tradiertes Ergebnis einer langen Session Polaris durchaus für Literatur. Warum auch nicht?

Wenn man einmal klar kommuniziert hat, dass die Auffassung, Rollenspiel in bestimmten Spielarten sei eine Kunstform, in keinerlei Weise eine Herabsetzung der alternativen Spielarten beinhaltet (denn sonst würde es in der Tat unsinnig), kann ich den ebenso vehementen wie aggressiven Widerstand gegen den Literatur- bzw. Kunstbegriff in Bezug auf den Prozess oder das Ergebnis von Rollenspielen nicht nachvollziehen.

Offline Heretic

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #68 am: 31.03.2010 | 17:56 »
Rollenspiel ist keine Kunstform, Rollenspiel dient vorrangig der Unterhaltung, das sagt bereits das Wort "Game" im Originalbegriff aus.
Nimmt man das "Game" raus, dann hat man Role Playing, aber kein RPG mehr.

Alle Elemente müssen befriedigt werden und in Einklang gebracht. Wie bei den 5 Ringen.... xD
ErikErikson: Ich weiss immer noch nicht, wie ich meinen Speer am besten einführe.
kirilow (IRC): Ich denke mir aber, dass Du gerne ein Misanthrop wärst.
oliof (IRC): Zornhau: Ich muss gleich speien.

Humpty Dumpty

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #69 am: 31.03.2010 | 17:57 »
Rollenspiel ist keine Kunstform, Rollenspiel dient vorrangig der Unterhaltung, das sagt bereits das Wort "Game" im Originalbegriff aus.
Nimmt man das "Game" raus, dann hat man Role Playing, aber kein RPG mehr.

Alle Elemente müssen befriedigt werden und in Einklang gebracht. Wie bei den 5 Ringen.... xD
Vielen Dank für die Diskussion. Du hast recht. Ciao.

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #70 am: 31.03.2010 | 18:00 »
@Heretic
Wie hängen denn Unterhalung und Kunst zusammen, dass sie sich hier ausschließen?

Offline Minne

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #71 am: 31.03.2010 | 18:02 »
Zitat
Naiv finde ich den Ansatz sich ueber jegliche Konventionen welche die etablierte Wortbedeutung betreffen hinwegzusetzen und zu unterestellen es bestuende eine neue.
Ich habe keine Quelle finden koennen die ernsthaft behauptet das nicht schriftlich festgehaltenes Literatur ist. Es da der moderenen Literaturwissenschaft zu unterstellen erscheint mir absurd.
Wenn man die Konventionen nicht kennt, sollte man sich nicht so sehr aufs hohe Ross setzen und anderen unterstellen sich willkürlich über die Konventionen hinweg zu setzen. Du willst eine Quelle? Bitteschön: Der Literaturbegriff wird in "Einladung zur Literaturwissenschaft" von Jochen Vogt (Willhelm-Fink-Verlag 1999) im 8. Kapitel diskutiert. Da wird ein Literaturbegriff, der mündliche Dichtung ausschließt als zu eng verworfen.

Zitat
Möchtest Du diesen Thread hier WIRKLICH eskalieren lassen? - Warum? - Bisher ging es doch hier nur um die Sache, und jetzt fängst Du mit PERSÖNLICHEN PROVOKATIONEN an?

Hm, ich hätte ja gedacht, dass der Abschnitt für meisten sofort als ein (literarischer ;) ) Scherz erkennbar sein müsste. Aber wenn du dich so darüber ärgerst, dann lösche ich ihn halt *schulterzuck* Worauf ich hinaus wollte, ist dass mir deine Argumentation (Verkürzt: Literatur ist, wenn man bewusst Literatur schafft) an den Ausspruch des Hauptmanns im Woyzeck erinnert. "Moral ist, wenn man moralisch ist"
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 18:10 von nnhndrtzwlf »

Offline Teylen

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #72 am: 31.03.2010 | 18:06 »
@Zornhau

das sollte Dich, glaube ich, mit dem hier bekanntesten Literaturkritiker vergleichen.
Nein, er hat ein Zitat aus Woyzeck von Buechner verfremdet:
HAUPTMANN: Ha! ha! ha! Süd-Nord! Ha! Ha! Ha! O Er ist dumm, ganz abscheulich dumm. <Gerührt> Woyzeck, Er ist ein guter Mensch, ein guter Mensch – aber <Mit Würde> Woyzeck, Er hat keine Moral! Moral das ist wenn man moralisch ist, versteht Er. Es ist ein gutes Wort. Er hat ein Kind, ohne den Segen der Kirche, wie unser hochehrwürdiger Herr Garnisonsprediger sagt, ohne den Segen der Kirche, es ist nicht von mir.
WOYZECK. Herr Hauptmann, der liebe Gott wird den armen Wurm nicht drum ansehn, ob das Amen drüber gesagt ist, eh' er gemacht wurde. Der Herr sprach: Lasset die Kindlein zu mir kommen.

http://www.zeno.org/Literatur/M/B%C3%BCchner,+Georg/Dramen/Woyzeck/Vorl%C3%A4ufige+Reinschrift+(H4)/%5BH4,+Szene+5%5D

Ich finde es passt nicht bzw. geht nicht als literarischer Scherz durch.
Ist ja auch nicht witzig wenn man wem sagt wo er einen alles lecken kann, auch wenn man sich damit auf Goethe bezieht.
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #73 am: 31.03.2010 | 18:07 »
Literatur ist nicht automatisch eine Kunstform, wirklich, wirklich, tatsächlich nicht.

Wenn man so an die Frage rangeht, kommt man zwangsläufig nicht weit. Schließlich ist auch die Mehrheit der in der Welt produzierten Texte keine Kunst.

Dummerweise habe ich nun seinerzeit, lang ist's her, Mediävistik studiert, und da hat man mündliche Stoffe immer als Literatur behandelt. In diesem Sinne biin ich bei meinen Ausführungen zum Rollenspiel auch vorgegangen.

Es kann natürlich auch gut sein, dass die hier versammelte Tanelorn-Gemeinde es besser weiß als die ollen Profs von damals, zumal die sich nicht so lange mit derlei Definitionen aufgehalten haben. Ich will auch mal den NDLer sehen, der behaupten würde, es im Theater nicht mit Literatur zu tun zu haben. Genauso im Film. Da werden doch überall Texte geschaffen, eben oft auch welche, die mit mehr Zeichensystemen als nur der Schrift/Sprache arbeiten. Und freilich kann man da auch von anderen Disziplinen her rangehen. Und ich bleibe für mich dabei: Die Organisation der diversen beteiligten Zeichensysteme ist beim Rollenspiel meist derart, dass man durchaus von einer Art von Literaturhaftigkeit sprechen kann.

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #74 am: 31.03.2010 | 18:08 »
@Teylen
Man lernt nie aus. ;)
Danke.