Aber man kann auch Spaß haben, wenn in einem kürzeren Abschnitt eben doch mal Railroading betrieben wird. Es kommt nur darauf an, wie das passiert und das ist schwer in Worte zu fassen.
Das ist das Problem.
Railroading an sich ist erst einmal BESCHEISSEN der Spieler. Immer. Eine Tat, die an sich schon verwerflich ist.
Aber.
Wenn man sich geeinigt hat, daß man ein bestimmtes Fertigabenteuer so eng am gedruckten Worte, wie es geht, spielen möchte, dann KANN der Spielleiter NICHT ANDERS als das Mega-Railroading-Fertigabenteuer so zu leiten, wie es die Torfnase an Abenteuerersteller verfaßt hat. - Man könnte sich natürlich anders einigen und dem Spielleiter erlauben, daß gesamte Abenteuer auseinander zu pflücken, die Eisenbahnschienen abzubauen, und dann mal zu sehen, was für einen ganz anderen Verlauf das Abenteuer nun nehmen mag.
Beides ist in Ordnung.
Der ENTSCHEIDENDE Punkt: Der Spielleiter und die Spieler haben sich GEEINIGT, daß hier ein Abenteuer aus der Hand eines ANDEREN mit "Beschiß-Funktion" gespielt werden soll. Dann herrschen keine unterschiedlichen Erwartungen, AUCH WENN natürlich zu den vorgesehenen Punkten die Spieler immer noch BESCHISSEN werden.
Man wird beschissen, aber es macht einem nicht so viel aus.
Die Unmoral liegt hier allein beim Abenteuerersteller, der die Schienen verlegt hat.
Ist bei einem SELBSTERSTELLTEN Abenteuer Railroading eingebaut, und spricht der SL das mit seinen Spielern an, dann kommt es sehr auf die Persönlichkeit des SL an. Sagen die Spieler mit einem Augenzwinkern "Mach mal. Immersier uns den Arsch wund.", dann wird das unmoralische Railroading TOLERIERT. Es wird immer noch BESCHISSEN, aber man weiß, daß dies der Fall sein wird, und konnte sich VORHER entscheiden, ob man hier mitspielen möchte oder ob man sich das lieber nicht geben mag. Die Entscheidung in einer Runde mitzuspielen ist nämlich AUCH eine Spieler-Entscheidung. Eine kritische sogar. Daher hier: Kein Makel.
Wollen die Spieler aber Entscheidungsfreiheit und ist mit keinem Wort von der eingebauten EntscheidungsfreiheitsBERAUBUNG die Rede gewesen, dann liegt eine böse TÄUSCHUNG der Spieler vor. Ein BESCHEISSEN der hinterlistigen Art. Unmoralisch. Ein Makel.
Wann ist denn eine Gruppe BEWUSST bereit sich auf den BESCHISS durch Railroading einzulassen?
Hier kommt die PERSÖNLICHKEIT des Spielleiters zum Tragen. Die Spieler WISSEN, daß er es eben NICHT BÖSE meint, daß er sie NICHT DESPOTISCH kleinhalten will. Sie haben weiterhin eine gemeinsame VERTRAUENSBASIS. - Auf dieser Basis kann der Spielleiter dann sogar BEGEISTERUNG für ein Railroading-Abenteuer wecken! "Leute, das Teil ist zwar eine Eisenbahnfahrt sonder gleichen, aber hier wird erstmals der - wie ich finde - MEGAGEILE Metaplot zu XYZ offenbart, und das solltet Ihr schon im Spiel erfahren, statt es nur zu lesen."
So ist z.B. das Deadlands: Hell on Earth/ Deadlands: Lost Colony - Metaplot-Abenteuer "The Unity" ein satter Schienenstrang. Und der Autor ENTSCHULDIGT sich sogar dafür, doch fiel ihm leider nichts besseres ein, die vielen kritischen Handlungsstränge zusammenzuführen.
Wenn man das weiß, und wenn die Spieler wissen, "Achtung! Jetzt kommt ein Karton!", dann ist das vorgegebene BESCHEISSEN eben auch mal ERTRÄGLICH.
Man kann schimmliges Brot essen, dumm-synchronisierte Filme schauen, die überflüssigsten und schlechtest gemachten Remakes von musikalischen Klassikern hören, und eben auch Railroading-Abenteuer spielen. - Der Mensch ist ZÄH. Er hält jede Menge MISSBRAUCH von Körper und Geist aus. Unter anderem auch Railroading.
Persönlichkeiten sind schwer zu definieren, weil die Summe mehr ergibt als die Einzelteile.
Stimmt. - Aber das ist ja gerade eine der STÄRKEN von Pen&Paper-Rollenspiel gegenüber Computerrollenspiel: Es macht einen UNTERSCHIED, MIT WEM man gerade spielt!