Ich reagiere immer total allergisch auf diese Art von Aussagen, weil ich sie als herablassendes Abkanzeln, Diskussionsvermeidung und Ausdruck von Ghetto-Mentalität empfinde ("Wer hier unzufrieden ist, soll doch gehen!"). Andererseits werden diese Vorschläge zuweilen im Ton echter Hilfsbereitschaft vorgebracht und sind wahrscheinlich ehrlich gut gemeint.
Beides kommt vor, und beides ist aus der Situation heraus auch verständlich.
MEIST sind solche Vorschläge hilfreich gemeint. Hilfreich in der Art, daß man die aufgeführten Rollenspiele als Anregung für eigene Hausregeln beim aktuell diskutierten Rollenspiel verwenden könnte, oder daß man einfach mal das empfohlene Rollenspiel ausprobieren möge, weil es genau das - nach Wahrnehmung des Empfehlenden - abdeckt, was denjenigen zu interessieren scheint, dem das empfohlen wurde.
SELTEN sind solche Aussagen eher von "genervter" Art. Und da ist in der Regel eine "Vorgeschichte" im Thread oder den Threads zu lesen. Es gibt nämlich diesen Fall hier:
Trotzdem muss man den Leuten, auch wenn sie es nicht hören wollen, eben manchmal sagen: Das Problem ist nicht durch eine Hausregel behoben, es ist fundamentalerer Natur.
Manche Threads kann man als Beispiel dafür aufführen. - Da wird lange herumgepostet, auf etwas BEHARRT, was so grundsätzlich problematisch ist, daß es eigentlich ins Auge springen sollte. Nur dokumentiert der Beitragende seine "Beratungsresistenz" mit jedem weiteren Beitrag.
So etwas kann einen noch so Hilfsbereiten schon frustrieren und ihm die Laune verderben. - Das hat meist nicht so sehr etwas mit "Schutzverhalten" seinem eigenen Lieblingssystem gegenüber zu tun (kann es aber natürlich auch), sondern mit der dokumentierten UNWILLIGKEIT sich auch nur einmal offen mit dem Rat, der Hilfestellung zu beschäftigen. - Beharren auf einer BESCHEUERTEN Position nervt halt. Und das Nerven macht den entsprechenden Beitragenden LÄSTIG. Und zwar so lästig, daß man ihn am Liebsten woanders seine "reizenden" Beiträge posten lassen würde. - Aus solch einer GEREIZTEN Haltung kommen natürlich auch ab und an mal solche "Dann spiel doch einfach lieber ..."-Beiträge, die aber nicht wirklich eine Empfehlung eines anderen Spiels als Absicht enthalten, sondern die nur kommunizieren sollen "Geh weg! Und komm nie wieder!".
Gerade wenn man aus eigener geringer Vertrautheit mit Regelsystemen Probleme sieht, für deren Behebung man gewisse Ideen hat, und einem die Erfahrenen, die Kenner des Regelsystems sagen, daß diese Lösungsideen KEINE Lösung sind, sondern noch mehr Probleme mit sich bringen, dann sollte man das ab und an auch mal ERNST nehmen. - Ein fortgesetztes Beharren auf der uninformierten Sicht stellt eine Abwertung des Rats der Kenner dar. Und so etwas pißt diese an sich hilfreich gestimmten Leute an. Und damit ist dann der Weg in die Eskalation vorprogrammiert.
Für mich klingt das halt oft nach: Alles ist gut mit unserem system, wer meckert, kann gehen.
Es ist NICHT so, daß eine "alles gut mit unserem System"-Mentalität für ruppige Antworten verantwortlich ist. Vielmehr ist es tatsächlich so, daß in manchen Threads durchaus das "Meckern" mit enormem Nachdruck praktiziert wurden, so daß einem das Mitlesen schon die Laune verderben konnte.
Was ich nicht verstehe: Wenn jemandem ein Rollenspiel NICHT gefällt, er damit wirklich nichts anfangen kann, es ihn nicht reizt, und - das ist noch das Schlimmste! - er es auch nicht einmal zu kennen zugibt, WARUM postet er dann in einem dieses Rollenspiel spezifisch betreffenden Thread?
Der einzige Grund kann doch nur PROVOKATION sein!
Wenn MIR etwas nicht gefällt, es mich aber auch nicht interessiert es BESSER zu machen, weil ich das Spiel an sich halt doch für mich spielenswert halte, dann poste ich doch garnicht erst in Threads zu diesen Spielen!
Mir gibt die WoD (egal in welcher Ausprägung) nichts. Ist halt so. Muß ja auch nicht jeder mögen. - Aber warum sollte ich dann in WoD-Threads gehen und dort über "Unzulänglichkeiten" des nWoD-Systems oder des oWoD-Settings SCHIMPFEN?
Genau das wurde aber z.B. im SW-Unterforum praktiziert. Und mit den zu erwartenden Folgen auf die Kommunikations-Stimmung dort.
Und genau diese BEWUSST erfolgte Provokation hat dann eben irgendwann zur Folge, daß jemand schreibt "Wem es nicht paßt, der kann ja gehen." - Und das ist nicht verwunderlich, denn solch eine Reaktion zu provozieren, war ja die ABSICHT des Provokateurs.
Leider erkennt man diese Provokateure oft erst spät, weil sie sich sprachlich vielfach recht geschickt geben.
Und dann bemerken aus der Reaktion der inzwischen mächtig Genervten andere, die nur "mal so reinschauen", daß wohl der Kommunikationsstil in besagtem Thread oder besagtem Unterforum sehr "ruppig" sei.
Das ist m.E. die Folge solcher Provokations-Aktionen.
Und in diesem Licht entstehen dann Beiträge, die so ankommen können wie: "Alles ist gut mit unserem System. Wer meckert, kann gehen."
Regen andere sich auch gerne unerhältnismäßig über solche Antworten auf? Oder bin ich da als einziger überempfindlich?
Ich hätte ohne solche Empfehlungen ein paar der Spiele, die ich SEHR schätzen gelernt habe, NIE kennengelernt. Z.B. das Unisystem.
Es kommt halt auf den Kontext an, ob es als Empfehlung VERSTANDEN wird (und auch verstanden werden soll!), oder ob man eher herausliest: "Geh halt weg! Laß uns allein!".
Um nach diesem kleinen Exkurs zum Punkt zu kommen: ich glaube nicht, dass man sich darüber aufregen muss, wenn "mal wieder" System X empfohlen wird, auch wenn nicht danach gefragt wird. Aber es ist verständlich, dass es nervt, wenn es dauernd geschieht (Savage Tanelorn).
"Savage Tanelorn"? - Was ist das? War das irgendeine Initiative? - Die ist mir (ich lese vornehmlich im SW-Unterforum hier) irgendwie entgangen. Dort wurde sie jedenfalls NICHT publik gemacht.
Zu SW-Empfehlungen kann ich nur das sagen, was ich früher zu BRP- und D20-Modern- und GURPS-Empfehlungen gesagt habe: Kennt jemand ein GENERISCHES System gut, dann sieht er einfach bei VIEL MEHR VERSCHIEDENEN Settings/Genres die Anwendbarkeit, als wenn er nur eine Handvoll nicht-generischer, settingspezifischer Regelsysteme kennen würde. Generika sind tatsächlich "Vielseitigkeitswerkzeuge" und eine Empfehlung ein Generikum zu verwenden ist oft tatsächlich passend - irgendwie.
Irgendwie, weil es natürlich immer eine ganz andere Art der Empfehlung ist zu sagen: "Nimm doch SW|BRP|Fate|GURPS|... für Setting XYZ und bastele Dir die Setting-Adaption SELBST.", als zu sagen: "Nimm doch das XYZ-Rollenspiel, das ist genau auf Setting XYZ ausgelegt, oder nimmt das ZYX-Rollenspiel, das ist ziemlich ähnlich zu dem, was Du spielen möchtest.".
Die Freunde bestimmter generischer Systeme tun sich natürlich leicht mit einer Empfehlung des WERKZEUGES, um dem Empfohlenen das SELBST-Basteln einer Lösung nahezulegen. - Schwieriger, weil man hier oftmals eine breitere Produktpalette kennen muß, ist die Empfehlung konkreter, fertiggestellter Rollenspiele, die eben KEINE "Bastelei" mehr erfordern, bestenfalls ein paar Hausregeln.
Empfehlungen sind nach meinem Verständnis zunächst einmal nur als Empfehlungen, als positive Meinung des Empfehlenden zum Gegenstand der Empfehlung, zu verstehen.
Es liegt hier KEINE Handlungsaufforderung, kein Appell vor! - Ich muß nicht gleich zum nächsten Laden gehen und mir das empfohlene Rollenspiel kaufen, sondern ich kann diese Empfehlung einfach nur zur Kenntnis nehmen. Vielleicht ist es ja interessant, vielleicht hat mich der Empfehlende in meinen Interessen auch nur falsch eingeschätzt. - Als reine Empfehlung tut ein Hinweis auf ein anderes Rollenspiel keinem weh.