Autor Thema: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße  (Gelesen 4010 mal)

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Offline Bathora

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Hi

Ich wollte mal meine fragmentarische Discworld-Conversion ein bisschen an die frische Luft führen. Nachdem meine Hausrunde momentan in eingeschränkter Besetzung spielt und die eigentlichen Runden deswegen ruhen müssen, hab ich meinen Willen durchgesetzt und ein kurzes Abenteuer gestartet.
Vier Sitzungen sind geplant, zwei haben wir schon hinter uns. Angeregt von einer Abenteuerskizze in GURPS Scheibenwelt habe ich ein entsprechendes Abenteuer konzipiert.

Die Prämisse war einfach: Wir spielen in Ankh-Morpork, ihr sitzt in der Todeszelle. Erstmal kurz die Welt umrissen (zwei der drei Spieler haben keine nennenswerte Discworld-Kenntnis), verfügbaren Rassen beschrieben, und ab die Post.

Die Charaktererschaffung war sehr befriedigend. Obwohl zwei der drei Spieler wie erwähnt das Setting nicht wirklich kennen, genügte meine Viertelstunde Beschreibung, um drei Charaktere hinzukriegen, die wirklich gut ins Setting passen. Die da wären:
- Ein Gnom-Hooligan. Mitglied der Diebesgilde, Knochenbrecher und Geldeintreiber. Versucht ständig, Waffen aus allem zu machen, was er in die Finger kriegt. War auf Tuchfühlung ausgelegt. Saß wegen Übermotiviertheit bei der Arbeit.
- Ein Zombie-Assassine. Seit dem Tod leicht zurückgeblieben, interessiert sich insbesondere nur fürs Sterben und Umbringen. Sitzt wegen unbezahlter Überstunden und freut sich wie Bolle auf die Hinrichtung. Vor allem zäh, gut mit seiner Pistolenarmbrust. 
- Ein Werwolf-Spion aus Überwald. Kultiviert, sozial begabt, aber halt doch ein Werwolf. Sitzt wegen Spionage.

Zu Beginn der ersten Spielsitzung sitzen die drei also in der Todeszelle, wegen Platzmangel wurden sie in eine Zelle verlegt (für Kenner der Romane: der Platzmangel rührt daher, dass wir uns kurz vor dem zweihundertjährigen Jubiläum der Schlacht vom Khom-Tal befinden und Zwerge und Trolle anfangen, sich überall in der Stadt an die Gurgel zu gehen). Es geht hoch her, Werwolf und Gnom fangen an sich zu hauen. Natürlich versuchen sie zu fliehen, wird aber nichts. Sie werden vor die versammelte Menge gebracht und hingerichtet.

Allerdings sollten sie dabei nicht wirklich sterben (für Kenner der Romane: ich habe hier die Nummer abgezogen, die auch Moist van Lipwig über sich ergehen lassen musste). Sie kommen im Büro des Patriziers der Stadt zu sich und erhalten den Auftrag, die marode Klempnergilde wieder auf die Füße zu stellen und die neu entdeckte, uralte Kanalisation wieder nutzbar zu machen. Die Hinrichtung war nur Show, sie waren von vorneherein für diese Aufgabe auserkoren.

Die Truppe macht sich also zur Gilde auf. Dort ist es nicht gerade erbaulich, sie stellen fest, dass schon seit Jahrzehnten keine Aufträge mehr ausgeführt worden sind, und sich die Papiere bis zur Decke stapeln. Die Gilde hat nur noch drei Mitglieder, von denen einer beim Geruch von Exkrementen das kalte Kotzen bekommt. Das Wasserklosett, eine eigentlich charmante Idee, scheitert daran, dass die Klempner noch nicht auf die Idee gekommen sind, das Klosett auch mir Rohren zu versehen.
Truppe schnappt sich Auftragsformulare und zieht los. Die Leute sind überrascht, lassen sich aber vom Gnom weit genug einschüchtern, dass sie ihm tatsächlich Geld geben, Arbeit folgt in nächster Zeit. Mit dem verdienten Geld heuern sie Leute an, die sie wieder Geld eintreiben schicken. Man sollte dazu sagen, dass zumindest der Gnom eigentlich nicht vorhat, die Klosetts auch wirklich zu liefern. Der Werwolf ist da anständiger, der Zombie kapiert eh nur halb was los ist und ärgert sich, dass er schon so lange keinen mehr umbringen durfte.

DIe Truppe bekommt Besuch von einigen EImerjungs von Harry King, der bislang für das Aufsammeln der Exkremente verantwortlich war, und die sie nun ein bisschen bedrohen. Das kann der Gnom aber besser, und die Schläger ziehen von dannen.
Danach erhalten sie die Nachricht, dass Chrysopras, eine Art Troll-Mafiosi, sich mit ihnen treffen will. Er teilt ihnen mit, dass es in der Kanalisation brodelt, dass nicht die Assassinen sie als Transportmittel nutzen, sondern auch die Zwerge dort Stollen gegraben haben. Außerdem gibt er ihnen den Tipp, sie sollen sich nach Lithoklast erkundigen. Sie tun das und finden heraus, dass Lithoklast ein trollischer Performance-Künstler ist, der nicht gerade für seine Zuneigung zu Zwergen bekannt ist.
(Währenddessen haben sie den Klempnern klar gemacht, dass Rohre echt ne feine Sache wären, und ihr "Schutzgeldimperium" weiter ausgebaut.

Gnom und Zombie gehen in die Kanalisation, um mal die Lage zu sondieren. Sie finden einen toten Assassinen, der auf einer Röhre in großer Höhe aufgespießt wurde, und noch die Spuren eines zweiten.

Das war die erste SPielsitzung.
Am Anfang der zweiten stoß noch ein SPieler dazu. Er baute sich einen Magier, einen alten, kettenrauchenden Fettsack, der vom Erzkanzler der Universität auserkoren wurde, dieses Himmelfahrtskommando zu unterstützen. Er stößt zur Gruppe, als diese gerade versucht, mit den vielen Leuten, die auf der Suche nach Arbeit sind, klarzukommen (und mit den noch viel mehr Leuten, die nur zum Gaffen da sind). Sie erhalten Besuch von Harry King persönlich, der ein bisschen droht, aber nichts macht (der Zombie versucht währenddessen erfolglos, Harrys  Kutsche zu sabotieren, damit es wenigstens einen Unfall gibt, aber so richtig eindrucksvoll ist das nicht, weil er keine Ahnung hat, was er tut).
Die Truppe bekommt sofort darauf nochmal Besuch. Eine Gruppe von sieben Menschen in dunklen Umhängen taucht auf und teilt ihnen mit, dass die Kanalisation tabu sei. Gnom und Zombie freuen sich und greifen sofort an. Durch die Feuerbälle des Magiers ist der Kampf schnell erledigt.
Bei Untersuchung der Leichen stellen die Charaktere fest, dass sie stark nach Schießpulver riechen und sich seltsame Runen in die Stirn geschnitten haben (der Magier erkennt sie als zwergische Dunkelrunen, kann sie aber nicht identifizieren). Sie kommen zum Schluss, dass diese Leute zu Lithoklast gehören und dieser wohl die Kanalisation sprengen will. Der Magiert schlägt vor, das Zwergenbrotmuseum aufzusuchen, um etwas über die Rune herauszufinden.

Im Zwergenbrotmuseum teilt ihnen der Kurator mit, dass er die Rune nicht kennt, aber einmal im Monat sehr traditonelle Tiefzwerge bei ihm ein Bankett abhalten und er sie bekannt machen kann. Auf dem Rückweg fängt sich der Werwolf einen Silberbolzen von einem Assassinen ein, eine Warnung, die Kanalisation in Ruhe zu lassen. Der Gnom sucht die Gilde auf, um das zu klären, spricht auch mit Downey, dem Oberhaupt, und verfällt in Fanboy-Zuckungen und lässt sich den Bolzen signieren. Die Assassinen stimmen zu, dass man sich einigen kann, und die Kanalisation von beiden Seiten genutzt werden könnte.

Abends im Zwergenbrotmuseum treffen die Charaktere (ohne den Werwolf, der nicht so scharf auf Zwerge aus Überwald war) einige Tiefzwerge, die sich weigern, ihre Sprache zu benutzen, aber die Rune auch nicht kennen. Ein alter Tiefzwerg kommt später mit seiner mit Flammenwerfern bewaffneten Leibgarde hinzu. Er klärt die Gruppe auf, dass die Rune die Rasende Dunkelheit sei, die seine Vorfahren genutzt haben, um sich bei der Khom-Schlacht in einen Berserkerzorn zu versetzen. Allerdings hat die Rune auch einen Dämon des Hasses gerufen, der nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden konnte, und der seitdem immer wieder Unruhe stiftet. Er selbst ist Nachfahre des ersten Zwergs, der den Dämon angerufen hat, und zeigt ihnen ein Muttermal in Form der Rune. Er wünscht ihnen Glück, doch als er sich verabschieden will, ergreift der Dämon die Kontrolle, und er sowie seine Leibwache greifen an. Die Gruppe bezwingt die Zwerge, und der Tiefzwerg verliert das Bewusstsein, als er die erste Wunde erleidet und der Dämon aus seinem Körper fährt.

So weit, so gut.
Morgen geht es weiter.
 
Proud Citizen of Kickassia

Offline Zornhau

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #1 am: 14.06.2010 | 14:33 »
Toll!

Das zeigt es all denen, die Zweifel an der Machbarkeit solch eines Unterfangens hatten.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Offline Harlan

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #2 am: 14.06.2010 | 14:47 »
Mehr, lechz!

Ich habe gerade - passend zur Jahreszeit - die Unseen Academicals gelesen. Und jetzt Dein Bericht ... Sehnsucht:

...

Ich war noch niemals in AM, ich war noch niemals in Sto Lat

...

Offline Lichtbringer

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #3 am: 14.06.2010 | 14:49 »
Toll!

Das zeigt es all denen, die Zweifel an der Machbarkeit solch eines Unterfangens hatten.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Wie sahen diese Zweifel denn aus? Ich leite auf jedem Nordcon Scheibenwelt und zwar ziemlich erfolgreich. Ich würde nur niemals SW dafür verwenden. (Und GURPS sowieso nicht.)

Offline Zwart

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #4 am: 14.06.2010 | 14:50 »
Zitat
Ich würde nur niemals SW dafür verwenden.
Einige andere auch nicht und zweifelten an der Umsetzbarkeit des Settings mit SW. :)

Offline Lichtbringer

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #5 am: 14.06.2010 | 14:58 »
Hm, kommt darauf an, was man mit Umsetzbarkeit meint und was man erwartet. Ich finde es generell sinnlos, eine von Geschichten getriebene Welt wie die Scheibenwelt mit einem Würfelsystem umzusetzen. Aber wenn man bloß eine interessante, satirische Welt für sein Rollenspiel sucht, dann sollte das schon gehen...

Offline Don Kamillo

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #6 am: 14.06.2010 | 15:00 »
Lassen wir Bathora hier sein Ding zuende drehen und woanders diskutieren, bitte, danke. Einen entsprechenden thread gibt es. Wenns Spass gemacht hat, ist es die Hauptsache.
Mich würde vor allem interessieren, ob das satirische Flair eingefangen wurde?
Awesomeness ist eine Krankheit, bei mir chronisch!
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"I greet you as guests and so will not crush the life from you and devour your souls with peals of laugther. No, instead, I will make some tea." - Toll the hounds - page 282 )
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Offline Zornhau

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #7 am: 14.06.2010 | 15:02 »
Lassen wir Bathora hier sein Ding zuende drehen und woanders diskutieren, bitte, danke. Einen entsprechenden thread gibt es.
Hier der Link: http://tanelorn.net/index.php/topic,54994.0.html

Offline Markus

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #8 am: 14.06.2010 | 15:05 »
Zwart, ich glaube es war genau einer: http://tanelorn.net/index.php/topic,54994.msg1102019.html#msg1102019
Nicht dass ich jetzt besonders an einer kurz hingeworfene Meinung in einem Internetforum hängen würde, aber ... Das man da grundsätzlich spielen _kann_ war schon klar. Man kann alles spielen. Aber ich lese im OP jetzt auch nichts, was für mich nach Discworld schreit, insbesondere der feine Humor entgeht mir (möglicherweise mein Fehler). Ich sehe da ein schräges, etwas läppisches und IMO recht beliebiges Fantasysetting mit viel Slapstick. Es ist aber sehr gut möglich, dass die Discworld-ness des Ganzen an mir vorbei geht, ist ein Weilchen her, dass ich ein paar der Bücher gelesen habe.
Wichtig ist unter Strich doch eh bloß, ob's Spaß gemacht hat. Hat es offenbar.

Offline Ludovico

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #9 am: 14.06.2010 | 15:35 »
Alles in allem liest sich das verdammt gut. Dass SW fuer euch gut damit funktioniert finde ich klasse. Ich glaube auch nicht, dass man viel aendern muss. Persoenlich haette ich eher zu FATE gegriffen, aber SW scheint nicht verkehrt zu sein, wenn ich das lese.

Offline Barbara [n/a]

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #10 am: 14.06.2010 | 15:42 »
Bitte unterlasst hier die Disskussion der Machbarkeit von Settings in Savage Worlds und bezieht eure Fragen auf diese konkrete Spielrunde.
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Offline Bathora

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #11 am: 14.06.2010 | 18:01 »
Zum Thema Humor:
Den gab es, aber so richtig wichtig war er mir eigentlich nicht. Für mich ist es aber auch nicht der Humor, der die Discworld definiert. Gerade auch die neueren Romane (abgesehen von Unseen Academicals, der wieder sehr witzig ist) sind eher düster und sogar mal ein bisschen bedrückend als wirklich witzig. Auch der Begriff Satire greift meiner Meinung nach nicht weit genug.

Klar, wir hatten Humor, manches davon clever, manches stockdoof (aber da wäre Mr. Pratchett ja nun auch nicht immun gegen...), aber wir hatten auch wirklich "ernsthafte" Momente. Gerade die Offenbarung gegen Ende der zweiten Spielsitzung war cool, und von Humor echt weit entfernt.
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Offline Bathora

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #12 am: 16.06.2010 | 21:37 »
So, nächste Sitzung.

Das ganze ging genau da los, wo wir aufgehört haben: Vor einem Haufen toter Zwerge. Die übrigen Tiefzwerge kamen wieder rein und griffen die Charaktere an (sie konnten ja die Situation gar nicht durchschauen), doch die Situation wurde schnell von der Stadtwache aufgelöst. Die Charaktere wurden verhaftet und verhört, doch erhielt die Wache Anweisung von oben, die "Spezialermittler" nicht zu behindern. Es kam zu einem schnellen Informationsaustausch, bei dem Kommandant Vimes zugab, dass er schon von den Zwergenminen wusste und sie in zwei Tagen wegen einer anderen Ermittlung aufsuchen wolle.

Die Truppe ging zurück ins Gildenhauptquartier. Dort schickten sie den weinerlichen jungen Mann Dunkin mit einem Dollar in der Hand weg, damit er sich ein bisschen amüsiert und sie sich in Ruhe unterhalten können. Der Magier stellte die (für mich sehr überraschende) These auf, dass entweder das Gildenoberhaupt oder Dunkin in Wirklichkeit von der Rasenden Dunkelheit ergriffen sei und der Troll Lithoklast nur ein Ablenkungsmanöver sei.
(Es war wirklich Dunkin. Ich hatte nur nicht daran gedacht, dass sie jemals darauf kommen würden, dass der schüchterne Mann, der verzweifelt mit Räucherstäbchen versucht, dem Geruch zu entkommen und sich peinlich sauber hält, von einem uralten Rachedämon besessen sein könnte).

Das Gildenoberhaupt fanden sie über eine Menge Kartenmaterial gebeugt, dass die Kanalisation zeigte, wie sie früher einmal aussah. Der Magier begann ihn wüst einzuschüchtern und löste erstmal mit einer angezündeten Zigarette eine Methangasexplosion aus. Danach machte er sich auf den Weg, Dunkins Zimmer zu durchsuchen.

Hier hatte ich eigentlich keinen Hinweis eingeplant, aber die clevere Schlussfolgerung wollte ich belohnen, daher habe ich unter dem Bett ein Psychopathen-Tagebuch finden lassen, komplett mit blutigen Fingerabdrücken und wirrem Gefasel.
Die Truppe wollte sofort die Stadtwache informieren, doch kamen sie wegen einer riesigen Straßenblockade aus Trollen und Zwergen (entnommen aus Thud!) nicht hin. Also verfolgte der Werwolf die Spur der Räucherstäbchen in die Schatten.

Dort fanden sie in einer kleinen Hütte die enthauptete Leiche eines, wie sich schnell herausstellte, unehrenhaft entlassenen Alchimisten, der in seiner Wohnung einen Zugang zur Kanalisation hatte und offensichtlich für die Produktion des Schießpulvers verantwortlich war. Der Gnom lief schnell zurück, um auf der Karte herauszufinden, wie die Kanalisation darunter wohl aussah, der Zombie kuckte in den Schacht nach unten, und der Werwolf knackte eine gefundene Truhe. Der Gnom wollte daraufhin die Assassinenschule aufsuchen, doch kam er auch dorthin wegen der blockierten Straßen nicht hin. Der Zombie stieg gleichzeitig nach unten. Beide wurden von je einem Albino-Alligator angegriffen, die Kämpfe wickelte ich parallel ab (Merke: Alligatoren sind böse Gegner, auch als Statisten - der Zombie wäre fast draufgegangen).
In der Truhe fanden die Truppe in einem doppelten Boden große Mengen an ungeprägten Münzen aus Rotgold, das vornehmlich von Zwergen in Überwald abgebaut wird. Diese Information konnten sie nicht einordnen, spekulierten aber auf einen weiteren geheimen Verantwortlichen, entweder einen Zwerg oder jemand, der es so aussehen lassen wollte.

Zurück in der Gilde stellten sie fest, dass Dunkin heimgekommen war. Sie griffen ihn, der nackt auf seinem Bett saß, sofort und ohne Gespräch an. Der Kampf war hart, sehr hart, Dunkin war ein Monster mit sehr hohen Werten in Robustheit und Parade und sehr vielen Edges (unter anderem Starker Arkaner Resistenz, was den Magier ziemlich einschränkte.
Er heizte ihnen ganz ordentlich ein, aber das beständige Feuer der Pistolenarmbrust des Zombies zwang ihn zur Flucht (ich wollte ihn mir noch aufheben, und der Dämon in seinem inneren brauchte ihn eigentlich auch noch). Ich spekulierte (erfolgreich) darauf, dass er mit seiner hohen Parade durch die Verteidigungsoption ohne erfolgreichen Gelegenheitsangriff fliehen würde, und er sprang aus dem Fenster. Der Werwolf hinterher, der tat sich aber ziemlich weh dabei.
Und dann geschah etwas Seltsames.
Der Magier, dessen Geschosse den ganzen Kampf über verpufft sind, wollte ihm noch eine Dreiersalve hinterherjagen. Alle drei trafen, und der Schaden explodierte so gehörig, dass Dunkin trotz dreier übriger Spielleiterbennies einfach pulverisiert wurde.
Und mal wieder hab ich den Beweis erhalten, wie zuwider mir mittlerweile jede Form von Würfeldreherei ist - würde ich das tun, hätte ich Dunkin irgendwie gerettet, und müsste jetzt nicht nachdenken, wie ich die nächste Spielsitzung gestalte.
Was ich VIEL spannender finde.
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oliof

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #13 am: 17.06.2010 | 11:12 »
Das klingt nach zwei Tueten Spass. Mehr davon!

ErikErikson

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #14 am: 17.06.2010 | 11:15 »
Ja, interessant geschrieben und sehr schön zu lesen.

Offline Bathora

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #15 am: 18.06.2010 | 17:11 »
Freut mich dass es euch gefällt, nächsten Dienstag geht es ja mit der letzten Sitzung der Runde weiter. Mal schauen, was da noch so alles passiert.
Wir hatten aber auch wirklich einen Heidenspaß.
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Offline Bad Horse

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #16 am: 18.06.2010 | 23:02 »
Ich finde, das klingt sehr discworld-ig. Allein die Idee mit der Klempnergilde ist großartig!  :d
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Edwin

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #17 am: 18.06.2010 | 23:10 »
Hast du das uralte GURPS-Buch zur Scheibenwelt mit einbezogen?
Da war ein Abenteuervorschlag nämlich ziemlich genau euer Szenario...
Guten Tag! Ja, ich bin ein sprechendes Pferd mit einer Kerze auf dem Kopf, aber kommunizieren Sie doch bitte mit mir so unbefangen wie mit bipedalen vernunftsbegabten Lebewesen auch!

Offline Bathora

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #18 am: 18.06.2010 | 23:34 »
Das Abenteuer hat die Grundideen Kanalisation und Lithoklast eingebracht. Der Rest ist mehr oder weniger von selbst entstanden.
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oliof

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Offline Bathora

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #20 am: 21.06.2010 | 17:41 »
Coole Sache. Und das witzige ist: Das deckt sich mit der Motivation, die der Patrizier hatte, als er die Gruppe darauf angesetzt hat, die Kanalisation nutzbar zu machen. Also, auf lange Sicht gedacht.
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Offline Bad Horse

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #21 am: 21.06.2010 | 18:22 »
Nein, wie geil! Klar, der Patrizier musste ja eine weiterreichende Agenda haben...  :D
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Offline Bathora

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Re: [Savage Worlds Discworld] Knietief in der Scheiße
« Antwort #22 am: 8.07.2010 | 22:53 »
So.
Letzte Sitzung ist schon ein Weilchen her, jetzt liefere ich mal den Spielbericht nach.

Nach ein wenig Diskussion beschlossen Werwolf und Zombie (Magier konnte leider nicht), dass es an der Zeit ist, Lithoklast aufzusuchen. Mal mit ihm sprechen. Der Gnom wollte von dem Scheiß nix wissen. Der ist allein in die Kanalisation, um den Troll zu finden und zu töten.
Nach ein bisschen Umhören fanden die beiden heraus, dass Lithoklast sich öfter im "Oktarinen Papagei" (aus Discworld Noir) herumtreibt. Also marschierten sie dorthin und
Der Barkeeper Lankin ließ sich nicht einschüchtern, nicht überreden, und hatte insgesamt keinen Bock auf die beiden. Also kündigte der Werwolf (sein Spieler war nicht ganz auf der Höhe an dem Tag) laut "Plan B" an und wollte zum Angriff übergehen.
Karten werden verteilt, der Barkeeper kriegt nen Joker und schießt dem (noch verletzten) Werwolf erstmal nen Bolzen ins Gesicht. Aufgrund spektakulären Würfelpechs und taktischem Gestümpere von Seiten des Werwolfs (nein, er war NICHT fit an diesem Tag) mischte der Statist (!) einige Runden den Boden mit den beiden auf, bis laut brüllend Lithoklast dazu kam. Irgendwie schaffte es der Zombie (zur allgemeinen Überraschung) den Troll davon zu überzeugen, dass sie auch Künstler seien und Lithoklasts großes Projekt begutachten wollten.

Also ging es ab in die Kanalisation.
Der Gnom stießt zu den anderen und verfolgte sie heimlich. Dann kamen sie in eine riesige Halle, in der überall Sprengfässer angebracht waren, verbunden durch eine gemeinsame Riesenlunte. Neben den Anhängern Lithoklasts (ca. 10 Menschen und genausovielen Trollen) waren zur allgemeinen Überraschung noch ein Tiefzwerg und seine 20 Leibwachen mit Flammenwerfern anwesend (der Tiefzwerg war ein weiterer Träger der Rasenden Dunkelheit, der allerdings auch ganz ohne an der Aktion teilgenommen hätte - er hatte politische Ziele, wollte den Hochkönig ermorden, weil dieser ihm modern war. Die Gruppe fand das nicht raus, interessierte sich auch in-character null für die Hintergründe, aber ich wollte es mal erwähnt haben). Der Zwerg erkannte den Zombie wieder, und die Situation begann zu kochen. Lithoklast wusste nicht mehr, ob er dem Zwerg oder den Charakteren glauben soll, und der Zwerg forderte den Zombie auf, die Lunte zu zünden, wenn er wirklich hinter der Aktion stünde. Das ließ der sich natürlich nicht zweimal sagen!
Großes Geschrei, Gestreite und Gebrülle, der Zwerg löscht die Lunte wieder, weil er ja die Sprengung erst will, wenn die Ehrengäste bei den Zwergen auch da sind. Die extrem angespannte Diskussion geht weiter, bis der Werwolf einen Fehler macht - er provoziert Lithoklast, und als dieser ihm mitteilt, dass er es lassen soll, macht er weiter.
Der Kampf beginnt.
Die Zwerge machen ihre Flammenwerfer feuerbereit, der Werwolf geht hinter einem Schießpulverfass in Deckung (ja, das war sein Ernst). Lithoklast geht auf ihn los, der Zombie ist glücklich und entzündet die Lunte. Der Tiefzwerg attackiert den Zombie, Lithoklast zermalmt den Werwolf vollständig, ehe der Gnom es schafft, ihn zu erreichen und mit wüsten Angriffen aus dem Hinterhalt umzubringen. Als der Zombie dem Tiefzwerg die Fackel in die Rune rammt, ergreifen seine halb hypnotisierten Schergen die Flucht, der Kampf beginnt wieder alle Hoffnung umzuschlagen. Im letzten Augenblick (die Gegner sind tot oder geflohen) löscht der Gnom die Lunte.
Tod holt den Werwolf ab, und die Gruppe verlässt die Kanalisation. Der Zombie schnappt sich auf dem Weg noch ein Schießpulverfass und freut sich wie ein Schneekönig.

Epilog (erzählt vom Spieler des Zombies):
Der Zombie rollt mühsam sein Fass in die Klempnergilde, wo er den Magier trifft. Er klärt ihn kurz (und mit einfachen Worten) über die Geschehnisse auf, der Magier schnippt gedankenverloren seine Kippe ins Fass. Ein Regen aus Scheiße geht auf die Stadt hernieder, und irgendwo ist die wehklagende Stimme zu hören: "MEEEEIN SCHIESS-PUUUUULVER!"

Ende
 
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