Nein, aber sehr interessant. Vincents Aussage "Those days are gone" (bezogen auf das mangelnde Wissen von Rollenspielern über eklatant unterschiedliche Typen von Rollenspielen, bzw. die mangelnde Erkenntnis, das eben nicht alle Rollenspiele im Wesentlich gleich sind) kann ich ebenfalls nicht zustimmen.
Für den individuellen Spieler oder die einzelne Gruppe stimmt das natürlich immer; solche Sachen muß jeder für sich zum ersten Mal entdecken und lernen. Entscheidend scheint mir, daß die Schwelle zu diesem Schritt dank Forge und Indy so niedrig ist – wer auch nur ein bißchen über den Tellerrand blicken will, stößt schnell auf Sachen wie das Lumpley-Prinzip, oder auch auf konkrete Spiele, die andere Prinzipien und Spielweisen ganz explizit verregeln und auch darlegen. Kurz, die einstige Annahme, daß Rollenspiel nun mal ganz selbstverständlich Rollenspiel ist, und nicht nur eine traditionelle Spielart in einem großen Spektrum, ist für die Gemeinde der Rollenspieler im allgemeinen nicht mehr gegeben.
In Kürze: Ich habe bisher nur eines der Spiele aus The Sundered Land gespielt (geleitet), und vermutlich nicht so, wie es aus Vincents Sicht richtig wäre. Aus meiner Sicht fehlt den Spielen viel Info. Zumindest die Info "dieses Spiel ist für Spezialisten, die mich (= Vincent) und meine Art von Spielen kennen und verstehen", oder "wer noch kein Rollenspiel mit Siegbedingungen gespielt hat, in dem die Mitspieler wirklich miteinander konkurrieren und die andere Seite besiegen wollen, soll die Finger von diesem Spiel lassen".
[…]
Eine achte Seite, die manche Dinge erklärt (die aus Vincents Sicht vielleicht total banal sind), wäre meines Erachtens eine Verbesserung für The Sundered Land - insbesondere, wenn ich diese Diskussion auf G+ lese.
Ja, sicher, das ist wie bei Poison’d – Vincent Baker hält es für sein bestes Spiel, aber Apocalypse World nimmt einen halt bei der Hand und erklärt alles genau. Und sowas gehört auch zu einem veröffentlichten Spiel dazu.
Aber mal weg davon – einer der interessantesten Punkte an dieser kurzen Diskussion war die Sache mit
Vast & Starlit. Alleine schon die Kaufprozedur als Teil des Spiels einzusetzen und zu begreifen – das hätte ich nie gesehen, und wenn man es erst mal gesagt bekommen hat, ärgert man sich über sich selbst, daß man es nicht selbst gesehen hat. Es ist so offensichtlich! Und gleichzeitig so
far out.Aber auch das nur ein Teil des zentralen Punktes: wie das Prinzip
colour first sich wieder auf die Beine stellt und wieder zum großen Triumphmarsch ansetzt. Das Primat der Fiktion!
Ich bin wirklich gespannt, wie das weitergeht, und wie weit der Pfad von V&S oder von Sundered Land beschritten wird. Vincent Baker ist ja immer für eine Überraschung gut, in Theorie und Praxis.
[P.S. Wem das interessant genug oder die Grenzen des Small-Talk-Threads sprengend scheint, kann auch gerne einen Ableger als Thema eröffnen, falls er das in größerem Umfang debattieren möchte.]