Ich mache das immer und nicht nur bei Savage Worlds so: Mindestens bis zur ersten Steigerung darf und soll man den Charakter umbauen, wie man lustig ist. Oft merkt man ja erst beim Spielen, dass der Charakter doch anders besser funktioniert, stimmiger ist, oder das schlicht Punkte auf andere Fertigkeiten oder andere Vorteile oder Handicaps besser ins Konzept passen.
Genau das.
Oft sieht ein Charakterkonzept bzw. dessen Umsetzung in Spielwerte eigentlich ganz gut aus, doch dann merkt man nach ein, zwei Spielsitzungen, daß irgendwas doch nicht so sitzt, nicht so paßt, im Schritt zwickt. - Und dann ist es bei meinen Runden SELBSTVERSTÄNDLICH, daß die Spieler Spielwerte ändern können. Auch noch nach ein paar Level-Ups, wenn der Spieler z.B. feststellt, daß er so überhaupt nicht eine Hindrance ausspielen kann.
Wo da die Grenze liegt, nach der man entscheidet, daß der Spieler solche Änderungen via normaler Level-Ups zu machen hat, ist Gefühlssache. Hat der Spieler eine "Kampfsau" mit Geschicklichkeit W10, Schießen und Kämpfen jeweils W12, Wahrnehmung W6 und Wissen (Kriegsführung) W4 als EINZIGE Fertigkeiten gebaut, und stellt er dann im Laufe des Spiels fest, daß es ziemlich SCHEISSE ist, wenn man auf "den ganzen Rest" ständig nur mit W4-2 würfeln darf, dann kommt es darauf an. - Ich pflege meine Spieler bei der Charaktererschaffung zu beraten, wenn sie meiner Erfahrung nach wichtige Punkte übersehen haben. Aber ich zwinge niemanden dazu auf sein Kampfsau-One-Trick-Pony zu verzichten. Es ist jedoch in den meisten meiner Settings, die ich so leite, SEHR wahrscheinlich, daß ihn diese Schmalspurigkeit umbringt - erst sozial, dann auch physisch. Die Situationen, durch die man sich NICHT einfach durchkämpfen kann, sondern die mit Überlegung und sozialem Fingerspitzengefühl zu lösen sind, stellen in den meisten Settings, die ich so leite, die GEFÄHRLICHEREN Situationen dar. - In solchen Fällen erlaube ich meist der späten Einsicht des Spielers folgend einen Umbau auch noch nach mehreren Level-Ups. Oder auch nicht. Dann darf der Spieler für JEDE Fertigkeit, die seinem SC noch fehlt, jeweils einen vollen Level-Up aufwenden, um die W4-2 durch einen satten W4 ohne Abzug zu ersetzen.
Wie gesagt, am Anfang, nach den ersten paar Spielsitzungen, ist ein solcher Umbau bei mir IMMER möglich, solange nicht das Charakterkonzept so total verändert wird, daß man nicht mehr plausibel von "demselben" Charakter sprechen kann (also nicht den Zwergen-Bergbauexperten in einen Elfen-Lianenschwinger umwandeln). Dann halte ich es für besser den alten Charakter "herauszuschreiben" und einen neuen einzuführen.
Meine Empfehlung zum Eingangsbeitrag mit den nicht korrekt angewandten Skill-Punkte-Regeln:
NICHT an den Regeln für die ersten Level-Ups "herumdoktoren", sondern als Spielleiter mannhaft zugeben, daß bei der Charaktererschaffung mangels Regelerfahrung nicht alles korrekt abgelaufen ist, und dann den Spielern die Gelegenheit geben, ihre SCs regelgetreu zu überarbeiten. - EGAL, wieviele Spielsitzungen bislang gelaufen sein mögen.
Damit wird niemand ein Problem haben und man schraubt nicht unnötig an den Regeln, die man noch nicht wirklich gut kennt, herum.