Da ich nicht sicher bin, ob ich jemals dazu komme, das begonnene ausführliche
diary fertigzuschreiben (ehe ich alle Ereignisse wieder vergessen habe), mal schnell die Antworten für Blechpirat & Scimi.
Ja, es war ein erfolgreicher (im Sinne von "unterhaltsamer") Testballon, allerdings fragen wir uns alle, ob und inwieweit wir das Spiel "fatetypisch" oder "as intended" gespielt haben. Ich selbst habe als SL ein paar Probleme gehabt, die vor allem damit zu tun haben, dass ich um die Weihnachtstage (aufgrund von Familientreffen usw.) ironischerweise weniger Zeit zum Vorbereiten hatte als zu normalen Zeiten. Deswegen auch die Fehler mit den halb verstandenen Regeln für Spin (die eigentlich ganz einfach sind).
Faktenkaufen, Assessments und Deklarations:
Assessments: Die Recherche von Fakten bzw. das Nutzen von Wissensfertigkeiten ist in unserer Spielpraxis eine übliche Technik (die mich persönlich ja mehr und mehr frustriert). Dass ich zu den Fakten noch ein oder zwei Aspekte offengelegt habe, war aber insoweit nicht ungewöhnlich. Z.B. in Szene 1, Begegnung mit den Assassinnen den Aspekt "religiöse Fanatiker".
Fakten kaufen: Hier habe ich als SL einmal Mist gebaut (bzw. war wohl zu sehr auf das Würfeln bei Deklarations fixiert): An einer Stelle sollten die Charaktere nach meiner Abenteuerplanung durch einen unterirdischen See tauchen. Nicht schwimmen, sondern tauchen. Nach einem kurzen Tauchgang zur Inspektion haben die Spieler auch den Unterwassertunnel entdeckt, wollten aber nicht durchschwimmen. Ein Spieler gab einen FATE-Punkt aus, um ein verstecktes Boot zu finden. Das Boot war nicht vorgeplant. Ich habe ihn dazu noch auf Investigation (Absuchen des Ufers) würfeln lassen, also rückblickend wohl zu viel verlangt. Der Investigationwurf ging daneben - kein Boot, keine einfache Seeüberquerung. Die Spieler sprachen sich ab und entschieden, dass es noch einen zweiten Eingang geben muss. Das wurde dann per Deklaration festgelegt (erneuter Wurf auf Investigation). Dadurch fanden sie einen verborgenen Spalt, durch den ein geschickter Kletterer durchklettern konnte, um in die Behausung des Nekromanten vorzudringen.
Allerdings gab es auch Sachen, wo das flüssiger lief mit dem "Fakten herbeizaubern". Als die Gruppe in der Steppe von einer Stampede bedroht wurde, erfand der Adlige für sich einen Felsen mit Höhle, in der er Schutz suchte.
Deklarationen: Hier bin ich unsicher, ob das zu Fakten, Deklarationen oder Assessments gehört: Irgendwann kramte der Adlige mit Academics in seinem Gedächtnis, was er über Luris den Roten (Priester des Feuerlöwengottes Torrak) weiß. Ich habe ihm dann ein paar allgemeine Infos verraten und gebeten, selbst zwei Aspekte/Fakten zu benennen. Daraufhin wurde Luris der Rote anfällig für Gifte und Träger einer magischen Waffe. Passte mir beides sehr gut ins Bild, schließlich kämpft sein Gott gegen eine Schlangen- und eine Spinnengöttin, und das legendäre Schwert "Stachel" konnte so prima ins Abenteuer implementiert werden.
Abgesehen davon taten die Spieler (und wohl auch ich) sich sehr schwer mit dem Hinzuerfinden von Spielelementen. Ein Spieler "klagte" darüber, dass es für ihn ohnehin zu viele Handlungsmöglichkeiten gab, und ein anderer meinte, dass aus seiner Sicht keine Notwendigkeit bestand, Fakten, Story-, Settings- oder sonstige Spielelemente dazu zu erfinden. Hier hat das viele Vorbereiten sich einerseits ausgezahlt (hat Spaß gemacht, zu spielen), andererseits die Spielerkreativität nicht unbedingt während des Spiels gefördert (bzw. eingefordert). Weder die Spieler noch ich können uns wohl komplett von der Erwartungshaltung lösen, dass eine verschachtelte, "barocke" Story im Hintergrund vorliegt, die man nicht "schreibt", sondern "aufdeckt".
Als SL kann ich sagen, dass mit das System ganz gut gefallen hat. Die Kämpfe, die wir hatten, wurden recht plastisch beschrieben, zogen sich aber nach meinem Eindruck in die Länge. Das mag an der unbekannten Systematik gelegen haben. Ansonsten muss ich eingestehen, dass mir einige Sachen sehr schwammig vorkommen, ich sicherlich viele Fehler auf Regelseite gemacht habe, und mir die Unterscheidung von Fakten und Aspekten sehr schwer fällt. Außerdem frage ich mich, ob das Spiel nicht zu sehr vorbereitungsintensiv ist, mit den ganzen Aspekten und so.
Ich würde FATE LoA gerne weiter spielen, aber meine Stammgruppe ist mit mehreren Systemen und mehreren potentiellen SLs wohl auf Jahre ausgebucht. Wenn jemand auf einem Con nahe Mannheim/Ludwigshafen es mal anbietet, würde ich sofort mitspielen wollen.