Kunst- und Kulturförderung wäre in der Tat eine feine Sache, wqenn man das anständig eiwerben könnte... was aber an dem sehr kleinen und an sich unbedeutenden Kreis an Rollenspielern vermutlich scheitert.
Der Literaturbegriff hat nur die einzige Funktion:
Rechtfertigung zur Anwendung Literaturwissenschaftlicher MEthoden.
[...]
Welchen Nutzen siehst Du denn in der Zuordnung des Gesellschaftsphänomens Rollenspiel oder der Regelwerke oder des konkreten Prozesses oder des Ergebnisses (und welches wäre das, und ist dieses eindeutig und fest?) zur Kunst?
Ich glaube nur, dass man den Literaturbegriff nicht sinnvoll vom Kunstbegriff trennen kann. Wenn man Rollenspiel als Literaturform einstuft (und ist das wirklich strittig?), und Literatur als Kunstform, ist es eigentich unumgänglich, dass auch Rollenspiel als Unterkategorie auch unter den Kunstbegriff fällt. Das müßte relativ schlichte Logik sein - wenn alle Guffs Grans sind und alle Grans Gilts, dann sind alle Guffs auch Gilts.
Die 'Kunstdebatte' ist nur, möglicherweise auf Grund der Schwammigkeit des Kunstbegriffs polarisierender als die 'Literaturdebatte' und wird dementsprechend häufiger und intensiver geführt, auch wenn es eigentlich ein Nebeneffekt der Literatureinstufung ist.
Allerdings ein Nebeneffekt, dass, wenn man denn da mit dem nötigen Sendungsbewustsein herangeht, auch eine gewisse Bedeutung trägt: Gehe ich nämlich davon aus, dass Rollenspiel eine Kunstform ist, dann impliziere ich damit auch, dass der Rollenspieler ein Künstler ist - und daraus kann man eine ganz andere Form des Selbstbewußtseins ableiten, die weniger in Richtung 'leicht peinliche Nerdigkeit*und mehr in Richtung Auftreten mit Breiter Brust' geht.
Letztendlich ist es schlicht ein Etikett, dass zwar wenig aussagt, aber nichtsdestortz auch eine gewisse Legitimation trägt.
Nur mal so als Vergleich führe ich an dieser Stelle immer ganz gerne die Wahrnehmung von Comics als Medium und Kunstform an - mit all den Grabenkämpfen von
Seduction of the Innocents und der entsprechenden Marginalisierung der Akteure, die so weit reichte, dass die großen Befürworter von Comics als Literatur- und Kunstform wie Eisner oder Spiegelmann ihre entsprechenden Produkte nicht als "Comics" verkaufen konnten, sondern einen eigenen Begriff, den der 'Graphic Novel' prägen mußten, um aus der Ghettoisierung des Mediums auszubrechen.
Klar, auch kleine Undergroundcomics erscheinen in Auflagen, die für die meisten Rollenspielprodukte utopisch sind - aber das ist ein rein quantitativer Unterschied, kein qualitiativer.
Ich glaube, es gibt eine ähnliche Ghettoisierung auch für Rollenspiele - die implizite Haltung, dass man das Medium per se nicht ernst zu nehmen braucht, weil es keine ernstzunehmenden Beiträge zum kulturellen Diskurs beitragen kann. Das mag auch auf Grund der vergleichsweise kleinen Auflagen und Communities durchaus der Fall sein, aber auch dass ist ein quantitatives, kein qualtitatives Element. Dieses Faktoid schlicht hinzunehmen entspricht aber genau der Marginaliserung, die dann dazu führt, dass die ganze Annahme zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung wird.
Ein konkreter Nutzen eines künstlerischen Selbstverständnisses ist natürlich erst mal gering - aber welcher Nutzen liegt denn bitte darin, dass Gegenteil zu behaupten? Jetzt mal ernsthaft? Ob nun Rollenspiel als Kunstform wahrgenommen wird oder nicht, ändert das groß was daran, was die Angelegenheit zu einer erfüllenden Beschäftigung macht? Gut, mit der Wahrnehmung können sich auch die Ansprüche verschieben - aber das ist nun wirklich eher ein Kann als ein Soll, und definitiv kein Muss.
Worauf du mit dem ersten Teil deines Posts hinaus willst, weiß ich leider im Moment nicht.
Das bezog sich auf Whisps Argumentation mit dem Spiel an sich als Kunstform. Hätte man vermutlich mit einem Zitat verdeutlichen sollen.