Autor Thema: Soll man den Begriff Realität ganz aus der RPG-Diskussion nehmen?  (Gelesen 12233 mal)

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alexandro

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Jede Abweichung von der realen Realität braucht eine Erklärung.
Nicht notwendigerweise.
Bestes Beispiel: Battletech. Da hat man komplett abstruse Waffenwerte und Panzerungswerte von Mechs, mit denen schon ein moderner Panzer den Boden aufwischen würde. Trotzdem sind Mechs im Spiel die "Könige der Schlachtfelder" - was auch konsistent ist, wenn man sich die anderen Fahrzeuge so anschaut.

Ist es realistisch, dass die Menschheit bei ihrer Eroberung des Weltraums ihre Militärtechnologie praktisch nicht weiterentwickelt hat und in einigen Punkten sogar RÜCKSCHRITTE gemacht hat? Sicher nicht, aber das interessiert keinen (und erfordert daher auch keine Erklärung). Solange die SPIELWELT konsistent ist, interessiert sich kein Aas für die Realität.

Zitat
Je mehr Erklärungen das werden, desto abstruser wird es meistens.
Auch hier ist KONSISTENZ wichtiger, als "Realismus".
Siehe "Exalted" oder "Earthdawn", wo praktisch alles (bis hin zu den meisten Naturgesetzen) irgendwie von der Realität abweicht, dabei aber trotzdem noch nachvollziehbar und schlüssig bleibt

Zitat
Dass ein Spiel in sich unrealistischer wird, nur weil es etwas, das in der Realität als gesichert gilt, übernimmt und dort nicht nochmal extra erklärt, macht für mich keinen Sinn.
Unrealistischer nicht, aber auch nicht realistischer. Die Gefahr liegt eher bei einer Verwässerung der Spielabsichten (z.B. bei mühelosem Meucheln in einem "heldigen" Spiel).

Offline Funktionalist

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Hier hilft es aber meistens, wenn der SL den Spieler nach Ankündigung der Aktion darauf hinweist und dem Spieler die Möglichkeit lässt, die Aktion zu ändern.
Unterschiedliche Erwartungshaltung/Vorstellungen habe ich daher nie als ein Problem gesehen, da sich die Vorstellung relativ einfach angleichen lässt.
Daraus können wir eine weitere Spielempfehlung ableiten:

Ein kurzfristiger  Sondervorteil ("Abändern einer Aktion" oder gar:"erst  ab dieser Aktion gilts RAW/RAI".) hilft dem Spieler, den Bruch wegzustecken.

Ich versuche einmal kurz, die paar Begriffe hier miteinander zu verbinden:
Unplausible Stelle:  Ist ein moment an dem ein Spieler feststellt, seine Erwartung an die Spielwelt/regeln nicht erfüllt werden. Dies kann auch in der Form passieren, dass sich sein Vorstellungsraum von mindestens einem anderen der Gruppe derart unterscheidet, dass es spielrelevant wird.
Ein Beispiel könnte die Tiefe des Ausschnitts der Magierin oder die Länge des Zwergenbartes oder die Pracht der Rüstung des Kriegers nach der Schlacht sein.

Als unrealistisch wird eine in den Augen des Spielers fehlerhafte Transferleistung von der Realität in die Spielwelt bezeichnet.
(Hitpoints, Wundabzüge...)

Die Unterdrückung des Zweifels ist der Vorgang der (temporären) Anpassung seines Vorstellungsraumes oder der Erwartungshaltung an die Anforderungen des Bruches.

Offline Abd al Rahman

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In den meisten RPG Settings, die ich kenne, haben Drachen keine Kolibri-Flugtechnik. Wenn sie die bei Euch schon haben, dann duerfen die das auch. ;)

Da fällt mir die Antwort einer der StarTrek-Drehbuchautoren auf die Frage ein, wie denn die Heisenbergkompensatoren funktionieren würden. Die Antwort war: "Zu meiner vollsten Zufriedenheit".

Is doch wurscht wie die das können. Ich frag mich ja auch nicht welche physikalischen Grundlagen Magie hat.

Online Tudor the Traveller

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Oftmals ist die exakte Abbildung der Realität sogar kontraproduktiv für das Spielerlebnis, sei es weil die allgemeine Vorstellung von bestimmten Punkten schlicht nicht stimmt oder weil bestimmte realweltliche Umstände einfach im Spiel keinen Spaß machen (Realistische Wundheilung wird zB in kaum einem RPG umgesetzt).

Volle Zustimmung  :d

Solange die SPIELWELT konsistent ist, interessiert sich kein Aas für die Realität.
Auch hier ist KONSISTENZ wichtiger, als "Realismus".

Grundsätzliche Zustimmung. Ausnahme: Realismus-Freaks.

Unplausible Stelle:  Ist ein moment an dem ein Spieler feststellt, seine Erwartung an die Spielwelt/regeln nicht erfüllt werden. Dies kann auch in der Form passieren, dass sich sein Vorstellungsraum von mindestens einem anderen der Gruppe derart unterscheidet, dass es spielrelevant wird.
Ein Beispiel könnte die Tiefe des Ausschnitts der Magierin oder die Länge des Zwergenbartes oder die Pracht der Rüstung des Kriegers nach der Schlacht sein.

Als unrealistisch wird eine in den Augen des Spielers fehlerhafte Transferleistung von der Realität in die Spielwelt bezeichnet.
(Hitpoints, Wundabzüge...)

Die Unterdrückung des Zweifels ist der Vorgang der (temporären) Anpassung seines Vorstellungsraumes oder der Erwartungshaltung an die Anforderungen des Bruches.

Finde ich treffend.  :d
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Eulenspiegel

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SR als Beispiel für Schusswaffenrealismus finde ich jetzt nun schon sehr gewagt.
SR war ein Beispiel für FEHLENDEN Schußwaffenrealismus.

Offline Arkam

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Hallo zusammen,

ich denke ein Sonderthema wäre die Realität als Ausrede um eine Spielregel oder ein Spiel Ergebnis durch zu setzen.

Da fallen mir die immer wieder auftauchenden Diskussionen über Waffenwerte und die Umsetzung einzelner Kampfsportarten ein.
Hier wollen meistens die Spieler einen Vorteil in Werten oder Möglichkeiten durchsetzen und begründen das mit realen Daten oder eigenen Erfahrungen.
Legt hier nicht die komplette Runde Wert auf eine Anpassung kommt es entweder zu endlosen fruchtlosen Diskussionen oder abers ehr schnell zu unausgewogenen Hauregeln.

Dann wäre da noch die Begründung für eine Handlung im Spiel die aus der Realität abgeleitet wird. So wurde in unserer Runde der B Kanal eines ISDN Anschlusses zum Abhören genutzt.
Hier interessiert dann meistens nicht die wirkliche reale Möglichkeit sondern wie sich diese Aktion im Spiel auswirkt.
Wenn man nicht gerade eine Runde hat in der man einzelnen Mitspielern misstraut sind solche Aktionen unproblematisch.

Am schlimmsten aus meiner Sicht sind eigentlich Bezüge auf die Realität die das Spiel blockieren.
Etwa die Frage die in unserer Mechwarrior Runde auftauchte. Warum soll ich jetzt nicht meinen Mech verkaufen und mir ein schönes Leben machen? Warum soll mein Charakter den jetzt diesen Auftrag annehmen, dieser Spur nachgehen oder mit diesem Charakter zusammen arbeiten.
Hier sollte man in der Runde abklären wo die Knackpunkte sind und diese hoffentlich aus der Welt schaffen.

Gruß Jochen
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Offline 8t88

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In diesem Sinne war Shadowrun "realistisch" nur dass die zugrunde liegende Realität nicht die Wirklichkeit war, sondern die Vorstellungen des Actionfilm-Genres dieser Zeit.

Und darum "Realität" (und alle Aberationen des Wortes) durch "Glaubwürdigkeit" ersetzen!
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Eulenspiegel

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Shadowrun ist ja glaubwürdig. Es ist halt nur nicht realistisch.

Wer auf Glaubwürdigkeit wert legt, der kann mit Shadowrun seinen Spaß haben. Wer auf Realismus wert legt, der wird um Shadowrun einen weiten Bogen machen und sich eher "realistischeren" Cyberpunk-Settings zuwenden.

Offline Terrorbeagle

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Und darum "Realität" (und alle Aberationen des Wortes) durch "Glaubwürdigkeit" ersetzen!

Das kommt der Aufforderung, auf Sand zu bauen gleich. Glaubwürdigkeit von Realismus trennen zu wollen, hieße, der Geschichte die Grundlage zu entziehen. Klar, nicht alles, was glaubwürdig ist, ist realisitsch, nicht alles was realistisch ist, ist auch glaubwürdig, aber im Großen und Ganzen besteht in der Hinischt ein relativ klares Abhängigkeitsverhältnis, bei dem jede Trennlinie künstlich und willkürlich ist.

Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

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Es gibt einen Unterschied zwischen:
Trennen
und
nicht voneinander abhängig machen.

"Realistisch" ist eine Art einen Bestandteil der Spielwelt zu rechtfertigen. "Magie", "Magiekonzept xy", "folgt aus GRundannahme xy des Settings", "ist so, weil cool",...
sind alles andere Begründungen für Umstände in der Spielwelt.

"plausibel" ist nur ein Qualitätsmaßstab für solche Begründungen, von denen "realistisch" nur eine ist.
"plausibel" bedeutet nachvollziehbar, konsequent.

Offline GrogT

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Also das Wort Realität ansich sollte man aus keiner wie auch immer gearteten Diskussion nehmen ... was man natürlich, wenns ums Rollenspiel geht, akzeptieren muss, ist dass das Spieleruniversum weder Realität ist noch Realität 1:1 abbildet; das fängt schon beim die Spielrealität wahrnehmenden Subjekt, dem Charakter, an ... der ist nicht real.

Realität lässt sich eigentlich nicht abbilden

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Von was man also sprechen kann, ist Realismus. Also z.B., dass die Würfelwürfe ähnliche Warscheinlichkeiten simulieren, wie man sie aus der Realität erwartet. Allerdings sind diese Warscheinlichkeiten wohl nie mehr als eine grobe Strichmännchenzeichnung einer Welt, die zu komplex ist, um sie selbst mit wissenschaftlicher akribischer Methodik zu beschreiben zu können. Könnte man Fähigkeiten exakt messen und Ergebnisse darauf basierend stochastisch ermitteln, wären Sportwetten wohl schon längst Vergangenheit.

Was bleibt? Grobe Schnitzer im System müssen kritisierbar bleiben, vergleichbar mit realen Erfahrungen; allerdings sollte man schon ein gewisses (eigentlich recht hohes) Mass an Spielraum mitbringen, also einerseits akzeptieren, dass die emersion nich 100% sein kann, anderseits akzeptieren, das Regeln nur bedingt dazu taugen, Fakten im Spiel zu etablieren.  
    
« Letzte Änderung: 25.02.2011 | 02:34 von GrogT »

Offline 8t88

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Das kommt der Aufforderung, auf Sand zu bauen gleich. Glaubwürdigkeit von Realismus trennen zu wollen, hieße, der Geschichte die Grundlage zu entziehen. Klar, nicht alles, was glaubwürdig ist, ist realisitsch, nicht alles was realistisch ist, ist auch glaubwürdig, aber im Großen und Ganzen besteht in der Hinischt ein relativ klares Abhängigkeitsverhältnis, bei dem jede Trennlinie künstlich und willkürlich ist.


Hier gilt natürlich, ein wenig Hirn einschalten wenn man das so auftrennt.

In diesem Fall hast Du mich entweder falsch verstanden oder ich mich unklar ausgedrückt.
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