Desweiteren kann es selbst bei gleicher Bewertung der Situation zu einer Diskrepanz in der Bewertung der Aktion des Spielleiters kommen.
Dies kann sich im Extremfall derart gestalten das der Spielleiter der Ansicht ist durch seine Reaktion die Aktion des Spieler aufgewertet zu haben, waehrend der Spieler die Reaktion als massive Abwertung empfindet.
Das ist ein interessanter Punkt, den ich allerdings nicht als RR bezeichnen würde, da hier hauptsächlich ein Kommunikationsproblem besteht.
Railroading verstehe ich als ein Ausnutzen der Hierarchie, um seine Wertung durchzusetzen.
Bei dem Kommunikationsproblem kann das durchaus nach einer kleinen Beschwerde korrigiert sein und es ist sogar wahrscheinlich dass die unterschiedliche Wahrnehmung angesprochen wird und der Sl sich dann vielleicht sogar entschuldigt oder sonstwie versucht wird, diesen Konflikt zu beenden.
Hier hat keine Partei etwas zu verlieren, da sie sich in der Sache (Bewertung der Aktion) einig sind.
Zum RR gehört mMn dazu, dass der SL sich bewusst ist, dass er gerade Macht ausübt.
Deshalb hat sich das Wort Entwerten, das sich so schön aktiv anhört dermaßen durchgesetzt.
Das unabsichtlich falsche bewerten einer Aktion sollte man unter den Kommunikationsproblemen verorten und nicht unter Einstellungsproblemen.
Das falsche Deklarieren von RR am Spieltisch, also z.B. der Kommunikationsproblemfall von oben, oder auch das Problem einer Spielerdiva, fällt mMn nicht in den RR Begriff, sondern ist Symptom einer anderen Problemstellung.
Die Diva ist ebenso ein Einstellungsproblem, wie der RR-SL.
Der Spieler kann kein RR verursachen. Bei Spielern hieße so etwas "schlechtes Charspiel" oder so, wenn er Anreize aus der Gruppe oder durch den SL nicht auf seinen SC anwendet. Gründe können hierfür vielfältig sein (z.B. kann sich ein Spieler ruhigen Gewissens gegen die Thematisierung von sexueller Gewalt sperren und sie für seinen Char völlig ausblenden. Das erzwingen des Themas/Einflusses durch den SL mit der ihm zugestandenen Macht wäre wieder etwas, das in Richtung RR ginge... Es hängt hier an den Spielerentscheidungen und nicht an den Charakterhandlungen.)
RR geht vom SL zu den Spielern und löst bei diesen Unwohlsein aus. Der SL muss sich nicht im klaren darüber sein, dass der Spieler Wünsche hat, es reicht, dass er sich vorherrschend ausschließlich auf seinen Input beschränkt und den der Spieler nicht berücksichtigt.
Will er ihn berücksichtigen, kann es aber nicht transportieren, haben wir kein RR mehr.
Ich hoffe, es ist einigermaßen klar geworden, dass ich gerne zwischen den Symptomen (Jemand schreit "RR!") und der Vorgang der Entwertung von SPielerantscheiden trennen möchte. Ersteres kann mehrere Ursachen haben und letzteres hat seine Wurzeln auf der EInstellungsebene, mit der an das Spiel herangegangen wird.
z.B.
Der SL, der den Input der Spieler prinzipiell als Störung wahrnimmt/bewertet ist ein RR.
Der Sl, der abwägt und seine Ideen immer für besser hält und das durchsetzt, ist ein RR.
Der SL, der aus Hilflosigkeit zu dem Mittel der Macht greift und hofft, dass die Spieler ihm genug davon zugestehen, dass er damit durchkommt ohne dass ein Spieler den Tisch verlässt, anstelle die Kooperation der Spieler zu erbeten. Das kann sein, dass ein genialer Einfall den Plot sprengen würde und der SL damit nicht umgehen kann. Dieser SL ist auch ein RR-SL.
Der SL, der versucht alle Entscheidungen durch Bauernopfer durchzubringen, die den Spieler zwar nicht das Gefühl geben, im gewünschten Maße berücksichtigt zu werden, allerdings auf der Ebene der Streitentwicklung dem SL genug Rechtfertigung zum Machteinsatz geben, ist ein RR-SL.
("Ich habe dir das jetzt schon zugestanden, sei fair und akzeptiere das!" Das ist das, was ich mit dem obigen "du stirbst"-Beispiel meinte.)
Der SL der meint, die gute Idee eines Spielers zu honorieren, diesem dadurch aber auf die Füße tritt, zählt nicht dazu. Denn dieser Fall ist ein Scheitern der Empathie und keines der Handlungsmotivation.
@Dolge
Findest Du, dass das der "gefühlten" Relevanz widerspricht?
sers,
Alex