Man kann die Gemeinsamkeiten aufzählen einerseits, das Unpolitische, das weitgehend Unprätentiöse, das irgendwo Nonkonformistische. Das sozial Inadäquate, das Martialische, meinetwegen das Romantische. Oder man kann versuchen, das zu interpretieren, andererseits, auf die Gefahr hin, es sehr schnell überzuinterpretieren.
Ja, das denke ich auch.
Wenn ich mal ein ganz kleines bisschen nachdenke, ist es eigentlich auch sonnenklar, warum ich diejenigen Rollenspiele mag, die ich eben mag... angesichts meiner bevorzugten Musik.
Nur ein Beispiel:
Ich bin kein typischer Heavy-Metal-Fan, aber ich bin ein Fan der Band KISS.
Warum erwähne ich das jetzt? Ganz einfach. KISS sind vom üblichen "Metal" so weit entfernt wie man nur davon entfernt sein kann. KISS sind auch keine Band, sondern eine Marketing-Maschine, ein Unternehmen, ein amerikanisches Showbusiness-Monstrum. Die anscheinenden Horror- und Scifi-Elemente an dem Image von Kiss stehen in keinerlei Zusammenhang mit den Songtexten, die weitestgehend oberflächliche und austauschbare Verse über Liebe, Sex, Kameradschaft, Partys und "wir sind tolle Typen und machen unser Ding" sind. Viel Style, wenig Substanz. Der Geschmack von Gene Simmons und Paul Stanley, die Kiss praktisch "erfunden" haben, speist sich aus Marvel Comics, Dracula- und Frankenstein-Filmen der alten Schule, amerikanischem Hollywood-Showbusiness, Geisterbahnen, Vergnügungsparks, Zirkus, Burlesque... Gene Simmons' Lieblings-Filmhelden sollen ja King Kong und Godzilla gewesen sein, mit der Begründung, "Sie sind so viel größer als diese langweiligen kleinen Menschen."
Und jetzt dazu mein Rollenspielgeschmack:
Ich mag Sachen wie Champions, Mutants & Masterminds, Cartoon Action Hour... auch hier gilt: Style over substance. Viele bunte Bilder, poppige Farben, Gut gegen Böse, klare Slogans und Ansagen, einfache Plots, oberflächliche Handlung, und alles soll schnell und unterhaltsam sein, und irgendwie leicht verdaulich. Es gibt ein bisschen Horror und ein bisschen Scifi, aber nichts zu Hartes oder zu Tiefgehendes. Alles nur Entertainment. Genau wie bei Kiss. In den Comics, die ich normalerweise lese, geht es ebenfalls oft um Liebe, Sex, Kameradschaft, Partys und "wir sind tolle Typen und machen unser Ding". Auch bei einem Superheldensystem wie Champions stammt die Inspiration aus Marvel Comics, Dracula- und Frankenstein-Filmen der alten Schule, amerikanischem Hollywood-Showbusiness, Geisterbahnen, Vergnügungsparks, Zirkus, Burlesque... Ich mag mächtige Helden und coole Powers, weil die auch so viel interessanter sind als diese langweiligen kleinen Menschen.
Das ist hoffentlich einigermaßen gut erklärt.