Autor Thema: Stadt, Land, Fluss - Erfundene Namen für eure Orte und Länder  (Gelesen 23975 mal)

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Offline Jed Clayton

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Der "Coole Städtenamen" Thread drüben im Savage-Worlds-Bereich hat mich heute auf dieses Randthema gebracht:

Wenn ihr für ein Rollenspiel neue Länder, Städte, Ortschaften, vielleicht auch Flüsse und Berge usw. erfinden wollt und Namen dafür braucht, nach welchem Prinzip findet ihr dann üblicherweise die Namen?

Als Beispiele dafür, was ich in der Vergangenheit alles schon ausprobiert habe:

1. Benennungstradition aus einer realen Sprache, am besten aus der jeweiligen Muttersprache (Deutsch, Englisch, Russisch, Spanisch ...), so wie dort eben Städte und Länder heißen oder heißen könnten: z.B. Falkenstein, Eisental, Wetterspitze, Hirschgrund ...

2. Namen aus einer anderen Sprache als der eigenen Muttersprache, aber aus einer realen Sprache oder einer realen historischen Sprache (Lateinisch, Altgriechisch, Sanskrit, Babylonisch usw.), die ihr gerade passend oder interessant findet

3. Namen mit einer Mischform aus Muttersprache + Fremdsprache

4. Namen aus einer anderen real existierenden Sprache, die nachträglich übersetzt oder teilweise übersetzt wurden: z.B. Löwenstadt für "Singapur"

5. Namen in einer Pseudosprache, bei der nach eigenem Geschmack bestimmte Vokale oder Konsonanten verändert oder ausgetauscht wurden: Landùn statt London, Dysburgo statt Duisburg, Mogunzia statt Maguntia (Mainz), Wasshintuna statt Washington

6. Rückwärts geschriebene Namen oder Anagramme aus echten Namen

7. Namen aus anderen Zusammenhängen als Ortsnamen verwendet, z.B. Tiernamen, Namen der Freundin, des Lieblingsessens, eines Autors, eines Comics u.a.

8. Namen, die ansatzweise noch so klingen wie aus irgendeiner realen Sprache, aber in Wirklichkeit frei erfunden sind, also sozusagen im Wortkörper, in der Phonetik und Betonung noch einer echten Sprache ähnlich: z.B. Chollixitha

9. Namen, die irgendwie so klingen und aussehen, wie es eben in anderen Fantasy-Romanen, Comics, Spielen etc. üblich ist

10. Sinnfrei aneinander gereihte Silbenkombinationen ("mit den Fingern einmal auf die Tastatur gefallen" oder blind darauf herumgehämmert, bis irgendetwas dabei herauskam) bzw. irgendetwas, das fremd und geheimnisvoll klingt: Kusch-Uribbasch, Koschunschai, Tharok Unsilmar, Selekhiyol, Gamischmahan, Ziranganeya (...)


Was benutzt ihr? Was davon findet ihr gut und praktisch? Ihr könnt auch mehrere Optionen wählen, oder etwas ganz anderes.
"Somewhere there is danger, somewhere there's injustice, and somewhere else the tea is getting cold."

(Doctor Who, Survival, 26th season, serial 4, part 3)

Offline Gwynplaine

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Für meine neue Kampagnenwelt werde ich englische Ortsnamen nutzen (Toponomy). Generell mag ich "sprechende" Ortsnamen bzw. Namen die eingängig sind (auch in Fantasyromanen). Deine Optionen 9 & 10 finde ich ganz grausam  :).

Offline Jed Clayton

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Für meine neue Kampagnenwelt werde ich englische Ortsnamen nutzen (Toponomy). Generell mag ich "sprechende" Ortsnamen bzw. Namen die eingängig sind (auch in Fantasyromanen). Deine Optionen 9 & 10 finde ich ganz grausam  :).

Gerade 9 & 10 sind aber meine Lieblingsoptionen! Es kommt aber auf die Welt und den Zusammenhang an.

Immerhin habe ich nichts gänzlich Unaussprechliches gewählt. Ich will es ja selber noch aussprechen und mir merken können.
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Offline Bentley Silberschatten

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Ich versuche mich an 1+2 weil ich finde das die Namen dann von selbst ein gewisses flair verbreiten und auch Informationen mit tragen die man nicht extra aussprechen muss bzw. auf die die Spieler selbst kommen können.

Aber selbstverständlich, wenn es schnell gehen muss, verwende ich auch die Optionen 9+10.

LöwenHerz

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Bekanntlicherweise machts die Mischung. 1-10  :d

Offline EL Machete

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4,9,10..
habe in einem eigenen setting die kultur einer katzenrasse einfach mit dem arabischen wort für katze benannt

Offline Jed Clayton

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Ich denke, ich werde hier demnächst noch ein paar weitere selbst erfundene Namen posten.

Zum Beispiel finde ich Chollixitha richtig chic. Aus den Notizen zu einem früheren nie veröffentlichten Projekt habe ich auch noch die Namen Xaralith, Themazia und Garixande. Heute hab' ich wohl viele Namen mit X, ist nur ein Zufall, oder der Einfluss des Pseudogriechischen.

Eine Kombination aus Möglichkeit 8 und 10 hat mir auch schon vor 16 Jahren gute Dienste geleistet, als ich mal für eine Space Opera (mit dem GURPS-Regelsystem) einen grimmigen Dschungel-Amazonenstamm namens "Ajimai" erfunden hatte und die gesamte Phonetik seiner Sprache, seine Grammatik und leichte Dialektunterschiede zu nördlichen und südlichen Nachbarstämmen aufgeschrieben hatte. Jetzt wisst ihr auch, was ich mit dem Halbwissen aus dem ersten Semester Linguistik angestellt habe. Amazonenstämme erfinden! :D
« Letzte Änderung: 29.12.2011 | 20:59 von Jed Clayton »
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Offline Tarin

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Alle meine bisherigen Settings (abgesehen von dem Pseudo-Asia-Sword&Sorcery Ding) haben deutsch klingende Namen für Ortschaften. Ich kann mir die schlicht am besten merken.
Es verstößt gegen die Hausordnung, aus dem Necronomicon zu zitieren.

Offline Jed Clayton

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Alle meine bisherigen Settings (abgesehen von dem Pseudo-Asia-Sword&Sorcery Ding) haben deutsch klingende Namen für Ortschaften. Ich kann mir die schlicht am besten merken.

Früher, vor 15 oder 16 Jahren, habe ich unter dem Vorsatz "Es soll ja eine fremdartige fantastische Welt sein" insbesondere Deutsch so weit es ging vermieden.

Heute habe ich aber einen anderen Geschmack und finde zum größten Teil die absichtlich eingedeutschten Namen im deutschen Pathfinder richtig gut gelungen: Ortsnamen auf -furt, -dorf, -bach, -grund, -wang(en), -stedt, -stetten, -ingen, -burg, -heim und andere.

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Ivendar

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Mir fällt ja immer mehr auf es gibt fast nix was es nicht schon irgendwo gibt. Ist jedenfalls schon ne Kunst sich noch Begriffe auszudenken die es nicht gibt und die noch einigermassen klingen. Hab letztens mal rumprobiert mir Namen für Völker auszudenken und dann war's im RL ne Stadt irgendwo in Asien. :D

Taschenschieber

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Ist aber immer so ne Sache, wie sehr es denn kulturell passt. In eher mitteleuropa-fäntelalterbasierten Sachen sind deutsche Namen ja schön und gut, aber wenn man davon abweicht, sollte es auch irgendwo passen. Besonders gehen mir da die größtenteils unstimmigen Namen im Horasreich bei DSA auf den Zeiger.

Ich selbst bin im Namen ausdenken aber auch eher schlecht.

Offline korknadel

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Wenn es typische Fantasy-Namen ohne (auf den ersten Blick) erkennbare Bezüge zu Realnamen sein sollen, hilft der Griff zu einem Wörterbuch einer Sprache, die kaum ein Schwanz kennt.

"Katan, die Rivalin der Handelsmetropole Misrad, liegt im Delta des majästetischen Lischmoa, der sich panthergleich aus dem Hochland von Maskoret in die Tiefebene Schesch schlängelt und schließlich zwischen den Katanischen Vorposten Kaniti und Sefer ins Meer mündet."

In diesem Fall sind das die hebräischen Vokabeln für klein, Büro, hören, Lohn, sechs, ich habe gekauft und Buch.
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LöwenHerz

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Echt? Panthergleich bedeutet Lohn?  ;D

Aber schöne Idee. Hebräisch klingt gut für phantastische Namen in meinen Ohren  :d

Offline Gerd

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Ich find auch dass die Namen echt gut klingen!
Wenn man Pech hat sitzt dann halt ein Spieler in der Runde der zufällig hebräisch kann  ;D

Was ich für eine gute Idee halten würde ist eine Kunstsprache zu basteln, die beliebtesten Benennungsmotive zusammenzusammeln und die dann einfach übersetzen. Die Lautung halt dann noch ein wenig anpassen. Aber den Aufwand hab ich bis jetzt noch nie betrieben, ich sammel einfach Namen die halbwegs ins Setting passen und nehm die dann.

Offline kalgani

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Bekanntlicherweise machts die Mischung. 1-10  :d

irgendwie schon, wobei ich meist aber in Richtung 8 tendiere.
Dort aber eher zu einem Bereich der nix mit deutsch zu tun hat.

Beispiele:
Länder: Dembora, Bok Danor, Tillamook, Sat Rinaka, Bodasakkunn
Städte: Dsobak, Pitursk, Alat, Shuras, Bendoma, Fulkar, Cantok, Hulf
Gegenden: Mirkat-Gebirge, Hochhorst (Gebirge), Jessin (Fluss), Tuchad (Wüste), Eismeermarschen (Sumpf)

Edit:
man sollte aber versuchen das bestimme Länder auch eine etwas eigene sprachform haben.
z.B. einen Nation am ende gerne mit doppelkonsonanten, die andere viele S-Laute und die nächste arbeitet viel mit doppelwörtern usw. damit trennt man diese Gegend auch schriftsprachlich etwas von einander.

viel schlimmer als Ortsnamen, finde ich aber Namen für Organisationen!
« Letzte Änderung: 8.02.2012 | 15:39 von kalgani »

Offline Blizzard

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In der Regel eine Mischung aus 8&9. Wenn mir aber nix einfällt, oder ich mit dem Ergebnis aus 8&9 unzufrieden bin, kommen auch andere Punkte in Frage, wie z.B. 10.
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Offline WeepingElf

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11. Namen aus einer komplett erfundenen fiktionalen Sprache (so wie Tolkien das mit seinen Elbensprachen gemacht hat).  Es gibt einen Wortschatz und eine Grammatik, also eine richtige Sprache, in der die Namen etwas bedeuten.  Natürlich ist es Overkill, eine komplette Sprache nur zu dem Zweck zu erfinden, ein paar Namen zu bekommen, aber wie der gute Herr Tolkien habe ich einfach Spaß daran, Sprachen zusammenzubasteln!
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Offline Bad Horse

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Ich nehm auch die 11 - heißt, dass ich mir vorher überlege, wie die Sprache so klingt, welche Buchstabenkombinationen häufig sind, welche Laute sie eher selten verwendet usw.

Das mache ich auch für Charakternamen so, und es hat insofern auch funktioniert, dass in einer Kampagne die Spieler schon typische Namen von untypischen Namen unterscheiden konnten. :)
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The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline 1of3

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11. Namen aus einer komplett erfundenen fiktionalen Sprache

Das scheint mir strukturell eigentlich das Gleiche zu sein wie #2. Eine Kunstsprache ist ja nicht unecht.


Was Leonie vorschlägt, also nur die Phonologie einer Sprache zu entwerfen, kann man sich z.B. mit der Kwegbalze etwas einfach gestalten. Das Programm setzt dann die gewählten Phoneme zufällig hintereinander.
http://www.delphipraxis.net/16247-kwegbalze-2-00-word-generator.html


Für meine kommende Kampagne wird es Caeruleaner (caeruleus = blau) und Viridaner (viridis = grün) geben. Das könnte man unter #3 fassen, wobei das Bildungsmuster in unserer Wissenschaftssprache eigentlich schon recht regelmäßig ist.

Offline Grimnir

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Bad Horses Methode mit typischen Lauten, Silben, Kombinationen nutzt auch das Everchanging Book of Names. Da gibt es mittlerweile massig viele Sprachdateien und Namensverzeichnisse, aus dem das Programm neue Listen generiert. Meine Favoriten sind sumerische Namen und solche aus der Artussage. Das Programm ist mittlerweile meine Hauptquelle für coole Namen nach Methoden 2 und 11.

Und wer versiert ist, kann bestimmt auch eigene Sprachen da reinflicken.
Selber Regelwerke schreiben zeugt IMHO von einer reaktionär-defaitistischen Haltung [...]

Vergibt Mitleidspunkte...
... und hetzt seine Mutter auf unschuldige Tanelornis (hier der Beweis)

Delagur

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Ich versuche, wenn ich mich an das Erfinden von Bezeichnungen mache, die Lautbildung miteinzubeziehen. Wenn ich weiss wie sich die Sprache ganz grob darstellt, dann faellt es finde ich leichter stimmige Namen zu erdenken. Auch koennen wir mit unserem Alphabet nicht alle Laute darstellen, welshalb ein Blick auf andere Alphabete oder eben die Lautschrift sinnvoll waere. Und selbst dann kann man noch sagen, dass der Originalname fuer einen Menschen nicht auszusprechen waer, da er die notwendigen Laute gar nicht bilden kann.

Um dem ganzen Lautsprachegefasel auch gegenzuwirken.
klassisch, fantastisch, der Kontinent Nelboa (war vor langer Zeit mal eine ausgedachte Region von mir)  :)

gD