Der Widerspruch ging wohl auch nicht auf das Charakter-motiviert handeln, sondern dem Verantwortung übernehmen.
Und da sehe ich nicht, wo ein Methodactor weniger Verantwortung übernehmen sollte als andere Spieler. Nur würde in dem Fall die meiste (Abstimmungs-)Arbeit eben vor dem Spiel anliegen - wo sie eigentlich auch hin gehört.
Aber auch während des Spiels gibt es ja einen Spielraum, welcher für Abwägungen innerhalb des möglichen In-Charakter-Portfolios gewählt werden können.
Wege mit striktem durchpeitschen des eigenen Spielstils das Spiel für andere zu zerstören haben alle Fraktionen.
Genau das meine ich. Im Eröffnungspost wird einem bestimmten Spielstil (Charakterzentriertes Rollenspiel) automatisch Egoismus und Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Spielern zugeordnet.
Jetzt kann ich auch als Butt-Kicker egoistisch und rücksichtslos sein: Ich lege es beim Spiel nur darauf an, Ärsche zu treten. Plausibilität oder Spielspannung trete ich dabei mit Füßen, den Taktiker überrolle ich mit Aktionen und den Stimmungsspieler reiße ich mit "Boah, look how ceeewl me r" raus.
Der Storyteller, wenn er rücksichtslos und egoistisch ist, fällt anderen Charakteren in den Rücken und macht das Gruppenspiel unmöglich, nur weil er das gerade für die spannendere Storyentwicklung hält. Aus sicht des Method Actors handelt er unplausibel und dem Taktiker zerschießt er die heißgeliebte Planungsphase.
Der Taktiker drängt ständig auf die Metaebene und hält den Spielverlauf mit stundenlangen Planungen auf. Er vernichtet mit besonderer Hingabe die Stimmung und der Butt-Kicker langweilt sich derweil zu Tode.
Und natürlich kann auch der Method Actor den anderen das Spiel vermiesen, wenn er seinen Egotripp durchzieht.
Nur: Zu behaupten, dass gerade der method actor praktisch Spielstil-inhärent ein Arschloch ist, der anderen seinen Spielstil aufzwingt, ist mit Verlaub, ganz großer Unsinn.
Beim Method-acting stelle ich die Überlegung vornan, wie sich der Charakter in einer gegebenen Situation vermutlich verhalten würde. Da diese Überlegung an sich schon mehrere Optionen eröffnet, kann ich auch in diesem Rahmen schonmal die auswählen, die am Gruppenkompatibelsten ist. Ich kann auch eine plausible Option wählen, die einen spannenden Storyverlauf produziert und neue Plothooks eröffnet. Ich kann auch zwischenzeitlich auf die Metaebene wechseln und mich an Planung beteiligen, wenn für mich klar ist, dass gerade in-game auch die Charaktere beieinandersitzen und planen (und diese Planung auch etwas ist, was der Charakter betreiben würde). Method Acting schließt das nicht aus.
Klar, es gibt auch egoisten method actor. Das ist halt, wie ich bereits geschrieben habe, method actor Konzentrat. Aber jetzt mal ernsthaft: wie oft kommt das vor?
Und ist jemand, der butt-kicking in konzentrierter Form betreibt so viel sympathischer? Oder storytelling? Oder irgendwas? I think not. Ich bin übrigens mehr storyteller als method actor, aber eigentlich halte ich diese Definitionen für nur bedingt brauchbar.