Autor Thema: Warum "SF"?  (Gelesen 17534 mal)

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Offline Waldviech

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #75 am: 13.12.2013 | 00:24 »
Zitat
Alle Plots des SF lassen sich auch auf Fantasy übertragen und andersrum.
Das gilt aber, wenn man die Grundmuster genügend aufs Grundlegende herunterbricht, für jegliches Genre. IMHO zeigt das allerdings, dass Flair und Details manchmal wichtiger sein können als das grobe Plot-Grundmuster.
« Letzte Änderung: 13.12.2013 | 00:25 von Waldviech »
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Eulenspiegel

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #76 am: 13.12.2013 | 00:28 »
Da stimme ich dir sogar vollkommen zu.

Offline Gorilla

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #77 am: 13.12.2013 | 02:17 »
Ich habe jetzt länger über die Ausgangsfrage nachgedacht und bin für mich zu folgendem Ergebnis gekommen:
Mir erscheinen die agierenden Charaktere im SciFi i.d.R. glaubwürdiger, bzw. es fällt mir (als modernem Menschen) leichter, mich in die SC und NSC hinein zu versetzen.
Dabei bespiele ich meist auch lieber Near Future / Cyberpunk als geekiges Hard SciFi Traveller-likes Zeug.
Das Thema Transhumanismus und alles was dahin führen kann ist für mich ziemlich faszinierend.
Bzgl. der Technik glaube ich nicht an Hard SciFi und halte es eher mit Dan Simmons: mit ausreichend Technobabel klingt alles irgendwie "wissenschaftlich" und kann damit alles hinnehmen, was mir ein Setting als plausible Erklärung für FTL und dergleichen liefert.

Offline DerEskapist

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #78 am: 13.12.2013 | 02:55 »
Prinzipiell unterscheiden sich Fantasy und SF Plots in vielen Dingen nicht. Es ist meistens der gleiche Plot nur mit anderem Flair:
- Die SCs in einem Machtspiel um einen Staat/Kontinent zu kontrollieren.
- Die SCs gestrandet auf einer bedrohlichen Insel am Arsch der bekannten Welt und das Trinkwasser geht langsam zur Neige.
- Die SCs sollen Informationen über einen übermächtigen Gegner einholen und haben nur einen mittelmäßigen Tarnzauber bzw. ein defektes Artefakt mit einem Tarnzauber.

Alle Plots des SF lassen sich auch auf Fantasy übertragen und andersrum. Es muss nur der Flair ausgetauscht werden.

Schön gesagt. Ist auch was Wahres dran.
Aber: Ich denke, dass durch die erhöhte Mobilität es in SF weitaus glaubwürdiger ist die Welten physisch und damit auch die Welten erzählerisch zu wechseln.
Gut, jetzt könnte man sagen, mit Fantasy geht das dann mit mächtigen 10000 km weit reichenden Teleportationszaubern oder gar Dimensionsportale mit der ich eine andere Welt betrete. Aber das ist nicht die Art Flair die mir in einem Fantasy-Setting gefallen würde. Dieser komplette Wechsel in eine neue Welt hinein erscheint mir in SF viel naheliegender und glaubwürdiger.
(Aber das ist wohl - wie so vieles - eine Geschmacksfrage ...  8) )
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Offline DerEskapist

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #79 am: 13.12.2013 | 03:02 »
Ich habe jetzt länger über die Ausgangsfrage nachgedacht und bin für mich zu folgendem Ergebnis gekommen:
Mir erscheinen die agierenden Charaktere im SciFi i.d.R. glaubwürdiger, bzw. es fällt mir (als modernem Menschen) leichter, mich in die SC und NSC hinein zu versetzen.
Dabei bespiele ich meist auch lieber Near Future / Cyberpunk als geekiges Hard SciFi Traveller-likes Zeug.
Das Thema Transhumanismus und alles was dahin führen kann ist für mich ziemlich faszinierend.
Bzgl. der Technik glaube ich nicht an Hard SciFi und halte es eher mit Dan Simmons: mit ausreichend Technobabel klingt alles irgendwie "wissenschaftlich" und kann damit alles hinnehmen, was mir ein Setting als plausible Erklärung für FTL und dergleichen liefert.

Das kommt wohl darauf an, welche Definition von Hard SF man verwendet. So wie du schreibst kann man auch Near Future und Cyberpunk mit Hard SF bauen.

Wikipedia fokusiert sich hier einfach auf wissenschaftliche Genauigkeit:
http://en.wikipedia.org/wiki/Hard_science_fiction

Sobald irgendwelche Fantasy-Anleihen drin sind ist es wohl keine Hard SF mehr. Die Magie in Shadow Run. Star Wars Space Operas bei denen man mit dem Gefühl der Macht mit dem Laserschwert Schüsse ablenken kann. All das ist definitiv kein Hard SF.

Aber Cyberpunk der zwar Dystopisch aber auch realistisch rüber kommt könnte immer noch Hard SF sein.
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Offline Gorilla

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #80 am: 13.12.2013 | 03:18 »
Damit wären wir schon bei einem Punkt: physischer Wechsel zwischen Welten. Die meisten Physiker würden dir da jetzt erst einmal widersprechen, was die Glaubwürdigkeit von interstellaren Reisen angeht ;)

Bzgl. der "Hard SciFi" halte ich es da mit dem 3. Clarkeschen Gesetz: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“
Ob sich der Autor eines Settings nun Technobabels bedient, um so etwas wie "Beamen" (aka Teleportation) zu erklären oder einfach "Gesetze" für die Magie in seinem Setting aufstellt, spielt für mich als Leser keine relevante Rolle, abgesehen davon, dass die eine Art von Magie sich hinter diesem Technobabel verbirgt.
Was zu Mary Shelleys Zeiten vielleicht noch Elektrizität war, ist für uns heute Quanten-Blabla (was ja tatsächlich schon als Erklärungsmodell für tatsächlich angewandte "Wissenschaft" z.B. in der Psychotherapie herhalten muss). Und wahrscheinlich ist für keinen Menschen wirklich absehbar, was daraus erwachsen kann, wenn wir so elementar auf unsere Umwelt Einfluss nehmen können, dass diese Naturkräfte nutzbar werden.

Grundsätzlich kann ich sowohl in Fantasy als auch ganz allgemein in jeder Phantastik und in SciFi mit SoD dienen. Nur meist erscheinen mit die Charaktere in den SciFi-Settings glaubwürdiger.

Offline Grey

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #81 am: 13.12.2013 | 06:41 »
Bzgl. der Technik glaube ich nicht an Hard SciFi
Inwiefern "glaubst" du nicht daran?
Ich werd' euch lehren, ehrbaren Kaufleuten die Zitrusfrucht zu gurgeln!
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Offline Kearin

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #82 am: 13.12.2013 | 06:50 »
Für mich ist SciFi nur eine andere Farbe. Inhaltlich und thematisch tut sich da nicht viel, außer viel heißer Luft. Gerade heute wo Fantasy wieder etwas offener ist, hat man in beiden Genres dieselben Möglichkeiten.

Achamanian

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #83 am: 13.12.2013 | 08:07 »
Bzgl. der Technik glaube ich nicht an Hard SciFi und halte es eher mit Dan Simmons: mit ausreichend Technobabel klingt alles irgendwie "wissenschaftlich" und kann damit alles hinnehmen, was mir ein Setting als plausible Erklärung für FTL und dergleichen liefert.

Das kann ich sogar irgendwie nachvollziehen - in vielen Fällen ist der Unterschied zwischen Hard SF und Fantasy, wenn man nach der Glaubwürdigkeit der dargestellten physikalischen Welt anhand unseres heutigen Wissensstands geht, zu vernachlässigen.

Der Unterschied ist meiner Meinung nach in der Regel eher einer der Poetik: Hard SF erzählt innerhalb unseres aufgeklärten Paradigmas vom Wunderbaren, geht also in der Regel davon aus, dass unerklärliche Phänomene nicht einfach aus Gründen von Schicksal, Bestimmung oder übernatürlicher Gewalt "da sind", sondern dass sie mit den Mitteln der Wissenschaft erklärbar sind und vor allem dass ihre Erklärung ein ebenso komplexes wie interessantes Unterfangen ist. Es gibt ja auch bewusst kontrafaktische SF, die beispielsweise in Universen mit anderen Naturgesetzen spielt und die Implikationen dieser anderen Naturgesetze durchspielt (zum Beispiel die großartige Kurzgeschichte "Ausatmen" von Ted Chiang in dem Band "Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes"). Von der Poetik her handelt es sich bei solchen Geschichten ganz eindeutig um Hard SF, oft sogar um die "härteste" Form der Hard SF, weil es hier ganz unmittelbar um wissenschaftliche Erklärbarkeit geht, obwohl die in solchen Geschichten dargestellten Welten den uns bekannten Naturgesetzen grundlegend widersprechen.

Worauf ich hinaus will: Hard SF definiert sich m.E. weniger darüber, ob die in ihr erzählten Ereignisse nach unserem Stand der Naturgesetze möglich sind, sondern ob auf die dargestellte Welt wissenschaftlich zugegriffen wird. Ist das der Fall, kann ein solcher Text sich auch ins höchst Spekulative oder Kontrafaktische Bewegen, ohne sich dabei der Fantasy anzunähern.

Grenzfälle sind wohl Geschichten, in denen Magie existiert, sie aber in einem pseudowissenschaftlichen Paradigma beschrieben wird. Wenn dazu dann noch SF-typische Motive bei der Handlung kommen (gesellschaftliche Konflikte, Lösung eines wissenschaftlichen oder magischen Rätsels), dann kann man vielleicht nicht von Hard SF reden, aber mindestens von Fantasy, die einer SF-Poetik folgt (da fielen mir Beispielsweise die Bas-Lag-Romane von China Mieville ein).

Andere Grenzfälle sind Sachen wie Star Trek, wo bewusst kontrafaktische oder höchst unglaubwürdige Physik (beamen, zahlreiche Humanoide Alienspezies) zu Storyzwecken eingesetzt und das Paradigma der Wissenschaftlichkeit meistens eher durch inhaltslosen Technobabbel als durch einen bewussten Versuch, kontrafaktische Elemente spekulativ zu erforschen, aufrechterhalten wird. So sehr ich Star Trek mag, hat mich das doch immer ein bisschen gestört ...

Es ist gar nicht so leicht zu sagen, was dagegen das Fantasy-Paradigma ist, jedoch mit Sicherheit ein anderes. Ich habe allerdings das Gefühl, Fantasy- und SF-Poetik ziemlich unabhängig vom konkreten Inhalt eines Storyuniversums unterscheiden zu können und dabei Fantasy mit Raumschiffen ebenso vorfinde wie SF mit Arten von "Magie".


Dazu noch am Rande, wobei ich nicht weiß, ob und in welchem Zusammenhang das mit dem zuvor geschriebenen steht: Beim Marvel-Filmuniversum fällt es mir komischerweise leichter, die Thor-Filme als SF zu akzeptieren als die Iron-Man-Filme. Bei Thor greift bei mir tatsächlich das Clarke'sche Gesetz - ich kann mir vorstellen, dass die "magischen" Aspekte sozusagen nur Repräsentation einer Technik und Kultur sind, die sich radikal von der unseren unterscheidet. Die SF-Einsprenksel reichen für mich gerade, damit ich diese andere Welt in Gedanken in ein wissenschaftliches Paradigma einordne.
Die Iron-Man-Filme ordne ich dagegen in unserer Welt ein, muss dann aber feststellen, dass praktisch die gesamte dargestellte Technik absolut unplausibel ist. Allein schon der Grundgedanke des genialen Wissenschaftlers, der Maschinen baut, die offenbar nur von anderen genialen Wissenschaftlern kopiert werden können, ist für mich so hahnebüchen, dass sich der ganze Rest schon fast erledigt hat. Der wissenschaftliche Anstrich von Iron Man stört mich da irgendwie mehr als die Entscheidung bei Thor, Wissenschaft, wie wir sie kennen, ganz aus dem Fenster zu werfen.

Offline Hunter9000

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #84 am: 13.12.2013 | 08:54 »
Zitat
Andere Grenzfälle sind Sachen wie Star Trek, wo bewusst kontrafaktische oder höchst unglaubwürdige Physik (beamen, zahlreiche Humanoide Alienspezies) zu Storyzwecken eingesetzt und das Paradigma der Wissenschaftlichkeit meistens eher durch inhaltslosen Technobabbel als durch einen bewussten Versuch, kontrafaktische Elemente spekulativ zu erforschen, aufrechterhalten wird.

Dabei solltest du aber bedenken, dass die Tatsache, warum es so viele humanoide Spezies auf etwa dem gleichen Level gibt, innerhalb des Universums durchaus geklärt ist. Ebenso wird das beamen geklärt (welches ja nur eingeführt wurde, weil die Effekte für Shuttle-flüge oder gar das Landen der Enterprise in der Originalserie zu teuer gewesen wären): Man hat ja den Heisenberg-Kompensator erfunden.
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Davon abgesehen ist Star Trek natürlich von Technobabble geprägt wie kaum eine andere SF-Geschichte (in egal welchem Medium).
Beendete das Erbe des Feuers, bannte die Grausame Flut, verhinderte den Bau der Kadaverkrone und löste das Rätsel um den Fluch des Purpurthrons und verhindert gerade die Tyrannei der Drachen.

Achamanian

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #85 am: 13.12.2013 | 09:03 »
Dabei solltest du aber bedenken, dass die Tatsache, warum es so viele humanoide Spezies auf etwa dem gleichen Level gibt, innerhalb des Universums durchaus geklärt ist. Ebenso wird das beamen geklärt (welches ja nur eingeführt wurde, weil die Effekte für Shuttle-flüge oder gar das Landen der Enterprise in der Originalserie zu teuer gewesen wären): Man hat ja den Heisenberg-Kompensator erfunden.

Stimmt, und genau darauf will ich ja hinaus, wenn ich sage, dass Star Trek trotz dieser Elemente ganz eindeutig einer SF-Poetik folgt, die sich sogar am Rande der Hard SF bewegt: Das Beamen wird eben nicht als magische Kraft dargestellt, sondern als ein technishes Problem, das mit technischen Mitteln bewältigt wurde, die im Prinzip verstehbar sind und auf Grundlage der uns bekannten Naturgesetze funktionieren. Die Heisenbergsche Unschärferelation ist ein nach unserem Wissenschaftsstand tatsächlich existierendes Phänomen, also bezieht man sich bei der Pseudo-Erklärung auch auf die.
Dass die Erklärung keine ist und das Beamen nach unserem heutigen wissenschaftlichen Verständnis nicht möglich ist (oder man zumindest die Energie mehrerer Sonnen dafür benötigen würde), spielt für die Zuordnung zur SF nur eine untergeordnete Rolle.

Offline Feuersänger

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #86 am: 13.12.2013 | 09:07 »
Seht ihr mal, bei mir ist es genau umgekehrt: ich glaube nicht an Technobabble. Will heissen, einfach nur Fantasy mit futuristischem Anstrich und kompliziert klingenden Worthülsen ist für mich keine SF.

Und Clarke III kann ich langsam echt nicht mehr hören. Das gilt vielleicht für extreme Far - Future, ist aber auf die "plausible Midfuture", die SF für mich interessant macht, nicht anwendbar.

Unter anderem verlange ich, dass so wenig Magitech wie möglich zum Einsatz kommt. Wie gesagt, bei FTL führt da kaum ein Weg drum rum, aber so ziemlich alle anderen Bereiche können und sollen sich an die Naturgesetze halten und nachvollziehbar sein. Und die Zahlen haben gefälligst zusammenzupassen, verdammt nochmal!
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Achamanian

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #87 am: 13.12.2013 | 09:12 »

Und Clarke III kann ich langsam echt nicht mehr hören. Das gilt vielleicht für extreme Far - Future, ist aber auf die "plausible Midfuture", die SF für mich interessant macht, nicht anwendbar.


Den bin ich zugegebenermaßen ob der schlichten Überstrapaziertheit auch etwas leid ... vor allem, weil diese Worte gefühlt jedem dritten Roman oder Rollenspielregelwerk vorangestellt werden, als handele es sich um einen total abgedrehten Gedanken, von dem garantiert noch nie jemand was gehört hat! Dabei ist das so ziemlich das einzige Zitat eines SF-Autors, das auch nicht-SF-Leser mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest dem Sinngehalt nach kennen.

Achamanian

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #88 am: 13.12.2013 | 09:14 »
Seht ihr mal, bei mir ist es genau umgekehrt: ich glaube nicht an Technobabble. Will heissen, einfach nur Fantasy mit futuristischem Anstrich und kompliziert klingenden Worthülsen ist für mich keine SF.

Nur so aus Interesse: Wie hältst du es denn mit kontrafaktischer SF? Also entweder Alternativweltromanen oder Geschichten, die in Universen mit anderen Naturgesetzen spielen, aber einen wissenschaftlichen Zugriff auf diese Naturgesetze haben?

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #89 am: 13.12.2013 | 09:14 »
SF erfordert mehr Arbeit, da von Eclipsephase, Startrek, Star Wars über Solaris bis Mondbasis Alpha jeder Technikstand vorstellbar ist und selbst dann noch nichts über das Setting gesagt ist.
Die Themen sind sehr frei zu wählen und das Schöne ist: "Erwachsene" SF beshcäftigt sich mit dem Menschen. Die Technik ist Umfeld oder Reiz, aber das Drama ist der Mensch und der kontrast zum heutigen Selbstverständnis. (Beispiel: Bladerunner und die Frage, was menschlich sei)

Fantasystoff ist in der Regel eine Parabel auf heutige Zustände/Klischees der Gesellschaft oder bekannte Muster und damit viel leichter greifbar und zeitloser. Immerhin hat man ein paar tausend Jahre mehr Quellenmaterial zur Inspiration, der allen offensteht.

SF ist schwieriger, da man viel mehr arbeiten muss, um die gleiche Welt zu sehen.

Offline Feuersänger

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #90 am: 13.12.2013 | 09:22 »
@Rumpel : "überstrapaziert", genau, danke.

Nur so aus Interesse: Wie hältst du es denn mit kontrafaktischer SF? Also entweder Alternativweltromanen oder Geschichten, die in Universen mit anderen Naturgesetzen spielen, aber einen wissenschaftlichen Zugriff auf diese Naturgesetze haben?

Schwer zu sagen. Habe damit außerhalb der Fantasy noch keinen großen Kontakt gehabt. Ich fürchte aber, bei "anderen Naturgesetzen" würde sich bei mir wieder das Gefühl von Fantasy einstellen.
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Re: Warum "SF"?
« Antwort #91 am: 13.12.2013 | 09:33 »
Fantasystoff ist in der Regel eine Parabel auf heutige Zustände/Klischees der Gesellschaft oder bekannte Muster und damit viel leichter greifbar und zeitloser. Immerhin hat man ein paar tausend Jahre mehr Quellenmaterial zur Inspiration, der allen offensteht.
Ich sehe in den meisten SF-Storys auch Parabeln auf aktuelle Zustände. Entweder in Überzeichnung oder in Kontrast. Der Unterschied zum Fantasy erschließt sich mir in diesem Punkt nicht.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

Achamanian

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #92 am: 13.12.2013 | 09:42 »
Ich sehe in den meisten SF-Storys auch Parabeln auf aktuelle Zustände. Entweder in Überzeichnung oder in Kontrast. Der Unterschied zum Fantasy erschließt sich mir in diesem Punkt nicht.

Ich finde sogar, dass Fantasy eigentlich nur sehr selten diesen Parabel-Charakter hat. Eher noch kommen in der Fantasy grundsätzliche moralisch-ethische Überzeugungen zum Ausdruck (wenn man den Herrn der Ringe als Beispiel nimmt: Naturzerstörung ist schlecht, Bescheidenheit ist besser als Machtwille), die in eine ewige, ahistorische Vergangenheits-Gegenwart projiziert werden (in der Fantasy gibt es zwar Zeitalter, aber in der Regel keinen technischen oder gesellschaftlichen Fortschritt, nur die Störung einer alten Ordnung, die wiederhergestellt werden muss). Die Parabel ist doch eher das klassische Sujekt von Anti-Utopien wie 1984, Fahrenheit 451 oder eben Blade Runner.
Das ist jetzt natürlich sehr holzschnittartig ...

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #93 am: 13.12.2013 | 09:50 »
Vielleicht hat ja jemand "Lobgesang auf Leibowitz" von Walter M. Miller, Jr. gelesen. Ich glaube an dem Roman kann man ziemlich gut den Unterschied zwischen Hard SF und Fantasy sehen. Das ist ein Roman, der nach dem 3. Weltkrieg spielt, nachdem die Menschheit technologisch ins Mittelalter gebombt wurde. Der Glaube an einen Gott (und das böse Monster "Fallout") ist wieder integraler Bestandteil des Lebens und alles unerklärliche wird mit Wundern erklärt. Also ziemlich nahe an einer Fantasystory. Episch ist die Geschichte auch noch, weil sie sich über mehrere Jahrhunderte streckt. Das Buch ist aber Hard SF weil es sehr präzise auf eine damals aktuellen Entwicklung bezieht (Technologie, die in den Untergang durch die Atombombe führen kann) und darüber eine Aussage trifft (Technologie wird immer wieder in den Untergang führen).
Wenn Du die Geschichte in ein fantastisches Setting stecken würdest, würde die Aussage des Romans komplett verloren gehen.
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Re: Warum "SF"?
« Antwort #94 am: 13.12.2013 | 09:54 »
Hallo zusammen,

weil sie sich mit Themen beschäftigt die mich mehr interessieren als im Grunde dem Kampf zwischen zwei Seiten. Denn daraus lassen sich aus meiner Sicht viele Fantasy Plots zusammen fassen.
Weil ich die Helden meiner Kindheit und die Vorbilder meiner Jugendzeit spielen kann. Ja ich wollte weder Feuerwehr Mann noch Rennfahrer werden ich wollte Wissenschaftler werden. Ich wollte Dinge erkunden, Lösungen anbieten die über "Schmeißt eine Bombe drauf!" hinaus gingen und ich wollte etwas Erschaffen.
Weil es gerade im Bereich Near SF bis Cyberpunk eine Menge inspirierender Comics, Romane und wenn man den Rahmen etwas weiter spannt auch Filme gibt.
Weil diese Medien und auch einige reale Berichte zeigen das unsere Erde eben nicht zu klein ist sondern immer noch interessante Orte bietet.
Weil mich interessiert wie sich unsere Gesellschaft wohl verändern wird und wie man diese Entwicklung beeinflussen kann.

Der Hard SF stehe ich mit geteilten Gefühlen gegenüber. Auf der einen Seite hätte ich natürlich schon gerne das die Zahlen stimmen aber ich habe keine Lust sie im Spiel berechnen zu müssen. Selbst Traveller, das ja nun nicht unbedingt Hard SF ist, kann schon dafür sorgen das man viel berechnen oder auswürfeln muss. Da gehört die Simulation, nicht im Rollenspiel Sinne sondern im Sinne einer wissenschaftlichen Simulation, mit ins Spiel. Da würde ich mir als Hilfsmittel ein Computer Programm wünschen das mir fertige Ergebnisse ausspuckt oder auch fixe Vorgaben in ein Zahlenwerk fasst. Also etwas weniger Baukasten sondern mehr Spielwiese.

Gruß Jochen
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Re: Warum "SF"?
« Antwort #95 am: 13.12.2013 | 09:57 »
Vielleicht hat ja jemand "Lobgesang auf Leibowitz" von Walter M. Miller, Jr. gelesen.

Hört sich interessant an, danke für den Tipp!  :d
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Offline Agent_Orange

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #96 am: 13.12.2013 | 13:14 »
Hallo.

Den "Lobgesang ..." kenne ich noch nicht, werde ich mir aber gerne zulegen. Ist die Übersetzung gelungen, oder sollte man sich auf das englische Original stürzen?

@Fantasy und SF als Parabel: Das ist für mich ganz schön schwierig zu beantworten, da ich keinen "literarischen" Hintergrund habe; weder habe ich das ausreichend studiert, noch lese ich genug in diesen Bereichen, um auch nur ansatzweise die Diskussion diesbezüglich begleiten zu können. Deshalb besinne ich mich im Weiteren hierzu lediglich auf meine Beobachtungen - ich bitte im voraus schon mal um Nachsicht für die grobe, kantige Betrachtungsweise:

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

(Ok. Ich will hier nicht in einen Rant hineinlaufen ...  >;D)

Unterm Strich bleibt, dass ich bisher - wenn ich nicht selbst Spielleiter war und ich gegelentliche Beschreibungen mit nur seltenen Reaktionen der Spieler anbot - in keinem Rollenspiel wirklich "ernsthaft" oder wenigstens "überschaubar einprägsam" mit gesellschaftlichen oder politischen Themen in Anlehnung an Ereignisse der Realität oder als Ausdruck theoretischer Gedankenspiele konfrontiert worden bin. Deshalb finde ich aber um so interessanter und spannender, wenn hier einige von Euch beschreiben, dass es auch solche Dinge sind, weswegen Ihr SF Rollenspiele spielt oder spielen würdet, weil das zumindest möglich ist. Diese Erfahrung möchte ich auch gerne mal machen - zum Beispiel in der Weise, dass selbst kleine Entscheidungen meiner Charaktere sich in bedeutsamer Weise für die Entwicklung einer Gesellschaft auswirken können - Stichwort: Gewissensentscheidungen ...

AO
Rollenspiele vor Gericht (mit besten Dank für den Hinweis an Boba Fett)
Randzeichen: 41 - 66

Persönliche Anmerkung: Es ist ein erstinstanzliches Landgerichts-Urteil. Hinsichtlich einzelner Fragen beschränkt sich das Urteil auf Verweise; der Kläger hat "schlampig" gearbeitet. Fraglich ist deshalb, ob einzelne Urteilsaspekte in höherer Instanz anders bewertet worden wären.

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #97 am: 13.12.2013 | 13:34 »
Den "Lobgesang ..." kenne ich noch nicht, werde ich mir aber gerne zulegen. Ist die Übersetzung gelungen, oder sollte man sich auf das englische Original stürzen?
Das kann ich Dir nur sehr schlecht beantworten weil es sicherlich 20 Jahre her ist, als ich ihn auf Deutsch gelesen habe. Ich denke aber Du solltest ihn auf englisch lesen. So dick ist das Buch ja nicht (400 Seiten oder so auf Deutsch).
« Letzte Änderung: 13.12.2013 | 13:49 von 6 »
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Joseph Joubert (1754 - 1824), französischer Moralist

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #98 am: 13.12.2013 | 13:39 »
Da würde ich mir als Hilfsmittel ein Computer Programm wünschen das mir fertige Ergebnisse ausspuckt oder auch fixe Vorgaben in ein Zahlenwerk fasst.
Zumindest in Bezug auf relativistische Raumschiffantriebe kann ich hier sagen: Ich arbeite dran. ;D

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Dem allgemeinen Kanon, Fantasy bzw. SF entscheide im Grunde nur übers Dekor kann ich mich nicht anschließen. Was die Plots betrifft, OK; für Abenteuer gibt es nur eine begrenzte Anzahl Plotgerüste, die in variierter Form in allen möglichen Settings vorkommen. Aber für meine Identifikation mit dem Charakter und seiner Verankerung im Setting sind solche Dinge wie das Gesellschaftsmodell und "bekannte Möglichkeiten der Technik bzw. Magie" fundamental. Einen mittelalterlichen Stadtwächter spiele ich vom ganzen Selbstverständnis her völlig anders als einen futuristischen Cop. Daraus aber ergeben sich je nach Setting in "demselben" Plot unterschiedliche Handlungsmaximen und Handlungsweisen.
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Offline Feuersänger

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Re: Warum "SF"?
« Antwort #99 am: 13.12.2013 | 13:40 »
AO:
Vor allem "20 Minutes Into The Future" Settings sind oft als Extrapolation aktueller "Trends" aufgezogen. In den 80ern war das z.B. (unter anderem) Saurer Regen und Waldsterben --> in Shadowrun ist die Umwelt weitgehend zerstört (und muss durch Magie restituiert werden), man kann bei Regen nur mit Chemsuit rausgehen usw. Auch die Kontrolle der Gesellschaft durch die Konzerne ist auf diesem Mist gewachsen. Heutzutage gehen die Ängste eher in Richtung allumfassende Kontrolle und Überwachungsstaat -- und das schlägt sich dann auch in aktuellen Settings nieder. Vergleiche auch 1984 oder Kallocain, die jeweils direkt auf dem Mist der totalitären Staaten der 30er-40er Jahre gewachsen sind. (Kallocain wurde iirc 1941 oder so geschrieben.)

Manche Settings wirken da z.T. geradezu karikierend, da der gesamte Fokus dann oft auf einen einzelnen Aspekt gelegt wird. Z.B. der Film "Repo Men" - da wird die Welt dargestellt, als ob jeder Zweite ein Ersatzorgan bräuchte, was ja doch ziemlich an den Haaren herbeigezogen ist. Oder bei Equilibrium, wo sich alles nur um diese Emotionskillerdroge dreht. Solche extrem überzeichneten Settings eignen sich dann imho auch nicht für Rollenspiele; solche Themen sind eben in ca 2 Stunden abgefrühstückt und danach ausgelutscht.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat