Du hast immer noch nicht gesagt, was der SL eigentlich macht, er kann ja nach Deiner Definition kein Rollenspiel spielen.
Nach meiner Definition, und um die geht es hier ja auch, spielt ein Spielleiter in der gleichen Weise ein Rollenspiel wie ein Schiedsrichter beim Fußball Fußball spielt. Es geht mir aber primär nicht so sehr darum, dass man im Rollenspiel ausschließlich eine Rolle spielt, als darum, dass man als Spieler beim Erzählspiel NICHT ausschließlich eine Rolle spielt, was mich stören würde. Wenn ich als Spieler mehr Kontrolle über die Erzählung hätte als in den Charakter als Rolle eingebaut ist, dann wäre es für mich kein Rollenspiel mehr. Wenn ich Würfel ins Schachspiel einbaue, ist es auch irgendwie nicht mehr Schach, selbst wenn ich noch das Brett und die Figuren benutze.
Ich definiere Rollenspiel danach was das Wort hergibt.
"Eine Rolle spielen" nichts anderes ist Rollenspiel für mich.
Tja, aber im Englischen (und das sollte die Basis sein, da kommt das Wort her) heißt es RoleplayingGAME. Also Spielen der Rolle und Spiel. Die Spielelemente sind also neben dem Spielen der Rolle auch sehr wichtig und von Dir vernachlässigt.
Es heißt 'roleplaying game', um das Spiel vom 'roleplay' abzugrenzen, welches zu therapeutischen Zwecken durchgeführt wird. Im Englischen gibt es eben einen Unterschied zwischen 'play' und 'game', den es so im Deutschen nicht gibt.
Man kann dran rumnörgeln, wie man will, der Grundgedanke des Rollenspiels ist das Spielen einer Rolle; die ersten Rollenspiele waren Konfliktsimulationen in der ersten Person Singular, die vor den schieren Möglichkeiten freier in-character Entscheidungen noch so viel Angst hatten, dass die Spiele in leichter kontrollierbare Umgebungen (Dungeons) gesteckt wurden. Die neueren Spiele, die ich als Erzählspiele bezeichne, fokussieren jedoch nicht auf den Charakter, sondern auf die Geschichte, was etwa der Unterschied zwischen einem Roman in Ich-Form und einem Roman mit allwissendem Erzähler ist. Wenn ich neben meiner Rolle noch andere Dinge als Spieler kontrolliere, dann bin ich (ebenso wie als SL im normalen Rollenspiel, der ja nicht nur eine Rolle spielt) einen Schritt weiter weg von der Identifikation. Das merkt man schon daran, dass Spieler untereinander beigeistert in der Ich-Form ihre Erfahrungen austauschen, was Spielleiter wohl eher nicht tun.
Robin