Autor Thema: Sind die Regeln heilig?  (Gelesen 5247 mal)

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Offline Blizzard

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Re: Sind die Regeln heilig?
« Antwort #25 am: 26.10.2007 | 11:27 »
1. Was macht ihr wenn eine Regel nicht definiert ist?
Dann überlege ich als SL mir, wie man das regeltechnisch umsetzen kann. Ich bin da aber auch für Vorschläge seitens der Spieler offen.

Zitat
2. Muss jede Regel umgesetzt werden(egal wie schlecht oder kompliziert)?
Nein. Nicht jede Regel muss umgesetzt werden, manches läuft sogar besser, wenn man die dafür vorgesehene Regel nicht umsetzt oder ändert.

Zitat
3. Es kommen neue oder ihr findet eine Regeln, wer bestimmt ob sie benutzt werden?

Im Normalfall die Gruppe.

Zitat
4. Gibt es bei euch Ausnahmen, um ein rollenspielerisches Konzept spielbar zu machen oder muss eine Sonderhausregel aufgesetzt werden um wieder eine Regel zu haben?
Ja, es gibt Ausnahmen und manchmal führen die zu (Sonder)Hausregeln. Es kommt aber auch immer auf das Konzept an, das umgesetzt werden möchte.

Zitat
5. Eine Regel wird beim spielen als zu stark erkannt oder wird als "broken" identifiziert. Wird es verboten oder versucht es anzupassen - oder ist es erlaubt, weil es in den Regeln steht?

Nun, dann wird erstmal in der Gruppe darüber diskutiert, ob diesbezüglich alle der gleichen Ansicht sind. Wenn dem so ist, wird überlegt, was man dann mit der betreffenden Regel in Zukunft macht. Eine zufriedenstellende Lösung für alle Beteiligten findet sich im Normalfall eigentlich immer.

Zitat
6. Darf der Spielleiter neue Kreaturen/Rassen erfinden oder darf er nur das Regelwerk nutzen?

Natürlich darf er das! Er darf das nicht nur, er ist sogar dazu angehalten, dies zu tun.Wenn irgendwann immer nur die selben Kreaturen/Rassen auftauchen wird's doch langweilig. ;)
« Letzte Änderung: 26.10.2007 | 11:29 von Blizzard »
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Wolf Sturmklinge

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Re: Sind die Regeln heilig?
« Antwort #26 am: 26.10.2007 | 13:13 »
Sehr oldschool, aber immerhin konsequent und ehrlich. Wenn du das so deiner Gruppe sagst und sie kein Problem damit hat, super.
Ich bin auch Spieler und der SL ist für mich eben die höchste Instanz am Tisch.

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Re: Sind die Regeln heilig?
« Antwort #27 am: 26.10.2007 | 13:24 »
Ich bin auch Spieler und der SL ist für mich eben die höchste Instanz am Tisch.
Das in zusammenhang mit kleineren erzählrechten der spieler (wie in 7te see), finde ich als Spieler auch sehr entspannend.
Das ist einer der wenigen Fälle eines gutmütigen Despoten.
Ich persönlich sehe da einen Austauschmöglichkeit zwischen regeln und SL-Macht.
Je flacher die hierachie, desto strenger besser müssen die regeln sein, da sie nicht so schnell im spiel korrigiert werden können und desto enger muss man sich an sie halten (Abstimmungen kosten Zeit und Atmosphere)

sers,
Alex

Offline Vanis

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Re: Sind die Regeln heilig?
« Antwort #28 am: 27.10.2007 | 15:54 »
Ich bin auch Spieler und der SL ist für mich eben die höchste Instanz am Tisch.

Ich sag ja, wenn das für alle Beteiligte ok ist...
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Samael

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Re: Sind die Regeln heilig?
« Antwort #29 am: 27.10.2007 | 16:10 »
1. Was macht ihr wenn eine Regel nicht definiert ist?
Der Spieler möchte eine Amnesie als Nachteil bei Shadowrun 4.01

Das ist ja eher eine Regeloption als eine Regel per se. Naja, in dem Fall legt der Spieler mit dem SL zusammen was fest. Wenn Uneinigkeit besteht, hat der SL das letzte Wort.


Zitat
2. Muss jede Regel umgesetzt werden(egal wie schlecht oder kompliziert)?

Natürlich nicht! Aber es muss VOR dem Spiel klar geregelt werden, welche Regeln weggelassen / ergänzt / gehausregelt werden. Mitten im Spiel hat auch der SL kein Recht Regeln zu ändern. Ich mache für diesen Zweck immer ein "Hausregel .pdf", deren aktuellste Fassung die Spieler in die Hand kriegen.

Zitat
3. Es kommen neue oder ihr findet eine Regeln, wer bestimmt ob sie benutzt werden?
Ihr entdeckt eine Regel und bemerkt ein Spieler würde Abzüge bekommen. (oder halt mit neuen Büchern, welche neu veröffentlich werden. Denkt auch mal an Errata)

Fall a) Der Charakter kriegt die Abzüge. Wenn der Spieler aufgrund der Regel seinen Charakter unvorteilhaft entwickelt hat, darf er die Änderungen u.U. zurücknehmen.

Fall b)
Zusatzmaterial muss vom SL abgesegnet werden.

Zitat
4. Gibt es bei euch Ausnahmen, um ein rollenspielerisches Konzept spielbar zu machen oder muss eine Sonderhausregel aufgesetzt werden um wieder eine Regel zu haben?
Schlagwort: Gute Assassine bei D&D

Keine Ausnahmen (außerhalb der Hausregeln).

Zitat
5. Eine Regel wird beim spielen als zu stark erkannt oder wird als "broken" identifiziert. Wird es verboten oder versucht es anzupassen - oder ist es erlaubt, weil es in den Regeln steht?
"Lloth touched"-template aus D&D

"broken"? - Fall für die Hausregeln. Aber nicht zu voreilig sein damit.

Zitat
6. Darf der Spielleiter neue Kreaturen/Rassen erfinden oder darf er nur das Regelwerk nutzen?
Ein Spielleiter möchte bei Shadowrun die Spieler einen kleinen Clan Medusen finden lassen (wüsste nicht das die im Regelwerk sind)

Klar darf er das!


Offline Monkey McPants

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Re: Sind die Regeln heilig?
« Antwort #30 am: 27.10.2007 | 19:01 »
Deshalb:
Wenn die regeln da sind, dann wendet sie bitte auch an, oder stellt es im Vorneherein klar, dass diese Regel nicht gilt.
Guter Punkt den ich eigentlich auch noch anfügen wollte. Wenn nicht klargestellt wird das Hausregeln verwendet werden oder das was auch immer, gehe ich im Prinzip auch davon aus das die Regeln wie sie im Buch stehen verwendet werden.

(Und ich HASSE es wenn ich zu einer Runde komme die mir als "Shadowrun" angeboten wurde und es in Wirklichkeit "Shadowrun im Kampf oder wann es dem SL sonst so passt" ist. Grr...)

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Offline Goblin

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Re: Sind die Regeln heilig?
« Antwort #31 am: 27.10.2007 | 19:25 »
In meiner Gruppe halten wir uns auch daran, dass die SL (in dem Falle ich  ;) ) die höchste Instanz ist.
Das klappt wunderbar, solange die Sachen ordentlich begründet werden (wenn "Regelverstöße" festgestellt werden). Und ich passe die Regeln so an, dass sie einen ordentlichen Spielverlauf zulassen, aber so selten wie möglich. Schließlich gibt es Regelbücher dafür dass man sie liest. Aber man muss ja schließlich nicht alles verwenden.
Abgesehen davon weiß meine Gruppe auch, dass ich abundzu frei Schnauze anpasse, aber dieses anpassen eigentlich immer ihnen Zugute kommt (ob in einem Kampf, der sich überraschenderweise als zu hart oder zu leicht herausstellt, oder einfach dass die Stimmung erhalten bleibt).
Schließlich geht es ja bei einem Rollenspiel um das "Gefühl" beim spielen, ansonsten kann man sich auch vor den Rechner hocken und zocken.
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Offline Apollo

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Re: Sind die Regeln heilig?
« Antwort #32 am: 27.10.2007 | 20:30 »
Sind Regeln nicht dazu da, um gebrochen zu werden?  >;D
Okay, okay.  ;) Natürlich sind Regeln wichtig, damit nicht alles im Chaos endet, wie immer wenn man in einer Gruppe gut klarkommen will. Aber wenn man im Spiel merkt, dass man an Grenzen stößt oder etwas das Spiel stört, dann sollte man auch so flexibel sein, hier Anpassungen vorzunehmen. Solange das für alle transparent und nachvollziehbar ist.

Offline Feuersänger

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Re: Sind die Regeln heilig?
« Antwort #33 am: 27.10.2007 | 21:14 »
Grundsätzlich denke ich da an zwei Punkte.

Einerseits: die Leute, die das Rolli geschrieben haben, verdienen damit ihren Lebensunterhalt, sind also Profis. Daher ist es wenigstens wahrscheinlich, dass eine Regel Hand und Fuß hat, so wie sie geschrieben steht. Somit sollte man erstmal genau überlegen _warum_ die Regel so ist, wie sie ist, ehe man in jugendlichem Leichtsinn daran herumbastelt.

Andererseits: auch die Profis sind nur Menschen, die kochen auch bloß mit Wasser, oder wie meine Ex es auszudrücken pflegt, "die müssen auch aufs Klo". Im Klartext, manchmal bauen die auch Mist, und wenn man sowas entdeckt, dann kann man es getrost verbessern.

Zitat
1. Was macht ihr wenn eine Regel nicht definiert ist?
Der Spieler möchte eine Amnesie als Nachteil bei Shadowrun 4.01

Allgemein: überlegen, ob die Regel aus gutem Grund nicht definiert ist. Falls sie tatsächlich einfach "fehlt", über eine sinnvolle Gestaltung nachdenken.

Dein Beispiel: bei SR4 weiss ich's nicht, aber bei SR3 gab es ja Amnesie als Nachteil. Prompt hat eine Spielerin versucht, es auszunützen, und wollte die Bonuspunkte für ein paar schlappe Monate Gedächtnisverlust haben. Nix da, hab ich gesagt, Amnesie heisst, dass du gar nichts mehr aus deiner Vergangenheit weißt.

Anderes Beispiel: bei D20 gibt es immer und immer wieder z.B. den Ruf nach Waffengeschwindigkeiten (meist in Form von Ini-Modifikatoren), weil ja ein Dolch schneller ist als eine Axt. Das ist also scheinbar eine "fehlende" Regel. Die fehlt aber aus gutem Grund, bzw. aus mehreren guten Gründen. Um den immer wiederkehrenden Diskussionen zuvorzukommen, müssten sie ins Buch einen Sidebar schreiben, _warum_ es so ist und nicht anders, und diese Ini-Modifikatoren eine Schnapsidee sind.

Zitat
2. Muss jede Regel umgesetzt werden(egal wie schlecht oder kompliziert)?
DSA, Reichweiten + Waffenvergleichsregel für Waffen. Im Kampf bei mehreren Spielern und Gegnern diese im gegenseitigen Verhältnis zu behalten ist sehr komplex. (Gibt sicher bessere Beispiele)

Allgemein: nein, schlechte Regeln müssen nicht umgesetzt werden. Man sollte halt beim Streichen derselben darauf achten, dass das System dann insgesamt noch stimmig und gebalancet ist, bzw. mit
so wenig Regeländerungen wie möglich nachdifferenzieren.

Dein Beispiel: DSA? Nein. =)

Zitat
3. Es kommen neue oder ihr findet eine Regeln, wer bestimmt ob sie benutzt werden?
Ihr entdeckt eine Regel und bemerkt ein Spieler würde Abzüge bekommen. (oder halt mit neuen Büchern, welche neu veröffentlich werden. Denkt auch mal an Errata)

Grundsätzlich ist der SL hier der "Primus inter pares", und hat sozusagen das letzte Wort. Wenn Regeln "nachgeschoben" werden, erörtert man das eben mit allen betroffenen Spielern. Wenn die neue Regel für grundsätzlich gut befunden wird, und man sie übernehmen will, erlaubt man eben den Spielern, ihre Charaktere entsprechend umzubauen. Das ist ja meistens keine große Sache und schadet niemandem.

Zitat
4. Gibt es bei euch Ausnahmen, um ein rollenspielerisches Konzept spielbar zu machen oder muss eine Sonderhausregel aufgesetzt werden um wieder eine Regel zu haben?
Schlagwort: Gute Assassine bei D&D

Mnjah, mal so, mal so. Es gibt halt einerseits Regeln, die nur "Flavour" sind und die man getrost kicken kann. Und andere sind eben kein Flavour, sondern Balancing. Dass Assassinen immer "evil" sein müssen, würde ich wohl eher als "Flavour" einsortieren -- man kann sie zumindest auch neutral sein lassen. Was anderes ist es z.B. bei Sorcerern, die nicht rechtschaffen sein dürfen - weil es sonst nur so vor Pally-Sorcs wimmeln würde, die doppelten Nutzen aus ihrem Charisma ziehen. Da ist es also Balancing.

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5. Eine Regel wird beim spielen als zu stark erkannt oder wird als "broken" identifiziert. Wird es verboten oder versucht es anzupassen - oder ist es erlaubt, weil es in den Regeln steht?
"Lloth touched"-template aus D&D

Normalerweise bin ich da eher fürs nerfen. Also anpassen. Siehe ganz oben: auch Designer bauen mal scheisse.
Bei Conan z.B. sind Zweihandwaffen viel stärker als alles andere, und stärker als in normalem D20. Das kann man nun entweder so hinnehmen, weil ja jeder die Möglichkeit hat, eine ZHW zu benutzen. Oder man will nicht, dass die ganze Welt mit ZHW rumläuft (oder ansonsten abstinkt), dann setzt man eben den ZH-Schaden eine Stufe runter, fertig.

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6. Darf der Spielleiter neue Kreaturen/Rassen erfinden oder darf er nur das Regelwerk nutzen?
Ein Spielleiter möchte bei Shadowrun die Spieler einen kleinen Clan Medusen finden lassen (wüsste nicht das die im Regelwerk sind)

Zum Zwecke von Encountern darf der SL erfinden, was immer ihm in den Kram passt.
Wesentlich größere Vorsicht ist dagegen angebracht, wenn es um spielbare Rassen (oder Klassen) geht. Da ist die Gefahr, eine neue Option zu schwach oder zu stark zu machen, wesentlich größer. Bzw die Gefahr ist die gleiche, aber die Konsequenzen sind weitreichender. Deswegen lasse ich davon die Finger. Aber neue Kreaturen für Encounter sind bei mir auch an der Tagesordnung.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

Kleine Rechtschreibhilfe: Galerie, Standard, tolerant, "seit bei Zeit", tot/Tod, Stegreif, Rückgrat