Autor Thema: Charakterspiel und Charaktertiefe  (Gelesen 10406 mal)

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Offline scrandy

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Charakterspiel und Charaktertiefe
« am: 17.08.2009 | 01:08 »
Spielleiterhinweise gibt es viele, gar ganze Bücher nur zum Leiten, aber was ist eigentlich mit dem spielen. Selbst in Erzählrunden haben Spieler-Charaktere oft nicht mal eine traditionelle Hintergrundgeschichte geschweige denn Verwebungen mit den restlichen Charakteren der Gruppe. Und woher weiß ich als Spieler eigentlich wie ich einen Barbaren so richtig gut spiele und wie ich Mimik, Gestik und Stimme darstellen soll?

Ich weiß, dass gerade im Indie-Bereich eine ganze Reihe an Mechanismen existieren, die eben eine tiefere Charakterentwicklung zu einem gewissen Zweck erreichen. Aber welche dieser Mechanismen ist am effektivsten um die typischen Heldengestalten aus einem eher klassischen System zu beflügeln. Man muss ja berücksichtigen, dass nicht jedes System à la "System does matter" exakt auf ein Zeil ausgerichtet ist und viele Gruppen die Charaktertiefe vielleicht nur als Feinschliff ihrer Runde verstehen wollen.

Außerdem drängt sich mir da eine andere vielleicht noch viel interessantere Frage auf: Was ist eigentlich mit dem Schauspiel-Aspekt des Rollenspiels. Gab es jemals sowas wie eine "Schauspielhilfe"? Am Freitag auf dem Großen als wir Jeepform, eine art Freeform/Larp-Mischung, ausprobiert haben hatten wir nämlich extra Übungen zum Schauspielerischen "Warmwerden". Wäre sowas nicht auch für P&P-Erzähl-Runden sinnvoll und wie sieht eigentlich der Ideale "Schauspielende" Rollenspieler aus. Ist Mimen eines europäischen Akzents absolut Top. Ist es wichtig wenn der Spieler sein Gesicht verzieht, dass er auch schon mal aufspringt, poltert, flüstert oder schreit, sich keck mit dem Ellenbogen auf den Tisch lehnt wenn er verhandelt oder gibt es überhaupt etwas wie Tipps für den "schauspielenden" Spieler.

Ihr seht schon: Viele Fragen rund um die Verbesserung der Charaktertiefe. Fragen die wahrscheinlich nicht in einem Thread zu beantworten sind. Dennoch würde ich gerne eure Ideen, Erfahrungen und Vorschläge hören und sammeln, gerne auch auf einer theoretischen (aber verständlichen) Ebene.

Aber: Bitte bleibt in diesem Thread bitte sachlich und beim Thema und helft mir diesen Aspekt des Rollenspiels zu ergründen. Drehen im Kreis und Meinungs-Schlachten sollten wo anders geführt werden. Hier gehts nur um das Sammeln der Infos und um die Sache.
« Letzte Änderung: 17.08.2009 | 10:07 von scrandy »
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Re: Charakter Empowerment
« Antwort #1 am: 17.08.2009 | 01:24 »
Gabs alles schon, in 23facher Ausführung, nachzulesen in der Standard-Sekundärliteratur zum Rollenspiel, sogar der Inquest hatte derlei Tips drin.

Offline scrandy

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Re: Charakter Empowerment
« Antwort #2 am: 17.08.2009 | 01:36 »
Ok, das war jetzt einer der Beiträge, so wie es nicht laufen soll. Wenn du meinst, dass du gute Threads oder Regelwerke kennst, dann Poste ruhig einen Link mit einem sinnvollen Kommentar.

Einfach zu sagen "das Thema" brauchen wir nicht, kannst du woanders hinschreiben und das werde ich demnächst einfach ignorieren. Denn wenn es tatsächlich schon platt getreten ist, dann frage ich mich warum es denn kaum Leute benutzen. Und selbst wenn es wirklich dir nichts bringt, dann solltest du den Thread zumindest den Leuten gönnen, die es interessiert und den Thread nicht zuspammen.
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Offline scrandy

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #3 am: 17.08.2009 | 10:33 »
Ok, ich habe den Titel mal angepasst. Mir geht es in der Tat überhaupt nicht um die verknüpfung von Würfeln und Schauspielerei, denn das ist eigentlich eher ein (möglicher) zweiter schritt, den man beim umsetzen einer Stärkung des Charakterspiels wählen könnte aber nicht muss.

Mir geht es hier vor allem darum mal zu sammeln, wie man die Förderung von Charaktertiefe und Charakterspiel grundsätzlich betreiben könnte und ob es schon erfolgreiche Ideen oder zumindest Ansätze gibt.

@ Jeepform
Das war eine Mischung aus Freeform und Larp. Es ging darum ohne Verkleidung und nur in einem normalen Raum gewisse dramatische Situationen zu bespielen. Wir haben dabei gewisse Szenen mehrmals gespielt und eine Rolle immer gewechselt, so dass es nicht primär um das eintauchen in eine andere Welt ging sondern um das dramatische Spiel und das Erleben besonderer Situationen. Mir viel vor allem auf, dass wir vorher gewisse Übungen gemacht haben, die wohl auch Schauspieler zum "Aufwärmen" machen und da habe ich mich schon gefragt, warum es im P&P-Bereich absolut keine Hilfestellung zum Mimen der eigenen Figuren gibt (zumindest kenne ich keine) und deswegen habe ich mich hier mal auf die Suche begeben.

Die Vorübungen sahen zum Beispiel so aus, dass wir uns in verschiedenen Situationen begrüßen mussten (als alter Kumpel, als Staatschef, als Feinde usw.). Damit konnte man sich schon mal auf gewisse Gefühlsregungen vorbereiten und sich an das Schauspielen gewöhnen.

Außerdem hatte die Jeepform-Runde natürlich so Elemente drin wie unterschiedliche Stimmlagen, Körperhaltungen, Mimik und Bewegungen. Jemand sprang plötzlich vom Stuhl auf, knallte seine Faust auf den Tisch, Sein gesicht wechselt von ängstlich zu unsicher zu aggressiv usw. Gerade auch weil ich schon in SL-Büchern ähnliche Dinge für den SL gelesen habe und es ja auch bei Bindung an den Stuhl möglich sein muss mehr aus dem Charakterspiel herauszuholen, glaube ich das da noch viel Schlummert und hoffe, dass ihr vielleicht mehr wisst oder zumindest der ein oder andere Inspirationsquellen jenseits der Regelwerke nutzt und ein paar Beispiele dazu hat.

@ Mechanismen in Indies
Zur Charaktertiefe gibt es meiner Meinung schon mehr. Seien es die viel gelobte R-Maps, C-Webs oder Flag-Framing. Sogar Fanmal betreibt eine gewisse Tiefenförderung, wenn die richtigen Dinge belohnt werden, oder auch die Erzählförderung aus Wushu, wenn  man es entsprechend nutzt. Aber das sind alles entweder Belohnungsmechanismen oder Vernetzungshilfen und da denke ich einfach, das da noch mehr geht. Ich kann euch nicht sagen was, aber ich glaube, dass es ein gemeinsames Brainstorming wert ist, gerade wenn man den anderen Punkt dieses Threads noch mit einbindet.
« Letzte Änderung: 17.08.2009 | 10:36 von scrandy »
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Offline Merlin Emrys

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #4 am: 17.08.2009 | 11:30 »
Wäre sowas nicht auch für P&P-Erzähl-Runden sinnvoll und wie sieht eigentlich der Ideale "Schauspielende" Rollenspieler aus.
Meine persönliche Meinung dazu ist: Es ist sinnvoll, solange man das richtige Maß trifft.
Dies "richtige Maß" ist nicht zufällig der ungefähr schwammigste Begriff, den man in so einem Moment gebrauchen kann - aber es ist nun einmal hochgradig situationsabhängig, wie weit solche "Darstellerei" das Spiel unterstützt und wann es es hindert. Einerseits nutze ich selbst, soweit ich kann, "darstellerische" Elemente und versuche meine Mitspieler dazu zu ermutigen, es auch zu tun. Andererseits gibt es Momente, in denen ich aus irgendwelchen Gründen nicht gut darstellen kann, dann geht es auch ohne. Und es gibt nun einmal auch Mitspieler, denen liegen solche Dinge nicht; und wenn Dinge wie "Dastellerei" in einer Runde allzusehr "dazugehören", kann der entsprechende Mensch im Grund gar nicht mitspielen. Da ich aber fast nie an einem Zuviel an Mitspielern leide, ziehe ich es vor, "Darstellerei" nicht zu sehr zu erstreben. Es bleibt immer eine "optinonale" Erscheinung.
Entsprechend würde ich ein "Warmwerde-Training" unter normalen Umständen auch schlicht ablehnen. Erstens kostet es Zeit (und das ist ein hoher Preis!) und zweitens wäre mir die Gefahr zu hoch, daß dann der eine oder andere aus der Runde in einer ausgesprochen unzufriedenen Stimmung in das eigentliche Rollenspiel einsteigt, was dem weiteren Spiel eher nicht förderlich sein dürfte. Es ist eben leider viel eher der Fall, daß ein Unzufriedener die Runde "herunterzieht", als daß ein besonders Wohlgelaunter die Runde "mitzieht".

Wenn das Spiel es erfordert oder alle mitziehen wollen, ist die Situation allerdings schon wieder anders gelagert...

Offline scrandy

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #5 am: 17.08.2009 | 11:55 »
Also ich glaube so pessimistisch muss man es gar nicht sehen. Klar, wie jedes Element kann auch das Schauspielen zu dominant werden und das muss man dann eben mit einem sinnvollen Mechanismus beschränken, aber bevor da nicht viel ist was man beschränken kann, ist das auch noch nicht nötig.

Das Aufwärmen beim Jeepform war eigentlich nur der Aufhänger für diese Diskussion gewesen, aber ich würde eine 1zu1 Übertragung auch nicht sinnvoll finden. Deswegen jetzt mal ein paar spontane Ideen von mir zum Brainstormen:

Zur Charaktertiefe:
- Charaktere unbedingt vernetzen (gemeinsame Erinnerungen, Beziehungen, Bekanntschaften usw.)
- Spieler das Zuhause selbst gestalten lassen (Beziehungen innerhalb der Stadt, Aussehen der Wohnung, Orte die man gerne besucht, Alltagssituationen besprechen)
- Meinungsbilder aufbauen (wie denken die Charaktere voneinander, über die Politik und die Umgebung
- Gewohnheiten diskutieren (kleine Dinge die man im Spiel ausspielen kann und die die Handlung nicht verdrängen sondern unterstützen)

Zum Charakterspiel:
- Stimmlagen nutzen (Flüstern beim Schleichen, angedeutetes Schreien im Kampf usw.)
- Taschengestik (Einzelne kleine Gestikelemente ins Regelwerk einbauen die das Sprechen unterstützen: Gesicht in der Hand verbergen, Faust in Hand ballen, Arme verschränken usw.)
- Lärm und Stille (Nicht nur der SL kann mit der Hand auf den Tisch schlagen und die Spieler durch gezielte Blicke in eine Schweigeszene hüllen mit eigener Dynamik
- Blicke und Fratzen (Durchaus überspitzt, aber effezient kann man mit gewissen überspitzten Gesichtsausdrücken mehr erreichen als mit Worten: Grimmiger Blick, Strahlemann-Blick, Zwinkern, Augenbrauen heben usw.)

Zur Umsetzung:
Zunächst sehe ich natürlich das Regelwerk als Inspirationsquelle gefragt, aber ich könnte mir auch vorstellen, dass man nach einem solchen Kapitel doch irgendwelche Tricks nutzt um sich aufzuwärmen bzw. die Schauspielmuskeln wach zu rütteln. Das Argument der Zeit kann ich da nicht wirklich verstehen, denn das wäre nach 1-2 Spielabenden eh bekanntes Repertoire und auch in der Stilisierten Form oben auch nichts was Leute explizit ausschließen würde. Ich selbst bin zum Beispiel kein wirklich guter Spieler und erst recht kein guter Schauspieler. Aber gerade deswegen wünsche ich mir mehr Hilfestellungen jenseits der Spielleiterhilfe, die eben nur für SLs gedacht sind.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #6 am: 17.08.2009 | 12:50 »
Ich würde als erstes Charaktertiefe und Charakterspiel trennen. Man kann das eine ohne das andere wollen. Ich sehe keinen Grund, sie in einem Atemzug zu behandeln, weil das unterschiedliche Dinge sind.

Zu Charaktertiefe: Wenn man sie will, sollte man neben Beziehungen (Charakter im Querschnitt) vor allem den Lebenslauf (Charakter im Längsschnitt) ausarbeiten. Am wichtigsten sind die Wendepunkte im Leben des Charakters: wann, durch welches Ereignis, mit welchem Ergebnis, mit welchen Emotionen verbunden, mit welchen Personen zusammenhängend?

Zu Charakterspiel: Gut geschauspielertem Rollenspiel würde ich grundsätzlich höheres Spaßpotential zuschreiben. Anleitungen aus Rollenspielen kenne ich keine, aber es gibt gute Fachliteratur zum Thema Körpersprache (und bestimmt auch zum Thema Schauspiel, was noch spezifischer ist). Unter Verwendung schauspielerischer Techniken lassen sich Stimmungen viel besser erzeugen.

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Offline scrandy

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #7 am: 17.08.2009 | 13:10 »
Ich würde als erstes Charaktertiefe und Charakterspiel trennen. Man kann das eine ohne das andere wollen.
Richtig kann man, da ich aber hier nur ein wenig mit euch Brainstormen will und hoffe, dass jemand Dinge kennt, die beides betreffen bzw. beides verninden, würde ich das gerne fürs erste zusammen lassen. Wenn wir genug gefunden haben macht es aber sinn das ganze an einer konkreten Mechanik im Weltenbau fortzusetzen und da werde ich das dann auch trennen.
Zitat
Zu Charaktertiefe: Wenn man sie will, sollte man neben Beziehungen (Charakter im Querschnitt) vor allem den Lebenslauf (Charakter im Längsschnitt) ausarbeiten.
Lebensläufe werden sehr oft als erstes herausgehoben, haben mir persönlich aber noch am wenigsten gebracht, da sie den Charakter in der Regel in ein gewisses Licht setzen und etwas endgültiges haben selbst mit besonderen Wendungen. Das sagt etwas darüber aus wer ich war aber nicht unbedingt wer ich bin. Wenn du eine Gute Idee hast das zu verbinden dann immer her damit.

Zitat
Anleitungen aus Rollenspielen kenne ich keine, aber es gibt gute Fachliteratur zum Thema Körpersprache (und bestimmt auch zum Thema Schauspiel, was noch spezifischer ist).
Kennst du oder sonst jemand, der hier mitliest ein Buch, was nicht zu Schauspiel-Wissenschaftlich ist und zum Übertragen herangezoen werden kann. Ich würde das echt gerne auch fürs Rollenspiel ausarbeiten und zu Schauspiel-Mechanismen verarbeiten.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #8 am: 17.08.2009 | 15:55 »
Lebensläufe werden sehr oft als erstes herausgehoben, haben mir persönlich aber noch am wenigsten gebracht, da sie den Charakter in der Regel in ein gewisses Licht setzen und etwas endgültiges haben selbst mit besonderen Wendungen. Das sagt etwas darüber aus wer ich war aber nicht unbedingt wer ich bin. Wenn du eine Gute Idee hast das zu verbinden dann immer her damit.
Wer du bist, ergibt sich daraus, wer du warst und was dir zugestoßen war. Wenn nicht, dann ist möglicherweise der Lebenslauf nicht gut gestaltet; oder er wird schlichtweg ignoriert.

Es müsste hilfreich sein, nicht zum fertigen Charkonzept* den Lebenslauf zu schreiben (das artet schnell in eine Alibiaktion aus), sondern den Lebenslauf zu schreiben und sich überraschen zu lassen, was für ein Char dabei herauskommt. Probier das mal aus, und beantworte dabei auch konkret die Fragen zu den Wendepunkten, die ich oben aufgeworfen habe. Hat der so erstellte Charakter gefühlt mehr Tiefe oder nicht?

* Gemeint ist der Querschnitt, eine Momentaufnahme: Mein Barbar ist groß, ruppig, verantwortungsbewusst, kampfstark, hat einen Ork-Freund im Sumpf, eine fröhliche Kumpelsaufrunde im Dorf und ein Weib mit 2 Kindern im Haus.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #9 am: 17.08.2009 | 16:02 »
Ok, natürlich hast du damit recht was du sagst, aber ich denke wir reden aneinander vorbei.

Ich bekomme halt als SL regelmäßig tolle Lebensläufe von einer Spielerin von mir, die ich dann aber nicht gebrauchen kann, weil sie weder mit einem Charakter aus der Gruppe, noch mit dem aktuellen Ort, noch der Kampagne zu verquirlen sind und somit nicht für mehr als Erinnerungs-Seufzer taugen. Meiner Meinung nach müsste also die Hintergrundgeschichte zumindest zum Kampganenthema passen also quasi zur Momentaufnahme des Kampagnenstarts.

Aber ich kann mir auch vorstellen, das man mit guten Lebensläufen, insbesondere wenn man sie parallel zur Momentaufnahme schreibt sehr gute Charaktertiefe hinbekommt.

Also halte ich fest:
- Lebensläufe
- Momentaufnahmen
- beides am besten verzahnt
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #10 am: 17.08.2009 | 16:32 »

Aber ich kann mir auch vorstellen, das man mit guten Lebensläufen, insbesondere wenn man sie parallel zur Momentaufnahme schreibt sehr gute Charaktertiefe hinbekommt.

Also halte ich fest:
- Lebensläufe
- Momentaufnahmen
- beides am besten verzahnt

Kann ich nur zustimmen, wenn man schon einen Lebenslauf von seinen Spielern bekommt sollten die auch kompatible sein. Sonst ist es schade um die reingesteckte Arbeit... Aber das Problem mit den unnützen Char Lebensläufen läßt sich einfach beheben. Einfach nur mit seinen Spielern reden kann manchmal auch schon Wunder wirken ;)
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Offline scrandy

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #11 am: 17.08.2009 | 17:09 »
Ok, wie sieht es denn mit dem Schauspiel-Aspekt aus? Ist euch das egal, oder benutzt ihr Instinktiv irgendwelche Mechanismen oder macht ihr das "einfach nach Gefühl".

Gibt es nicht jemand der wirklich mal ein Körpersprache-, Mimik/Gestik- oder Schauspiel-Buch empfehlen kann?
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #12 am: 17.08.2009 | 17:33 »
Öhm du frägst Sachen bei mir kommt das automatisch was die Körpersprache angeht eigentlich... was halt auch helfen kann ist wenn du deinen Chars irgend eine bestimmte Gestik oder ne Macke verpaßt ;)
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #13 am: 17.08.2009 | 17:45 »
Was genau erhoffst du dir von so einem Buch? Also: Tipps zur Darstellung bestimmter Charakterzüge mittels Mimik/Gestik oder Hintergründe über die Deutung und Wirkung auf andere im Allgemeinen?

Ich meine, im Buch "Spielleiten" (das von Dom) einen kleinen Absatz über Schauspiel beim Rollenspiel gelesen zu haben, habs grad nicht vorliegen, aber ich schau nachher mal. Das Credo zusammengefasst war: Weniger ist mehr. Will sagen: Versuche nicht gleich von 0 auf 100 mehrschichtige, komplexe Charaktere (vorzugsweise gleich mit div. Geistesstörungen  ::) ) darzustellen, sonder greif dir 2-3 Merkmale heraus, die deinen Charakter ausmachen. Das wirkt meist viel plastischer auf andere, da man in ner Gruppe eh nicht genug "Screentime" hat um viel zu reißen. Außerdem musst du bedenken, dass der Aspekt "Gestik" am Tisch naturgemäß eher flachfällt, allein die Haltung kann man vielleicht noch anpassen.

Ich selbst versuche einem Charakter immer so 2-3 Merkmale zu geben, die ihn unverwechselbar machen. Das kann ein Akzent sein (Als Novadi zBsp spreche ich mit leichten, "südländischen" Akzent) oder eine Angewohnheit, die man hin und wieder ingame erwähnt (der Novadi breitet regelmäßig den Gebetsteppich aus). Dazu kommt dann die Haltung: Als Dieb duckt man sich eher, spricht leiser... Für meinen grad angefangenen Warhammer-Kommissar habe ich mir dagegen vorgenommen, grundsätzlich aufrecht mit geraden Rücken zu sitzen wann immer er spricht und dies dann auch laut und deutlich, mit fester Stimme tun.

Sowas kann halt schon viel ausmachen... für die überzeugende Darstellung eines innerlich zerrissenen Charakters nur durch Mimik braucht man m.E. sowieso ein paar Jahre Übung und/oder eine professionelle Ausbildung (oder halt ein irres Talent).
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And redundant.

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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Joerg.D

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #14 am: 17.08.2009 | 18:25 »
Zitat
Ihr seht schon: Viele Fragen rund um die Verbesserung der Charaktertiefe. Fragen die wahrscheinlich nicht in einem Thread zu beantworten sind. Dennoch würde ich gerne eure Ideen, Erfahrungen und Vorschläge hören und sammeln, gerne auch auf einer theoretischen (aber verständlichen) Ebene.

Jetzt geht es erst einmal darum zu klären, was für die jeweiligen Spieler Charaktertiefe ist. Ich habe mich in dem Tread Methoden um einen Charakter Tiefe zu verleihen schon mal mit dem Thema befasst und es hatte recht gute Ansätze zu dem Thema gegeben.

Ich habe inzwischen 3 Varianten des Fragebogens zum Charakter und wende die je nach gewünschten Detailgrad des Hintergrundes an.

Eine andere Sache die ich schwer empfehlen kann ist das Bauen eines Charakters unter der Zuhilfenahme der Karten von Everway. Da zieht man Karten und denkt sich seine Geschichte dazu aus. Gleichzeitig fragen einen die Mitspieler, was es denn mit bestimmten Sachen auf sich hat und man kann so seinen Charakter oder das Bild von ihm schärfen. Die Methode kann man jedoch bei jedem Hintergrund verwenden, um mehr über seinen Charakter zu wissen.

Als nächstes geht es darum, das man sich mit den Stances aus dem Rollenspiel beschäftigt und so lernt, aus welchen Stance man denn jetzt arbeitet. Das kann helfen zu wissen was die Stances sind und sich in ihrem Sinne mal Gedanken darüber zu machen, was jetzt gut sein könnte. Auch die Tiefe eines Charakters hängt oft mit der Logik seiner Entscheidungen zusammen.

Aber das ist noch nicht alles. Ich kenne eine Menge Spieler die sich über gute Regeln und ihren Charakterbogen in das Spiel einbringen. Sie lesen sich den Charakterbogen durch und überlegen, wie sie jetzt reagieren, weil sie ein besseres Bild ihres Charakters haben, wenn sie ihn in Werten sehen. So können sie die Reaktion entsprechend aussuchen und dann losspielen.

Immersion durch Regeln geht wirklich!

Wenn man sich mit dem Spielen von Charakteren befasst geht es eigentlich darum, wie man improvisiert, da man ja nie weiß, was wirklich kommt (ich bin ja schön länger ein Verfechter der These, dass der Darstellende Aspekt eher Impro als normales Schauspiel ist). Ich empfehle einfach mal das Impro-Wicki um ein paar Übungen dazu zu bekommen. Wenn man das toll findet ist hier ein nettes Buch zu dem Thema, das es auch öfter in Bücherein gibt: Theater ohne Absicht von Gunther Lösel
ISBN: 3-7660-9104-2 man kann da im Internet auch Leseproben zu bekommen, die vielleicht ganz gut sind.

Schauspielunterricht oder die Teilnahme an Leihenspielen sind natürlich auch geeignet um den reinen darstellerischen Aspekt zu verbessern. Tricks um sein Schauspiel zu verbessern gibt es zur Genüge, doch es bleibt die Frage ob man in jeder Situation so auf die Tube drücken sollte.

Zitat
Zur Charaktertiefe gibt es meiner Meinung schon mehr. Seien es die viel gelobte R-Maps, C-Webs oder Flag-Framing. Sogar Fanmal betreibt eine gewisse Tiefenförderung, wenn die richtigen Dinge belohnt werden, oder auch die Erzählförderung aus Wushu, wenn  man es entsprechend nutzt.

R-Maps und C-Webs sind zur Organisation des Rollenspiels da und nicht um Tiefe zu erzeugen. Sie nutzen die graphische Aufbearbeitung des Themas um es leichter verständlich zu machen.

Fan Mail ist ein Mittel um einen sogenannten Belohnungs Zyklus in Gang zu setzen und die Spieler über das gegenseitige Zeigen von Wohlwollen und die Belohnung von gute Aktionen zu ermutigen, mehr von diesen guten Sachen zu machen. Es ist eigentlich sogar eine der tödlichsten Sachen überhaupt, wenn es um Tiefe geht, weil man aus der In-Game Ebene in die Out- Game Ebene wechselt um etwas mechanisches zu machen.

Beim Impro Theater gibt es einen guten Spruch: "Mach dich nicht zum Sklaven deiner Zuschauer, sondern zieh dein Spiel durch."

Genau so ist es bei WuShu, dort bekommt man für mehr Details mehr Würfel, was aber oft zu dem von mir benannten Power- Telling führt. Die Leute verlieren sich in einem Rausch der Beschreibung, der überhaupt nicht In- Charakter ist und oft einfache Szenen mit überbordenden Details massakriert.

Diese Sachen habe also mit Verlaub gesagt nicht das GERINGSTE mit Charakterspiel und Tiefe zu tun.

Eher das Gegenteil.
« Letzte Änderung: 17.08.2009 | 18:36 von Joerg.D »
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #15 am: 17.08.2009 | 20:56 »
Erstmal danke für die ausführlichen Posts!

@ Orko:
Das was du aus dem Spielleiten-Buch erwähnt hast ist schon mal der Richtige Weg, glaube ich. Allerdings denke ich auch, dass man sich da schnell auch in Klischees verlieren kann oder besser gesagt in immer den selben Klischees verlieren kann. Du hast zwar sicher den Novadi nur als Paradebeispiel gebracht, aber ich habe bei DSA auch festgestellt, dass man da gerade die Klischees oft überstrapaziert. Die Frage ist nur wie kommt man davon weg ohne zu kompliziert und zu unverständlich zu werden?

Und ich denke das ist einer der Punkte, die man fürs Rollenspiel halt noch beantworten muss. Da das Material, was die engagierten SLs oder Spieler benutzen, eben oft aus anderen Bereichen zweckentfremdet wurde und nicht exakt das richtige ist. Aber ich finde man sollte die guten Tricks und Ideen vielleicht einfach mal zusammenstellen.

@ Jörg
Ich kannte deinen Thread war nur damals nicht so Postungsaktiv. Die Quellen sind schonmal sehr gut. Werde ich dann demnächst mal ausführlicher studieren. Ich denke das Problem wird vorallem sein, dass alles zu systematisieren, das wegzulassen was Rollenspieler nicht brauchen und in ein einheitliches Konzept zu pressen.

So wie ich das sehe haben wir ja jetzt diese Unterpunkte:

- Charakterhintergrund
- Charakterverzahnung
- Details, die man ausspielen kann (inklusive einer Systematik mit der man die Inhalte vereinfachen und intensivieren kann, so dass die Inhalte von nicht-Profis gespielt werden können, beim Zuschauer ankommen und das Spiel bereichern)
- das Ausspielen selbst (mit Training das Spaß macht, Warmwerdübungen und dem eigentlichen Ausspielen)

Details:
Charakterhintergrund ist ja von Jörgs Thread schon gut abgedeckt. Charakterverzahnung leisten R-Maps, C-Webs und andere Visualisierer schon recht gut in Kombination mit einer gemeinsamen Charaktergenerierung, vielen Gruppengesprächen und natürlich Flag-Framing mit verzahnten Flags. Im bereich des Ausspielen ist dagegen noch gar nichts Systematisiert.
Wenn ihr also mehr wisst als ich, eine Idee habt oder weitere Inspirationsquellen, dann immer her damit. Ich finde die Sache extrem spannend, insbesondere das ganze mal Systematisch auf den Punkt zu bringen.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #16 am: 17.08.2009 | 22:54 »
Scrandy:

C-Webs zeigen Konflikte zwischen Gruppen und haben absolut nix mit der Verzahnung der Charaktere zu tun.

R-Maps hingegen zeigen zeigen nur die Verknüpfungen von Personen untereinander, damit man sie sich besser merken kann. Sie helfen bei der Erstellung mit der Gruppe oft, das diese auch komplexe Zusammenhänge versteht und werden im Spiel eigentlich nicht mehr gebraucht, falls die Gruppe regelmäßig spielt.

Etwas was da auch noch gut hilft ist die  [CTP] Situation drives Character Generation

Oder der Best Interests Worksheet aus a Wicked Age

Das sind aber alles reine Mittel zur Organisation.

Flag Framing ist eine Art zu leiten, die von Bankuai entworfen wurde und hat auch absolut nix mit Charakterspiel oder Tiefe zu tun.

Tue mir also bitte den Gefallen und lese dich in die Materie ein, bevor du so etwas schreibst. Es könnte von jemanden der sich mit so etwas nicht auskennt ernst genommen werden und diese guten Techniken in ein schlechtes Licht rücken.

Mir platzt sonst bald eine eine Ader.




Im Bereich des Ausspielens gibt es gar nicht so viele Tipps, weil da fast jeder Spieler seinen eigenen Weg hat. Schauspielern ist sehr individuell und was beim Einen klappt, bringt beim Anderen gar nix.

Grundsätzlich:

Spiele nur für dich selber und nicht um andere Spieler zu beeindrucken. Das ist kein Leistungssport, sondern ein Hobby, das Spaß machen soll.

Übe die Sprache. Dabei solltest Du nur mit Akzent arbeiten, wenn du es den ganzen Turn durchhalten kannst.

Passe deine Körpersprache der Sprache im Spiel an. Wenn du einen wütenden Manns spielst und dich in einen Sessel lümmelst, kommt die Wut nicht rüber.

Nutze verschiedene Spracharten (schnell/ Langsam laut/leise deutlich/nuschelnd)

Schließe die Augen, wenn du anfängst zu spielen. So kannst du alles Andere ausblenden und dich nur auf deinen Charakter konzentrieren, den du spielst. Wenn du erst einmal drinnen bist, dann öffne die Augen ruhig wieder und gebe Gas.

Was man braucht um in seinen Charakter zu kommen ist Sicherheit und Vertrauen. Die Sicherheit kommt mit dem Wissen, was man kann und was nicht. Je besser man weiß wie sein eigener Charakter tickt, desto einfacher kann man ihn darstellen. Man wächst an seinen Herausforderungen und dem Spaß, wenn man etwas gut schafft. Irgendwann entwickeln die meisten Charaktere dann eine Art Eigenleben und laufen von ganz alleine weiter.

Wenn das alles nichts hilft, dann vergiss den Scheiß und spiele einfach dein Spiel um Spaß zu haben.

Darstellerische Leistungen sind eh überbewertet.
« Letzte Änderung: 17.08.2009 | 22:57 von Joerg.D »
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Callisto

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #17 am: 17.08.2009 | 23:07 »
Darstellerische Leistungen sind eh überbewertet.
Da bin ich anderer Meinung. Erlebe Nebelland mal live, dann siehst du wie geil darstellerische Leistungen im RPG sein können.

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #18 am: 17.08.2009 | 23:11 »
Da bin ich anderer Meinung. Erlebe Nebelland mal live, dann siehst du wie geil darstellerische Leistungen im RPG sein können.

Und da gibt es auch ganz andere, die das auch vermögen. Nur sollte es kein allgemeingültiger Maßstab sein. Es gibt halt einfach zu wenige Rollenspieler die auch Schauspieler sind (und es sein mögen). Dennoch kann man auch aus dieser Ecke einiges lernen, da stimme ich gerne zu.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #19 am: 17.08.2009 | 23:24 »
Jemanden der kein Schauspieler ist zum Schauspielern zu zwingen ist die Art von Rollenspiel, die ich nie betreiben werde. Es ist immer wichtig, das alle meine Mitspieler Spaß am Spiel haben und sich nicht von den Erwartungen anderer Spieler den Spaß am Spiel verderben lassen.

Ich kenne ein paar Rollenspieler, die außerordentlich gute Schauspieler sind und habe mit ihnen beim Spiel viel Spaß. Aber das ist nur ein Aspekt des Rollenspieles und der sollte nicht überbewertet werden.

Ich habe mich zum Verbessern meiner darstellerischen Leistungen auch mit einigen Kram befasst, aber auf die Dauer gemerkt, das gutes Schauspiel alleine nichts wert ist. Nettes Extra bei einem ohnehin schon guten Spieler, aber Punkte wie gruppendienliches Spiel, Regelkenntnis, der Wille den Plot voran zu treiben und noch vieles anderes mehr sind wichtiger.

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #20 am: 17.08.2009 | 23:45 »
..., aber Punkte wie gruppendienliches Spiel, ..., der Wille den Plot voran zu treiben und noch vieles anderes mehr sind wichtiger.

Aber das sind Dinge, die ein Schauspieler, insbesondere beim Improtheater, auch lernen und können sollte/muss. Von daher: Ich begrüße das Interdisziplinäre Denken. "It's bigger than RSP"
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #21 am: 17.08.2009 | 23:47 »
Jemanden der kein Schauspieler ist zum Schauspielern zu zwingen ist die Art von Rollenspiel, die ich nie betreiben werde. Es ist immer wichtig, das alle meine Mitspieler Spaß am Spiel haben und sich nicht von den Erwartungen anderer Spieler den Spaß am Spiel verderben lassen.
Ich denke das ist einfach nur wieder die typisch deutsche Einstellung des Begnadeten Künstlers. Dinge wie Schauspielerei werden angeboren oder man kann niemals großartig darin sein. Das stelle ich mal schwer in Frage.

Es ist doch kein Wunder, dass Rollenspieler-Schauspieler so besonders herausstechen, wenn es quasi keine Anleitungen dazu gibt und man sich wenn überhaupt über andere Fächer bilden muss.

Ich glaube schon, dass wenn man Schauspielerische Hilfestellungen und Tipps aufs Rollenspiel runterbricht, dass dann viele Leute, die es nie von sich gedacht hätten, zur schauspielerischen Höchstleistung auflaufen werden. Und selbst die, die nicht zur Höchstform auflaufen, werden deutlich besser sein als wenn sie keine Hilfen hätten.

Keine Spielelemente zu entwickeln um Schauspiel-Schwache zu schützen finde ich unsinnig, denn solche Dinge sind in der Regel doch optional und bringen weder bei den Charakterwerten noch bei den Aktions-Erfolgen irgendwelche Vorteile. Höchstens beim "Handeln und Flirten" sehe ich da Vorteile aber dann sollte man auch schöne Frauen in den Runden verbieten, denn die könnten auch einen Vorteil haben. ;)
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #22 am: 17.08.2009 | 23:53 »
Apropos: Da gerade Vash hier mitdiskutiert. Das was wir letztes Wintertreffen vielfach in deiner Runde gemacht haben, würde ich zum Beispiel schon als sehr gutes Schauspiel betrachten.

Ob das jetzt der Grantige Urbayer ist, den ich immer noch in seinem Taxi vor mir sehe wie er seinen Joint raucht und den Kopf zum Beat gehen läßt. Oder auch das Stimmen-ändern in aggressions-szenen und das verändern der Mimik. Wahrscheinlich war das auch ein Stück talent der Leute oder die intensität der Story.

Aber das sind für mich Dinge, die man eben mal nicht so begabten in Worte gießen sollte und auf 1-2 Seiten mit in ein Regelwerk geben muss. Dass bereichert das Spiel ungemein und hat nichts, was nicht jeder lernen könnte.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #23 am: 18.08.2009 | 00:47 »
Höchstens beim "Handeln und Flirten" sehe ich da Vorteile aber dann sollte man auch schöne Frauen in den Runden verbieten, denn die könnten auch einen Vorteil haben. ;)
Haben die Schwerpunktwürfel  wtf? ;)

Scherz beiseite, ich habe jetzt mehrmals Charaktertiefe und dazugehörig Lebensläufe gelesen. Ich habe als Live-SL schon 30seitige Charakterhintergrundgeschichten, aus denen nicht ne halbe Idee erwuchs und dass sie den Charakter wesentlich vertieft hätten, naja. Ich verwende mittlerweile sehr gern das 50 Wort-Konzept (geht natürlich auch mit 100 Wörtern, xyz Zeichen, Bruchteil Seite), weil es zwingt, sich zu fokussieren, dass was man will, kurz und bündig zu schreiben.

Ansonsten noch eine Erwähnung des Fernsehformats "Frei Schnauze", da finden sich viele Partyspiele rund um Impro-Comedy und -Schauspielerei. Vielleicht ist es ja was...
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #24 am: 18.08.2009 | 00:47 »
Nein das ist die Art eines Spielers und SL, der Rücksicht auf die Leute nimmt, die so etwas nicht wollen. Wenn jemand an der Schauspielerei keinen Spaß hat, werde ich ihn nicht dazu zwingen. Ich maße es mir beim Rollenspiel nicht an, jemanden gegen seinen Willen zu etwas zu zwingen, an dem er keinen Spaß hat.

Das ist eine Frage des Respektes vor meinen Mitspielern und nicht des Absprechens von persönlichen Fertigkeiten oder dem Willen zum Lernen.


@ Vash klar kann man besser werden, wenn man sich mit Sachen außeinandersetzt die von wo anders kommen. Ich habe ja nicht ohne Grund angefangen mich mit dem Impro Theater zu beschäftigen, als mir die Regeln der Heldenreise zu eng wurden. Doch egal wie big man es möchte. Wenn jemand etwas partout nicht möchte, werde ich ihn dazu nicht zwingen.


« Letzte Änderung: 18.08.2009 | 00:57 von Joerg.D »
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #25 am: 18.08.2009 | 02:39 »
Scherz beiseite, ich habe jetzt mehrmals Charaktertiefe und dazugehörig Lebensläufe gelesen. Ich habe als Live-SL schon 30seitige Charakterhintergrundgeschichten, aus denen nicht ne halbe Idee erwuchs und dass sie den Charakter wesentlich vertieft hätten, naja. Ich verwende mittlerweile sehr gern das 50 Wort-Konzept (geht natürlich auch mit 100 Wörtern, xyz Zeichen, Bruchteil Seite), weil es zwingt, sich zu fokussieren, dass was man will, kurz und bündig zu schreiben.
Ja, es geht nicht immer nur um Menge, sondern auch darum die Infos zugänglich fürs Spiel zu machen. Nicht ganz einfach die Sache.

Ich setze bei meiner Gruppe in letzter Zeit auf die sogenannte Drama-Sektion meines Charakterbogens. Dort gibt es nur ein kleines Feld für die Charakteridee, die jeder vor den Fähigkeiten wählen ausfüllen muss. Damit kann man Gruppen schon mal zusammenstellen und eine Grundidee in eben die 50 Worte packen. Anschließend gibt es verschiedene Felder für Beziehungen, Ziele, Gewohnheiten, Moralische Werte und Kleinigkeiten. Dort wird immer der Ist-Zustand gehalten. Das heißt nur das, was man auch aktiv verkörpern möchte wird eingetragen, nur das womit mich der SL oder ein anderer Spieler triggern soll, wird eingetragen. Bin ich mir irgendwann unsicher über einen Eintrag oder der Charakter macht eine Veränderung durch, dann werden Dinge entfernt oder hinzugefügt und die Veränderung können dann immer noch in einer Hintergrundgeschichte festgehalten werden. Somit hat man halt nur ein paar gute Informationen zur Hand, die aber wohlüberlegt sind und im täglichen Spiel helfen können.

Das ist zwar nicht der Weisheit letzter Schluss aber ein Anfang.
« Letzte Änderung: 18.08.2009 | 02:44 von scrandy »
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #26 am: 18.08.2009 | 08:26 »
Das ist zwar nicht der Weisheit letzter Schluss aber ein Anfang.

Das ist meiner Meinung nach erheblich mehr als ein Anfang. Das ist nicht neu (die 50 Worte gibt's auch bei the Pool, die anderen Felder z.B. bei Sorcerer), aber das macht dieses Vorgehen ja nicht weniger nützlich. Ganz im Gegenteil.

Zum Thema Charaktertiefe sind ja schon so einige wichtige Techniken genannt worden. Ein wichtiger Teil sind meiner Meinung nach noch erzählerische Techniken, die den Mitspielern bestimmte Facetten eines Charakters verdeutlichen können. Hier würde ich beispielsweise Flashbacks nennen, sowie innere Monologe. Ein sehr mächtiges Hilfsmittel ist auch die Beurteilung/Einschätzung anderer Figuren durch den jeweiligen Charakter.

Bzgl. des schauspielerischen Aspekts kann ich, denke ich, nur wenig beitragen. Ich bin da alles andere als ein Freund von (ähnlich wie Jörg) und sehe schauspielerisches Handeln eher als unnötig einschränkend denn als nützlich im P&P-RPG an. Es zu fordern halte ich sogar für ausgesprochen destruktiv. Denn seien wir doch mal ehrlich: 99 (und zu denen gehöre auch ich) von 100 Rollenspielern sind miserable Schauspieler.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #27 am: 18.08.2009 | 08:57 »
Zitat
Dort wird immer der Ist-Zustand gehalten. Das heißt nur das, was man auch aktiv verkörpern möchte wird eingetragen, nur das womit mich der SL oder ein anderer Spieler triggern soll, wird eingetragen. Bin ich mir irgendwann unsicher über einen Eintrag oder der Charakter macht eine Veränderung durch, dann werden Dinge entfernt oder hinzugefügt und die Veränderung können dann immer noch in einer Hintergrundgeschichte festgehalten werden. Somit hat man halt nur ein paar gute Informationen zur Hand, die aber wohlüberlegt sind und im täglichen Spiel helfen können.

Das ist ein sehr guter Ansatz, wenn man das Triggern des SL oder anderer Spieler weglässt. Die können ja nicht sehen, was der Spieler auf seinem Blatt stehen hat. Wichtiger ist es auf dem Bogen zu stehen haben, wie man andere Spieler sieht.

Vielleicht ist es ein Ansatz, eine E(go)-Map des Charakters zu erstellen um seine Beziehungen und Ziele zu den jeweiligen Personen im Spiel zu erstellen. Auf der kann dann auch drauf stehen, wie und warum er zu bestimmten Personen gehört. Man bricht die R-Map die ja für den SL ist auf den Charakter und seine Sicht der Dinge zurück um ihn zu helfen, die Beziehungen darzustellen.

Ich werde mal sehen on ich da einen Ansatz zu finde, das graphisch gut auf zu bearbeiten.

Denn du schreibst im Eingang ja, das es für den SL haufenweise Tipps gibt aber für Spieler nicht. Wenn es auf dem Charakterbogen steht und Ziele des Charakters darstellt, dann hilft es auch dem Spieler, Tiefe zu erlangen und den Charakter zu spielen. Die Beliefes und Needs der Charaktere in in Burning Weel sind z.B so etwas.

Auch das Ausfüllen der Fragen zum Charakter kann bei der Tiefe helfen, weil es dem Spieler hilft sich ein genaueres Bild des Charakters zu machen. Mit diesem besseren Bild kann er dann einfacher den Charakter spielen und darstellen.

Eigenarten wie Körperhaltung, Akzent und Sprachweise könnte man als Tipps zur Darstellung genau so aufnehmen, wie Marotten, Ticks und Angewohnheiten. Es sind Details, die bei der Visualisierung des Charakters helfen können.

Akzente und Sprachweisen kann man in Gesprächen mit Freunden üben. Gestik und Körperhaltung im Spiegel. Man sucht sich die Grundemotionen heraus und übt diese vor einem Spiegel. Sobald die sitzen geht man dazu über, mit diesen Gesichtsausdrücken eine Körperhaltung zu verknüpfen, die die Darstellung unterstützt. Die Sprache ändert sich schon durch Mimik und Haltung ganz nachhaltig und wird dann zum Schluss mit in die Übung eingebunden.

Ich kann jedem, der an seinem Schauspiel arbeiten will nur empfehlen, sich Filme herraus zu suchen und die Schauspieler zu beobachten, wie sie verschiedene Emotionen darstellen. Dann macht man es einfach nach und übt es vor einem Spiegel.

Ein anderes Mittel um die Darstellung zu unterstützen sind Hilfsmittel. Wenn der Charakter auf einer Zigarre pafft nimmt man einfach einen Weinkorken in den Mund und heraus, wenn man spricht. Bei einem Zigarettenraucher eine Schoko Zigarette oder einen Stift mit dem man das Ding imitiert.

@ Haukrin

Ich bin kein Feind vom Schauspiel, du IMHO auch nicht. Ich denke bloß, das wir es beide nicht verlangen, weil es das Spiel nicht zwingend weiter bringt und es verurteilen, wenn die Darstellung zu Lasten der Plausilibität oder dem Spaß des Restes geht.

Flashbacks und innere Monologe sind sehr gut. Fällt der Monolog of Vitory für dich unter innere Monologe?

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #28 am: 18.08.2009 | 09:22 »
Fällt der Monolog of Vitory für dich unter innere Monologe?

Nee, eigentlich nicht. Aber sinnvoll und bereichernd ist der trotzdem.  ;)
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #29 am: 18.08.2009 | 10:05 »
@scrandy:
Und es geht noch besser. ;) Schauspielerei im RSP ist nur ebenso etwas, das nicht jeder mag. In diesem Sinne bin ich ganz bei Jörg.

... Wenn jemand etwas partout nicht möchte, werde ich ihn dazu nicht zwingen.

Das Rollenspiel aber größer ist als Rollenspiel, ist doch schon länger klar, auch wenn die Don Quixotes dieser und jener (Foren-)Welt es anders sehen.

Ich bin gespannt auf die Ergebnisse, die scrandy produzieren wird und verharre der Dinge. ;D
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #30 am: 18.08.2009 | 10:19 »
Alles, was die Bande zur Realität lockert und die Bande zur Phantasiewelt stärkt, wirkt immersionsfördernd. Gutes Schauspiel gehört ohne Frage dazu. Ich denke auch, dass die meisten Leute, die gerne immersiv spielen, auch eine gewisse Ader dafür haben. Ggf. ist das Talent verborgen, aber wer gerne eine Rolle in einer Fiktion übernimmt, hat den ersten Schritt in Richtung Schauspiel natürlich schon gemacht.

Und nein, zwingen sollte man niemanden.

Die Frage nach Techniken stellt sich mir dann tatsächlich, weil ich da einiges an brachliegendem Potenzial erkennen kann, um aus Stereotypen auszubrechen und mehr Farbe ins Spiel zu bringen.

Was die Charaktertiefe angeht: Flag Framing ist der Schlüssel. FF fordert den Spieler auf, sich eine Antwort auf die allumfassende Frage "Was will ich eigentlich?" zu überlegen, und den SL, diese Antwort zu verwenden. Das Konzept ist uralt und perfekt erprobt. Ich kenne Leute, die das bereits vor 30 Jahren angewandt haben, auch wenn es damals noch nicht so genannt wurde.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #31 am: 18.08.2009 | 10:39 »
Hmm, ich sehe das bei Flagframing etwas differenzierter. Den Nutzen für tatsächliche Charaktertiefe sehe ich da nur indirekt, denn Du fragst ja "Was will ich als Spieler eigentlich" und nicht "Was will mein Charakter eigentlich".
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #32 am: 18.08.2009 | 10:58 »
Hmm, ich sehe das bei Flagframing etwas differenzierter. Den Nutzen für tatsächliche Charaktertiefe sehe ich da nur indirekt, denn Du fragst ja "Was will ich als Spieler eigentlich" und nicht "Was will mein Charakter eigentlich".

Da der Charakter das Vehikel ist, meine Ziele im Spiel voranzubringen, ist das aber nicht auseinander zu halten. Ein Hintergrund, der den Charakter motiviert, ist in den entsprechenden Runden elementar fürs FF.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #33 am: 18.08.2009 | 11:09 »
Ja, aber eben nicht direkt und vor allem nicht immer. Demnach also eigentlich doch nicht "Ja, aber", sondern "Nein".

Wenn Du fragst "Warum macht es Spaß Deinen Charakter zu spielen?" dann ist "weil er coole Superkräfte hat und abhotten kann" eine sehr brauchbare und ganz klar zulässige Antwort - die Dir im Bezug auf Charaktertiefe aber nicht mehr Informationen vermitteln kann. Bei anderen Fragen wie "Welche Rolle nimmt Dein Charakter in der Gruppe ein und warum?" kann genau dasselbe passieren.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #34 am: 18.08.2009 | 11:11 »
Ja, aber eben nicht direkt und vor allem nicht immer. Demnach also eigentlich doch nicht "Ja, aber", sondern "Nein".

Jau, indirekt trifft es. Und korrekt angewandt. ;)
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #35 am: 18.08.2009 | 11:18 »
Über den Sinn und Unsinn von Flag-Framing habe ich mit Jörg gestern und heute ausführlich PMs getauscht um hier nicht wieder diese "Ich hab recht - nein ich hab recht"-Posts zu produzieren, die es leider in letzter Zeit viel zu häufig gibt.

Mein Drama-Sektion ist jedenfalls als Charakter-orientierte Implementierung von Flag-Framing gedacht gewesen mit der Änderung, das ich nunmal mit Mystix einen starken SL habe und es mit SL-vorgegebenem Plot-Gerüst einsetze. Dadurch wird quasi alles auf die Flags konzentriert und dadurch bekommen diese halt auch erhöhte Charakterrelevanz und nicht nur Spieler-Relevanz, weil sie sowohl Baustelle des Charakters sind und diese Charaktermerkmale aber als Flags auchkommuniziert werden, wenn ich sie mir als SL ansehe oder in der Vorstellungsrunde vor dem Spiel die Flags kurz vorstellen lasse.

Das man Flag-Framing aber sehr unterschiedlcih interpretieren kann und meine Methode wahrscheinlich nur noch Bruchstücke vom Flag-Framing hat, hab ich dann aber auch gesehen. Dennoch sehe ich es als gute Quelle um entsprechende Methoden zu entwickeln und vielleicht auch noch weiter zu verfeinern.
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Offline Edwin

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #36 am: 18.08.2009 | 11:32 »
Hab das Thema schon auf dem Treffen kurz angesprochen, vll war das ja auch ein wenig Inspiration zu diesem Threat.

Es ging darum dass im Forum eigentlich über alle möglichen Aspekte des RPGs schon in epischer Länge diskutiert wurde...und dabei der für Außenstehende OFFENSICHTLICHSTE Aspekt ausgeklammert wird. Was einem Zuschauer nämlich ZUERST auffällt, ist das zarte Mädchen das den Halbork Gruschnar "Blutaxt" mit grummelnder Stimme darstellt oder der 180 Kilo-Mann mit seiner fragilen Elfin. Ich finde es unerklärlich dass es hier nicht direkt unter dem Channel "Allgemein" einen mit dem Namen "Schauspiel" gibt.

Die stiefmütterliche Behandlung (wenn überhaupt eine!) kann ich mir eigentlich nur durch den schon angesprochenen, vollkommen gegenstandslosen "Das ist doch alles eine Gottesgabe"-Aspekt erklären...wenn überhaupt. Vll gibt es auch Resentiments weil man an überbordende Darstellung denkt, die alles andere erstickt- OBWOHL es ja gerade auch gutes Schauspiel ausmacht, durch suptile Gesten viel ausdrücken zu können.

Genauso seltsam ist der Einwand, niemand solle gezwungen werden...das sollte doch vollkommen klar sein, oder? Manche mögen kein Taktisches Spiel, manche keinen Sandkasten- aber niemand bis auf die größten RadikalwahrenrollenspielerdderrichtungXY bestreitet, dass dies für andere wichtige Teile des Hobbys sind,

Und nach einigen im Improtheater üblichen Lockerungsübungen könnte das Spiel viel der üblichen anfänglichen Behäbigkeit verlieren, und damit ähnliche Effekte wie der berühmte BANG erzielen.
Guten Tag! Ja, ich bin ein sprechendes Pferd mit einer Kerze auf dem Kopf, aber kommunizieren Sie doch bitte mit mir so unbefangen wie mit bipedalen vernunftsbegabten Lebewesen auch!

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #37 am: 19.08.2009 | 15:31 »
Hi Edwin,

ich hab zwar auf dem Treffen nicht so viel mit dir gesprochen, aber mir geht es genauso.

Wenn du zufällig konkrete Ideen hast, wie man da was verbessern könnte, oder auch nur schon mal klären könntest, was denn im Rollenspielbereich schauspielerich an Ansprüchen und Qualitätskriterien existieren, dann wäre das schon sehr Hilfreich, denn man muss ja erstmal wissen, was man will, bevor man was aufbauen kann.

Ich sammle da grundsätzlich erst noch, weil mir noch nicht 100%ig klar ist, wohin es wirklich gehen soll.

Im Charaktertiefen-Bereich ist da ja schon mehr klar:
- Hintergrund mit Fragen erörtern
- Momentaufnahme visualisieren und zugreifbar halten
- und irgendeine verbindung zum Schauspiel aufbauen

Dort ist mir jedoch noch nicht so klar, was schauspielerisch das Idealbild wäre.

Ich persönlich würde wahrscheinlich erstmal ein Arsenal an einfachen Symbolen, Klischees und Schauspielelementen aufbauen und irgendeine Hilfestellung anbieten, diese zu lernen und Charaktereigenschaften zuzuordnen. Da wir im besten Fall Laienschauspieler sind ist klischeehaftigkeit, überspitzte Darstellung und Symbolhaftigkeit wahrscheinlich der Schlüssel zur Klarheit. Außerdem braucht es eine Technik um Fehler und Ungenauigkeiten von komplexen Darstellungen zu unterscheiden, so dass undurchsichtige Gestalten klar von schlechtem Schauspiel unterschieden werden können. Denn Fehler in der Kommunikation sind viel schlimmer als der Verzicht auf die Schauspielerei. Das muss also gewährleistet sein. Hat man diesen primitiven Schritt ersteinmal geschafft, dann kann man von dort an beliebig in die Tiefe gehen. Aber dieser Schritt muss erstmal geschafft werden.
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Offline Beral

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #38 am: 19.08.2009 | 20:28 »
Was Literatur angeht, so kann man einfach blind bei Amazon suchen. Je weniger man von etwas Ahnung hat, desto geringer ist die Gefahr, ein Buch zu erwischen, das einen nicht vorwärts bringt. Und je mehr Ahnung man bekommt, desto besser kann man schon im Voraus die Spreu vom Weizen trennen.

Wäre ich am Thema dran, würde ich mir z.B. eins der Bücher (oder beide) holen:
http://www.amazon.de/Die-Schule-Schauspielkunst-Acting-Lektionen/dp/3894875062/ref=sr_1_2?ie=UTF8&s=books&qid=1250705694&sr=8-2
http://www.amazon.de/ABC-Schauspielens-Talent-erkennen-entwickeln/dp/3894874740/ref=sr_1_4?ie=UTF8&s=books&qid=1250705694&sr=8-4

Youtube kann man auch mal befragen. Da gibt es zu jedem möglichen und unmöglichen Thema Vorträge und Lehreinheiten.
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #39 am: 28.10.2009 | 19:32 »
... und zu Guter letzt wäre da auch noch die Schauspieltheorie die man heranziehen kann. Sie beschäftigt sich u.a. mit dem Darstellen von Emotionsreaktionen und der Wirkung auf das Publikum.
Artverwand aber eher für den Spielleiter relevant wäre die Theaterwissenschaft, die sich auf die Wechselwirkungen von Publikum und Schauspieler bezieht.

Offline Horatio

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #40 am: 5.11.2009 | 20:17 »
zu Charakterspiel:
Wie man seinen Charakter nach außen kommuniziert ist reine Geschmacksache. Ob direkte Rede verwendet wird oder  in der dritten Person erzählt oder direkt darstellt was eben darstellbar ist, ändert am Inhalt und damit an der Tiefe erstmal gar nichts^^.

Zwangsläufig Immersionsverstärkend wirkt sich ein „schauspielerischer“ Ansatz meines Erachtens auch nicht aus. Wenn mein Mitspieler / SL nur erzählt, stelle ich mir die entsprechenden Handlungen so oder so in meinem Kopf vor, ähnlich wie bei einem Buch.. und gerade bei Büchern „immersiere“ zumindest ich meist besser als bei vielen Filmen :D.


zu Charaktertiefe:
Hm.. ich wage mal eine Definition des Terms Charaktertiefe basierend auf Aussagen in diesem Thread:

Charaktertiefe entsteht über die Vernetzung des eigenen Charakters mit (möglichst vielen) „spielrelevanten“ Elementen, - also solchen, die entweder direkt im Laufe des Spiels vorkommen oder auf die im Spiel selbst Bezug genommen wird - insbesondere Charakteren / Gruppierungen oder Konzepten (bspw. Gerechtigkeit / Ehre / "Gott").

(Einer der Gründe warum viele Hintergrundgeschichten von Charaktere in dem Bereich versagen; sie bieten keinen Bezug zum späteren Spiel.)

Vernetzungen können im Spiel selbst erfolgen oder bereits im Vorfeld als Teil der Vorbereitung, indem der Spieler durch seinen Charakter zu den entsprechenden Elementen Position bezieht. Wichtig ist das letzendlich nur, soweit diese im Verlauf des Spiel diskutiert / in Frage gestellt werden (was mE am besten mit einem narrativen Fokus gelingt).

Würde diese zwei Paragraphen gerne mal zur Diskussion stellen^^ (falls das alles schon mal diskutiert wurde, sorry bin neu hier)


Btw.: Eigentlich werden hier zwei unabhängige Themen behandelt: „Tiefe“ und „Schauspiel im Rollenspiel“. Möglicherweise könnte man die Themen ja trennen. Finde den Thread so etwas anstrengend zu lesen.

Btw.2: Vielen Dank für die ganzen Links^^. Kenne bisher in erster Linie Edwards und den Forge (plus Threefold Model und GEN) und bin über alles was da noch zum Thema Rollenspieltheorie rumspukt dankbar :).
« Letzte Änderung: 6.11.2009 | 10:48 von Horatio »
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Offline scrandy

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #41 am: 6.11.2009 | 15:28 »
Hi Horatio,

ich hattedas Thema verknüpft,weil ich mir zusätzlich zu guten Spielleiter-Handbüchern eben auch gute Spieler-Handbücher wünsche in denen Spieler sich verbessern können. Da zumindest in meinen Spielen der Spieler vorallem die Aufgabe hat den Charakter zu spielen und nicht wie bei einigen Indie-Spielen auch die Welt mitgestaltet, habe ich nach ein paar Ideen gesucht, wie man diese Spieler-Aufgabe verbessern könnte. Dazu ist mir sowohl die Schauspiel Seite als auch das verbessern bzw. intensivieren des Charakters eingefallen. Das man das natürlich vielleicht besser getrennt diskutieren sollte kann aber durchaus sein.

Im Zweifelsfall mach einfach noch einen Thread auf und verlinke auf diesen hier und umgekehrt.

Was deine Einschätzung betrifft kann ich dir jedenfalls voll zustimmen. Ich sehe auch vor allem ein Problem von der Hintergrundgeschichte zum Spieltisch hin. Deswegen habe ich meinem Spiel ein Stichwortartiges Flaggen-System bei dem die Spieler relevante Spielelemente der Persönlichkeit auf ihrem Charakterbogen notieren und sich so damit auseinandersetzen was sie am Spielabend thematisieren. Da dieser Bereich auf dem Bogen recht überschaubar ist kann man vor der Runde sich über diese Inhalte austauschen und der SL und die anderen Spieler können diese Flags direkt anspielen.

Ich bin jedenfalls auf deine Ideen gespannt, wie du das Problem für dich löst...
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Offline Horatio

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #42 am: 14.11.2009 | 20:58 »
Hm.. ich geb zu, da tue ich mir mit einer Antwort etwas schwer. Furchtbar viel Neues fällt mir dazu auch nicht ein (I guess it's Forge all over again^^..).

Ich denke letztendlich muss man einen Anreiz zum Einbringen von Standpunkten und nicht nur dem Festlegen von Standpunkten geben. Einfach nur dem Spieler einen Fragenbogen ausfüllen lassen reicht da nicht aus (außer der Spieler hat schon gelernt mit solchen Elementen umzugehen und schätzt Vanilla Nar; aber viele Systeme versuchen solches Verhalten ja geradezu zu unterbinden.. "simulationism by habit" eben).

Wenn es dir in erster Linie um schmückende Ausgestaltung der Handlungen der Charaktere seitens der Spieler geht, hilft meines Erachtens bereits ganz einfaches Verwenden von „fortune in the middle“ was man bei vielen Systemen die nicht zu sehr ins Detail gehen ohne Probleme einbringen kann. Das gibt dem Spieler mehr kreative Kontrolle über seinen Charakter die meist automatisch zu einer differenzierteren Darstellung führt und sei es nur um bei einem Fehlschlag den Charakter besser dastehen zu lassen; auf jeden Fall wird es dadurch einfacher dem Charakter einen eigenen „Stil“ zu geben.

Ein einfaches Bonus geben für das „schöne“ Beschreiben der Handlung wie es bspw. Sorcerer kennt (und was ich gehört hab auch Exalted) finde ich weniger förderlich, da es erstens dem ganzen FitM Prinzip entgegensteht (da der Bonus vor dem Wurf feststehen muss) und zweitens mitunter Divas heranzüchtet.. aber das nur am Rande^^.

Ansonsten machen es einem Spiele mit behavoir mechanics wie bspw. The Riddle of Steel oder Hearts and Souls [EDIT: gerade in Reign reingesehen.. passt auch^^]*   leichter, da man hier über die vorher ausgearbeiteten Motivationen des Charakters Vorteile im Spiel bekommt, sofern sie im Bezug zur Handlung des Charakters stehen. Ähnlich steht es mit Systemen die Traits verwenden, wie bpsw. FATE, die einem auch die Möglichkeit geben den Charakter über Ansichten und Wesenszüge zu definieren.

(*sind mal die einzigen Spiele, die mir spontan einfallen, die behaviour mechanics mit klassischer Task Resolution haben)

Ansonsten kann es auch helfen dem Charakter im vorhinein Beziehungen „aufzuzwängen“. Bspw. bei Vampire The Requiem muss der Spieler sich sowohl für einen Clan und einen Bund entscheiden, womit schon der Grundstein für Loyalitätsfragen mit mehr als einem Ausgang geliefert (und man kann das im Spiel sicher auch noch weiter aufpeppen). Wichtig ist auch hier wieder, dass diese Beziehungen auch im Spiel selbst thematisiert werden und zwar so, dass der Spieler sie nicht ignorieren kann, bzw. nicht eine Entscheidung so richtig ist, dass sie ohne Nachzudenken zu treffen ist oder sie nichts über den Charakter aus zusagen vermag.

Hm.. ich glaube ich Schulde hier noch ein paar Beispiele, aber ich hab noch etwas zu tun (auch wenn ich mich davor gerade drücke).. ich liefere welche nach, versprochen :).


Behaviour mechanics und conflicted gauges sind nebenbei meiner Meinung nach die beiden Elemente, die aus dem Indie Bereich endlich mal in den Mainstream Bereich rein müssten. Die passen auch ausgezeichnet auf ein Sim Chasis mit Taks Resolution und könnten idiotische Reward Mechanics wie extra XP für „gutes Rollenspiel“ endlich mal ablösen..
« Letzte Änderung: 15.11.2009 | 15:44 von Horatio »
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #43 am: 14.11.2009 | 23:29 »
Wo hast du all die lustigen Fachbegriffe her? Ich verstehe nur Bahnhof.
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Offline Horatio

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #44 am: 15.11.2009 | 01:41 »
Sorry, ich dachte im Theorie Forum ist das Usus.. ist möglicherweise mit mir durch gegangen *blush*

Naja den Kram findet man unter anderem hier:

Forge Glosary:
http://indie-rpgs.com/_articles/glossary.html

Design Patterns of Successful Role-Playing Games:
http://legendaryquest.com/
(unter Downloads)
« Letzte Änderung: 15.11.2009 | 01:46 von Horatio »
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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #45 am: 15.11.2009 | 02:00 »
Behaviour Mechanics hast bei bei WoD schon versteckt mit drin - wenn du dich deinem Archetyp entsprechend verhältst, regenerierst du dadurch Willpower. Ich glaube, dieses System wurde beim späteren Editionen eher noch verstärkt, hakt aber natürlich an den sehr rigiden Archetypen.

Ansonsten empfehle ich dir - falls du es nicht schon kennst - die Keys aus The Shadow of Yesterday, mit denen du als Spieler sofortigen XP-Zugewinn triggern kannst, und über die der Spieler die volle Kontrolle hast (Key doof? Key weg, neuer Key her).
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

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Offline Horatio

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #46 am: 15.11.2009 | 02:12 »
Ja die nWoD scheint mir da schöne Ansätze zu zeigen. Mit Blutmacht oder wie das heißt, hat Requiem ja anscheinend auch einen conflictet gauge, da je höher die ist, gleichzeitig auch die Ansprüche an die Nahrungsquelle steigen (also bspw. Menschen- anstatt Tierblut); also nicht nur eine "je höher desto besser" Geschichte.

Für mein Gefühl könnte es da in beiden Bereichen noch ein Tick mehr sein, aber die Ansätze sind da und sauber umgesetzt :).

Bezeichnend, da gerade Edwards die oWoD immer sehr stark kritisiert hat^^. Wie schon an anderer Stelle gesagt, ich bild mir ein, dass da ein wenig der Einfluss von Sorcerer zu sehen ist; auch bezüglich der Aufbereitung von Source Material :).

TSoY steht auf meiner Liste auch ganz weit oben.. der Imago muss mir das nur endlich mal mitbringen :D.
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oliof

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Re: Charakterspiel und Charaktertiefe
« Antwort #47 am: 15.11.2009 | 13:25 »
Horatio: TSoY zum Selbstbedienen, mit den Regeln ganz nahe bei.