Autor Thema: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne ABGESCHLOSSEN  (Gelesen 35569 mal)

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Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #25 am: 18.05.2010 | 21:22 »
Na das war doch mal ein gelungenes Finale ;D.

Hatte ja schon das schlimmste erwartet, aber die Gruppe hat da ja recht fix gehandelt und damit blieb ihnen das böse Ende ja erspart.

Ansonsten immer weiter, ich bin schon gespannt wie das bei euch in Tod auf den Reik so geworden ist ;).

Edit: Doch noch eine kleine Frage: Wie hast Du die Kampagne eigentlich miteinander verbunden? Denn im Grunde ist ja jedes Abenteuer(zumindest von Mistaken Idendity bis zur grauen Eminenz) irgendwie unabhängig voneinander, weswegen ich mich schwer damit tue die Abenteuer als Kampagne zu sehen(vor allem da ja der zweifache Aufhänger  der ist, dass ausgerechnet einer der Bösewichte überlebt hat und man ihn deswegen hinterher jagen muss. Von der Bootgeschichte in der grauen Eminenz ganz zu schweigen).

Ich persönlich bin da relativ unkreativ und habe in Gedanken Wasman einen Ehrentitel(Die Stimme des Wandels) gegeben, der die Aktivitäten in Bögenhafen kontrolliert(Gideon ist dann halt sein Diener) und plant die Zerstörung und das Chaos der Stadt dazu zu nutzen die Middenheimer gegen die falschgläubigen(also sigmargläubigen) Reikländer noch mehr gegen sie aufzubringen. Zwar eine dünne Verbindung, aber immerhin eine. Lässt sich auch gut mit Wege der Verdammten kombinieren, die ich ja auch im Kopf überarbeitet habe um das ganze etwas einheitlicher zu gestalten...aber genug von meinen Geschreibsel, wie hast Du das denn nun gemacht?

(Hoffentlich waren das jetzt nicht zu viele Spoiler auf einmal :D ).

Ich hab die einzelnen Kampagnenbände storytechnisch gar nicht verbunden. Die Gruppe hatte immer verschiedene Motivationen bestimmte Orte aufzusuchen und hat diese entweder wahrgenommen oder nicht. Wenn sie erstmal an den relevanten Orten angekommen waren, sind sie meistens auch irgendwann über die Abenteuer gestolpert.

 Nach Bögenhafen wollten sie Etelka plätten, da sie erfahren hatten, dass Teugen die Aufzeichnungen für das Ritual von ihr hatte. Dann kam immer eins zum Anderen.

Ich hab das eher wie ein Karl May Reiseabenteuer gestaltet. Der drohende Bürgerkrieg war dann das verbindende Glied.


cu Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #26 am: 23.05.2010 | 20:04 »
Wie die Helden ihre eigene Reederei gründen und ein gar wehrlos Fräulein aus den Fängen ruchloser Schurken retten, vermag man den nächsten Zeilen zu entnehmen...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



11. Schiffseigner wider Willen


Während Fabergus Heinzdorg vor den Toren der Stadt seinen Pflichten nachging und im Namen Sigmars die Scheiterhaufen der übrigen Verschwörer um den Teugen'schen Zirkel lodern ließ, gingen meine Kameraden und ich im fettigen Ascheregen unseren jeweiligen Beschäftigungen nach. Richard ließ sich von unserem bretonischen Freund im Kampf mit Rapier und Pistole unterweisen, Magnus studierte seine Schriftrollen, Answald verschwand zum Jagen in den Wäldern, Bernard stand in den Kasernen stramm und ich bescherte den örtlichen Schlossern eine Menge neuer Aufträge. Nach zwei Wochen schließlich ergab sich eine Gelegenheit, mit Magnus nach Delberz zu reisen, wo er seinen Hokuspokus-Därfschein erwerben wollte. Die Reise ging auf dem Lastkahn „Fetter Erpel“ über den Bögen in Richtung Weißbruck. Bernard allerdings musste zurückbleiben, da Doktor Heichdorn bei einer schwierigen Operation dringend einen Assistenten suchte. Er wollte uns nachreisen und gab uns auch schon mal einen Brief für sein Kräutermäuschen Elvyra mit.

Wie der Name unseres Gefährtes schon erahnen ließ, war die Reisegeschwindigkeit eher gemütlich. Die Gemütlichkeit sollte jedoch am zweiten Tag unserer Reise enden: Am Ufer sahen wir einen Körper liegen. Als wir näher heran waren, entpuppte er sich als Kadaver eines wolfsköpfigen Mutanten mit Armbrustbolzen im Leib. Kurz darauf erspähten wir ein in der Nähe des Ufers treibendes Flugschiff, auf dessen Deck die Leichen von Menschen und weiteren Mutanten lagen. Eine grüne geflügelte Gestalt in den Bäumen am Flusssand stieß einen Warnruf aus, als sie unser Boot erblickte.

Answald entschloss sich, mit einem Seil auf das Deck des anderen Schiffes zu springen, um es abzuschleppen. Sein Satz gelang ihm jedoch nicht ganz, und das Tau entglitt seinen Händen. Noch während er überlegte, was nun zu tun sei, flog die Kajütentür auf und zwei mit Schuppen und Fell bedeckte Mutanten stürzten sich auf unseren Waldmenschen! Zu allem Überfluss erhob sich nun das geflügelte Monster ebenfalls in die Lüfte und griff uns an, während aus dem Wasser Tentakel hochschnellten und versuchten, Richard und mich in die Tiefe zu ziehen! Magnus feuerte seine Armbrust wieder und wieder ab, während Richard nach den Tentakeln schlug. Answald hatte einem der Toten an Deck das Schwert entrungen und hieb dem ersten seiner Angreifer den Schädel entzwei. Nach ein wenig Fummelei gelang es mir schließlich, Answalds Donnerbüchse in die grobe Richtung der Angreifer zu richten und auszulösen, doch der geflügelte Angreifer wich den Schrapnellen geschickt aus. Hierdurch flog er jedoch genau in die Schussbahn von Magnus hinein. Ob „leider“ oder „zum Glück“ ist schwer zu sagen – der Bolzen zerschmetterte einen Flügel der Kreatur, und sie stürzte genau auf mich!

Nach einigen Sekunden kam ich wieder zu mir. Magnus prügelte wie wild auf das auf mir liegende Flugmonster ein, während Richard mit seiner Waffe gerade ein Tentakel zerhäckselte, welches nach ihm zu greifen drohte. Answald spaltete seinen Gegner an Deck des anderen Schiffes zur Abwechslung einmal horizontal, und als Magnus schließlich dem geflügelten Mutanten seinen Kampfstab derart heftig in den Schnabel hineinstieß, dass er am Hinterkopf wieder austrat, versank auch das Tentakelmonster in einem Strudel aus Schlamm und schwarzem Blut in den Tiefen des Flusses.

An Deck des anderen Schiffes untersuchten wir die Leichen – es waren drei Menschen darunter, die gegen die Übermacht der Mutanten keine Chance gehabt hatten. Im Laderaum fanden wir, in einer Kiste versteckt, eine junge Frau namens Renate Hausier, eine reisende Händlerin. Sie berichtete, dass sie Passagier des Schiffes war. Besitzer und Matrosen des Schiffes waren die drei Toten an Deck, was uns nach Auskunft unseres Kapitäns nunmehr zu Schiffseignern machte! So warfen wir zunächst die toten Mutanten von Bord, inspizierten unsere Ladung (ein paar Dutzend Ballen Wolle) und vertäuten das Schiff mit dem Fetten Erpel. Die übrige Reise verlief störungsfrei.

In Weißbruck angekommen fielen uns sofort zwei Händler an ihrem Verkaufsstand auf. Sie sprachen mich direkt an und machten dabei die gleichen geheimen Zeichen wie die beiden Typen an der Kutschstation in Altdorf! Auf ihr komisches Verhalten angesprochen stellten sie sich dumm, und ich machte ihnen mit deutlichen Worten klar, dass sie mich verwechseln und daher in Ruhe lassen sollen.

Magnus übernahm nun die Führung unserer Gruppe und versuchte sich als Wollhändler. Jedoch scheiterten unsere Bemühungen, Boot und Ladung loszuwerden, an den umfangreichen imperialen Bestimmungen und Gesetzen. Auch der Versuch, diese zu umgehen, brachte keinen Erfolg: Die hiesige Diebesgilde sah auch keine Möglichkeit, den Prozess zu vereinfachen. Schließlich erwarben wir bei der Handelsgilde eine Handelsgenehmigung und verkauften die Ware an den Wollhändler Wolleweber zu einem akzeptablen Preis. Nach einigem hin und her entschieden wir uns, das Schiff vorerst zu behalten, und heuerten die Matrosen Pieter von Eicke aus Marienburg sowie den Alten Ben an. So hatten wir ein günstiges Transportmittel, das uns auch die teuren Übernachtungen in Tavernen ersparen würde.

Im Anschluss versuchte ich, ein wenig mehr über die beiden auffälligen Händler herauszufinden. Standnachbarn beschrieben sie als komische Typen, die irgendwie gar nicht am Verkauf ihrer Waren interessiert schienen. Sie erweckten eher den Eindruck, als würden sie auf jemanden warten. Kaum hatte ich mich bedankt und vom Markt entfernt, sprach mich ein Bettler nach ein paar Groschen an. Ich gab ihm eine Handvoll Messing und wollte weitergehen, aber der Mann verfolgte mich und versuchte penetrant, meine Hand zu ergreifen – genau wie einer der beiden komischen Händlertypen, wie mir nach einer Weile einfiel! Ich versuchte, den Bettler zu verfolgen, verlor ihn aber bald aus den Augen. Also ging ich schnurstracks zum Versteck der Diebesgilde zurück und heuerte einen hiesigen Profi an, der mich beschatten sollte um herauszufinden wer mich denn hier verfolgt.

Kaum war ich wieder bei „unserem“ Schiff, zogen wir gemeinsam los, um Elvyra ihren Brief zu bringen. Ihr Haus fanden wir recht schnell, jedoch sah es verlassen aus. Ein Fenster jedoch war zertrümmert – eingeschlagen! Auch im Inneren des Hauses war alles durchwühlt und durcheinander geworfen! Answald konnte vor dem Haus Wagenspuren und Stiefelabdrücke im Beet unter dem Fenster ausmachen, und unter einigen Trümmern fanden wir einen Zettel, von dem uns Magnus die Worte „Letzte Warnung: Bring die Sachen zur roten Scheune“ vorlas – unterzeichnet mit einem Chaossymbol! Plötzlich ließ ein Geräusch hinter dem Küchenschrank uns herumfahren. Hinter dem Schrank verbarg sich eine Treppe in den Keller, auf der gerade ein Kind hinab in die Dunkelheit lief. Magnus kletterte hinab, um die Kleine – es war wohl Elvyras Tochter Liza – herbeizuholen. Doch flink wie Kinder sind, tauchte sie unter seinen Armen weg, und auch mir schlüpfte sie zwischen den Beinen hindurch in Richtung Ausgang. Answald bekam das Mädchen zwar zu fassen, ließ sie aber mit einem lauten Schmerzensschrei wieder los, als sie ihn kräftig in die Hand biss. Erst Richard konnte sie auf der Straße abfangen und brachte das zappelnde und um sich schlagende Mädchen wieder hinein.

Liza war völlig verängstigt. Trotzdem konnte sie uns unter Schluchzen und Tränen berichten, dass eine Gruppe böser Männer vor zwei Tagen ihre Mutter bedroht hätten. Gestern kamen die Männer wieder. Ihre Mutter konnte Liza gerade noch im Keller verstecken. Als nach viel Rumpeln und Poltern wieder alles ruhig war, fand die Kleine das Haus verlassen vor. Nach einigen Schwierigen gelang es uns, das Kind bei der Oma Hellwig von nebenan unterzubringen. Im gegenüber liegenden Gasthaus wusste der Wirt von drei Fremden zu berichten, die bis gestern bei ihm gewohnt hatten. Sie hätten erwähnt, sich morgen mit einem Flussschiffer treffen zu wollen. Ein Angestellter hatte zudem gesehen, wie sie einen Karren mit einer großen Truhe darauf in Richtung Norden gezerrt hatten. Als wir genauer nachfragten, stellte sich heraus, dass dort hinter der Kanalbrücke auch eine rote Scheune ist.

Flugs eilten wir in die angegebene Richtung, und tatsächlich: Eine Scheune mit einem großen roten Tor stand dort am Stadtrand. Wir näherten uns vorsichtig dem Gebäude und lunzten durch einen Spalt hinein. Der Karren mit der Truhe darauf stand im Inneren! Da das Tor von innen verschlossen war, postierte sich Answald vor dem Eingang, während Richard, Magnus und ich zur Hinterseite schlichen. Mit Seil und Kletterhaken gelang es uns, hinauf zur Heuluke zu kraxeln, hinter der Stimmen und Schnarchen zu hören waren. Während Answald vor dem Tor Radau machte, um die Männer im Inneren der Scheune abzulenken, öffnete ich die Luke und stürmte gemeinsam mit Magnus und Richard den Heuboden. Hier sahen wir uns zwei Gegnern gegenüber, auf die die Beschreibung des Wirtes passte, und Answald, der das Tor unten eingeschlagen hatte, fand den dritten Halunken. Elvyra lag, gefesselt und geknebelt, auf einem Strohhaufen in der Ecke.

Da Answald nicht wie tags zuvor mit dem ungewohnten Schwert arbeiten musste, sondern wieder seine Axt benutzen konnte, kehrte er auch zu seiner üblichen Kampftechnik zurück und spaltete seinen Gegner vom Scheitel bis zur Sohle. Auch mein Gegner sackte nach ein paar Hieben in sich zusammen. Während Richard seine beiden noch ungewohnten Pistolen abfeuerte und wild um sich schießend mehrere Löcher ins Scheunendach pustete, beschlossen Magnus und ich, den verbleibenden Gegner gefangen zu nehmen und anschließend zu verhören. Magnus stieß ihn mit seinem Stab über die Kante des Dachbodens hinunter ins Erdgeschoß, wo er sich laut Plan eigentlich alle Knochen hätte brechen sollen. Allerdings wurde der Sturz von einem Heuhaufen abgefedert, und der Schurke sprang auf und versuchte zu flüchten. Sowohl der Halunke als auch Magnus und ich hatten unsere Rechnung jedoch ohne Answald gemacht – die Flucht endete an der Klinge seiner Axt, und zum Befragen war nach dieser Begegnung nicht mehr genug vom Gesicht des Mannes übrig.

Die befreite Elvyra war zunächst überglücklich, als wir ihr berichten konnten, dass es Liza gut geht. Die drei Schurken hatten sie erpresst, da sie in Altdorf steckbrieflich gesucht wird (ein Schicksal, für das wir sehr gut Verständnis aufbringen konnten), daher die Entführung. Nachdem wir ihre Tochter abgeholt und die nötigsten Sachen aus dem Haus geholt hatten, gingen wir alle gemeinsam zur Anlegestelle, um auf unserem Boot die Nacht zu verbringen.

Hoffentlich taucht Bernard bald hier auf – seine Braut bedeutet irgendwie Ärger, und zwar mehr als mir lieb ist!



Die wollten doch tatsächlich den Flusskahn nicht haben. Ich hab Ihnen dann gesagt, dass es mir für den Verlauf der Kampagne lieber wäre, sie würden den Pott behalten, da ich ansonsten aufgrund der zeitlichen Abläufe erhebliche Mehrarbeit hätte. Netterweise folgten sie meinem Ansinnen  :)

Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #27 am: 27.05.2010 | 20:47 »
Wenig spektakuläre Taten stehen auf den nächsten Seiten des Reiseberichts. Doch nur Geduld, es kommen auch noch andere Zeiten...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



12. Die Reise nach Delberz


Am nächsten Morgen war die frisch gerettete Elvyra verschwunden. Sie hinterließ Bernard einen Brief und uns eine Nachricht, dass sie sich an einem sicheren Ort verstecken werde. Cleveres Mädchen! Die Dockarbeiter von Wolleweber holten die Ballen ab, und wir waren um einen Batzen Geld reicher. Später am Vormittag legte ein Flussschiff an, von dessen Deck unser Kamerad Bernard hinabstieg. Enttäuscht, zu spät angekommen zu sein, um nochmal bei Elvyra zum Schuss zu kommen, vertiefte sich unser Sanitäter in die Lektüre des Briefes, den wir ihm überreichten.

Auch unsere geheimnisvollen Freunde aus der Pfannenverkäufer- und Bettlerfraktion mit ihren albernen Handzeichen waren wieder am Hafen, diesmal mit den farbenfrohen Gewändern von Zigeunern verkleidet und mit dem Begehr, Messer schleifen zu wollen. Ich überreichte einem von ihnen meinen Dolch und bestellte ihn für die Mittagszeit wieder ans Schiff. Derweil suchte ich die Diebesgilde auf; deren Späher war jedoch nicht in der Lage, die schrägen Gestalten zu observieren, sie waren zu gut in ihrem Geschäft. Also stellten wir den “Messerschleifern” eine Falle auf unserem Schiff, in die sie jedoch nicht tappen wollten. Schließlich willigte ich dem so sehr gewünschten Händedruck ein – schließlich war ja Bernard nun hier, um mich bei einer drohenden Vergiftung zu behandeln. Das einzige, was bei dem Händedruck jedoch passierte, war eine purpurne Färbung meiner Hand, vergleichbar mit der Tätowierung, die die Assassinin auf unserer Herreise an ihrem Körper trug.

Später legten wir ab in Richtung Altdorf. Am zweiten Tag unserer Reise kamen wir an zwei anderen Schiffen vorbei: Eine Patrouille der Flusswache kontrollierte hier ein Transportschiff. Plötzlich ging bei diesem knapp über der Wasseroberfläche eine Luke auf, und ein Flussschiffer warf eine Kiste hinaus ins Wasser. Diese fischten wir ein Stück flussabwärts aus dem Wasser und waren nun stolze Besitzer von vielen Flaschen Schmuggelschnaps! Jeder an Deck behielt eine Flasche, der Rest flog zurück in den Fluss. Abends gab es dann nochmal eine Schrecksekunde: An einem Baum neben der Anlegestelle war immer noch unser Steckbrief wegen Mordes an den beiden adeligen Bübchen in Altdorf angeschlagen – zwar schon vergilbt und zerrissen, aber dennoch blieben wir nachts auf dem Boot, beschlossen nicht mehr als geschlossene Gruppe aufzutreten und bedankten uns bei den Göttern für die Tatsache, dass unsere beiden Matrosen nicht lesen können.

In Altdorf machten wir Station, um Magnus die Möglichkeit zu geben, sich sein Zauberbuch zu beschaffen; dieses benötigte er für die Ausbildung bei seinem Meister in Delberz. Nun zeigte sich auch die Weisheit unseres Entschlusses, die Schmuggelschnäpse über Bord zu werfen: Vor dem Anlegen wurden wir von den Flusspatrouillen kontrolliert. Der Hauptmann des Kontrolltrupps erzählte uns allerhand Klatsch, unter anderem erwähnte er die Expedition in die Grey Mountains, der wir uns beinahe angeschlossen hätten. Der Urheber dieser Aktion, Kronprinz Hergard von Tassenik aus Ostland, kam bei dem Unternehmen zu Tode, was zu Grenzstreitigkeiten führte; das ganze poliotische blabla, das hierzu erwähnt wurde, konnte ich weder verstehen noch mir merken. Magnus fiel auf, dass einer der Soldaten mich intensiv musterte; zum Glück scheint er mich aber nicht erkannt zu haben (egal in welchem Zusammenhang).

Magnus, Bernard und Richard zogen nach dem Anlegen los in Richtung Akademie der Feuermagier. Im Umkreis des Gebäudes sah es aus, wie man es von einem Übungsplatz der Feuermagier erwartet... Magnus wurde der Zugang zur Akademie gewährt, und nach dem bravourösen meistern der erforderlichen Übungen (und dem Entrichten einer horrenden Prüfungsgebühr) erhielt er sein Zauberbuch.

Auf ihrem Rückweg zum Hafen bemerkten die Kameraden zwei Verfolger. Beim Schiff angekommen drehten wir den Spieß herum und verfolgten die Verfolger. Magnus lockte sie in eine dunkle Gasse, wo wir uns ungestört “unterhalten” konnten. Die beiden Männer wurden von einem Unbekannten angeheuert, uns zu verfolgen; mehr wollten sie nicht sagen. Um die ins Stocken geratene Unterhaltung wieder zum Fließen zu bringen, hackte Answald einen der Männer in Stücke. Der andere verlor die Beherrschung und outete sich und seinen Kameraden als Anhänger von Tzeentch! Obwohl Answald nun plötzlich Skrupel bekam, war dies natürlich das Todesurteil des Mannes, und wir machten kurzen Prozess mit ihm, zumal ohnehin kein brauchbares Wort mehr aus ihm herauszubekommen war. In den Taschen des einen Toten fanden wir einen Brief. In diesem wurden die beiden Männer, Loorbeer und Kuhn, davon unterrichtet dass “das Ziel” (scheinbar ich) in Begleitung seiner Gruppe in ihre Richtung reist. Sie sollten unsere Spur nicht verlieren, Bericht erstatten (leider wurde nicht genannt wo), die Purpurne Palme sei übergeben (an dieser Stelle musste ich auf meine eingefärbte Hand schauen), die Zeit des Wandels werde bald kommen blasülzlaber... Unterzeichnet war das Schreiben mit einem Symbol einer Hand, auf der ein Zeichen prangte.

In der Nacht passierte (abgesehen von der lautstarken Rückkehr unserer sturzbetrunkenen Crew) nichts. Auch die Reise in Richtung Delberz verlief ereignislos, und nach sechs langweiligen Tagen kamen wir endlich an unserem Ziel an. Hier begaben wir uns zu Magnus' Meister Hieronymus Blitzen. Das Tor in der Mauer zu seinem Grundstück schwang wie von Geisterhand auf, und die Tür zu dem leicht beifälligen Haus wurde geöffnet von Hans Peter Schiller, dem etwas doofen Studienkollegen von Magnus (der seine überschaubare Begabung bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit aufs Brot geschmiert bekam). Blitzen begrüßte uns in seinem Arbeitszimmer, und Magnus berichtete ihm von seinen Erlebnissen der letzten Monate. Bei der Erwähnung von Etelka Herzen – der Frau, die den Teugens ihre Dämonentorbeschwörungsrolle zukommen ließ – äußerte der alte Magier seine Sorgen – die Hexe müsse vernichtet werden! Sie war einst eine mächtige Magierin seines Ordens, werde aber nun schon lange wegen diverser Vergehen gesucht. Die purpurne Hand bzw. Purpurne Palme identifizierte Blitzen als Chaoskult, dessen Mitglieder wohl davon ausgehen, dass ich in der Tat Kastor Lieberung bin und in Bögenhafen 20.000 Goldkronen geerbt habe. Daher also diese Penetranz unserer Verfolger!

Hieronymus Blitzen trug uns auf, nach Grissenwald zu reisen und die verräterische Hexe zur Strecke zu bringen. Doch zuerst kümmerte er sich um Magnus' Ausbildung, die diesem alles abverlangte und über einen Monat dauern sollte. Der Rest der Gruppe war derweil Gast in Blitzens Haus und konnte sich dem Verkauf der auf unseren Reisen angehäuften Wertgegenstände widmen. Abends fielen alle erschöpft in ihre Betten – Magnus wegen der anstrengenden Ausbildung, der Rest der Gruppe aufgrund starker Trunkenheit. Doch die Mühen lohnten sich für unseren Magier: Am Tage seiner letzten Prüfungen sah er aus wie ein echter Magier mit Robe, Stab und allem was dazugehört. Der magische Ring, den Blitzen ihm schenkte, würde ihn vor Untoten schützen – ein wertvolles Geschenk, denn auf den Friedhöfen des Imperiums gehen merkwürdige Gestalten um – ich muss es ja wissen!

Und so hatten wir unser nächstes Ziel vor Augen: Auf nach Grissenwald, die Hexe ummoshen...


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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #28 am: 6.06.2010 | 19:35 »
Auf gehts nach Grissenwald, den Reik hinunter. Seltsame Imperiale Dekrete, neugebaute Signaltürme und geheimnisvolle Mörder warten auf unsere Streiter. Mögen die Götter mit ihnen sein...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



13. Frieden schaffen durch überlegene Feuerkraft


oder: Wo ist der verdammte Schlüssel?

Meister Blitzen kannte Etelka Herzen wohl von früher, als sie noch Mitglied der Feuermagiergilde war. Mittlerweile sei sie natürlich längst von der Gilde verstoßen, und er hegte Vermutungen, dass ihre Affinität zum Chaos mittlerweile auch zu Mutationen ihres Körpers geführt haben könnte. Sonst hatte Blitzen nichts mehr zu bieten, was uns helfen könnte, und so machten wir uns mit unserem Schiff schließlich auf in Richtung Grissenwald. Answald, sonst eigentlich von eher robuster Natur, wurde von der Reisekrankheit heimgesucht und hing die folgenden Tage permanent über der Reling, um die örtliche Unterwasserfauna mit vorverdauter Nahrung zu versorgen. Er behielt seinen Posten auch dann bei, wenn ein Landgang möglich gewesen wäre, und so überließen wir ihn seinem Schicksal in der Hoffnung, dass sein scheinbar nimmerleerer Magen doch hoffentlich bald seinen gesamten Inhalt preisgegeben haben möge.

Nach einigen Tagen erreichten wir wieder Altdorf. Kaum waren wir im Hafen an Land gegangen, da erschien ein Herold des Imperators am Hafen und verlas mit nasaler Stimme ein Dekret des Hofes. Scheinbar schien es mit der geistigen Gesundheit Karl Franz' steil bergab zu gehen, verfügte er doch, dass man ab sofort keine Mutanten mehr töten oder misshandeln dürfe, und selbst der Begriff Mutant ab sofort bei Todesstrafe verboten sei. Über das richtige Verhalten bei Mutantenangriffen, wie sie uns ja bereits mehrmals widerfahren waren, sagte die Bekanntmachung leider wenig aus.

Um unsere Reisekasse ein wenig aufzubessern, nahmen wir eine Ladung Wein des Handelshauses Hartmann an Bord, inklusive den Aufpasser Heinrich. Während unserer Wege durch Altdorf wurden wir - mal wieder – verfolgt, jedoch gelang uns der Trick mit der Rollenumkehr in der dunklen Gasse leider kein zweites Mal. Zumindest gelang es mir, die Verfolger abzuschütteln. Man ließ uns auch ansonsten in Ruhe, so dass wir am nächsten Morgen unsere Reise fortsetzen konnten. Noch während wir den Hafen verließen, sahen wir am Ufer eine Kutsche stehen, auf deren Stufen der Student hockte, der bei unserer Reise von Nuln nach Altdorf auch mit von der Partie war. Wir winkten ihm zu, aber er konnte oder wollte uns nicht erkennen und steckte seinen Rüssel rasch wieder in das obligatorische Buch in seinen Händen. Schon komisch, ich dachte eigentlich, das Imperium wäre riesig, aber irgendwie scheint es ein Dorf zu sein, in dem man jeden immer wieder trifft – erst der Bretone, dann der Bücherwurm... Mal gespannt, wann uns die zickige Adelsbraut mit ihrer maskulinen Leibwächterin wieder über den Weg stolpert!

Die beiden nächsten Reisetage verliefen – abgesehen von den anhaltenden Würgegeräuschen vom Bootsheck – erstaunlich ruhig. Heinrich versorgte uns mit allerhand unnützem Klatsch und Tratsch, unter anderem behauptete er, dass in einer Burg, die wir passierten, der vom Chaos berührte Kronprinz Wolfgang gefangen gehalten werde. Diese fragwürdigen Neuigkeiten wurden nur übertroffen von dem Bauerngeschwätz in dem Ort Wachstätten; hier wurde behauptet, der Kronprinz hätte sich freiwillig in seinem Gemäuer verkrochen um dort wahlweise in Ruhe Jungfrauen fressen, auf den Tag des Jüngsten Gerichts warten oder Chaosdämonen beschwören zu können (oder so ähnlich). Die Grenzscharmützel bei Ostland und Talabecland bezüglich des Todes von dem jungen Von Tassenik waren auch hier Thema, sogar von Flüchtlingswellen war schon die Rede. In Schoppendorf im Middenland sollen angeblich Sigmarpriester vom Ulricmob gelyncht worden sein – ich sag's ja schon immer, aus übertriebenem Götterkult ist noch nichts Gutes entstanden!

Am nächsten Tag passierten wir ein halbfertiges Bauwerk am Westufer, auf dessen Gerüsten zwergische Arbeiter herum wuselten und Stein um Stein aufeinandersetzten. Zwei der kleinen Männer standen am Ufer und winkten heftig in unsere Richtung. Sie brüllten laut und baten um Passage, egal wohin. Noch bevor wir die Modalitäten klären konnten, erschien der wütende Vorarbeiter mit purpurrotem Gesicht am Ufer und scheuchte die Möchtegern-Deserteure zurück auf ihr Gerüst. Er stellte sich vor als Einjuls Isenbart. Als verantwortlicher Bauleiter für den hier entstehenden imperialen Signalturm war er in den letzten Tagen vom Pech verfolgt: bereits vier seiner Arbeiter seien des Nachts verschwunden, und nun machte sich Furcht und Aberglaube unter dem Rest der Arbeiterschaft breit. Da wir ohnehin für die Nacht anlegen mussten, sagten wir seinen Bitten um Hilfe zu. Als wir uns ein wenig in der Gegend umsahen, entdeckten wir hinter einem Gebüsch eine Wand aus schwarzem Gestein am Fuße des Hügels, auf dem der Turm errichtet wurde. Es hatte den Anschein, als sei der gesamte Hügel aus dem Material! Der herbeigeholte Isenbart hatte derartiges Gestein noch nie gesehen, und die Bemühungen der Zwerge, die Mauer mit Pickel und Hacke einzureißen, brachten nicht viel.

Da es langsam dunkel wurde, beschlossen wir, die Nacht an dem Ort zu verbringen, an dem die Zwergenarbeiter verschwanden, nämlich in der Baustelle des Turmes. Während Richard und ich es uns auf dem (wohl schon sehr alten) Fundament des Turmes bequem machten, nächtigten Magnus und Bernard im Stockwerk oben drüber. Ich muss geschlafen haben wie ein Stein, denn als ich des Nachts plötzlich erwachte, vernebelte Pulverdampf die Sicht, und meine Kameraden standen schwer atmend und mit blutverschmierten Waffen um mich herum; Richard hatte lange, tiefe Kratzer am ganzen Körper. Mein Blick fiel sodann auf eine am Boden zusammengekrümmte, dunkle Gestalt mit langen Klauen und hagerem Gesicht, dessen pupillenlose tote Augen mich leer anglotzten: Ein Ghul hatte uns angegriffen! Eine Luke im Fußboden, die vorher nicht sichtbar gewesen war, stand hinter der erschlagenen Kreatur offen: Auf diesem Wege hatte sie sich an uns herangeschlichen. Um den Hals trug das Wesen eine Kette mit einem metallenen Zylinder, den Magnus für eine Art magischen Schlüssel hielt.

Wir warfen einen Blick in die Luke, aus der der Ghul gekommen war. Dort sahen wir einen kreisrunden Raum mit stählernen Wänden. Außer einem rot glühenden sechseckigen Stern auf dem Boden sahen wir in der Kammer nichts. Nach ein wenig hin und her traute sich Bernard schließlich hinunter. Als sein Körper beim Berühren des Bodens nicht von Blitzen zerschmettert wurde, trauten sich auch andere hinab, jedoch war weiterhin nichts Besonderes im Raum zu finden, abgesehen von Vertiefungen an den Spitzen de Hexagramms. Der Zylinder des Ghules vermochte die Luke zu öffnen und zu schließen. Bei dieser Entdeckung schnappte sich Bernard flugs den Zylinder und stiefelte damit zu der schwarzen Mauer, die sich auf einen Wink damit auch sofort wie von Geisterhand öffnete. Der Fäulnisgestank und die geisterhaften Stimmen, die aus dem dahinterliegenden Raum drangen, veranlassten uns jedoch, die Erkundung erst am nächsten Tage fortzusetzen. Den Zwergen wurde derweil der Kadaver des Ghuls als Mörder ihrer Kameraden präsentiert und selbstverständlich sofort verbrannt.

Am nächsten Morgen machten wir uns nach einem leckeren Frühstück dann auch gleich frisch ans Werk: Bernard “zauberte” die Mauer auf, und wir betraten den dahinterliegenden, verstaubten Gang, von dem drei Türen abzweigten. Wir entschieden uns für die linke Tür. Diese war zwar mit einem hochkomplizierten Schloss versehen, jedoch gelang es mir dank des hochwertigen Dietrichsets aus Bögenhafen erstaunlich einfach, das Schloss zu knacken und die Tür zu öffnen. Kaum fiel Licht in den dahinter liegenden Raum, schlurfte uns auch schon ein Zombie entgegen, um uns das Gehirn aus dem Schädel zu saugen. Ach, wäre doch Answald nur hier, er wäre immun gegen derartige Angriffe gewesen! Aber auch Richard und Bernard erwiesen sich als recht unbeeindruckt im Angesicht der verfaulten Bestie: Zweimal knallten ihre Büchsen ohrenbetäubend, und als sich der Qualm verzogen hatte, sah man nur noch den vermoderten Körper des Zombies auf dem Boden liegen, den Kopf hatten die beiden Schützen in Fetzen geballert. Der Zombie trug einen Metallzylinder beziehungsweise Schlüssel um den Hals, ähnlich dem, den wir beim Ghul gefunden hatten. Der Raum an sich war einst wohl ein Laboratorium. Magnus fand auf einem Buchständer ein altes, in Leder gebundenes Zauberbuch, welches er einsteckte (was will er bloß mit mehreren von diesen Dingern?).

Der Raum ließ den gesamten Grundriss dieser unterirdischen Anlage erahnen: Es handelte sich um einen runden Komplex, dessen äußeren Ring wir nun durchwanderten; Türen führten in regelmäßigen Abständen weiter ins Innere, wo sich auch irgendwo die Kammer mit dem sechseckigen Stern befinden musste, aber wir entschieden uns zunächst, die Räume des äußeren Ringes zu erkunden. Die nächste Tür führte uns in eine alte Bibliothek. Hier schlurften uns gleich drei Zombies entgegen. Während die Schützen wieder ihre Waffen abfeuerten (mit weniger spektakulären Ergebnissen wie zuvor, da Richard seine beiden Kugeln in die Decke feuerte), sprach Magnus einige Worte in einer unverständlichen Sprache, und plötzlich war seine Schwertklinge in lodernde Flammen gehüllt! Irgendwie schaffte er es, auf die Zombies einzuschlagen, ohne all die zundertrockenen Bücher im Raum in Brand zu setzen, und als auch Richard seine leeren Pistolen fallen ließ und mit seinem Streitkolben das faule Fleisch der Untoten weichklopfte, standen die Sieger des Kampfes recht schnell fest. Auch diese Zombies hatten jeder einen Schlüsselzylinder dabei, und nachdem Bernard einige der alten, wertvollen Bücher für den Abtransport vorbereitet hatte, wandten wir uns der nächsten Tür zu.

In diesem Raum, einem Arbeitszimmer, kam nur ein Zombie auf uns zugewankt, entsprechend kurz war auch der Kampf. Nach Einsammeln des obligatorischen Schlüssels knackte ich noch das Schloss des Schreibtisches. Darin fanden wir einige Rollen Pergament, ein Notizbuch sowie eine alte Karte des Reiklandes. Die Gemälde einer hakennasigen Adelslinie hingen an den Wänden, und in einer Ecke stöberte Magnus schließlich einen magischen Stab auf, welcher die Macht besaß, die Zombies in diesem Gemäuer zu kontrollieren. Wie witzig.

Der äußere Ring war nun erkundet, und wir wandten uns den Türen nach innen zu. Diese führten alle in einen runden Flur, dessen Innenwand aus Stahl war. Mit zwei Griffen an dieser Stahlwand ließ selbige sich in Ihrer Gänze auf unsichtbaren Lagern um das Zentrum des dahinterliegenden Raumes drehen, bei dem es sich – wer hätte das gedacht – um den Hexagrammraum handelte. Wir durchschritten den freiwerdenden Durchgang und probierten, die gesammelten Zombieschlüssel in die Vertiefungen der Hexagrammspitzen zu stecken. Alle passten – außer einem, dem Ghulschlüssel! Eine genaue Durchsuchung des Gemäuers förderte weder einen weiteren Zombie noch einen entsprechenden Schlüssel zutage, selbst bei Zuhilfenahme der Zwerge wurde die Durchsuchung nicht von Erfolg gekrönt. Auch zwei Nächte in den Katakomben brachten uns unserem Ziel nicht näher.

Nach viel Schimpfen und Zetern mussten wir uns schließlich eingestehen, dass wir lediglich fünf statt der erforderlichen sechs Schlüssel besaßen und somit quasi gar nichts hatten. Kurz vor dem Klo in die Hose geschissen! Da Heinrich mittlerweile Terminstreß wegen des Weines bekam, rieten wir den Zwergen noch, das Gemäuer zuzuschütten, kassierten unsere Belohnung für unsere Hilfe und reisten schließlich weiter flussaufwärts. Nach drei Tagen erreichten wir den Ort Totenburg. Wenn der Name hier Programm ist, hoffe ich, dass Answald seine Reisekrankheit bald überwunden hat – es ist mir lieber, wenn die Toten nicht zu uns gehören, sondern zu den anderen, egal wer die sind!


Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #29 am: 9.06.2010 | 23:14 »
Totenburg, da ist der Name Programm  ;D


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "The Madness Of Baron Von Richter" von  Bob (leider weiß ich den Nachnamen nicht) und ist voller Spoiler.



14. Bis das der Tod uns scheidet (und noch etwas länger)


Bei unserer Annäherung an den Landungssteg Totenburgs erklärte sich der Name des Ortes rasch: Ein riesiger Friedhof grenzte an die relativ kleine Siedlung, unterhalb eines auf einem Hügel stehenden Herrenhauses. Answald stand an der Reling, begierig darauf, nach seiner überstandenen Reisekrankheit wieder ordentlich Essen und geistreiche Getränke zu fassen. Bernard und Magnus hingegen zogen sich unter Deck zurück, um sich mit einem Gläschen (aus meinem Fass gestohlenen) Wein dem Studium der Bücher zu widmen, die sie in den Katakomben unter dem Signalturm gefunden hatten. Auch die Tatsache, dass das Schiff von Josef bereits am Pier vertäut war, vermochte die beiden nicht von Bord zu locken. Wolma begrüßte uns sofort heftig winkend und wies uns den Weg in Richtung der Taverne, wo wir Josef finden würden.

In der Tat fanden wir den väterlichen Freund Magnus' im Gasthaus, tauschten Neuigkeiten aus und tranken einige Becher mit ihm. Auf die “Pechsträhne” angesprochen, die Josef zufälligerweise während der Zeit unserer gemeinsamen Reise ereilte, gab er fröhlich zum Besten, dass diese seit seiner Abreise aus Bögenhafen wohl beendet sei.

Auch mit den anwesenden Bauern unterhielten wir uns. So erfuhren wir, dass Totenburg einst eine recht große Stadt gewesen sei; bei einem Orküberfall vor einigen Jahrhunderten jedoch wurde das proportionale Verhältnis zwischen den Häusern der Lebenden und dem Acker der Toten umgekehrt. Auch ein weiterer Todesfall überschattete die Stimmung im Ort: Der Wirt gab eine Lokalrunde im Gedenken an die Baronin Mathilde, welche unlängst verschieden war und ihren Gemahl, Baron Ludwig, in tiefer Trauer zurückgelassen hatte. Selbst die örtliche Heilerin Beatrix vermochte ihr nicht zu helfen, und so hat sich der gramgebeugte Baron seit Tagen in seinem Arbeitszimmer verkrochen und mit keiner Menschenseele mehr gesprochen.

Noch während wir alle an dem Trauertrunk nippten, verfinsterte sich der Himmel draußen schlagartig, und ein heftiges Unwetter mit Sturm, Hagel und Platzregen brach über den kleinen Ort hinein. Plötzlich flog die Tür zum Schankraum auf, und eine große, schwarz gekleidete Gestalt mit einem sensenförmigen Schwert stürzte ins Taverneninnere. Wir griffen zu unseren Waffen, bis wir erkannten, dass es sich um den hiesigen Morrpriester Konrad handelte. “Flieht, die Toten haben sich aus ihren Gräbern erhoben und sind hinter uns her!” rief der Geistliche, und tatsächlich: Hinter ihm wankten Dutzende Untote in verschiedensten Stadien der Verwesung durch den Ort! Gerade noch konnten wir die Tür zuwerfen und verbarrikadieren, da pochten schon die ersten Zombies mit ihren verrottenden Fäusten an das Holz. Gleichzeitig gingen splitternd die Fenster zu Bruch, und ehe wir uns versahen, stolperten bereits die ersten Gestalten durch die Öffnungen ins Innere des Gasthauses.

Verzweifelt kämpften wir Seite an Seite mit den Dorfbewohnern gegen die Zombies, doch als schließlich auch die Tür unter deren Hieben zusammenbrach, wurde die Übermacht zu groß. Immer mehr der Menschen wurden von den Untoten zu Boden gezerrt und zerfleischt, nur um sich Sekunden darauf wieder zu erheben und gemeinsam mit Ihresgleichen gegen ihre einstigen Nachbarn zu kämpfen. Der Wirt, der fassungslos die Kadaver seiner beiden Töchter betrachtete, ließ sich erst nach einigen harten Schlägen entlocken, dass sich ein Ausgang in den Kanal im Haus befindet. Nach ein wenig Suchen hatte ich die Luke hinter dem Tresen entdeckt, und nach einem erbitterten Rückzugsgefecht landeten schließlich Answald, Richard, der Wirt, Josef, Konrad und ich am Fuße der kurzen Leiter in dem stinkenden Abwasser des Kanals. Wenigstens folgten uns die Zombies nicht hinunter.

Als ich meine Laterne entzündet hatte, sahen wir den Priester zitternd im Gang stehen. Er deutete kanalaufwärts und verkündete, dass die unheimliche Kraft, die die Toten aus ihren Gräbern gerissen hat, aus dem Herrenhaus des Barons zu kommen schien. Sodann schwang er sein Schwert wüst durch die Luft und stürmte aus dem Kanal hinaus und in die Stadt, um so viele Bürger wie möglich zu retten. Wir blickten uns an und entschieden uns, das Böse an seiner Wurzel zu packen; Answald lief nochmal zum Boot, um unsere Waffen und Ausrüstung zu holen. Bernard und Magnus waren mit ihren “Studien” derweil so weit fortgeschritten, dass mein Weinfass zur Hälfte geleert war und die beiden Leseratten zum Kämpfen nicht mehr zu gebrauchen waren. Da nicht einmal Ben und Pieter derart betrunken waren wie unsere Gelehrten, übergab Answald ihnen das Kommando über das Schiff und trug ihnen auf, ans andere Ufer zu fahren und erst bei Sonnenaufgang und wenn keine Gefahr mehr drohe wiederzukommen. Josef hingegen schien schon wieder genug von unserer Anwesenheit zu haben: Mit wütendem Gebrüll scheuchte er seine Besatzung über das Deck und riskierte lieber eine Fahrt über den nächtlichen Reik, als sich länger in unserer Nähe zu befinden; seine Bordlaternen waren schon außer Sicht, da konnte man immer noch seine gebrüllten Anweisungen deutlich vernehmen.

Nachdem wir uns notdürftig vorbereitet hatten, kämpften wir uns gegen den zähen Strom des Kanals hinauf zum Herrenhaus. Ein paar Stufen führten hinauf zu einer hölzernen Tür. Sofort fiel mir die Nadelfalle am Griff auf, die jedoch mit einem raschen Hieb außer Gefecht gesetzt wurde. Die Tür führte in einen (gut sortierten) Weinkeller, dem wir eigentlich später noch einen Besuch abstatten wollten (es sollte dazu nicht mehr kommen...). Eine steile Treppe führte hinauf ins Erdgeschoß. Ich hob die Falltür am Ende der Treppe einen Spalt weit an – die Luft schien rein. Doch kaum war ich hinausgekraxelt, da hörte ich hinter meinem Rücken schlurfende Schritte – die Küchendiener des Hauses wankten mit ausgestreckten Armen auf mich zu! Den ersten konnte ich mit einem wilden Hieb niederstrecken, doch sodann befand ich mich in arger Bedrängnis. Richard und Answald brauchten erstaunlich lange, bis sie ihre breiten Schultern durch die Luke gezwängt hatten. Doch viel schien es nicht zu helfen – Richard verfehlte seinen Gegner ganz. Auch der Axthieb Answalds, der dem Monster den halben Schädel abspaltete, zeigte keine Wirkung! Erst mit seinem zweiten Hieb gelang es Richard, dem Zombie den Schädel einzuschlagen, und auch Answalds zweiter Angriff beendete das Unleben des letzten Gegners.

Durch die Küche und das leere Esszimmer gelangten wir in die große Eingangshalle. Hier wurden wir von des Hauses Butler begrüßt, allerdings auf eine Art und Weise, die nichts mit dem sonst üblichen guten Benehmen eines Hausdieners gemein hatte. Nachdem wir dem beißwütigen Hirnfresser beide Arme abgeschlagen hatten, war es ein leichtes, ihn unschädlich zu machen. In den angrenzenden Gesindequartieren nagten sich diverse Untote gegenseitig an, ließen sich jedoch ohne nennenswerte Gegenwehr von Answald abschlachten. Unsere “Säuberung” des Anwesens geriet jedoch ein wenig ins Stocken, als wir hinter einer weiteren Tür auf die Hauswachen des Barons stießen, beziehungsweise das was von ihnen übrig war. Da wir wenig Sinn darin sahen, uns der beinahe zehnfachen Übermacht, die uns hier entgegen schlurfte, zu stellen (Answalds Pulver für die Donnerbüchse war im Kanal leider nass geworden), liefen wir rasch über die große Treppe in der Eingangshalle hinauf ins Obergeschoß.

Am Ende des Flures im oberen Stockwerk konnten wir Stimmen und ein merkwürdiges Grunzen vernehmen. Zudem drang unter einem Türspalt ein ungesundes, grünes Leuchten hervor. Leise näherten wir uns dieser Tür und spähten in den Raum dahinter. Das Bild, welches sich uns bot, bestätigte unsere Vermutungen: Im Raum war ein Pentagramm auf den Boden gemalt, an dessen Ecken schwarze Kerzen brannten. Ein großes Buch, das in Menschenhaut gebunden zu sein schien, strahlte das grüne Leuchten aus. Daneben versuchte Baron Ludwig verzweifelt, sich seine zum Zombie mutierte Mathilde mit einem Kerzenständer vom Leib zu halten: Er hatte offenbar in seiner Trauer und Verzweiflung keinen anderen Ausweg mehr gewusst und versucht, seine geliebte Frau von den Toten zurückzuholen - mit durchwachsenem Erfolg, denn seine “liebe Frau” schnappte wiederholt nach seinen Fingern, und der Effekt, den die Zaubersprüche auf die Toten des Friedhofes hatte, war sicherlich auch nicht beabsichtigt.

Von gerechtem Zorn erfüllt stieß Answald die Tür auf. Der Wahnsinn des Barons wurde nun offenbar: “Liebling sieh nur, wir haben Gäste! Sag dem Zimmermädchen, sie soll ihnen Abendessen und ein Zimmer geben”, rief der alte Mann. Seine Gastfreundschaft bereute er jedoch rasch, als Answald und Richard auf die Zombiebaronin losgingen. “Erschlag den Zauberer!” schrie Answald in meine Richtung. Hektisch blickte ich mich um; außer dem gramgebeugten alten Mann und der untoten Baronin konnte ich jedoch niemanden im Raum sehen, und so entschloss ich mich, das Zauberbuch zu vernichten, da von ihm alles Böse auszugehen schien. Die Bedeutung von Answalds Worten erschloss sich aber einige Augenblicke später: Als die Waffen meiner Kameraden in den Körper seines geliebten Weibes sanken, brüllte der alte Baron zornig auf, und plötzlich verwandelte sich sein Kopf in einen überdimensionalen Totenschädel! Answald wurde von diesem Anblick derart geschockt, dass er die nächsten Augenblicke zu keiner Regung mehr fähig war. Noch bevor ich ausweichen konnte, berührte mich der Nekromant mit der Fingerspitze an der Brust – und ich sank, aller Kraft beraubt, zu Boden. Es fühlte sich an, als hätte er mir mein Herz herausgerissen!

In diesem Augenblick jedoch gelang es Richard, die untote Baronin (wieder) zu töten. Seine Waffe zerschmetterte den Brustkorb und das Rückgrat des Monsters, und in einem Regen aus schwarzem Blut sank die Kreatur zu Boden. Der Baron brüllte zornig auf, seine Augen leuchteten schwarz, und mit einem Strahl aus dunkler Energie streckte er den Mörder seiner Frau nieder. In der Zwischenzeit hatte ich es geschafft, mich aufzurappeln. Auf wackeligen Knien versuchte ich, Richard zu helfen. Doch der Baron entfesselte wieder seine Macht, und plötzlich durchzuckte ein rasender Schmerz meine rechte Hand. Das Fleisch färbte sich schwarz und quoll immer weiter auf, bis es schließlich platzte und in Fetzen von den Knochen hinabhing! Wimmernd vor Schmerz wich ich zurück. Der Baron wandte sich wieder dem am Boden liegenden Richard zu. Seine Hand umklammerte die Stirn des Bewusstlosen, und es schien, als würde der Nekromant das Gehirn meines Kameraden durch die Schädeldecke hindurch hinaussaugen. Zum Glück schien er größenbedingt zuerst eine Weile danach suchen zu müssen, was uns ein wenig Zeit verschaffte.

Mein Blick fiel wieder auf das Zauberbuch. Es musste vernichtet werden – wenn ich den Magier schon nicht im offenen Kampf besiegen konnte, dann würde die Zerstörung des Buches diesem Albtraum vielleicht ein Ende bereiten. Kaum legte ich meine linke Hand an den alten Schinken, da ruckte der Magier herum und ließ von Richard ab. Ich schnappte das Buch und rannte damit in Richtung des Kaminfeuers. Drohend richtete der Alte wieder seine zur Klaue verkrümmte Hand auf mich und murmelte die finsteren Worte eines Zaubers. Jeden Moment rechnete ich damit, von den schwarzen Energien zu Asche verbrannt zu werden. Doch plötzlich gerieten die ihm wohl Silben des Zauberspruches durcheinander, und mit einem lauten Fluchen des Magiers verflüchtigte sich die unheilige Kraft in der Luft. Von dieser Schwäche des Nekromanten mit neuem Mut erfüllt, erwachte auch Answald endlich aus seiner Starre. Mit wütenden Hieben ging er auf den Mann los, schaffte es jedoch nicht, ihn wie sonst üblich einfach zu fällen. Derweil hatte ich es geschafft, das schwere Buch mit nur einer Hand bis zum Feuer zu zerren und hineinfallen zu lassen. Sofort begann es in den Flammen zu pulsieren und immer heller zu leuchten. Answald und der Zauberer waren immer noch in ihren tödlichen Kampf verwickelt. Die Ablenkung ausnutzend, fischte ich mein Brecheisen aus dem Rucksack und schlich mich an den Baron heran. Mit viel Glück ließ ich das Werkzeug auf den kahlen Schädel hinabkrachen, und tödlich getroffen sank der Nekromant zu Boden.

Das Pulsieren des Zauberbuches in den Flammen wurde derweil immer schneller und verursachte im gleichen Rhythmus stechende Kopfschmerzen. Irgendwie verhieß das nichts Gutes... Wir schnappten uns den immer noch bewusstlosen Richard und rannten aus dem Zimmer und die Treppe hinab. Hier lagen die Zombies der Hauswache reglos auf den Stufen – der Tod ihres Meisters hatte wohl auch sie endgültig sterben lassen. Allerdings verhakte sich bei der wilden Flucht mein Fuß zwischen den Leichen, und ich strauchelte und stürzte zu Boden. Answald zerrte Richard hinter sich her ins Freie, während ich mich mühsam aufrappelte. Doch kaum stand ich wieder auf meinen Beinen, da zerriss eine unvorstellbar mächtige Explosion die Stille der Nacht. Die unheiligen Energien, welche in dem Zauberbuch gespeichert waren, wurden durch das Feuer freigesetzt und zerfetzten das gesamte Herrenhaus. Ich wurde – ähnlich den Verrückten, die sich auf den Jahrmärkten als menschliche Kanonenkugeln durch die Luft schießen lassen – aus dem Eingangsportal hinausgeschleudert. Während ich mit Schallgeschwindigkeit kopfüber den Hof überquerte, konnte ich unten Answald und Richard in ihrer Deckung hocken sehen. Ihre dümmlichen Blicke, mit der sie meine kleine Flugshow beobachteten, wären beinahe der letzte Anblick meines doch noch so jungen Lebens gewesen. Bei dem Aufprall mehrere dutzend Meter vom Haus entfernt hörte ich das laute Knacken meines Genicks, und mir wurde schwarz vor Augen. Doch Ranald schien in dieser Nacht bei mir zu sein: Als ich wenige Augenblicke später wieder zu mir kam, war mein Kopf noch da, wo er sein sollte, und abgesehen von meiner zerfetzten Hand (wie soll ich denn damit meinem Beruf nachgehen können?) ging es mir erstaunlich gut.

Gemeinsam gingen wir zurück zum Dorf. Es war ein Anblick des Grauens: Der gesamte Friedhof hatte seine Toten ausgespuckt, und die verwesten Leichen und Skelette sowie die frisch ermordeten Dorfbewohner lagen kniehoch auf den Straßen verstreut. Fast blieb uns das Herz stehen, als der Morrpriester Konrad sowie knapp zwei Dutzend Überlebende sich aus einem Keller, in dem sie sich verbarrikadiert hatten, ihren Weg ins Freie bahnten. Wir erstattetem dem Priester Bericht über die Ereignisse im Hause des Barons. Er besah sich auch unsere Verletzungen; meine Hand stufte er als Fleischwunde ein; auch wenn es momentan nicht so aussah, würde die Verletzung folgenlos verheilen. Im Gegensatz dazu würde sich der Ort Totenburg niemals von dieser Nacht erholen können – die überlebenden Bewohner suchten ihre wenigen Sachen zusammen und machten sich bereit, ihr ausgelöschtes Heimatdorf zu verlassen. Zum Abschied und als Dank für die Vernichtung des Nekromanten schenkte mit Konrad noch ein Amulett aus einem mir unbekannten schwarzen Metall, auf dem eine zwergische Rune prangte. Dieses, so versicherte er mir, würde mich vor jeglicher Magie beschützen.

Apropos Magie und Schutz: Wo zum Henker sind Bernard und Magnus? Wenn der einzige Kamerad, der immun gegen Untote ist, sich schon eine gemütliche Nacht weit weg von drohenden Gefahren gemacht hat, könnte er uns nach getaner Arbeit wenigstens pünktlich mit dem Schiff abholen kommen!


Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #30 am: 27.06.2010 | 23:40 »
Weiter ging die Fahrt den Reik hinauf. Monströse Kreaturen wurden im Fluss gesichtet, ein verwunschener Ort wurde passiert und schlussendlich traf man zu allem Überfluss auch noch auf lästige Goblins...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



15. Nach Chaos stinkt, wer sich viel schminkt


Nachdem sich Bernard und Magnus endlich dazu bequemt hatten, uns am Ufer der Geisterstadt Totenburg abzuholen, bestiegen wir gemeinsam mit den wenigen Überlebenden das Schiff und reisten weiter Richtung Grissenwald. Konrad und seine geschrumpfte Gemeinde ließen wir bei der nächsten Siedlung von Bord. Sechs ereignislose Tage später erreichten wir Kemperbad. Noch während wir unser Schiff festmachten, legte eine große Kriegsgaleere am Pier an. Ein fetter Pinkel, laut dem Hafenmeister der imperiale Generalbevollmächtigte Otto Bormann, stieg unter Fanfarengejaule an Land.

Die Stadt kannten wir ja schon, allerdings nur die Kutschenstation auf dem östlichen Ufer. Der größte Teil der Stadt auf der Klippe am Westufer sollte diesmal unser Ziel sein. Während Heinrich das Löschen unserer Ladung sowie die vereinbarte Bezahlung veranlasste (Bernard blieb auf dem Boot und half bei der Abwicklung), ließen wir uns von einem der Lifte vom Pier hinauf zur Stadt ziehen. weit über tausend Stufen hätten wir sonst erklimmen müssen, da war uns diese Bequemlichkeit schon ein paar Schilling wert. Außer Answald, der das Schaukeln der Liftplattform und das Knacken der Tragseile recht beunruhigend fand und die Fahrt flach auf dem Bauch liegend hinter sich brachte. Die Versicherungen der Aufzugsbetreiber, dass es nur wenige (zugegebenermaßen recht spektakuläre) Unfälle mit den Vorrichtungen gab, beruhigte ihn nicht wirklich.

Auffallen viele Söldner tummelten sich in der Stadt, vermutlich in der Erwartung von Arbeit bei den Grenzstreitigkeiten im Ostland. So mussten wir auch erst ein wenig suchen, bis schließlich ein Händler gefunden wurde, der noch Pulver zu verkaufen hatte. Answald und Richard füllten ihre Vorräte auf, und Richard leistete sich schließlich auch noch ein paar Silberkugeln. Answald, völlig im Kaufrausch, erstand schließlich noch eine (völlig überteuerte) Axt, für deren Erwerb er sich von uns allen Geld leihen musste. Er kennt meinen Zinssatz wohl noch nicht! Um meinen übervollen Beutel ein wenig zu erleichtern, leistete ich mir schließlich auch noch eine kleine, unauffällige Handarmbrust.

Die Nacht verbrachten wir in einer Taverne. Hier wurden wir gewarnt: Unsere Reise würde uns innerhalb der nächsten Tage an dem verfluchten Wittgendorf und dem Schloss Wittgenstein vorbeiführen. Diesen Ort sollten wir tunlichst meiden, und derart mit Neuigkeiten versorgt gingen wir zu Bett und machten uns nach einem reichhaltigen Frühstück wieder auf die Reise. Der alte Ben kannte den besagten Ort und versicherte, dass er eine Route wählen konnte, die uns von dem gefährlichen Ufer fernhalten würde. Nach zwei Tagen war es dann auch soweit; das Schloss Wittgenstein ragte bedrohlich auf dem Westufer auf. Die Besatzung eines entgegenkommenden Schiffes hievte gerade eine furchtbar verstümmelte Leiche aus dem Wasser: Die Haut hing der Gestalt in Streifen vom Leib, alle Glieder waren verrenkt und gebrochen, und die wenigen verbliebenen Hautstellen waren mit den Malen von riesigen Saugnäpfen übersät. Laut Ben konnte man solche armen Teufel hier öfters aus dem Wasser fischen, und rasch passierten wir de Stelle und waren froh, als Wittgendorf hinter den Biegungen des Flusses verschwand.

Unser Ziel Grissenwald erreichten wir nach vier weiteren Tagen. Die überteuerte Hafengebühr war das erste Ärgernis, und es sollten derer noch mehr auf uns warten. Um Etelka Herzen zu finden, schien es uns das Einfachste, einen der hiesigen Magier zu befragen; man würde sich ja untereinander kennen. Wir wurden an den Berater des Magistrates verwiesen, welcher in einer Taverne der gehobenen Preisklasse gerade zu Mittag aß. Während sich das Fußvolk an einen eigenen Tisch setzte, ging Magnus zu dem Mann, der sich als ein arrogantes Arschloch der Goldmagierzunft herausstellte, und verwickelte ihn in ein Gespräch. Dass Etelka eine Magierin ist, wusste er nicht. Er kannte sie nur als attraktive Frau mit dicker Schminke und stark parfümiert (hier kamen mir Meister Blitzens Andeutungen hinsichtlich ihrer möglichen Chaosmutationen in den Sinn), sie hatte vor drei Jahren den Zwergen ihre Goldmine außerhalb der Stadt abgekauft.

Bevor wir mehr erfahren konnten, flog die Tür auf, und zwei Exemplare der eben erwähnten Spezies wankten betrunken in den Raum. Gleich fingen sie an, die Magier an ihrem Tisch wüst zu beschimpfen. Während der Goldmagier einen flinken Rückzug antrat, ließ sich Magnus von den beiden Zwergen provozieren und veranstaltete überflüssigerweise eine aufsehenerregende Zaubershow, die alle übrigen Gästedazu bewog, schreiend und panikartig die Taverne zu verlassen. Zum Glück konnten Richard und ich die erzürnten Zwerge und den wütenden Magnus beruhigen, so dass es zu keinen Handgreiflichkeiten kam. Doch nach wenigen Augenblicken flog die Tür auf, und eine Truppe der Stadtwache, angeführt von zwei Hexenjägern, betrat die Taverne. Der "Ketzer" Magnus kassierte einen gehörigen Anschiss wegen Zauberns in der Öffentlichkeit und musste sich registrieren lassen. Derart glimpflich davongekommen, hielt er sich bei den Gesprächen mit den Zwergen nun etwas zurück.

Diese führten uns nach ein paar Humpen Bier zu ihrem Anführer Gorim Greathammer. Vor den Toren der Stadt hausten die etwa zwanzig Zwerge in einem Slum aus schiefen Holzhütten. Es war erschreckend, die Angehörigen dieser so stolzen Rasse in einem derart erbärmlichen Zustand zu sehen. In dem verrauchten Quartier Gorims erfuhren wir dann auch, warum die Zwerge dieses Schicksal erlitten hatten: Fast dreißig Jahre lang hatten sie die Mine bearbeitet und nach Gold geschürft, jedoch nur Kohle fördern können. Am Ende ihrer Geduld und Kräfte willigten sie schließlich ein, die scheinbar ertraglose Mine für kleines Geld an Etelka Herzen zu verkaufen. Auch einen Turm, in dem sie nun wohnte, hatte man ihr neben den Mineneingang gebaut. Doch kaum war dies geschehen, schien man dort auf Goldadern zu stoßen. Derart um ihren hart verdienten Lohn betrogen, war nun auch verständlich, dass die Zwerge eine Abneigung gegen Magier entwickelt hatten. Denn eine Hexe, da waren sich die Zwerge sicher, musste diese Frau sein. Wir heuerten zwei der Zwerge, Grimm und Borak, als Führer an und machten uns auf den Weg zurück zu Magnus.

Dieser hatte derweil mit den Stadtbewohnern gesprochen. Diesen war nicht bekannt, dass Etelka eine Magierin ist. Sie wussten nur positives über sie zu berichten (was ja dank unserer persönlichen Erfahrung und den Worten Meister Blitzens unmöglich war). Die Zwerge hingegen waren nicht hoch angesehen, selbst die Überfälle auf umliegende Farmen in den vergangenen Tagen wurden ihnen angelastet. Um keine weitere Zeit zu verlieren, machten wir uns auf den Weg zu Turm und Mine, welche etwa fünf Meilen außerhalb der Stadt lagen.

Auf halber Strecke kamen wir an den qualmenden Überresten einer Farm vorbei. Angeblich hatten die Zwerge diese in der vergangenen Nacht überfallen. Aber nach ein wenig Suchen fanden wir Spuren und Ausrüstung, die uns an Goblins denken ließen. Ein paar hundert Meter weiter fanden wir schließlich, wie zum Beweis unserer Vermutung, einen halbtoten Zwergen an einen Baum gelehnt vor. Es war Durag, der Späher der Zwerge, um ihn herum lagen viele erschlagene Goblins. Vor diesen warnte er uns mit seinem letzten Atemzug, die Mine sei voll von ihnen. Verzweifelt versuchten wir, ihm zu helfen, aber nur ein Medizinkundiger hätte dies vermocht.

Wo war eigentlich Bernard schon wieder? Immer wenn man ihn brauchen könnte...

Vom Waldrand aus beobachteten wir die Umgebung. Als erstes sahen wir unzählige Minen: Zum einen den Eingang in das Bergwerk, zum anderen Tretminen vor dessen Eingang, vermutlich Goblinscheiße. Auf dem Wehrgang des Turmes schlurfte eine Goblinwache im Kreis, kaum groß genug, um über die Zinnen zu blicken. Der Turm verfügte über zwei Stockwerke und hatte keine Fenster. Über einen Lichthof in der Turmmitte, informierten uns Grimm und Borak, wurde mit Spiegeln Licht ins Innere geleitet. Durch das Gebüsch schlichen wir näher an den Turm heran. Zwar stießen Grimm und Richard laut scheppernd zusammen, doch die schläfrige Goblinwache (tagsüber schienen die nachtaktiven Wesen etwas ermattet zu sein) bekam dies kaum mit. Rasch huschten wir zur Tür, und ich spähte durchs Schlüsselloch.

Die Wache im Inneren, ebenfalls ein Goblin, lag schnarchend auf den Stufen im Treppenschacht. Das Schloss war schnell geknackt, und wir schlichen hinein. Was nun folgte, war ein Gemetzel. Answald hieb den schlafenden Goblin in Stücke, verursachte dabei jedoch so viel Lärm, dass ein weiterer im Nebenraum erwachte und verschlafen hinaus blinzelte. Auch dieser starb schnell, weckte durch seine Todesschreie jedoch weitere seiner Kameraden. Um eine Kettenreaktion zu vermeiden, probierte Magnus schließlich seinen Zauber der Stille - und schon konnten wir in aller Seelenruhe Goblin um Goblin in einem Regen aus schwarzem Blut dahinmetzeln, während ihre Kameraden nur wenige Schritte friedlich schlummerten und von dem gewalttätigen Treiben um sie herum nichts mitbekamen. Gelangweilt saß Magnus auf der Treppe und schaute dem Schlachtfest zu; gern hätte er auch ein paar der widerlichen Kreaturen aufgespießt, doch musste er sich leider auf seine Zauber konzentrieren. Auch die schlafenden Monster erfuhren keine Gnade, und bis auf den Zwerg Grimm kamen alle mit nur leichten Blessuren davon.

Bei der kurzen Durchsuchung des Erdgeschosses fanden wir, in einem Wandschrank gefesselt liegend, zwei Menschen. Ihrer Kleidung nach zu urteilen handelte es sich um Farmer - ob sie wohl Opfer der nächtlichen Überfälle waren? Ich bin gespannt, was für wertvolle Informationen sie uns geben können, wenn wir ihnen die Knebel abgenommen haben...


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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #31 am: 1.07.2010 | 21:51 »
Kopflose Zwerge, ein eisenharter Goblinhäuptling und rachedurstige Bauern. Man werfe eine Donnerbüchse und einen Feuermagier dazu und erhält eine höchst explosive Suppe...


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16. Auf den Fersen der Goblinherrin


Noch bevor wir den beiden Gefangenen ihre Knebel und Fesseln abnehmen konnten, erscholl vom Treppenhaus her Kampfeslärm: Weitere Goblinwachen kamen die Treppe heruntergelaufen! Die Zwerge Grimm und Borak stürmten, alle Vorsicht vergessend, voran und warfen sich mit wütenden Schreien auf ihre Erzfeinde. Doch die Goblins wichen den wütenden Hieben der Berserker geschickt aus, und als plötzlich der Anführer der grünen Wachen den Zwergen von der Treppe aus in den Rücken fiel, war es um beide geschehen: Borak sank mit zerschmetterter Brust zu Boden, und Grimms Kopf holperte über den steinernen Boden, während sein enthaupteter Körper erst nach ein paar unsicheren Schritten ebenfalls niedersank. Magnus, der den Zwergen zur Hilfe eilen wollte, stolperte über den kopflosen Leichnam und stürzte schwer auf die Knie. Sogleich sah er sich in arger Bedrängnis durch die angreifenden Goblins, und auch Answald, welcher vorangestürmt war, musste einige schwere Hiebe einstecken.

Um die Ecke zur Treppe lunzend, sah ich, dass neben dem Goblinhauptmann auch einige kleine grüne Bogenschützen auf den Stufen Stellung bezogen hatten und sich zum Schießen bereitmachten! Da sah ich die Donnerbüchse Answalds, die dieser, da sie ihn behinderte, achtlos zu Boden fallen gelassen hatte. Schnell schnappte ich mir das Gerät, hielt es, wie ich hoffte, mit dem richtigen Ende um die Ecke und drückte ab. Der Obergoblin wich den Schrapnellen aus, aber die Bogenschützen zogen sich, getroffen und kreischend, die Treppe hinauf zurück.

Doch trotz dieses kleinen Triumphes war der Kampf noch lange nicht gewonnen. Obwohl wir in der Überzahl waren, wich der Goblinhauptmann unseren Waffen immer wieder geschickt aus oder parierte unsere Hiebe. Gleichzeitig schwächten seine Gegenangriffe uns immer mehr, und schließlich sah es fast so aus, als würden wir unterliegen; Magnus konnte sich kaum auf den Beinen halten, Answald blutete aus mehreren tiefen Wunden, und auch ich war dem Tode näher als dem Leben. Schließlich gelang es Bernard mit viel Glück, eine Schwachstelle in der Deckung des Feindes auszunutzen, und endlich sank der Goblinanführer tödlich getroffen zu Boden.

Nachdem wir unsere Wunden notdürftig versorgt hatten, befreiten wir schließlich die beiden Gefangenen. Hätten wir das nur früher getan! Mit irrem Blick riefen sie uns im Davonlaufen ihre Namen, Burda und Hanse, zu. Sie waren Farmer der überfallenen Farmen und brannten auf Rache. Entsprechend schnell hatten sie sich jeder ein verrostetes schartiges Goblinschwert geschnappt, die Treppe im Laufschritt erklommen und die geflohenen goblinschen Bogenschützen in unansehnliche Hackfleischklumpen verwandelt.

Wir wandten uns nun der Durchsuchung des Turmes zu. Das Erdgeschoß war verwüstet und überall mit Goblinkot verschmiert. Lediglich zwei Räume waren noch sauber: Eine kleine Küche und ein Schlafzimmer. Hier fanden wir, schlotternd vor Angst, eine alte Halblingfrau unter ihrem Bett versteckt. Nachdem wir Dampling Heyfout versichert hatten, dass ihr keine Gefahr mehr droht, berichtete sie von ihren schrecklichen Erlebnissen: Vor mehreren Jahren wurde sie von Etelka Herzen als Köchin angeworben. Fortan war sie Gefangene der Magierin und musste sie, bewacht von den Goblins, bekochen. Der offensichtliche Mangel an Disziplin seitens der Goblins sei darauf zurückzuführen, dass Etelka vor vier Tagen den Turm mit unbekanntem Ziel verlassen habe, um irgendetwas zu suchen. Ein Mann mit Wieselgesicht habe ihr einen Brief gebracht und sei sodann mit Etelka abgereist.

Anschließend durchsuchten wir das Obergeschoß. Hier fiel uns zuerst das offenbar explodierte Laboratorium der Magierin auf. Die Reste eines Goblins waren an die Wand geklatscht. Scheinbar hatte das Wesen beim Herumexperimentieren die falschen Phiolen miteinander vermischt und durch die Explosion auch noch andere Gefahrenstoffe freigesetzt: Plötzlich fing Magnus an, sich fürchterlich zu kratzen, und purpurne Flecken bildeten sich auf seiner Haut. Fluchend erklärte er uns, dass dies durch die im Raum umherfliegenden Sporen des Purpurschimmels ausgelöst wurde, welche nur Magiebegabte befallen. Hiervon nicht wirklich beruhigt, knackte ich rasch das Schloss zum Nachbarraum. Fast hätte ich nach meinem Streitkolben gegriffen und auf das Monster eingeschlagen, welches mich hier erwartete: Vier Meter lang, mit weit aufgerissenem Maul und grünen Schuppen bedeckt, erschien die ausgestopfte Kreatur fast lebendig. Magnus identifizierte sie als Krokodil, was auch immer das ist. Hinter dem Wesen war ein Regal mit allerhand Literatur über Goblins; eine richtige Expertin für diese kleinen Monster schien Etelka zu sein! Die beiden Leseratten unserer Truppe machten sich über die verstaubten Schinken her. Der Schreibtisch war für mich da schon interessanter; ein Schubladenschloss, gekoppelt mit einer Gas- oder Säurefalle, erforderte all mein Können. Belohnt wurden die Mühen mit einem weiteren Zauberbuch für Magnus - dem Grimoire Etelka Herzens - und einem Brief, in dem wir mehr über den Verbleib unserer Feindin erfuhren: Etelka war vom Tzeentch-Orden, dem sie offenbar angehört, in die Wilden Hügel nordöstlich von Kemperbad beordert worden, um einen Gegenstand zu suchen. Diesen sollte sie sodann nach Middenheim bringen.

Neben ein paar weiteren schmutzigen und verwüsteten Räumen fanden wir schließlich Etelkas Schlafzimmer, welches der nunmehr verblichene Goblinhauptmann wohl derweil zu seinem Lager auserkoren hatte. Der wichtigste Gegenstand hier war eine bis zum Bersten gefüllte Truhe, in der wir allerhand Münzen und Silberzeug fanden. Magnus fiel ein doppelter Boden auf, unter dem wir noch etwas Goldschmuck und einen Siegelring des Chaoskultes fanden. Ein Gemälde, welches Etelka zeigte, schnitten wir aus seinem Rahmen und nahmen es als Steckbrief mit.

Mittlerweile war es dunkel geworden. Da wir auch in den Minen noch Goblins vermuteten, verbarrikadierten wir die Türe des Turms und stellten Wachen auf. Kurz nach Sonnenuntergang erschienen auch zehn Goblin-Wolfsreiter mit einem riesigen Rudel ihrer Reittiere. Einer trat vor, pochte an das Eingangsportal und verlangte wohl in der knarzenden, quiekenden Stimme seines Volkes eingelassen zu werden. Magnus indes entfesselte seine furchtbaren Mächte und ließ Feuer auf die verdutzten Goblinkrieger herabregnen. Die Nacht wurde von den Flammen erhellt, und als dann auch noch Bernard seine Muskete abfeuerte, ergriffen die grünen Tunichtgute kreischend samt ihrer Reittiere die Flucht und verschwanden in den Weiten der Hügel. Der Rest der Nacht verlief ereignislos.

Am nächsten Morgen wagten wir uns hinaus und zur Mine. Sie war in einem sehr baufälligen Zustand und akut einsturzgefährdet. Answald ignorierte die Gefahr und machte sich auf die Suchen nach den Goldadern. Er fand jedoch lediglich Kohle und Goblinscheiße. Die Zwerge, welche uns auf unserem Rückweg vor den Toren Grissenwalds bereits erwarteten, nahmen sie trotzdem gerne wieder in Beschlag. An der Kutschstation konnten wir erfahren, dass Etelka vor vier Tagen nach Kemperbad aufgebrochen war. In ihrer Begleitung befand sich ein Mann, dessen Beschreibung uns sehr an den Bücherwurm erinnerte, der uns bereits auf der Kutschfahrt nach Altdorf und später im Altdorfer Hafen aufgefallen war. Ich sags ja immer wieder, das Imperium ist ein kleines Dorf!

Wir heuerten schließlich die Halblingsköchin für unsere Kombüse an und machten uns flussabwärts auf, zurück nach Kemperbad. Nach drei Tagen kamen wir hier an und zogen sofort los, um Informationen zu sammeln. Die Pferdejungen an der Kutschstation hatten Etelka vor etwa einer Woche gesehen. Sie war, in Begleitung des Bücherwurmes, unterwegs zum Kaufmann Fassner und seinem Sohn. Der gute Fassner wird dann wohl in Kürze Besuch von ein paar finster dreinblickenden Herren bekommen... und wehe, er verschweigt uns etwas!


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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #32 am: 23.07.2010 | 20:51 »
Weiter geht die Reise auf der Spur der Hexe Etelka. Unterwegs trifft die Gruppe auf eine menschliche Siedlung, deren Bewohner von besonderen Mächten geschützt werden. Dann geht es wieder in karge Lande, die vom Chaos stark verunstaltete Kreaturen beherbergen...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



17. Der Weg hinauf zur Teufelsschüssel


Um nicht völlig unvorbereitet bei den Fassners aufzuschlagen, trennten wir uns zum Informationensammeln. Ein trotteliger Taschendieb auf dem Markt erklärte Richard und mir bereitwillig den Weg zur hiesigen Diebesgilde in der Spelunke Filzlaus, während der Rest der Gruppe das Anwesen Fassners in Augenschein nahm. Auf dem Weg dorthin hatte ich mal wieder eine Begegnung mit den Schergen der Purpurnen Hand; in dem Glauben, ich sei Kastor Lieberung, wurde ich von einem der Gesellen bedroht, während es einem anderen gelang, in dem Gedränge auf dem Markt eine Locke aus meinem Haar zu schneiden. Vermutlich wollen sie dieses benutzen, um mit magischen Ritualen Unheil über mich zu bringen; ist mir aber egal, mein zwergisches Amulett macht mich ja zum Glück immun gegen alle magischen Angriffe!

Im Hinterzimmer der Filzlaus erklärte mir der Wirt nach entsprechender Zahlung, dass Fassner einst ein Söldner war. Nach fünfzehn Jahren Kriegshandwerk an den verschiedensten Fronten kehrte er nach Kemperbad zurück, ermordete seine Brüder und führte das Familiengeschäft - eine Söldneragentur - gemeinsam mit seinen Söhnen bis zum heutigen Tag. Allgemein sei mit ihm nicht gut Kirschen essen. Diesen Eindruck gewannen auch Bernard, Magnus und Answald, als sie das schwer bewachte Hauptquartier Fassners beobachteten. Unter einem Vorwand betrat Bernard das Gebäude und fand heraus, dass der Söldnerführer gemeinsam mit seinen Söhnen und seinen beiden Leibwachen im Hinterland unterwegs sei. Scheinbar hatten Etelka und der Bücherwurm die Reise in die Kahlen Hügel nicht ohne Begleitschutz auf sich nehmen wollen; die Tatsache, dass Fassner persönlich den Trupp anführte, bestätigte unsere Vermutung, dass er mit Etelkas Chaoskult unter einer Decke steckt.

Bei der Handelsgilde gelang es uns nach zähen Verhandlungen, Auskunft vom Kartographen Friedrich zu erhalten. Er identifizierte den Punkt auf unserem Kartenschnipsel als die "Teufelsschüssel", ein Gebiet, das bei einer Katastrophe vor vielen Jahren verseucht worden war. Auch das Dorf Unterbaum bei den Zwillingswasserfällen von Stir und Narn konnte er identifizieren.

Also ging es zurück zum Schiff und den Stir hinauf. Der alte Ben besorgte noch ein paar Stangen, die wir benötigen würden, um gegen die Strömung anzukommen. Die Reise durch die Schlucht, welche der Stir in den vergangenen Jahrhunderten in den Boden gegraben hatte, sollte sechs Tage dauern. Die Fahrt durch die Stromschnellen war anstrengend, und der Himmel nur ein schmaler Streifen Licht zweihundert Meter über unseren Köpfen. Am fünften Tag unserer Reise passierten wir zwei große, runenbedeckte Felsen, welche über den Rand der Schlucht bis fast hinab ins Flussbett ragten. An einer Flussbiegung fanden wir den Kadaver eines Pferdes im Wasser treibend. Eine wasserdichte Tasche enthielt eine Karte mit dem Siegel der Roten Krone, dem Kult Etelkas. Sowohl die Kahlen Hügel als auch der ominöse Signalturm, den die Zwergenmaurer neu gebaut hatten, waren darauf eingekreist. Offenbar hatte der Reisetrupp der Hexe den Landweg genommen und eines ihrer Packpferde verloren. Viel Vorsprung konnten sie also nicht mehr haben!

Am sechsten Tag erreichten wir ein großes Bassin, in das die Wasserfälle von Stir und Narn tosend hinab donnerten. Gegenüber den Schleusen, welche weiter Stiraufwärts führten, erspähten wir einen Landungssteg. Hier flickten zwei hübsche junge Frauen ein schlankes Ruderboot. Answald fielen fast die gierigen Augen aus den Höhlen. Die beiden Schönen, Birgit und Astrid, kamen aus dem Dorfe Unterbaum und führten uns über eine unterirdische Treppe zu ihrem Dorf: Um eine riesige Eiche waren die Holzhütten der Bewohner kreisförmig angeordnet. etwa hundert Menschen gingen hier ihrem Tagwerk nach, die meisten hatten braune Haare und grüne Augen.

Vater Corobres, der Thal- und Rhyapriester, empfing uns hier gemeinsam mit dem Dorfältesten Forster. Sie erklärten uns zunächst, dass die Felsen, welche wir tags zuvor gesehen hatten, zu einem Schutzkreis gegen das Chaos gehören. Vor vielen hundert Jahren fielen Bruchstücke Morrsliebs aus dem Himmel und verwüsteten das Land im Norden, wobei auch die Teufelsschüssel entstand. Da die Mächte des Chaos entsprechend stark wurden, musste sich das Volk Unterbaums mit den Monolithen schützen. Wir erzählten unsere Geschichte. Etelka und ihre Schergen waren nicht am Dorf vorbeigekommen. Corobres bot an, uns bei unserer Suche zu unterstützen und zur Teufelsschüssel zu führen. Der Weg dorthin sei eine Sackgasse, also war es unwahrscheinlich, dass unsere Feinde einen anderen Weg nehmen würden.

Wir wurden über Nacht freundlich aufgenommen. Während Magnus und ich uns für die Anstrengungen der nächsten Tage ausruhten, beschlossen die übrigen Gruppenmitglieder, ihren eigenen kleinen Beitrag zum Fortbestand der Unterbaum'schen Bevölkerung zu leisten. Am nächsten Morgen bestiegen wir die drei Kanus, welche uns nach Norden bringen sollten. Da das Rudern uns allen recht schwer von der Hand ging, dauerte unsere Reise erschöpfende fünf Tage. Am ersten Abend fanden wir noch einen schönen Rastplatz direkt an einer Quelle. Am zweiten Tage wurde die Gegend immer karger, nur noch verkrüppelte und mit purpurnen Pilzen bewachsene Bäume, auf denen magere Krähen saßen, säumten den Fluss. Aber selbst diese verschwanden am dritten Tag; der Boden war nur noch von einem seltsamen Gras bedeckt, das nach unseren Knöcheln zu schnappen schien. Auch am vierten Tag durchfuhren wir eine Ödnis. Magnus wurde immer unruhiger und murmelte irgendetwas von magischen Winden, die zwar stark, aber chaotisch seien.

Am Nachmittag des fünften Tages meinte Corobres schließlich, dass wir von nun an zu Fuß weiterreisen müssten. Nach einem kurzen Marsch gelangten wir an die Teufelsschüssel: Einen wassergefüllten Krater, umgeben von Schutzsteinen ähnlich denen um Unterbaum. Answald fand am Ufer Spuren, welche etwa eine Woche alt waren. Hatten unsere Feinde etwa schon einen derart großen Vorsprung? Da sonst nichts Bemerkenswertes zu finden war, warf ich gelangweilt einen Stein ins Wasser. Merkwürdigerweise gab es kaum Wellen, die Wasseroberfläche verhielt sich wie ein See aus Quecksilber. Einem Impuls folgend warf ich meinen Kletterhaken ins Wasser, um zu schauen, ob sich unter den Fluten etwas von Belang verbirgt. Hätte ich dies lieber nicht getan! Mit Richards Hilfe zog ich einen Kadaver aus den Fluten. Ein Bolzen steckte in dem Teil des Wesens, welcher vermutlich der Kopf der Kreatur war. Mit Sicherheit ließ sich das aber nicht sagen bei all dem Chitin und den Mandibeln...

In einer Entfernung von etwa zwei Tagesreisen konnten wir in der klaren Luft die Rauchsäule einer Feuerstelle erkennen. Zudem erzählte Corobres, dass es in der Gegend einige Höhlen geben solle. Unschlüssig, in welche Richtung wir nun weiterreisen sollten, beschlossen wir, zunächst im Schutze des Steinkreises zu übernachten.


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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #33 am: 14.08.2010 | 14:58 »
Eine erste Begegnung mit einem Mythos, die fast in einer Tragödie endet...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



18. Das Geheimnis der Wittgensteins / Der fehlende Schlüssel


Im Schutzkreis der Bannsteine schlugen wir unser Nachtlager auf. Lediglich Bernard schlurfte murrend von dannen und nuschelte nur, dass er schon mal zu Fuß nach Unterbaum gehen und dort auf uns warten wolle. Trotz der feindseligen Umgebung gelang es uns zunächst, ein wenig Schlaf zu bekommen. Während meiner Nachtwache jedoch stellte sich ein eigentümliches Naturschauspiel ein: Das zähflüssige Wasser des Kratersees begann blau zu leuchten, und nach einiger Zeit war die gesamte Gegend in einen blauen Lichtschimmer gehüllt. Ich weckte Corobres, um ihn wegen dieses Phänomens zu befragen, doch noch bevor er antworten konnte, pfiff ein eisiger Sturmhauch durch das Lager und weckte meine Kameraden auf.

Auf den Schwingen des Eiswindes schwebte ein durchsichtiges Wesen an den Rand des Camps. Es war die Gestalt einer Frau, tiefe Wunden klafften in ihrer Seite. Noch während wir ungläubig glotzten, sprach sie zu uns mit einer Stimme, die aus weiter Ferne zu kommen schien. Ihr Name war einst Brunhilde Gratten. Vor über zweihundert Jahren, kurz nachdem das Stück Morrsliebs vom Himmel gefallen war, wurde sie gemeinsam mit vier Kameraden durch den Magier Dagma von Wittgenstein (ja genau, DEM Wittgenstein von der berüchtigten Flussbiegung und der verfallenen Burg am Reiksufer) für eine Expedition angeheuert, deren Ziel es war, eben diesen Kometen zu bergen. Doch kaum hatten sie den Stein gefunden, verriet von Wittgenstein seine Reisegefährten und tötete sie alle. Brunhilde bat uns, ihre Knochen in den nahen Höhlen zu suchen und sie fachgerecht zu verbuddeln, damit ihr Geist endlich Frieden finden kann. Etelka samt Gefolge war vor einer Woche übrigens auch vorbeigekommen, berichtete sie.

Der Geist Brunhildes beharrte darauf, dass wir sofort aufbrechen müssten. Da es aber nach über zweihundert Jahren auf eine Nacht wohl nicht ankommen würde und es uns unweise erschien, den Schutz der magischen Monolithen zu verlassen, ertrugen wir ihr Jammern und Wehklagen, bis sie schließlich bei Tagesanbruch verblasste und verschwand. Als die ersten Sonnenstrahlen über die karge Landschaft fielen, begaben wir uns in Richtung der gut verborgenen Höhlen – sie waren in der Tat schwer zu finden. Einige Schritte hinter dem Höhleneingang sahen wir einen Erdhügel, aus dem Knochen herausragten: Wir hatten die sterblichen Überreste Brunhildes gefunden. Corobres begann ein Gebet zu sprechen, und ich holte gerade meine Schaufel aus meinem Bündel heraus, als plötzlich ein scharfes Zischen vom Höhleneingang her erklang!

Wir fuhren herum, und entsetzt musste ich feststellen, dass die Schreckensmärchen, die die Aufpasserinnen des Waisenhauses mir und den anderen Kindern früher erzählten, um uns wenigstens während der Nacht vom Klauen abzuhalten, wohl doch ein Fünkchen Wahrheit enthielten. Der Weg zum Höhlenausgang war abgeschnitten von drei Kreaturen, welche eine groteske Mischung aus Mensch und Ratte darstellten. Wenn das keine Skaven waren, was sollte es sonst sein? Die größte der Kreaturen, offenbar der Anführer, zischte aufgeregt und mit den Klauen in unsere Richtung fuchtelnd. Es dauerte einen Moment, bis ich aus den Lauten Worte heraushören konnte: Einen Stein verlangte das Wesen von uns. Als ob die bloße Existenz der Skaven nicht schon verstörend genug war, sie konnten auch noch sprechen!

Nervös schwenkte Answald den Lauf seiner Donnerbüchse in Richtung der stinkenden Kreaturen. Als ob dies das Zeichen gewesen war, sprangen die Rattenwesen plötzlich vor und griffen uns an! Noch bevor Answald seine Büchse abfeuern konnte, hatte der Anführer ihm zwei fürchterliche Klauenhiebe gegen den Kopf verpasst, die ihn blutend zurücktaumeln ließen. Corobres bellte Worte der Macht, und ein mächtiger Donnerschlag ließ die beiden kleineren Feinde vor Schreck erstarren. Richard nutzte die Gelegenheit und erschoss den nächsten Skaven mit seinen Pistolen, und auch mir gelang es, einen der kleineren Gegner schwer zu verletzen. Doch schon kamen aus den dunklen Tiefen der Höhle weitere der Kreaturen zischend und quietschend auf uns zu, und der sicher geglaubte Vorteil war dahin.

Zwar gelang es uns nach und nach, die kleineren der Angreifer zu dezimieren, aber ihr Anführer wütete fürchterlich und wich geschickt unseren Gegenangriffen aus. Schließlich schien er genug zu haben und trat den Rückzug an – jedoch nicht ohne mich vorher noch niederzuschlagen. Es war mir, als würde ich außerhalb meines Körpers schweben und meine geschundene Hülle unter mir liegen sehen. Doch meine Kameraden schienen durch die Tat des Skaven schwer erzürnt: Noch während Richard und Answald ihre Waffen wieder und wieder auf die Kreatur niedersausen ließen, besann sich Magnus seiner wahren Stärken. Arkane Silben murmelnd, entsprang seiner Hand plötzlich eine Kugel aus Feuer, die zielsicher auf den Rattenmenschen zuflog und ihn schließlich mit einem grellen Lichtblitz in die Brust traf. Ohne einen weiteren Laut sackte die Kreatur verkohlt zu Boden, und das schwere Atmen der Überlebenden war das einzige Geräusch in der plötzlich stillen Höhle. Indes schien Ranald seine schützenden Hände über mich zu halten; mein Geist fuhr zurück in meinen Körper, und mit einem schmerzerfüllten Keuchen kam ich wieder zu mir.

Nachdem Corobres im Kampf keine große Hilfe gewesen war, zeigte er nun seine Fertigkeiten als Heiler (dabei hätte er Unterstützung gut gebrauchen können, aber wie immer wenn man einen Arzt bräuchte...). Mit eisernem Willen sprach er Gebet über Gebet, und Taal und Rhya schienen ihn derart mit ihrer Macht zu erfüllen, dass an seinem Hals ein heiliges Mal erschien und sich in der Haut einbrannte.

Nachdem wir unsere Wunden so gut wie möglich versorgt hatten, beendete ich die Beerdigung Brunhildes. Kaum war der letzte Knochen mit Erde bedeckt und das letzte Gebet gesprochen, da erschien wieder ihr Geist. Sie bedankte sich für unsere Hilfe und bat uns, ihre einstigen Kameraden, die in der benachbarten Schlafhöhle gestorben waren, ebenfalls zu erlösen. Zuvor jedoch untersuchte Answald die Zugänge zur Höhle, um uns vor einem weiteren Überraschungsangriff zu bewahren; abgesehen von einigen Haufen frischer Skavenscheiße fand er jedoch nichts. Der Zugang zur Höhle, in der wir Brunhildes Gefährten finden sollten, war verschüttet. Mit Spitzhacke und Schaufel bahnten wir uns einen Weg hinein. Doch kaum war das Erdreich weit genug entfernt, um einen Blick in den dahinterliegenden Gang zu werfen, sahen wir die Knochen der Gesuchten. Allerdings waren diese im Gegensatz zu ihrer ehemaligen Freundin nicht halb im Erdreich versunken, sondern wankten, verrostete Schwerter in den Händen haltend, als Skelettkrieger auf uns zu! „Erlöst uns, tötet uns!“ wimmerten sie, während sie zum Angriff übergingen. Dank unserer vorteilhaften Angriffsposition erfüllten wir ihren Wunsch mit Schwert und Feuer, und mit einem leisen Ruf, „Endlich freeeiii...“ sackten die Knochen der untoten Krieger schließlich auf den Boden der Höhle.

In der einstigen Schlafhöhle begruben wir die Knochen der Verratenen. Hier fanden wir auch, zwischen vergammeltem Unrat, einige brauchbare Dinge. Neben etwas Kleingeld und einem Heiltrank in einer silbernen Flasche tauchte ein Objekt auf, das hier zu finden sich wohl niemand zu träumen gewagt hätte: Der fehlende Metallzylinder, welcher als Schlüssel in den Hexagrammraum unter dem Signalturm gehörte! Also hatte sich die Reise zur Teufelsschüssel vielleicht doch für uns gelohnt. Als wir die Höhle verließen und wieder das Licht der Sonne erblickten, fiel uns plötzlich auf, dass Magnus' Augen sich blutrot gefärbt hatten. Zwar versicherte er uns, dass es sich lediglich um eine Nebenwirkung der anstrengenden Zaubersprüche handelte, welche er in den Höhlen wirken musste, aber ein gewisses Unbehagen blieb trotzdem...

Wieder schlugen wir unser Lager bei den Schutzsteinen auf, doch diese Nacht blieb ruhig. Auch hatten Magnus' Augen am nächsten Morgen wieder ihre normale Farbe angenommen. Nach einer kurzen Beratung mit Corobres wurde klar, dass eine Verfolgung von Etelka und ihren Schergen keinen Sinn machen würde. Also entschlossen wir uns, zunächst zum Signalturm zu reisen und anschließend Etelka in Middenheim aufzulauern. Die Kanureise flussabwärts ging schneller vonstatten, und abgesehen von einer unschönen Begegnung mit einer Herde Tiermenschen, der wir nur knapp entfliehen konnten, verlief die Fahrt ereignisarm. In Unterbaum angekommen, erstatteten wir Forster Bericht. Als wir den Geist Brunhilde Grattens erwähnten, verschwand er kurz in seinem Haus. Nach einem Augenblick kehrte er zurück, unter dem Arm einen dicken Wälzer. Seine Urahnen führten einst Buch über Besucher des Dorfes, und nach ein wenig Blättern fand Forster den Eintrag, in dem der Aufenthalt von Brunhilde, ihren vier Kameraden und Dagma von Wittgenstein dokumentiert war. Auffällig war die Tatsache, dass von Wittgenstein nach der Expedition allein zurückgekehrt war. Seinen schweren Rucksack ließ er nie unbeaufsichtigt, und während seines Aufenthaltes erkrankten und starben etliche der ansonsten so vitalen Dorfbewohner an einer rätselhaften Krankheit. Magnus und ich erkannten die beschriebenen Symptome als Warpstone-Vergiftung. Mit bleichem Gesicht beschrieb Magnus, was ein derart großer Brocken dieser schrecklichen Substanz in den falschen Händen für Unheil hervorrufen könnte.

Am folgenden Tage reisten wir ab in Richtung Kemperbad. Auch die Fahrt stirabwärts ging recht rasch vorüber, und schon nach wenigen Tagen durften wir wieder den Geldbeutel des Schleusenmeisters befüllen. Am Anlegesteg von Kemperbad angekommen, hatten wir kaum unser Schiff vertäut, da kam schon ein Botenjunge herbeigesprungen. Seine Nachricht kam von den Kultisten der Purpurnen Hand. Wie hatten sie so schnell mitbekommen, dass wir wieder hier waren? Ihr Drohbrief forderte „mich“ auf, entweder die Zwanzigtausend Goldkronen an den Kult zu übergeben, oder das Geld selbst nach Middenheim zu bringen. So langsam werden mir die Kerle echt unheimlich, und über kurz oder lang werde ich wohl meinen Tod vortäuschen müssen, wenn ich diese Kletten wirklich loswerden möchte (oder ich muss zwanzigtausend Kronen auftreiben – aber selbst wenn ich das könnte, würde ich die Moneten dann nicht mehr abgeben wollen).

Wir verbrachten die Nacht an Bord und legten früh am nächsten Morgen ab. Um die Mittagszeit hörten wir vom Ufer Kampfeslärm. Da es sich aber nach mehreren Dutzend Kontrahenten anhörte, die hier die Klingen kreuzten, besannen wir uns rasch eines besseren und setzten unseren Weg fort, ohne einen Blick auf den Tumult zu werfen.

Nach einigen Tagen erreichten wir schließlich den Signalturm. Die Zwerge hatten ihre Arbeiten schon lange beendet, und die Besatzung des Turmes in Form imperialer Soldaten versah ihren Dienst. Feldwebel Treuherz, der Anführer der Truppen, unterstützte Magnus bei seinen „Forschungen im Auftrag des Imperiums“ bereitwillig und begleitete uns nebst zwei seiner Soldaten zum Hexagrammraum. Kaum waren alle Schlüssel in ihren Vertiefungen platziert, da öffnete sich eine Falltür in der Mitte des Raumes. Während die beiden Soldaten Wachstellung an der Luke bezogen, begaben wir uns die Treppe hinunter in eine Bibliothek, in deren Mitte ein Tisch stand. Auf dem Tisch lagen drei Bücher: Eine Beschreibung des Nachthimmels, die niedergeschriebenen Omen und Prophezeiungen eines Sehers und das Tagebuch des ominösen Magiers Dagma von Wittgenstein! Die Aufzeichnungen bestätigten unsere Vermutungen: Ein Stück Warpstone, welches aus Morrslieb herausgebrochen und auf die Erde gestürzt war, ging an der Quelle des Narn nieder. Wittgenstein brach auf, sich den Brocken zu holen, um mit dessen Hilfe zum mächtigsten Magier des Imperiums zu werden. In einem magisch abgeschirmten Raum seines Schlosses plante er den Brocken aufzubewahren.

Ob uns diese Information in der nahen Zukunft zur Burg Wittgenstein führen wird (obwohl wir es ja eigentlich besser wissen müssten...)?


Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #34 am: 18.08.2010 | 21:28 »
Ein "Vulkanausbruch", gegrillter Homme de terre und ein Schaschlik al la Sickert komplettieren einen höllischen Festschmaus...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



19. Die reinigende Kraft des Feuers


In der Bibliothek unter dem Signalturm wurde es rasch langweilig. Während Magnus ein paar der alten Schinken schnappte und sich damit aufs Schiff verzog, um sie in Ruhe zu studieren, vergrub Bernard seine Nase noch an Ort und Stelle in einem dicken Wälzer. Answald begann damit, an den Wänden und dem Fußboden entlangzukriechen, um imaginäre Geheimtüren aufzuspüren. Richard und ich gingen derweil ein wenig an die frische Luft. Während ich dem Wachpersonal am Turm ein paar Horrorgeschichten über den Ghul, den wir hier bekämpft hatten, erzählte, schlenderte Richard ein wenig in der Gegend herum. Doch gerade als meine überzogenen Schaudermärchen eine zufriedenstellende Wirkung auf die Soldaten erzielten, kam Richard zum Turm zurück und berichtete von einem merkwürdigen Singsang, den er in der Nähe des Turmes gehört haben wollte.

Gemeinsam kehrten wir zu der Stelle zurück, und tatsächlich - aus einem Gebüsch drangen Worte, die an die Beschwörungsformeln von Magnus erinnerten. Zusätzlich erstrahlte aus selbigem Gebüsch auch ein grüner Feuerschein, ähnlich dem des explodierenden Zauberbuches in Totenburg! Da ich mich noch sehr gut an die Auswirkungen des letzten magischen grünen Feuers erinnern konnte, rannte ich so schnell meine Beine mich trugen zurück in die Katakomben unter dem Turm. Richard wurde unterwegs von mir getrennt, und plötzlich schlug mit einem ohrenbetäubenden Donnerhall eine Woge aus smaragdfarbenen Flammen über der Turmesspitze zusammen. Durch die unnatürliche Hitze schmolz der dicke Stein der Mauern und floss als Lava in dicken Rinnsalen hinab. Die Wucht der Detonation schleuderte mich und eine der Wachen die Treppe in die Bibliothek hinab, während der zweite Soldat in der folgenden Hitzewelle zu einer menschliche Fackel wurde und laut schreiend durch die Luke in den unterirdischen Raum stürzte. Doch seine Schreie waren kaum verstummt, da erhoben sich aus den verkohlten Überresten des Leichnams drei rosafarbene Monster, zuerst klein, aber rasch wachsend und mit einem Maul bewehrt, das die Hälfte ihres Körpers einnahm!

Aus ihrem Versteck im Gebüsch kamen nun auch noch Etelka Herzen, der Bücherwurm Heidelmann, welcher den furchtbaren Zauber gewirkt hatte, sowie die Fassners samt ihrer Söldner. Um zu verhindern, dass wir einer Übermacht gegenüberstehen, schlüpfte ich nochmal rasch hinauf in den Pentagrammraum, entnahm einen der Schlüsselzylinder und hüpfte durch die sich schließende Luke wieder zurück in die Bibliothek. Auf dem Weg hinab gelang es mir, eines der pinkfarbenen Monster, welches Answald in Bedrängnis gebracht hatte, hinterrücks zu erschlagen. Nachdem Bernard die zweite Kreatur gespalten hatte, erledigten wir mit Hilfe des Feldwebels Treuherz auch das letzte Monster. In diesem Moment rastete die Luke endgültig ein, und wir hatten Zeit, unsere Situation zu überdenken.

Und der erste Gedanke Answalds war, dass wir nun für immer eingeschlossen seien und ersticken oder verhungern müssten. Da dies nicht völlig von der Hand zu weisen war, machten wir uns auf die Suche nach einem möglichen Ausweg aus der unterirdischen Bibliothek. Ich entzündete meine Laterne, und nach einigem Suchen fand ich schließlich eine Vertiefung neben dem Schreibtisch. Versehentlich löste ich leider den Öffnungsmechanismus der Luke aus! Unfähig, die Falltür wieder zu schließen, hörten wir die Stimmen von Etelka und ihren Schergen: "Da unten sind sie!", rief die Chaosmagierin. Wir nahmen sofort Abwehrhaltungen ein, doch unsere Feinde kamen nicht die Treppe herunter. Stattdessen begann Etelka mit dem, was sie wohl für Verhandlungen hielt. Da wir ihren Versprechen jedoch nicht so recht Glauben schenken wollten, spielte ich unseren letzten Trumpf aus: Da Etelka den Warpstone-Kometen wollte und wir dank des Tagebuches von Dagma von Wittgenstein den Ort kannten, an dem der Klumpen vermutlich zu finden war, schlug ich ihr die Aufzeichnungen im Tausch für unser Leben vor. Sollten sich die Wittgensteins und Etelka im Streit um den verfluchten Brocken doch gegenseitig umbringen!

Doch keiner rechnete mit dem Wahnsinn des Bücherwurms Heidelmann. Ihm schritten die Verhandlungen wohl nicht rasch genug voran, und bevor Etelka eingreifen konnte, begann er erneut, das furchtbare grüne Feuer zu beschwören. Unfähig ihn von seinem Tun abzuhalten, flohen Etelka und die Söldner, um nicht ebenfalls im Feuersturm zu verglühen. Ich rannte die Treppe hinauf und konnte erkennen, wie bereits die ersten grünen Flammen zwischen den hochgereckten Armen des Verrückten hin und her tanzten. Verzweifelt rannte ich auf Heidelmann zu und rammte ihm meine Schulter in den Leib. Mit hervorquellenden Augen stürzte der Mann zu Boden. Answald, der mir dicht auf den Fersen war, stieß dem Wahnsinnigen den Lauf seiner Donnerbüchse zwischen die Rippen, und als hätte die Wucht des Schlages nicht schon genug Schaden angerichtet, betätigte er auch noch den Abzug seiner Feuerwaffe.

Das grüne Feuer, welches Heidelmanns Hände noch immer umspielte, erstarb zischend, als die Fontäne aus Blut und zerfetzten Eingeweiden alles im Umkreis von mehreren Metern vollspritzte. Doch die Freude über unseren kleinen Sieg währte natürlich nicht lange, denn Etelka und die Söldner erwarteten uns draußen natürlich bereits. Mit vorgehaltener Laterne und dem Tagebuch von Wittgensteins in der Hand schritt ich voran, drohend, die einzige Spur zum Warpstone zu verbrennen. Answald und Bernard fanden am Fuße des Hügels, auf dem der Signalturm einst stand, einen verkohlten Körper, bei dem es sich um die schäbigen Überreste Richards handelte. Seine Habe und Kleidung waren zu Asche verbrannt, und seine Haut schwarz und rissig, doch seine Brust hob und senkte sich noch.

Um uns die nötige Zeit zur Flucht zu verschaffen, zerschmetterte ich meine Öllaterne auf dem Boden und warf das Tagebuch Dagma von Wittgensteins in die zündelnden Flammen. Sofort sog das trockene Pergament des Buches die brennenden Ölpfützen auf, und schon stand das Tagebuch lichterloh in Flammen. Ich drehte mich um und sprintete meinen Kameraden hinterher zum Schiff. Hinter mir tobte Etelka wie eine Furie. Sie schickte die Söldner los, das Buch zu löschen. Sodann erhob sie zornig ihre Stimme, und es kam, was kommen musste: Vor Wut über meine Tat rasend, beschwor sie ihre finsteren Mächte, um sich zu rächen. Ich blickte mich gehetzt nach hinten um: Spinnen, Würmer und Kriechtiere krabbelten in Scharen aus dem Erdreich um ihre Füße, und aus den Handflächen der Magierin entsprangen drei riesige silberne Bolzen, die plötzlich irrsinnig beschleunigten und meinen Körper trafen. Eines der magischen Geschosse prallte an meinem Holzkopf ab, während die beiden anderen meinen Bauch und mein linkes Bein durchbohrten. Zwar gelang es mir noch einen Augenblick, bei Bewusstsein zu bleiben, aber der zersplitterte Knochen meines Oberschenkels machte eine weitere Flucht unmöglich. Die starken Arme Answalds, der mich zurück zum Schiff schleifte, und die verzweifelten Versuche Bernards, die Blutungen zu stillen, waren das letzte, was ich vor einer tiefen Bewusstlosigkeit noch wahrnahm...

Am nächsten Morgen kam ich wieder zu mir. Unsere Flucht war geglückt, und Bernard hatte es geschafft, Richard und mich wieder halbwegs zusammenzuflicken. Mein gebrochenes Bein war geschient und würde auch noch einige Wochen zum Heilen brauchen, aber wenigstens würde ich nicht dauerhaft entstellt sein so wie der arme Richard. Feldwebel Treuherz und sein verbliebener Soldat hatten den vergangenen Tag auch überlebt und baten uns nun, sie nach Reikwache zu begleiten, um ihren Vorgesetzten Bericht bezüglich der Zerstörung eines imperialen Signalturmes zu erstatten. Da sie sich jedoch nur an Deck aufhielten und nur gesehen hatten, wie mein von den Geschossen durchbohrter lebloser Körper unter Deck gebracht wurde, ersannen wir einen idiotensicheren Plan: Um endlich die Spinner der Purpurnen Hand loszuwerden, erklärte ich Walter Sickert hiermit für tot und änderte auch gleich meinen Namen entsprechend. Meine Kameraden würden in Altdorf eine Urnenbestattung für mich inszenieren und das Gerücht in die Welt setzen, Etelka vom Kult der Roten Krone hätte mich getötet und sich die zwanzigtausend Kronen unter den Nagel gerissen. Ich würde mich kurzzeitig von der Gruppe trennen und später wieder dazustoßen.

In Reikwache angekommen, gingen Treuherz und sein Soldat von Bord und begannen auch gleich ahnungslos, Geschichten vom heldenhaften Walter Sickert und seinem tödlichen Kampf gegen die Chaoshexe in die Welt zu setzen. Der oberste Offizier des Stützpunktes, Hauptmann von Stalten, zitierte Treuherz und meine Kameraden dann zu sich. Er hatte Etelka vor drei Jahren auf ihrem Weg nach Grissenwald kennengelernt und schon damals einen gewissen Verdacht gehegt. Als er von dem magischen Feuer hörte, das den armen Richard beinahe verbrannt hatte, ließ von Stalten zwei Sigmartempler kommen, die untersuchten, ob Richard durch den Kontakt mit den Flammen vom Chaos verseucht worden war. Zum Glück fanden sie keine Mutationen, und Richard wurde sogar noch mit einfachen Waffen und Rüstung ausgestattet, um seine verlorene Habe zu ersetzen. Als Bernard die mögliche Verstrickung der von Wittgensteins erwähnte, verschlechterte sich die Stimmung des Hauptmannes sichtlich. Da es sich bei ihnen um einflussreiche Mitglieder des Imperiums handele, konnte und wollte von Stalten nichts gegen sie unternehmen.

Wir setzten unsere Reise fort, und in der Nähe der kleinen Ortschaft Kaldach ging ich von Bord, um mir in der dortigen Taverne ein Zimmer zu nehmen und die Rückkehr meiner Kameraden zu erwarten. Diese reisten weiter bis nach Altdorf. Der schon seit langer Zeit schwelende Grenzkonflikt zwischen Ostland und Talabecland hatte nun auch die Hauptstadt erreicht; beide Parteien warben offiziell Söldnerheere an. In Morrs Gärten leiteten meine Freunde alles für eine anständige Beerdigung ein; wir hatten sogar einen großen Batzen Schweinefleisch verbrannt, um "meine" Asche auch echt und fettig genug wirken zu lassen. Bei einem Steinmetz wurde ein passender Grabstein in Auftrag gegeben, und die Morrpriester setzten den Termin für die Beisetzung auf den nächsten Tag. Auf dem Rückweg zum Schiff gaben sich dann auch endlich die Verrückten der Purpurnen Hand die Ehre. Zwei finstere Gestalten fingen meine "trauernden" Kameraden in einer dunklen Gasse ab. Die Nachricht vom Tod "Kastor Lieberungs" schienen sie zunächst nicht glauben zu wollen. Aus Zweifel wurde jedoch schließlich Wut, und mit nur begrenzt ernstzunehmenden Drohungen schlichen sie schließlich, das Portrait Etelkas in der Hand, zurück in die Schatten, aus denen sie hervorgekrochen kamen.

Nun entschlossen sich Bernard, Answald und Richard, Unterstützung im Kampf gegen die Mächte der Finsternis aufzutreiben. Und was hilft am Besten gegen Finsternis? Richtig - Feuer! Also ging es auf in Richtung Akademie der Feuermagier. Wider erwarten war Magnus nicht begierig darauf, seine Alma Mater aufzusuchen. Da er jedoch als Eintrittskarte vonnöten war, schleiften die Kameraden den mürrischen Magier einfach mit in das verkohlte Stadtviertel, in dem sie die Akademiegebäude wussten. Nachdem Magnus dem Torwächter vorgezeigt wurde, arrangierte dieser ein Treffen mit einer "wichtigen Persönlichkeit". Nach einer Wartezeit von nur zwei Stunden gab sich besagte Person die Ehre: Patriarch Gorman, niemand geringeres als der Oberste aller Feuermagier, betrat den Raum! Sein leuchtend rotes Haar und das Feuermal an seinem Hals unterstrichen nur die unsichtbare Aura der Macht, die den Mann umgab. Irritiert warf er einen Blick auf Magnus, der nur teilnahmslos in der Ecke stand und aus dem Fenster starrte. Doch dann richtete Bernard das Wort an den Patriarchen und erzählte die Geschichte vom Warpstonekomet, dem Signalturm, Etelka und den Wittgensteins.

Als der Name der berüchtigten Adelsfamilie fiel, verdüsterte sich das Gesicht Gormans. Er berichtete, dass er bereits seit langem den Verdacht hege, dass mit den von Wittgensteins etwas nicht stimme. Jedoch seien sie sehr wichtige Leute; einer ihrer Vorfahren habe vor vielen hundert Jahren das Imperium vor der sicheren Vernichtung gerettet, daher seien sie nun unantastbar für offizielle Stellen. Dies gelte jedoch nicht für inoffizielle Parteien, so wie uns. Also erteilte uns Gorman den Auftrag, zum Schloss Wittgenstein zu reisen und den Warpstonebrocken von dort zu stehlen. Einen Transportkarren mit einem geeigneten Behältnis stellte er uns neben eintausend Goldkronen Anzahlung ebenfalls zur Verfügung. Sprachs, und warf die Gruppe aus seinen heiligen Hallen hinaus.

Als hätte ich es geahnt, die Zukunft führt uns wohl - wider besseres Wissen - zur verfluchten Burg Wittgenstein...



Die Erklärung für den teilnahmslosen Magnus liegt darin, dass der Spieler an diesem Termin nicht da war  :)

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #35 am: 18.08.2010 | 21:45 »
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Danke Drantos für diese ausführlichen Berichte. Ich werde sie mir mal durchlesen, sobald ich Zeit und Muße habe.

P.S.
Tod auf dem Reik habe ich noch einmal überzählig bei mir herumfliegen. (Unkostenpreis 3€ +Versand)

Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #36 am: 18.08.2010 | 23:59 »
Die Ehre gebührt, wie bereits gesagt, unserem fleißigen Schreiber Walter Sickert. Er hat sich jetzt, nachdem er seinen Tod vorgetäuscht hat, clevererweise in Salter Wickert umbenannt  ;D


cu Drantos

Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #37 am: 26.08.2010 | 23:09 »
Während sich zwei der Protagonisten von einer Kräuterhexe die Glieder richten ließen, nutzte unser Waldbube die Gelegenheit, einen Baron und seine Söhne von Diarrhoe und Erbschleichern zu kurieren...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



20. Die Trödelfahrt gen Wittgenstein


Nachdem sie die Schweineasche beigesetzt hatten, zogen Richard und Answald los, um beim Shopping ihre "Trauer" zu stillen und den Vorschuss Gormans zu verprassen. Auch ein Haufen Plunder, der sich in unserem Laderaum angesammelt hatte, wurde mehr oder weniger gewinnbringend verhökert. Bernard und Magnus waren entsetzt, als sie erfuhren, dass ihre wertvolle Büchersammlung nun in Form von neuen Waffen und Rüstungsteilen die Körper unserer beiden Kämpfer zierte, und zogen sich für mehrere Wochen schmollend und wehklagend unter Deck zurück. Sodann setzte sich das Schiff wieder reikaufwärts in Bewegung.

Etwa eine Woche verharrte ich möglichst unauffällig in der Taverne Kaldachs. Ich war froh, als Answald und Richard mich abholten und auf dem Weg zum Schiff mit den neuesten Informationen versorgten. Ohne Verzögerung brachten wir noch ein wenig Abstand zwischen die Hauptstadt und uns. Der imperiale Armeeposten in Reikwache schien der geeignete Ort für die Übernachtung zu sein. Nach einer kleineren Diskussion erkannten die Soldaten die "Helden vom Signalturmunfall" - denn darum handelt es sich bei dem Zwischenfall nun offiziell, da es der Moral des Imperiums schaden würde, wenn bekannt wäre, dass ein Chaosmagier mitten im Herzen des Landes einen Signalturm einfach so auszulöschen vermochte. Ich hielt mich unter Deck verborgen, während Answald und Richard die Nacht trinkend und lachend mit den Soldaten verbrachten. Gerüchten zufolge wurde die Lage um Schloss Wittgenstein von Woche zu Woche schlimmer: Immer mehr Leichen treiben flussabwärts der Burg im Reik, die Verstümmelungen und Mutationen von Mal zu Mal erschreckender. Toll, und genau da fahren wir hin...

Der nächste Reisetag führte uns in das kleine Dörfchen Dunkelweiher. Wir wähnten uns sicher und verließen das Schiff, um uns im Gasthof "Zum Greifen" für die Nacht einzuquartieren. Zeitgleich kam eine Jagdgesellschaft an: Der laut brüllende und lachende Baron Stefan zu Weihstätten - mit seinen beiden Söhnen, seinem Neffen Egbert von Sigmaringen (welcher die Ausgelassenheit seiner Verwandten nicht zu teilen schien) und einem knappen Dutzend Gefolgsleuten - gedachte ebenfalls diese Nacht im "Greifen" zu verbringen. Richard musste sich mit seinem kross gebratenen Antlitz manch derben Spruch von den feiernden Wachen des Barons anhören.

Während des Abends stellte sich heraus, dass der Jagdmeister des Barons im Tagesverlauf einer merkwürdigen Eiterpustel-Krankheit erlegen war. Answald wurde hellhörig: Lange schon war er nicht mehr im Wald, und hier bot sich ihm eine Gelegenheit, wieder ein bisschen mit Bäumen zu schmusen und Eichhörnchen zu vernaschen. Wäre er nicht so abgrundtief hässlich, könnte man beinahe einen Elfen in seinem Familienstammbaum vermuten! Nach einigen Beratungen schließlich ward Answald vom Baron für einen dreiwöchigen Jagdausritt angeheuert, und das zu einem sehr großzügigen Gehalt. Mir kam diese Unterbrechung gerade recht; meinem schmerzenden Bein würde die Rast in diesem Dorf guttun, und jeder Tag der Verzögerung unserer Konfrontation mit den Wittgensteins war ein guter Tag!

Am nächsten Morgen zog Answald los, sich ein Pferd zu kaufen, um mit dem berittenen Jagdtrupp des Barons mithalten zu können. Seine rudimentären Kenntnisse bezüglich Pferden - ich glaube, er kann nicht einmal gescheit reiten - brachten auch das entsprechende Ergebnis hervor: Zum Preis eines Schlachtrosses erstand Answald bei einem nahe gelegenen Bauern ein fettärschiges Kaltblut, das den Zenit seiner Lebensspanne schon seit ein paar Jahren überschritten haben dürfte. Um den Mangel des Tieres an Bewegungsdrang und Temperament auszugleichen, fütterte Answald dem armen Gaul solange Hafer, bis dessen Augen rot glühend aus den Höhlen hervortraten und der Schweif so wild hin- und herpeitschte, dass er die Fliegen nicht verscheuchte, sondern sie in dünne Streifen schnitt. Als der Baron und seine Gefolgschaft zur Mittagsstunde verkatert aus ihren Betten krochen, waren Answalds Aufputschmaßnahmen insofern abgeschlossen, dass er zwar dem Gespött ob seines Reittieres ausgesetzt war, die Schindmähre jedoch beinahe mit den schnellen Rössern der Jäger mithalten konnte. So ritten sie, mit donnernden Hufen und unter lautem Gebrüll und Gejohle, in die Wälder gen Norden. Noch nach Minuten konnte man das Unterholz krachen und splittern hören; ich bin zwar kein Fachmann, aber mit Ausnahme von größeren Tiermenschherden dürfte so ziemlich jedes Wild in weitem Umkreis durch das Getöse verjagt werden.

Richard und ich beschlossen, die gewonnene Zeit zu nutzen und unsere von den Anstrengungen der letzten Wochen geschundenen Leiber etwas zu pflegen. Der Wirt schickte uns zu dem Kräuterweib Maja, etwas außerhalb des Dorfes. Eine verhutzelte alte Krähe erwartend, schlenderten wir zu ihrem Hüttchen - und sahen uns einem blond gelockten, engelsgleichen Wesen gegenüber! Die Schöne bot uns gerne ihre Dienste an. Während sie zunächst Richard behandelte, schielte sie immer wieder verlegen lächelnd in meine Richtung hinüber. An Richards Verbrennungen konnte Maja nicht viel ändern, sie gab ihm jedoch eine lindernde Salbe mit. Als Richard dann gegangen war und meine Behandlung begann... nun, hier sei lediglich gesagt, dass sich Maja hingebungsvoll um die Versteifung aller meiner Beine kümmerte. Richard bedauerte mich bestimmt, da er vor der Hütte das laute Stöhnen bestimmt hörte, das ich aufgrund der Behandlung nicht unterdrücken konnte. So sparte ich in den folgenden Tagen die Unterkunft in der Taverne, da mein Gesundheitszustand Tag wie Nacht eine wiederholte Therapieanwendung verlangte, während Richard die Wartezeit mit der Schulung seiner Trinkfestigkeit gestaltete.

Aber schon nach einer Woche kehrte die Jagdgesellschaft zurück; zwei Mitglieder der Gruppe fehlten, und der Baron und seine Söhne sahen krank aus. Answald berichtete uns, was in den vergangenen Tagen geschehen war:

Am Abend des ersten Jagdtages fand Answald eine gute Lagerstelle. Ein Feuer wurde entzündet, und ein Suppeneintopf wurde gekocht (aus naheliegenden Gründen ohne frisches Wildfleisch). Doch als Answald im Gebüsch seine Notdurft verrichtete, bemerkte er, dass der Mann, der heute an der Reihe war zu kochen, auf einer kleinen Lichtung stand und zu warten schien. Nach einigen Minuten trat der Neffe des Barons, Egbert, auf die Lichtung. Er erkundigte sich bei dem Soldaten, ob alles geklappt habe. "Ja, noch zwei Tage" war die Antwort, und ein Beutel mit Münzen wurde ihm von Egbert zugeworfen. Misstrauisch geworden, verfütterte Answald etwas von der Suppe an das Pferd des Barons (warum gerade an dieses, erzählte er nicht, und wir wollten auch gar nicht wissen warum), jedoch stellte sich kein erkennbarer Effekt ein. Lediglich der Baron wirkte etwas kränklich, allerdings war das aufgrund des ungesunden Lebenswandels mit viel fettem Fleisch und starkem Wein an sich nicht ungewöhnlich.

Der nächste Morgen war kalt, trotzdem hatten der Baron und seine Söhne abwechselnd Hitzewallungen und Schüttelfrost. Zu stolz, vor ihren Männern Schwäche zu zeigen, ritten sie nach dem Frühstück an der Spitze der Truppe weiter. Abends im Lager beobachtete Answald das Treiben der anderen Männer genau. Ihm fiel auf, dass der Koch von gestern, obwohl diesmal nicht an der Reihe, freiwillig die ungeliebte Arbeit der Essenszubereitung übernahm. Auch brachte er jedem der hungrigen Männer die Suppenschale selbst. Beim jüngeren Sohn des Barons rutschte ihm ein kleiner Gegenstand aus dem Ärmel, den er rasch und heimlich ins Erdreich trat. Answald huschte in einem unbeobachteten Moment zu der Stelle und fand nach einigem Suchen einen Beutel, wie ihn auch Trickbetrüger oder Meuchelmörder benutzen: Eingenäht in den Ärmel, kann man daraus verschiedene Sachen im rechten Moment hinausfallen lassen. In diesem Falle fand Answald die Rückstände eines gelblichen Pulvers.

Die Nacht war schlimm für den Baron und seine Söhne: Mit heftigem Magengrimmen mussten sie des Öfteren nachts das Lager verlassen und ihren Verdauungstrakt in beiden Richtungen explosionsartig entleeren. Answald fasste sich schließlich ein Herz und berichtete dem Baron von seinen Beobachtungen, doch dieser schien die angedeuteten Vorwürfe nicht wahrhaben zu wollen.

Am nächsten Morgen wachte Ewald, der ältere Sohn des Barons, nicht auf. Dem Tode näher als dem Leben, beschmutzte er sich im Fieberkrampf mit den eigenen Körperabsonderungen und musste auf seinem Pferd festgebunden werden. Starrsinnig ordnete der Baron an, den Ritt fortzusetzen, obwohl auch er selbst und sein Jüngster kaum in einem besseren Zustand waren. Die Männer des Barons waren voller Sorge - mit zwei Ausnahmen, die jedoch versuchten, sich nichts anmerken zu lassen. Als des Abends wieder derselbe Mann namens Knut das Essen zubereitete, rief der Baron Answald zu sich und empfahl ihm, seine Axt bereitzuhalten. Als Knut den Weihstättens ihre Schalen brachte und gerade wieder gehen wollte, rief ihn der Baron zurück. "Knut, seit drei Tagen kochst Du schon denselben Fraß. Ich kann es nicht mehr sehen, friss es selbst!" Als der Mann begann, den Eintopf zu löffeln, konnte man sehen, wie unwohl er sich dabei fühlte. Nach einigen Löffeln warf er den Teller fort, fiel auf die Knie und begann zu singen wie ein Vögelchen: Egbert hatte ihn bezahlt, den Baron und seine Söhne zu vergiften, um das Familienerbe an sich reißen zu können!

Egbert, der erkannt hatte, dass sich das Blatt zu seinen Ungunsten gewendet hatte, schlich langsam rückwärts zu den Pferden - bis er mit dem Kopf an den Lauf von Answalds Donnerbüchse stieß. Obwohl nicht der cleverste, hatte unser Holzfäller bemerkt, wie der Neffe des Barons den Rückzug antrat, und ihm den Weg verstellt. Egbert versuchte noch, einen versteckten Dolch zu ziehen und ihn Answald in den Leib zu stoßen, doch noch bevor er die Waffe hochbringen konnte hatte Answald bereits den Lauf der Büchse gesenkt, und mit einem lauten Donnerschlag zündete das Pulver. An der Stelle von Egberts linkem Knie konnte man noch kurz einen roten Nebel erahnen, dann kippte der Verräter schreiend zu Boden und versuchte vergeblich, die Blutung seines Beinstumpfes zu stoppen. Noch im Sterben verfluchte er seinen Onkel, der gerade damit beschäftigt war, dem untreuen Knut den Schädel von den Schultern zu trennen.

Der Baron beschloss, die Jagd wegen der beiden tragischen "Jagdunfälle" vorzeitig zu beenden. Answald wurde für sein Eingreifen gelobt, entlohnt und anschließend vom Baron zwangsverpflichtet; nach einem kurzen Abstecher über Dunkelweiher sollte er für den Rest seines Lebens die Jagdgründe der von Weihstättens verwalten. Um diesem (eigentlich fürstlich entlohnten und angenehmen) Schicksal zu entfliehen, versuchte Answald bei seiner Rückkehr, uns zur Abreise bei Nacht zu überreden. Hierbei tat er jedoch sehr geheimnisvoll und konnte keine Gründe für eine derartige Narretei nennen, so überstimmten Richard und ich ihn (was dem alten Ben sehr recht war). Wir einigten uns auf eine Abreise im Morgengrauen. Das gab Answald die Gelegenheit, sein edles Ross zurück an den Bauern zu verkaufen (was ihm wegen seiner unrealistischen Preisvorstellungen und dem nicht vorhandenen Verhandlungsgeschick aber nicht gelang) und ich hatte die Chance, mich angemessen von der süßen Maja zu verabschieden. Answalds Gaul verstauten wir mit etwas Mühe auf dem Deck.

Nachdem wir am folgenden Tag in aller Frühe Dunkelweiher verlassen hatten, legten wir abends am gegenüberliegenden Ufer in der kleinen Handelsstadt Mittelbach an. Da uns die Besatzungen der Schiffe, denen wir tagsüber begegneten, aufgrund der Fauna auf unserem Oberdeck lauthals ausgelacht hatten, bearbeiteten Richard und ich den sturen Answald, endlich den blöden Gaul loszuwerden; auf der Flucht vor einer Chaosmagierin, einem geprellten Baron und einem Chaoskult war es nicht von Vorteil, wenn man überall auffiel wie ein vierarmiger Mutant im Sigmartempel. Als es unserem Holzkopf nicht gelang, das Tier an einen der Bauern zu verscherbeln, schnappte sich Richard den Gaul und wir verkauften ihn zu einem angemessenen Preis an einen Pferdehändler in der Stadt, während Answald schmollend beim Schiff zurückblieb und die Pferdeäpfel vom Deck auflas, die sich im Tagesverlauf angesammelt hatten.

Auf dem Rückweg zum Hafen wurde mir plötzlich meine Krücke zur Seite weggerissen, und ich schlug hart auf dem Straßenpflaster auf: Ein hünenhafter Straßenschläger auf der Suche nach Streit hatte mir meine Gehhilfe weggetreten! Unbeholfen wie ein Käfer versuchte ich mich aufzurappeln; doch bis ich wieder auf wackeligen Beinen stand, hatte Richard schon kurzen Prozess mit dem Halunken gemacht: Dieser zog ein Kurzschwert, um Richards Eingeweide auf dem Platz zu verteilen. Jedoch hatte dessen Streitkolben schon den Brustkorb des Angreifers zerschmettert, und der Raufbold fiel zuckend in den Staub, wo er noch einige Augenblicke lang blutigen Schaum spuckte und sich schließlich nicht mehr rührte. Ein feiner Pinkel, der das Schauspiel beobachtet hatte, applaudierte ob der Leistung Richards. Er stellte sich als Herbert Grasmeier vor und suchte im Auftrag von Freiherr von und zu Grotelschachteln nach einem guten Kämpfer, der die körperlichen Auseinandersetzungen des Freiherrs an seiner statt ausfechten würde. Richard lehnte dankend ab, doch Herbert wollte im "Goldenen Hahn" warten, falls er es sich anders überlegt.

Warten kann er da lange - am nächsten Morgen legten wir ab und dümpelten einen weiteren ereignislosen Tag reikaufwärts. Abends legten wir in Hexenberg an. Der Wirt der Taverne "Hexenhammer" erzählte uns so dies und das, aber am wichtigsten war die Tatsache, dass Etelka vor einer Woche hier gewesen war! Sie reiste Richtung Altdorf und war wohl auf der Suche nach uns; wir flunkerten, dass wir auch flussabwärts reisen und in Mittelbach auf Etelka warten würden, falls sie wieder hier vorbeikommt.

Der nächste Tag brachte uns zum Örtchen Ostwald. Die Weinhänge an beiden Seiten des Ufers versprachen einen feucht-fröhlichen Abend mit viel Wein und Schnaps. Doch von letzterem hatte unsere doch eigentlich bislang recht zuverlässige und kompetente Besatzung etwas zu viel intus: lauthals stritten sich der alte Ben und Pieter von Eicke und konnten sich nicht darauf einigen, ob das Dorf sich am West- oder am Ostufer befindet. Abwechselnd stießen sie sich vom Ruder weg und rissen das Steuerrad nach links und rechts. Unser Schiff schlingerte wild von einer Flussseite zur anderen. Falls wir jetzt an den Uferklippen zerschellen, hat es wenigstens etwas Gutes: Die Reise nach Burg Wittgenstein hat sich dann nämlich erledigt!


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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #38 am: 4.09.2010 | 14:38 »
Der heutige Bericht stammt aus der Feder von Magnus, da der eigentliche Chronist Sickert verhindert war und behandelt den letzten Abschnitt der Reise nach sowie die Ankunft in Wittgendorf...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



21. Wahnsinn oder Schwachsinn...


Auf der Weiterreise zur Burg Wittgenstein, nach kurzen Zwischenstopps in Ostwald und Brandenburg (bekannt durch den Lieblingsbrandwein des Imperators), machten wir in dem kleinen Ort Schöningen halt. Das Dorf mit ca. 20 Häusern und der einzigen Gaststätte mit dem vielsagenden Namen „Gasthaus der tausend Stimmungen“ liegt ca. eine halbe Tagesreise von Wittgenstein entfernt. Außer der Gastwirtin Gertie befanden sich noch zwei einheimische alte Säcke in dem zentrale Anlaufpunkt Nummer Eins (Nummer Zwei liegt schon im nächsten Ort).
 
Nachdem Bernhard die arme Gastwirtin mit einer Goldkrone zu einer Plauderei überreden wollte und damit ihre volle Aufmerksamkeit erlangt hatte, war die arme Gertie einfach überfordert mit dieser riesigen Summe.
Sie erzählte von einem Handelsschiff, welches gestern passierte und dass die Besatzung von einer Leiche erzählte, die sie aus dem Fluss gefischt hatten. Die Leiche sei von Klauen zerfetzt und ein wahrlich grausamer Anblick gewesen.
Nach einem kargen Mal und der bombastischen Stimmung in diesem 5 Sterne Haus übernachteten wir auf unserem Schiff und nahmen am nächsten Morgen die Reise Richtung Wittgendorf, welches kurz vor der Burg Wittgenstein liegt, wieder auf.

Nach ca. 2-3 Stunden Fahrt kam uns ein Schiff entgegen, auf dessen Deck uns eine Person gewunken hatte und laut gerufen hatte. Eine kurze Abstimmung über die weitere Vorgehensweise ergab, dass wir dem anderen Schiff signalisierten am Ufer anzulegen, um zu kommunizieren und um möglichst nicht an Land zu gehen, da hier doch schon die gefährliche Zone beginnt.

Bertram Dampfer, der Kapitän des Schiffes „Maria Borger“, fragte uns, ob wir einen Arzt dabei hätten, da zwei seiner Kameraden erkrankt seien. Insgesamt besteht die Besatzung aus vier Personen (Er, der Kapitän; seine beiden Söhne Rainer und Karl und sein Angestellter Hans). Erkrank sind Hans und Karl, wobei das für uns keinen Unterschied machte. Bernhard stritt zwar ab, kein ausgebildeter Arzt zu sein, erklärte sich aber bereit, sich mal die Kranken anzuschauen. Beide hatten die gleichen Symptome: Schweiß auf der Stirn, Fieberwahn, Unwohlsein und kreidebleich. Also nicht arbeitsfähig. Eine genauere Untersuchung unseres Meisterarztes deckte auf, dass beide eine merkwürdige Kennzeichnung (einem Biss gleich) im Nacken hatten. Sofort tat sich der Verdacht eines Vampirbisses auf und die beiden Nichtkranken wurden untersucht und für gesund befunden. Eine intensive Befragung zur Ursachenforschung ergab, dass die Fracht u.a. aus einer ominösen Kiste besteht, die sich seit 2 Tagen im Laderaum befindet. Ein weiteres Indiz, da die Erkrankungen genau mit Aufnahme dieser Kiste einher gingen.

Der Kapitän gab an, diese Kiste für 75 GK für einen gewissen Graf Orlok zu transportieren und er wüsste nicht, was sich in der Kiste befindet. Eine genaue Betrachtung eben dieser ergab, dass sie zwar versiegelt war, aber auch locker die Ausmaße eines Sarges inne hatte (2,5m x 2,5m x 1,0 m). Wir baten die beiden gesunden Schiffsmitglieder die Kiste doch zu öffnen, wenn sie keine Bedenken hätten. Die Angst war aber bei beiden immens groß, sodass erst eine Argumentationshilfe von Magnus herhalten musste, dass Sie bei Weiterfahrt eben dann alle erkrankt werden.

Entsprechend unseren Erfahrungen aus Sagen, Legenden und Geschriebenen wollten wir die Kiste lieber erst auf Deck und bei Tageslicht öffnen, um auf Nummer Sicher zu gehen. Richard lud vorsichtshalber seine Kanonen mit den vorhandenen Silberkugeln, schließlich kann es nicht schaden.

Mit Mühe, Androhung von Gewalt bei den unfreiwilligen Helfern und viel Kraftaufwendungen wuchteten wir die Kiste an Deck. Die beiden Heimscheißer erklärten sich bereit, die Kiste von der Seite zu öffnen, wenn sie dann fluchtartig sich zurückziehen dürften. Gesagt getan: die beiden öffneten die Kiste und rannten was das Zeug hielt, während unsere Truppe vor der Kiste bis an die Zähne bewaffnet standen und gleich losschlagen wollten.

Doch Eile mit Weile….

In der Kiste befanden sich zwei Särge – ein großer und ein kleinerer. Wir entschlossen uns, erst den größeren zu öffnen und bereiteten uns auch entsprechend waffenstrotzend vor.

Mit einem lauten Quietschen öffneten wir den Sarg und genau in dem Moment öffnete sich hinter unserem Rücken unbemerkt auch der zweite Sarg. Während wir gegen das übermächtige Vampirmonster im großen Sarg mit allem feuerten, was wir aufbieten konnten, fiel uns die Vampirbraut von hinten an und riss auch gleich mit einem gezielten Klauenhieb die Kehle von Richard auf, sodass auch keine göttliche Gnade ihn retten konnte und er gurgelnd über die Reling in die Brühe stürzte. Kaum entdeckten wir, Bernhard und Magnus (Answald und der Sickert waren in unserem Schiff unter Deck und gingen anderen wichtigen Arbeiten nach: WC schruppen und Löcher in die Luft starren) die Gefahr, hatte der große Vampir auch schon Magnus mit einem gezielten Schwerthieb das Herz durchbohrt, obwohl er vorher mehrere Feuerbälle abbekam. Sobald sich unsere Reihen weiter lichteten, musste Bernhard leider auch trotz heftigem Widerstand die Segel streichen und wurde getötet. Als die beiden auf unserem Deck verbliebenen schwer gestressten Kameraden an Deck kam, wurden sie von einer Meute Mutanten, die dem Vampirkönig unterstanden niedergestreckt und verspeist…. Kurz gesagt, wir haben es vergeigt…

Als Magnus dann aus seinem Traum erwachte, während er das Tagebuch schrieb, konnte er die oben dargestellten Gedanken mit einem Grinsen im Gesicht verdrängen und die Tatsachen niederschreiben:

Die beiden Vampire konnten widerstandslos einer nach dem anderen niedergestreckt werden, indem sie bei Tageslicht ihrem Schicksal entgegen eilten und zu Asche zerfielen. Diese Asche und die zertrümmerten Särge wurden in den Fluss gestreut.

Damit der Kapitän aus seinen Fehlern lernt und den treuen Dienern des Imperiums entsprechend eine Aufwandsentschädigung darbietet, wurde er überzeugt, dass die 75 GK eine angemessene Summe für die Beseitigung seines Problems seien. Das Geld wurde entsprechend abgenommen und in die Gemeinschaftskasse verbucht.

Anschließend setzten wir unsere Reise vor und gingen dann ca. 30 Fußminuten vor Wittgendorf an Land, um zu Fuß uns an das Dorf zu pirschen. Vor Wittgendorf fing die Vegetation an, sich zu verändern, seltsame Gewächse und mutierte Tiere (z.B. Riesenameise mit 2 Köpfen) wurden gesichtet. Am Dorfrand konnten wir das Dorf einsehen, welches einen sehr jämmerlichen und heruntergekommenen Eindruck hinterließ. Es gab einen Haufen verfallener Holzhäuser, die ungeordnet aufgestellt waren. In den Straßen konnten abgemagerte und ausgemergelte Gestalten rumschlurfend gesehen werden. Bei vielen fehlten entsprechende Körperteile. Bernhard war so von dem Anblick angewidert und erschrocken, dass er beinahe die Flucht angetreten hätte. In der Mitte des Ortes lag das besterhaltene Gebäude, welches wohl einen Gasthof darstellte. Im Hof des Gasthofes standen 6 Personen in Vollrüstungen und eine Dame saß auf einem Schimmel. Sie befragten die Einwohner wohl mit eindeutigen und grundsoliden Argumenten und richteten danach entsprechend auch gleich die Befragten hin. Die Reiterin erinnerte an ein Bild aus dem Signalturm und könnte die Gräfin Wittgenstein sein. Danach ging die Gruppe mit einem Gefangenen Richtung Burg.

Wir gingen dann zu einem halbwegs intakten Gebäude am Dorfrand, welches sich als verfallener Sigmar-Tempel zu erkennen gab. Innerhalb dieses Tempels konnten wir ein Gespräch mit einem Einheimische führen, welches aufgrund des doch sehr eingeschränkten Antwortverhalten des Betroffenen Magnus schnell zu einem typischen und gerechten Verhaltensmuster beinahe getrieben hätte: wegbrennen wenn’s nix kostet… der Typ hat eh nur patzige Antworten gegeben, aus dem Maul gestunken und war einfach nur Unkraut auf 2 Beinen und dem Imperium nicht würdig.

Im Tempelinneren lag auf einem Altar ein Buch, welches Magnus entziffern konnte. Es handelte von den Legenden Sigmars und dass hier eine heilige Waffe aus damaligen Zeiten als Hinterlassenschaft in einer verborgenen Krypta verblieben sein sollte. Nach intensiveren Studium und lauten Vorlesen für die Unwissenden Nichtlesenden fragte mich auf einmal eine Stimme in meinem Kopf, ob ich bereit wäre, die Ursache für das Chaos zu finden, die das Land bedroht und eben dieses zu beseitigen. Nach mehreren Testversuchen und immer wieder der gleichen Frage in meinem Kopf beantwortete ich sie mit „ja“ und erhielt eine Segnung von Sigma. (+10 gegen Furcht).

Damit die Kameraden auch eine solche Segnung erlangen konnten, mussten sie den Text mir laut nachsprechen und konnten sich dann gesegnet fühlen…

Nach intensiver Suche in dem Gebäude und zahlreicher Gänge und Türen unterhalb des Gebäudes konnte tatsächlich die geheime Krypta gefunden werden. Voller Ehrfurcht wurde der darin aufgestellte Sarg geöffnet und ein Skelett vorgefunden. Auf dem Skelett lag ein Schwert, welches in einer prachtvollen juwelenverzierten Schwertscheide steckte. Dieses musste das besagte und Sagen umwobene Schwert sein. Nachdem sich die Kameraden gegenseitig ansahen, „erbarmte“ sich Bernhard, das Schwert der Leiche zu entnehmen. Ob es die Gier oder einfach Unachtsamkeit war, kann man hinterher nicht mehr sagen, aber bei dem Entreißen des Schwertes, zerbrachen dann auch noch mehrere Finger des Skelettes…

Das Schwert trägt den Namen Barrakul „Hoffnung der Berge“ und in ihm schlummern so einige Kräfte. Die Unauffälligkeit dieser Waffe und das Sträuben von Bernhard, diese aus den Händen zu geben, wird uns sicherlich noch die ein oder andere böse Überraschung bescheren…


Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #39 am: 10.09.2010 | 18:20 »
Chronist Sickert meldet sich zurück und weiss von einem Dorf voller degenerierter Elendsgestalten zu berichten. Geheimnisvolle Fremde schleichen durch die umliegenden Wälder und eine Einladung zum Abendessen sorgt für Verwirrung...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



22. Das Dorf der Verdammten


Noch während die anderen bewundernd das hässliche Protzschwert in Bernards Hand angafften, als sei es die juwelenbesetzte Kriegswaffe von Karl-Franz persönlich, wurde das Kribbeln in meinem gebrochenen Bein immer stärker. Angefangen hatte es, als wir die seltsamen Worte nachsprachen, die Magnus uns vorgelesen hatte. Aber noch bevor ich mir Sorgen um diese Tatsache machen konnte, wich das Kribbeln einer wohltuenden Wärme, und nach vorsichtigem Probieren stellte ich fest: Das Bein war wieder geheilt und voll belastbar! Freudestrahlend sog ich die nach Verwesung stinkende Kryptaluft in meine Lungen, erinnerte mich an mein Zuhause und hörte schließlich Bernard zu, der die Inschrift unter dem Grab, das er soeben geschändet und beraubt hatte, laut vorlas. Das Schwert in Bernards Händen gehörte einst Siegfried von Kesselring. Der Boden, auf dem der Tempel steht, war einst ein Schlachtfeld, auf dem Sigmar persönlich gekämpft (und selbstredend gewonnen) hatte. Zu seinen Ehren wurde der Tempel errichtet und durch Siegfried allein gegen eine Horde Tiermenschen verteidigt, bis Verstärkung eintraf. Leider erlag er anschließend seinen Verletzungen und wurde, wie es einem imperialen Helden gebührt, gemeinsam mit seinem Schwert zur ewigen Ruhe in die Krypta gebettet. Also ewig zumindest bis zu dem Moment, als eine Gruppe Vandalen den Sarg zertrümmerte, die Knochen des Verblichenen brach und verstreute, um an das Schwert zu gelangen und dieses schließlich zu stehlen...

Außer einem Loch in der Wand, welches sich als ein mit Klauen gegrabener Tunnel entpuppte, befand sich in der Krypta nichts mehr von Interesse. Da niemand das Verlangen verspürte, durch das Lehmloch in Richtung Friedhof zu kriechen, durchsuchten wir nun den Rest des Tempels. Außer einem durchwühlten und zertrümmerten Schlafraum sowie einer Küche, in der ein Rudel Ratten bis zu unserem Eintreffen genüsslich ein paar Menschenknochen abgenagt hatte, fand sich eine verschlossene Metalltür. Das Schloss hätte eigentlich kein Problem darstellen sollen, aber so geschickt ich auch meinen Dietrich im Schloss hin- und herbewegte, die Tür wollte einfach nicht aufspringen! Bernard schließlich kam auf des Rätsels Lösung: Er schüttelte den teilnahmslos in der Ecke herumstehenden Magnus kräftig durch, griff ihm nach Ausbleiben einer Reaktion in die Robe und holte schließlich einen runenverzierten Schlüssel hervor, welchen sich unser Magier zuvor im Altarraum heimlich und ohne ein Wort zu sagen eingesteckt hatte. Hiermit gelang es auch gleich, die magisch verschlossene Tür zu öffnen.

Sie führte in ein Arbeitszimmer mit einer kleinen Bücherei. Hier waren auch Aufzeichnungen über Wittgendorf und seine Geschichte zu finden. Während der Rest von uns Wache hielt, widmete sich Bernard dem Studium der auffälligsten Dokumente und brachte die folgenden Tatsachen in Erfahrung: Aufzeichnungen über Dagma von Wittgenstein und seine Expedition vor ca. zweihundert Jahren endeten mit der Beobachtung, dass der Verrückte schließlich alleine und mit einer Bleikiste zurückkehrte, welche dem Transportbehältnis auf unserem Schiff ziemlich genau geglichen haben dürfte. Vor hundert Jahren noch war Wittgendorf bekannt für seine hochwertigen Weine; die Ernten waren reich, das Leben in Wittgendorf war geprägt von Gesundheit und bescheidenem Wohlstand. Anschließend fiel eine Jahresernte komplett aus und der Wein wurde sauer; die kommenden Jahre erholte sich Wittgendorf kaum von diesem Rückschlag, die Lage verschlechterte sich von Jahr zu Jahr bis heute. Vor zwei Jahren wütete ein unnatürliches Unwetter über der Burg. Blitze zuckten von der Turmspitze in den Himmel, und es regnete eine Woche lang schwarzes Wasser. Seitdem ging es mit Wittgendorf richtig bergab. Das Getreide und die Weinstöcke mutierten und brachten unnatürliche Früchte hervor, Mutationen bei Mensch und Tier traten vermehrt auf, und Seuchen suchten die Bevölkerung heim. Die Aufzeichnungen endeten vor etwa einem halbes Jahr; dies dürfte dem Zeitpunkt entsprechen, als der hiesige Priester seinen bizarren Unfall mit der Tempelspitze hatte.

Draußen begann es so langsam zu dämmern. Erst jetzt teilten mir meine Kameraden mit, dass sie unser Schiff an das gegenüberliegende Ufer gesandt hatten und scheinbar niemand der Mannschaft konkrete Instruktionen gegeben hatte, was das Abholen unserer Gruppe betrifft. Da es zu riskant war, im Dunkeln im Wald zu übernachten, und wir das Dorf und seine merkwürdigen Bewohner zunächst meiden wollten, beschlossen wir, die Nacht im Arbeitszimmer hinter der magischen Tür zu verbringen. Diese schien zumindest einen gewissen Schutz zu versprechen. Das Wesen, das die halbe Nacht von außen an der Tür kratzte, gelangte zumindest nicht ins Innere - die furchtbaren Schreie und Laute aus dem Wald, vor denen selbst ein Tiermensch ängstlich geflohen wäre, drangen jedoch sehr wohl bis in unser Refugium. Trotzdem fanden wir in der Nacht einigen Schlaf und verließen das Arbeitszimmer am nächsten Morgen unbehelligt.

Vor der Tempelpforte stießen wir beinahe mit einem Mann zusammen. In seinem relativ feinen Anzug sah der wohlgenährte Kerl so ganz anders aus als die hiesigen Dorfbewohner. Er stellte sich als Jean Russeau vor, Arzt des Dorfes und Leibarzt der von Wittgensteins. Über den misslichen Zustand der Bevölkerung befragt gab er an, dass vor zwei Jahren giftige Substanzen in die Umgebung gelangt seien und er deren Auswirkungen mit einer selbst kreierten Medizin zu bekämpfen versuche. Bereitwillig händigte er uns eine Flasche mit einer rosafarbenen Flüssigkeit aus, zu deren Inhaltsstoffen und offensichtlichen Nebenwirkungen er sich jedoch ausgiebig ausschwieg. Ein Hauptbestandteil schien Alkohol zu sein, so dass wir die Flasche wohl dringend vor Ben verstecken sollten. Die recht merkwürdige Begegnung mit dem sogenannten Arzt gipfelte in einer Einladung zum Abendessen am folgenden Tage. Im Hause des Arztes in der Dorfmitte könnten wir, so wir denn wollten, gemeinsam mit ihm, der Baroness von Wittgenstein sowie einer unbestimmten Anzahl weiterer Personen dinieren. Nachdem wir Dankbarkeit vortäuschend zugesagt hatten, verschwand der komische Kauz in Richtung Dorfplatz und begann, Fläschchen seiner "Medizin" an die abgewracktesten der Gestalten zu verteilen, die dort herumwankten.

Während Answald sich die Zeit mit der Tinktur des Doktors und wenig aufschlussreichen Tierversuchen vertrieb (laut Bernard würde alleine der enthaltene Alkohol letale Auswirkungen auf die Kleinlebewesen haben, die Answald für seine Experimente benutzte), fassten wir den Entschluss, am nächsten Abend die Abwesenheit der Hausherrin und zumindest einiger Gefolgsleute zu nutzen und in die Burg einzubrechen. Die Zwischenzeit wollten wir mit mehr oder weniger unauffälligen Erkenntnisgewinnungsmaßnahmen nutzen. Zunächst versuchten wir, die Straße zur Burg auszukundschaften. Wir umgingen das Dorf - und standen schließlich vor dem kleinen, aber tiefen und rasch dahinfließenden Flüsschen, das auch das Dorf in zwei ungleiche Hälften teilte. Da Schwimmen riskant und unkomfortabel wäre, begann Answald, die Komponente "unauffällig" vorerst aus unserem Vorgehen herauszusubtrahieren und mit seiner Streitaxt einen am Uferrand stehenden Baum zu fällen. Der Lärm lockte erwartungsgemäß einige der zerlumpten Gestalten aus dem Dorf an, die scheinbar bei der Medizinausgabe von Russeau gepennt hatten; sie schwankten am gegenüberliegenden Ufer umher und warfen der Flasche mit der rosa Plörre, die an Bernards Gürtel baumelte, gierige Blicke zu. Ich konnte das schelmische Grinsen auf Answalds Gesicht gerade noch erkennen, als er das Holz des Stammes in einem anderen Winkel bearbeitete, die Schlagzahl erhöhte und vielsagend zu der breiten Baumkrone hinaufsah. Um die armen Tölpel aus dem Dorf vor einer innigen Bekanntschaft mit letzterer zu bewahren, hob ich unauffällig einen Stein auf, schnappte mir die Flasche und winkte mit ihr in Richtung der Penner aus dem Dorf. Als alle Blicke gierig auf dem Gefäß ruhten, schleuderte ich den Stein über den Fluss in ein fernes Gebüsch, und die Gestalten taumelten grunzend hinterher und waren nicht mehr gesehen.

Nur Sekunden später stürzte der Baum krachend auf die andere Uferseite, und wir spazierten flugs hinüber und durch das Unterholz in Richtung Burgstraße. Doch plötzlich beschlich uns ein ungutes Gefühl: Wir wurden verfolgt und beobachtet! Schemenhaft konnten wir zwischen den Bäumen Gestalten erkennen, unter Ihnen auch eine Frau. Sie trugen Kleidung, die mit der Umgebung zu verschmelzen schien, und hielten Langbögen in den Händen. Bernard sprach sie an, erhielt als Antwort aber nur unverhohlene Drohungen und den Befehl, sofort den Wald zu verlassen. Als dann das Geräusch gespannter Bogensehnen die Aufforderung unterstrich, beschlossen wir, der freundlichen Bitte lieber Folge zu leisten. Unsere Situation mit einer zu erobernden Burg samt waffenstarrender und vermutlich chaosmagischer Besatzung, einem riesigen Klumpen Warpstone sowie einem ganzen Dorf voller zwielichtiger Gestalten war bereits suboptimal, da konnten wir gerne darauf verzichten, uns die Pelze von ein paar irre gewordenen Waldschraten mit Pfeilen spicken zu lassen.

Wir kehrten zurück zu der zur Burg führenden Straße (die weder irgendwelche Besonderheiten noch Versteckmöglichkeiten aufwies) und gingen schließlich wieder ins Dorf. Hier prügelten sich einer der heruntergekommenen Dorfbewohner und ein räudiger Straßenköter um einen stinkenden Knochen; als der arme Mann zu verlieren drohte, versetzte ich der Töle einen herzhaften Tritt, sodass sie quietschend das Weite suchte. Die Dankbarkeit des Dorfbewohners hielt sich allerdings in Grenzen. Er verschwand mit seiner stinkenden Trophäe in einer der Baracken, um dort mit seiner Familie (Rudel? Herde??) die Delikatesse zu verspeisen. Kaum war der Penner verschwunden, kam eine heulende junge Frau auf uns zugelaufen. Im Arm hielt sie ein Bündel, aus dem es schwach wimmerte. Ihr Kind sei krank, wir sollten ihr bitte helfen. Bernard warf einen Blick in das Bündel auf ihrem Arm - und rannte kreidebleich hinüber in die Taverne. Als die verdeckenden Tücher verrutschten, kam ein Wesen zum Vorschein, das mehr Ähnlichkeit mit einem Käfer hatte als mit einem Säugling; dunkle chitinartige Haut und Facettenaugen konnten wir noch wahrnehmen, bevor die Frau das Tuch wieder hochschlug. Als ich meine Fassung wiedergewonnen hatte, machte ich mich daran, die Frau davon zu überzeugen, dass diese Missgeburt dringend verbrannt werden müsse. In diesem Moment tat die Kreatur jedoch ihren letzten Atemzug, und wir ließen die junge Mutter in ihrer Trauer zurück.

Bernard hatte derweil die Taverne "Sternschnuppe" erreicht und den trantütigen Wirt dazu gebracht, ihm ein geistreiches Getränk auszuschenken und ein Ei zu servieren. Der Wein jedoch war orangefarben, das Ei hatte eine grüne Schale und die Hühner im Hof, die es gelegt hatten, wackelten mit durchschnittlich drei Köpfen und scharrten mit jeweils mindestens fünf Füßen im Dreck herum. Aus naheliegenden Gründen rührte keiner von uns die lokalen Leckereien an. Die wenigen heruntergekommenen Gäste kippten die von Bernard spendierte Saalrunde gerne, waren jedoch auch keine brauchbaren Informationsquellen. Der Wirt wurde gebeten, uns Zimmer freizuhalten, falls unerwarteterweise Gästescharen den Laden stürmen sollten.

Ich wollte mich noch auf dem Friedhof ein wenig umsehen; der unterirdische Gang unter dem Tempel schien genau in diese Richtung zu führen, und mich interessierte es, was wohl am anderen Ende zu finden sei. Die anderen begleiteten mich - ob leider oder zum Glück, kann ich schlecht sagen. Das Mausoleum in der Mitte des Totenackers weckte mein Interesse, also schritt ich in diese Richtung. Answald ging derweil in Richtung einer Gruppe, die ich für Trauernde hielt, die um ein frisches Grab herumstanden. Doch plötzlich erscholl in meinem Rücken der ohrenbetäubende Knall von Answalds Donnerbüchse. Als ich mich umdrehte, sah ich noch die Körperteile der Getroffenen in einem rotbraunen Nebel aus Blut und zerfetzten Eingeweiden umherfliegen. Rasch schritt ich zu Answald hinüber, um dem Narren die Meinung zu sagen, da sah ich den Grund für sein Handeln: Der Grab war geöffnet worden, und scheinbar hatten die Gestalten ein wenig von der etwa ein Jahr alten Leiche genascht.

Nachdem wir das Grab mit den Überresten des ursprünglichen Insassen sowie den Fetzen seiner Essensgäste gefüllt und notdürftig zugescharrt hatten, ging es weiter Richtung Mausoleum. Doch kaum hatte ich die Hand nach der verrosteten Gittertür ausgestreckt, da flog die Pforte auf, und drei Gestalten sprangen auf uns zu! Unter ihnen befand sich auch der nicht ganz koschere Kerl, mit dem Magnus am Vorabend eine solch innige Freundschaft geschlossen hatte. Von dem plötzlichen Angriff überrascht, gelang es mir nur knapp, den ersten Hieben auszuweichen. Richard machte derweil in gewohnt effizienter Weise Hackfleisch aus dem ersten Gegner, indem er ihm in einem Regen aus Blut und Muskelfetzen das Bein abtrennte. Nachdem ich mich von der Überraschung erholt hatte, schlich ich mich rasch in den Rücken des zweiten Feindes und zertrümmerte ihm das Rückgrat, so dass er zuckend vornüberfiel und röchelnd in einer Pfütze seines eigenen schaumigen Blutes erstickte. Auch Bernard probierte seine neue Klinge aus und stach sie dem verbliebenen Gegner mitten ins Herz. Mit Mühe gelang es ihm, dem armdicken Blutstrahl auszuweichen, der aus der Brust des Getroffenen auf ihn zuspritzte. Letztlich hatte sich die Mühe aber nicht gelohnt: Außer den (leeren) Särgen einiger von Wittgensteins und wichtiger Dorfbewohner fand sich nur der Tunneleingang zum Tempel im Fußboden.

Da wir von den Freaks in Wittgendorf fürs Erste die Nase voll hatten, beschlossen wir, die Burg von der anderen Seite her auszukundschaften. Da eine Umrundung der Burg durch den Wald wegen dessen geheimnisvollen Bewohnern ausschied, begaben wir uns ans Flussufer und winkten und fuchtelten mit den Armen, bis unsere betrunkene Besatzung endlich übersetzte und uns wieder aufnahm. Wir passierten die Burg, und an ihrem Fuße sah ich hinter Flechten verborgen einen Höhleneingang. Wir beschlossen, diesen am nächsten Tage im Morgengrauen auszukundschaften. Derweil legten wir ein Stunde Fußmarsch von der Burg entfernt an und schlichen uns durchs Unterholz. Answald, der erfahrene Waldläufer, schlich sich die letzten Meter alleine zur Burg vor, kam jedoch mit schlechten Nachrichten zurück: Die Klippen, auf denen die Burg errichtet wurde, sind nicht erklimmbar, und auch war kein alternativer Eingang erkennbar. So kehrten wir enttäuscht zum Schiff zurück und verbrachten dort die Nacht.

Aber auch der nächste Morgen war nicht besser. Von der Dämmerung und Nebel geschützt, ruderten wir zu dem verdeckten Höhleneingang, während unser Flussschiff die alte Anlegestelle anfuhr. Die versteckte Höhle war zwar größer als erwartet, jedoch auch keine Hilfe. Ein riesiges, schmiedeeisernes Gitter versperrte den Eingang, der groß genug für ein Flussschiff gewesen wäre. Es gab keine Möglichkeit, hineinzugelangen. Answald war durch die vielen Rückschläge derweil so verzweifelt, dass er seinen Verstand langsam aber sicher zu verlieren schien. So reichten die von ihm geschmiedeten Pläne nun von einer Geiselnahme der Baroness zu Wittgenstein bis hin zu dem Vorschlag, das massive eiserne Gitter mit unserem fragilen hölzernen Flussschiff einzurammen. So kehrten wir vorerst zu dem neuen alten Plan zurück, bei Dunkelheit in die Burg zu schleichen. Wir mieteten ein Zimmer in der Sternschnuppe, von dem aus man den Weg zur Burg und das Haus von Russeau beobachten konnte.

Da wir noch fast den ganzen Tag zur Verfügung hatten, beschlossen wir, uns noch ein wenig mit den wenigen halbwegs normalen Dorfbewohnern zu beschäftigen; vielleicht sollte es uns ja doch noch gelingen, ein paar Verbündete zu finden...


Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #40 am: 14.09.2010 | 19:59 »
Eine alt bekannte Freundin, ein höllischer Cocktail und Burgwachen, für die Körperhygiene ein Fremdwort darstellt. Schlimmer gehts wohl nimmer, doch lest selbst...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



23. Von kleinen Siegen und großen Hoffnungen


Auf der Suche nach Verbündeten sprachen wir einen der Feldarbeiter an. Dieser machte noch keinen so abgerissenen Eindruck wie die Süchtigen, die das Haus Russeaus belagerten, und schien auch an der Erzeugung von normalen Nahrungsmitteln mehr Interesse zu haben als an dem Verspeisen seiner Mit-Dorfbewohner. Der Bauer Johann schien jedoch durch die Schreckensherrschaft der Baroness Margritta von Wittgenstein derart verängstigt, dass er sich als für unsere Pläne ungeeignet herausstellte. Vielleicht hätten wir ihm das Schicksal, welches wir den Wittgensteins und ihren Schergen bescheren wollten, nicht gar so blumig beschreiben sollen... Kaum war der verstörte Bauer mit gehetztem Blick vor uns geflohen, als uns ein lautes Zischen auf den Waldrand aufmerksam machte. Dort, im Schatten der Bäume halb verborgen, stand eine junge Frau und gestikulierte, uns zu ihr zu gesellen. Sie stellte sich als Hilda vor und berichtete von einem geheimen Camp im Wald, welches von flüchtigen Bauern und Holzfällern aus Wittgendorf besiedelt sei. Sie sagte uns zu, Kontakt zum Lager und der Anführerin Siegried herzustellen. Am nächsten Mittag sollten wir sie im Sigmartempel wiedertreffen, die Zeit bis dahin könnten wir bei ihrem Vater Josef, dem Müller, Unterschlupf finden.

So beschlossen wir, unsere offizielle Anwesenheit in Wittgendorf vorerst zu beenden und nicht an dem ohnehin recht riskanten Abendessen teilzunehmen. Wir gingen zu Russeau, um ihn davon in Kenntnis zu setzen, dass wir Wittgendorf im Tagesverlauf verlassen würden. Ein kleiner Regen aus Kupfermünzen lenkte die Schar der Abhängigen rund um des Doktors Haus lange genug ab, dass wir anklopfen und von der Haushälterin Frau Blücher in das Arbeitszimmer Russeaus geführt werden konnten. Dieser nahm unsere Abmeldung wenig froh zur Kenntnis, ließ mir auf Nachfrage durch seinen Diener Hans jedoch zwei weitere kostenlose Musterproben seiner "Medizin" bringen. Bernard indes nahm das Bücherregal Russeaus in Augenschein, in dem sich jedoch nicht die Art Lektüre fand, die ein Arzt besitzen sollte; es handelte sich vielmehr um Studienbücher für Heilerlehrlinge, die Bernard bereits in den ersten Wochen seiner Ausbildung verinnerlicht hatte. War unser Gastgeber eventuell gar kein richtiger Arzt? Zudem fiel Bernard auf, dass es in der Nähe des Regales stark nach Verwesung roch, und dass sich hinter dem Möbelstück vermutlich eine geheime Öffnung befand.

Schließlich verabschiedeten wir uns von Russeau (mit dem kleinen Hintergedanken, ihn nach Einbruch der Dunkelheit noch einmal inoffiziell besuchen zu wollen), um uns heimlich beim Müller Josef einzunisten. Der nötige Kupferregen, um den Belagerungsring um das Haus zu durchbrechen, veranlasste eine Handvoll der Lumpengestalten, uns zu verfolgen und um weitere Almosen anzuflehen. So konnten wir nicht ungesehen zur Mühle gelangen! Also opferte ich eine Goldmünze und warf sie den Bettlern vor die Füße. Welcher der Penner den nun entbrannten Kampf auf Leben und Tod für sich entscheiden konnte, ist uns nicht bekannt, jedenfalls erfüllte die Taktik ihren Zweck und wir gelangten unbehelligt zur Mühle. Josef zerrte uns auch gleich zur Hintertüre ins Innere und verschloss selbige sofort wieder. Hilda hatte nicht zuviel versprochen! Nach einem Imbiss aus seinen heimlichen Vorräten erzählte uns Josef bereitwillig, was er wusste. So sei Russeau seit zehn Jahren der örtliche Heiler, jedoch sei es ihm in dieser Zeit nie gelungen, auch nur einen wirklich Kranken zu heilen. Über die Rebellen im Wald wusste er zu berichten, dass sie auf einer Lichtung leben. Dieser Bereich des Waldes sei durch die Göttin Rhya geschützt, so dass den Bewohnern keine Gefahr durch die Tiermenschen und anderen Monster drohe, die des Nachts aus ihren Löchern gekrochen kommen. Die Tatsache, dass die Anführerin Siegried eine einstige Priesterin Taals ist, trägt sicherlich einiges zu diesem Schutz bei. Hinsichtlich der Burg und ihrer Bewohner hatte Josef nur Abscheu übrig. Die Burg sei uneinnehmbar, Lady Magritta eine Tyrannin, und die etwa dreißig Mann starke Besatzung verschleppe regelmäßig Männer aus dem Dorf. War es früher nur einmal im Monat, so werde jetzt beinahe jeden zweiten Tag einer gefangengenommen und auf die Burg gezerrt. Keiner sei je zurückgekehrt. Nie sah jemand das Gesicht einer der Wachen - die Visiere ihrer schweren Rüstungen seien immer heruntergeklappt, selbst zum Trinken benutzten die Soldaten stets Strohhalme, und essen sah sie auch keiner. Besonders schlimm wurde die Situation für das Dorf in den letzten zwei Jahren nach dem unnatürlichen Sturm über der Burg. Auch ein imperialer Steuereintreiber, der vor einigen Monaten auf die Burg ging, um die (wegen der früheren Verdienste der Wittgensteins stark reduzierten) Steuern zu kassieren, ward nie mehr gesehen.

Bernard und ich bezogen sodann in den oberen Stockwerken der Mühle Posten und beobachteten das Geschehen draußen. Gegen Abend rumpelte eine Kutsche die Straße vom Schloss herunter, begleitet von zwölf schwer gepanzerten und bewaffneten Soldaten. Der Grund für diese starke Begleitmannschaft wurde auch recht bald offenbart: Während sechs der Männer vor der Haustür Stellung bezogen, rannten die übrigen um das Haus herum und stürmten durch den Hinterhof und die Lieferantentür ins Haus Russeaus: Eine Falle! Zum Glück hatten wir die Einladung abgesagt... Nach einer Weile entstieg die Baroness, eine etwa dreißigjährige, stark geschminkte Schönheit, der Kutsche und verbrachte etwa zwei Stunden im Hause des Doktors. Als sie wieder herauskam und Richtung Burg aufbrach, nahmen Bernard und ich eine Bewegung auf dem Dach der Sternschnuppe wahr. Eine Gestalt kroch über die Schindeln und beobachtete ebenfalls die Abreise von Magritta. Als ich genauer hinsah, gefror mir beinahe das Blut in den Adern: Es war Etelka Herzen!

Eine leichte Unschlüssigkeit machte sich breit; war das nun ein Vor- oder ein Nachteil, dass Etelka so schnell die Spur von uns und/oder dem Warpstone-Kometen wieder aufgenommen und bis hierher verfolgt hatte? Einerseits war die bedrohliche Nähe der verrückten Magierin an sich schon eine recht unangenehme Sache. Andererseits, sollte es zu einer Konfrontation zwischen der Gruppe Etelkas und den Wittgensteins kommen, könnten wir als lachende Dritte aus der Situation herauskommen. Da dies aber Probleme der Zukunft waren und wir vermuteten, dass Etelka in dieser Nacht keine großen Aktionen mehr starten würde, verfolgten wir zunächst unsere eigenen Pläne weiter. Diese beinhalteten zunächst die Durchführung des geplanten nächtlichen Besuches bei Russeau. Da die Schlafzimmer im oberen Stockwerk zu liegen schienen, sollte es keine allzu große Herausforderung sein, sich ein wenig im Haus umzusehen.

Wir schlichen auf Umwegen durch das Dorf zum Hause des Arztes. Das heißt, ich schwebte lautlos voran, gefolgt von einem ebenfalls kaum wahrnehmbaren Bernard. Lediglich Richard stellte sich als der Hemmschuh am Siegeswagen des Imperators heraus: In der Dunkelheit übersah er eines der frei umherlaufenden mutierten Dreikopfhühner. Laut gackerte das Tier auf, als sein Körper von Richards schwerem Stiefel zermalmt wurde. Die aus dem zerquetschten Leib austretenden Organe und Körperflüssigkeiten veranlassten das Fußkleid Richards, den Kontakt mit dem Boden aufzugeben und eine unglückliche Verkettung physikalischer Ereignisse in Gang zu setzen. Seinen spektakulären Rückwärtssalto beendete unser Hüne, indem er den immensen Schwung seines Körpers gezielt mit dem Hinterkopf auf dem harten Lehmboden der Dorfstraße abfing. Zum Glück gingen des Hühnchens Todes- und Richards Schmerzensschreie in der allgemeinen nächtlichen Horrorgeräuschkulisse aus dem Wald unter. So hatten wir zwar, obwohl noch keinem Feindkontakt ausgesetzt, den ersten Schwerverletzten des Abends zu beklagen, gelangten aber trotzdem unbemerkt bis zum Hause des Doktors.

Bernard und Richard verabredeten ein paar einfache Geheimrufe mit mir, hielten draußen Wache, und ich huschte in den Schatten der Hofmauer. Bereits bei der Hoftür stellte ich überrascht fest, dass diese zum einen mit einem Schloss gesichert und zum anderen mit einer gemeinen Speerfalle versehen war. Beides konnte ich jedoch problemlos überwinden. Im Hof stand ein Schuppen, aus dem es erbärmlich nach Alkohol stank. Hier lagerte und produzierte Russeau also seinen gemeinen rosafarbenen Trunk! Hiermit hatte ich später noch etwas Besonderes vor. Zunächst aber widmete ich mich der Hintertür zum Haus. Auch hier verbarg sich unter der Treppenstufe eine Falle! Das Schloss der Tür sprang leicht auf, und vorsichtig machte ich einen weiten Schritt ins Haus. Im Arbeitszimmer widmete ich mich zunächst der großen Truhe, die uns am Tage aufgefallen war. Nachdem das komplizierte Schloss geknackt war, fand ich darin ein paar Dokumente (Bernard stellte später fest, dass es zum einen ein verkappter Liebesbrief des Arztes an Lady Margritta war, zum anderen Forschungsaufzeichnungen, die einen "Staub" erwähnen, welchen der Doktor von ihr erhalten hatte; dieser bewirkte ein Ende der Lethargie der Patienten, nachdem er der rosa Brühe zugefügt wurde, hatte allerdings Todesfälle und unerwünschte Verhaltensmuster zur Folge). Des Weiteren enthielt die Truhe einen ordentlichen Batzen Münzen, von denen ich einen Teil einsackte, und einen wertvollen antiken Siegelring der Wittgensteins. Als ich mich dem Regal widmete, welches Bernard erwähnte, passte ich leider nicht richtig auf. Die Kratzspuren auf dem Boden hätten mir verraten müssen, dass die Geheimtür nicht geräuschlos zu öffnen ist. So erhaschte ich nach dem lautstarken Öffnen des Regales lediglich einen Blick auf eine modrige Kellertreppe, die in die schwarze Tiefe hinabführte. Ein selbst für meine abgestumpften Sinne aufdringlicher Leichengestank wehte aus dem Dunkel des Kellers hervor. Aber schon begann Russeau oben zu brüllen, und ein rasanter Abgang war gefragt. Die Fallen vermeidend lief ich hinaus, sammelte die Kameraden ein, und zurück ging es zur Mühle. Hier teilte ich die gemachten Beobachtungen mit Bernard und Richard.

Nachdem die Aufregung im Hause Russeaus sich etwas gelegt hatte und die meisten Lichter in den Fenstern wieder erloschen waren, zog ich erneut los, aber dieses Mal alleine. Zornig dachte ich an die Falle, die uns der Doktor stellen wollte, und an die Menschen, denen durch die "Medizin" schlechtes wiederfahren war. Mal sehen, wie Russeau eine Kostprobe seines eigenen Trunkes schmecken würde! Ein Hauptbestandteil schien ja Alkohol zu sein. Ich stopfte also einen Lumpen in eine der Flaschen, wartete bis er sich vollgesogen hatte, und näherte mich der Hofmauer. Aus dem Augenwinkel sah ich eine Gestalt hinter einer Hausecke lauern. Hoffentlich hatte mich der Fremde nicht gesehen! Rasch wich ich hinter eine Mauer zurück, entzündete die Lunte meiner Brandbombe - und ließ sie vor Schmerz beinahe fallen. Der Fremde hatte mich scheinbar auch wahrgenommen und nun einen Armbrustbolzen um die Hausecke herum geschossen, welcher nun in meiner Seite steckte! Ein solcher Meisterschütze konnte nur einer der Schergen Etelkas sein. Rasch warf ich die brennende Flasche in Russeaus Hof und rannte, fluchend vor Schmerzen, auf Umwegen zurück zur Mühle. Gerade rechtzeitig zogen Bernard und Richard meinen geschundenen Leib zur Hintertür ins Innere, da wurde draußen die Nacht zum Tage: Mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte der Schuppen, und glühende Trümmerstücke wurden in alle Himmelsrichtungen geschleudert. Wie durch ein Wunder stand das Haus Russeaus trotz des immensen Feuerballs, in dem es für einige Sekunden badete, nicht in Flammen. Die Nachtruhe, welche für uns nach Behandlung meiner Wunden begann, sollte für Russeau und seine Mitbewohner in dieser Nacht jedenfalls entfallen.

Am nächsten Morgen wurden wir vom Geschrei eines tobenden Mobs geweckt. Die Abhängigen waren zur allmorgendlichen Fütterung beim Doktor erschienen. Dieser musste jedoch auf die immer noch qualmenden Überreste seiner einstigen Produktions- und Lagerstätte verweisen. Vom Entzug geplagt, richteten die Süchtigen ihren Zorn auf die einzigen Fremden im Dorf, die ja für das Unglück verantwortlich sein mussten. Da wir gestern offiziell abgereist waren und uns seitdem im Verborgenen gehalten hatten, blieben lediglich Etelka und ihre Söldner übrig! Nur wenige Minuten später wurden eben jene auch von einem wütenden Menschenauflauf zunächst aus ihren Betten in der Sternschnuppe gezerrt und dann mit Schimpf und Schande aus dem Dorf gejagt, nachdem sie eine anständige Tracht Prügel empfangen hatten. Zwar blieben auch einige der Lumpengestalten reglos im Straßenstaub liegen, jedoch hatten Etelka und ihre Schergen dieser Übermacht nichts entgegenzusetzen.

Unsere Schadenfreude hielt allerdings nur für kurze Zeit an. Am Vormittag ritten drei der Burgwachen in das Dorf, wohl um Nachforschungen bezüglich der nächtlichen Ereignisse anzustellen oder den Aufenthaltsort der Gesetzlosen im Wald zu erfahren. Sie prügelten einen alten Bauern zu Brei und machten sich dann daran, ihn am nächsten Baume aufzuknüpfen. Das konnten wir nicht geschehen lassen! Außerdem war dies die Gelegenheit, den Dorfbewohnern und den Rebellen zu beweisen, auf wessen Seite wir stehen. Wir rannten zum Ort des Geschehens, und aus einiger Entfernung schleuderte ich einen dicken Stein in Richtung der Soldaten, der auch mit einem zufriedenstellenden Scheppern den Helm des Tunichtgutes traf. Wütend knurrend drehten sich die Soldaten um, machten jedoch keine Anstalten, von ihrem Opfer abzulassen und uns zu verfolgen. Daher setzte Bernard noch einen drauf. Mit einem lauten Knall entlud sich seine Muskete, und einer der Soldaten brach schreiend zusammen, während das Blut in Strömen aus den Zwischenräumen seiner Beinpanzerung spritzte. Noch während ihr sterbender Kamerad auf dem blutgetränkten Boden seine Todeszuckungen vollführte, setzten sich die beiden übrigen Soldaten rumpelnd und scheppernd in Bewegung. Wir rannten in Richtung Wald, darauf achtend, dass der Abstand nicht zu groß wurde. Im Unterholz schließlich stellten wir uns den Feinden. Ein überwältigender Leichengestank ging von den Männern aus. Meine Schläge schienen an den schweren Rüstungen abzuprallen, und Bernard und Richard hatten zuerst gar kein Glück, ihre Hiebe verfehlten die Gegner ganz. Aber als ich einen glücklichen Treffer landete, fiel einer der Angreifer zu Boden und rappelte sich erst nach einer Zeit wieder auf. Von nun an wendete sich das Blatt. Bernards neue Klinge schnitt wie Butter durch das Visier seines Gegners, und in einem Schwall von Blut spaltete er dem Unhold sein Gesicht. Blubbernde Schreie ausstoßend sank der Feind zu Boden. Im gleichen Augenblick zertrümmerte Richard seinem Gegenüber das Rückgrat, und zuckend hauchte auch dieser sein Leben aus.

Schwer atmend blickten wir uns an. Das war knapp! Hätte Bernards glücklicher Musketentreffer nicht einen der Soldaten bereits ausgeschaltet, wären wir mit dreien dieser schwer gepanzerten Hünen wohl kaum fertig geworden. Neugierig trat ich demjenigen, dem Bernard nicht die Visage zertrümmert hatte, den Helm vom Kopf. Voller Ekel blickte ich in das, was wohl einst das Gesicht des Mannes gewesen war. Die Haut war übersät von eiternden Geschwüren, eine Augenhöhle beherbergte statt des Augapfels hunderte sich windender Maden, und auch die aus dem Mund herausquellende Zunge schien von einer Art eigenem Leben erfüllt zu sein. Die Burgsoldaten mögen zwar keine Untoten sein, aber der Begriff "lebendig" scheint in diesem Zusammenhang nicht wirklich anwendbar.

Da die Mittagsstunde näher rückte, liefen wir durch den Wald hinüber zum Tempel. Im Gebüsch versteckt warteten wir auf Hilda. Außer ein paar der Kannibalen, welche hin und wieder vorbeistolperten, sahen wir keine Menschenseele. Gegen Mittag tauchte plötzlich Hilda wie aus dem Nichts neben uns auf. Unser kleiner Zusammenstoß mit den Burgsoldaten hatte sich inzwischen herumgesprochen; sowohl die Rebellen als auch die Burgtruppen hatten Kenntnis von dem Vorfall. Sergeant Kratz, scheinbar der Anführer der letzteren, wütete gemeinsam mit zwölf seiner Männer nun im Dorf auf der Suche nach den Mördern seiner Untergebenen. Aber dies war ein Problem, an dem wir im Moment nichts ändern konnten. Hilda führte uns etwa eine Meile weit in den Wald hinein. Nach und nach fiel uns auf, dass sowohl Flora als auch Fauna keine Spuren der sonst um Wittgendorf üblichen Mutationen mehr aufwiesen. Wie hatten den geschützten Bereich betreten. Hilda warnte uns auch gleich, diesen Bereich des Nachts auf keinen Fall zu verlassen; keiner sei je wiedergekehrt, um zu berichten, was für Wesen bei Dunkelheit hier ihr Unwesen treiben.

Plötzlich lichtete sich der Wald, und wir standen auf einer etwa hundert Schritte durchmessenden Waldlichtung. Siegried, die Anführerin der Waldrebellen, begrüßte uns. Sie war eine natürliche Schönheit mit auffallend grünen Augen, die uns sehr an die Bewohner Unterwalds erinnerten. Als ich den Namen Corobres erwähnte, war das Eis endgültig gebrochen; er und Siegried teilten scheinbar eine gemeinsame Vergangenheit. Wir erklärten der Anführerin den Grund unserer Anwesenheit, unsere Pläne und warnten auch gleich vor der Anwesenheit Etelkas. Immer noch nicht wissend, ob dies sich als Vor- oder Nachteil entwickeln würde, horchten wir erstaunt auf, als Siegried nebenbei eine Tatsache erwähnte, die uns sehr interessierte: Im Wald zwischen dem Lager und der Burg habe man ein Höhlensystem entdeckt. Einige Leute vermuteten, dass man dadurch hinauf in den Burgkeller gelangen könnte; leider sei keiner, der die Höhlen erforschte, je zurückgekehrt. Wenn wir durch die Höhlen ins Schloss gelangen und Seile auftreiben konnten, um die Waldbewohner die Klippen erklettern zu lassen, würden uns diese dabei helfen, zumindest die vorderen Teile der Burg zu erobern. Der hintere Trakt, welcher die Gemächer der von Wittgensteins enthält, wäre allerdings alleine unser Problem.

So beschlossen wir, am nächsten Tag im Morgengrauen zu den Höhlen zu gehen und diese zu erforschen. Auch wenn der Lärm des Nachts noch unheimlicher und erschreckender war als im Dorf, da von allen Seiten kommend, legte ich mich mit einem Gefühl vager Hoffnung zur Ruhe. Ein Sturmangriff auf die Burgtore war schon von Anfang an keine Vorstellung, die mir gefallen hätte. Nun würde sich mit etwas Glück am nächsten Tage eine Möglichkeit bieten, unseren Konflikt auf eine elegantere Art und Weise zu lösen...


Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #41 am: 24.09.2010 | 10:15 »
Eine Schlacht im Wald, leuchtende Flora und Fauna in der Unterwelt Wittgensteins sowie ein etwas anderer Halbling bereiten den Recken nicht unerhebliche Probleme...



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



24. Abkratzen und Höhlenforschung


Bei Tagesanbruch verstummten nach und nach die furchterregenden Laute der Nacht. Mit den Rebellen wurde vereinbart, dass wir zunächst die Höhlen auskundschaften würden; sollte sich ein Weg in die Burg hinein finden, könnten wir die Waldbewohner nachholen. Siegrid teilte uns Hilda als Führerin zu, und ehe wir es uns anders (um nicht zu sagen: besser) überlegen konnten, zogen wir hinaus in den Wald. Schon bald verließen wir den Teil des Waldes, der unter dem Schutz der Götter stand, und fanden uns in dem wittgenstein'schen Alptraumwald wieder, den wir schon von den vergangenen Tagen kannten. Wenn es schon hier draußen so unheimlich war, wie sollte es dann erst in den Höhlen sein?

Doch die Antwort auf diese Frage sollte erst noch ein wenig zurückgestellt bleiben. Nach etwa einer halben Stunde hörten wir aus dem Wald vor uns Knacken und leise Stimmen. Answald, der voranschlich, meldete bei seiner Rückkehr eine Gruppe Feinde aus dem Schloss! Angeführt von ihrem Hauptmann Kratz zu Pferde kamen uns sechs der schwer gepanzerten Fußsoldaten entgegen. Zu allem Überfluss, als sei diese Streitmacht nicht schon überlegen genug, bewegte sich vor der Gruppe ein gehörnter und bepelzter Tiermensch, der schnüffelnd und grunzend den Pfad der Soldaten auskundschaftete. Der Versuch, dem Trupp schleichend auszuweichen, war aufgrund der mangelhaften Geschicklichkeit einiger Gruppenmitglieder von vornherein zum Scheitern verurteilt. Aber abgesehen davon hätte der Tiermensch wohl ohnehin unsere Witterung und anschließend die Verfolgung aufnehmen können. Also rannten wir, angeführt von Hilda, kreuz und quer durch den Wald, ohne die Verfolger jedoch abschütteln zu können. Schließlich blieb uns nur ein Ausweg: Das Camp. Hier würden die vielen Fallen und die Übermacht der dreißig mit Bögen bewaffneten Rebellen kurzen Prozess mit den Feinden machen!

So viel zur Theorie. Die erste Falle, die zuschnappte, wurde leider von Hilda ausgelöst. Glücklicherweise war es lediglich eine Schlinge, die sich um ihr Bein wickelte, und keine der tödlichen Speerfallen. Aber dieser kleine Zwischen fall kostete uns wertvolle Zeit, und als wir das Mädchen befreit hatten, war unser ohnehin schon recht knappe Vorsprung noch weiter dahingeschmolzen. Im Lager angekommen, wurde unserer Siegesgewissheit ein weiterer herber Dämpfer versetzt: Die meisten der Campbewohner waren ausgeflogen, um zu jagen und Vorräte zu sammeln. Aber auch die übrigen zehn Bogenschützen hätten uns wertvolle Dienste geleistet - wären nicht acht von ihnen voller Angst in die Wälder geflohen, als sie von unseren Verfolgern erfuhren. Also waren wir mehr oder weniger auf uns alleine gestellt. Zwar hörten wir im Wald hinter uns ein paar der Fallen auslösen, jedoch brach Augenblicke später die gesamte Streitmacht in unverminderter Stärke aus dem Unterholz hervor. Auch der Hagel aus Kugeln und Pfeilen, mit dem wir unsere Gegner eindeckten, zeigte wenig Wirkung. Während sich der Tiermensch und Hauptmann Kratz auf Answald stürzten, war der Rest der Verteidiger genug mit der Abwehr der gewöhnlichen Soldaten beschäftigt. Mir gelangen zwei glückliche Treffer bei meinem und Bernards Gegner, so dass wir dem arg in Bedrängnis geratenen Answald gerade noch rechtzeitig zur Hand gehen konnten. Die Winde der Magie schienen Magnus derweil auch nicht sonderlich gewogen zu sein; Feuerball um Feuerball pumpte er in den Leib des Tiermenschen, ohne jedoch die übliche durchschlagende Wirkung zu erzielen. Schließlich gelang es uns jedoch mit vereinten Kräften, den verhassten Kratz zu erschlagen. Als sein schlaffer Leib auf den Boden klatschte, ergriffen die kümmerlichen Überreste seiner Truppe die Flucht. Das mussten wir verhindern, niemand durfte mit dem Wissen um das geheime Camp entkommen! Die beiden übrigen Soldaten fielen unseren Hieben in ihre Rücken rasch zum Opfer, aber der Tiermensch war zu schnell, seine muskulösen Beine trugen ihn in Windeseile ins Unterholz - wo er glücklicherweise nach wenigen Augenblicken mit einem markerschütternden Schrei von einer der Speerfallen aufgespießt wurde.

Vom Kampfeslärm angelockt, kamen die Rebellen nach und nach aus dem Wald herangelaufen. Jubel wurde laut, als man den gefallenen Kratz bemerkte. Dieser verstummte jedoch, sobald ich ihm den Helm vom Kopfe trat. Wie seine Soldaten, so war auch Kratz nur noch ein vergammeltes Stück Fleisch, das mit einem lebenden Menschen nicht mehr viel gemein hatte. Trotz gründlicher Durchsuchung, die selbst mir als leichentechnisch recht abgehärtetem Mann schwerfiel, fanden wir leider nicht den Burgtorschlüssel in den Überresten des Hauptmannes. Also blieb uns, nach Behandlung der Verwundeten, lediglich ein zweiter Versuch, in die Tunnel zu gelangen.Diesmal konnten wir den Weg unbehelligt zurücklegen; scheinbar gingen der Burg die Soldaten für derartige Patrouillen aus. Ohne Hildas Hilfe hätten wir den versteckten Höhleneingang kaum gefunden. Answald fand ein paar Spuren, die an die riesiger Eidechsen erinnerten. Wir verabredeten mit den Rebellen, sie am nächsten Tag zur Mittagsstunde wieder am Höhleneingang zu treffen, und während die Waldbewohner sich wieder ins Unterholz zurückzogen, begaben wir uns in die Höhlen.

Der Weg war so schmal und niedrig, dass wir nur einzeln und in gebückter Haltung gehen konnten. Ich schritt mit meiner Laterne voran. Nach wenigen Metern konnten wir ein tiefes Grollen vernehmen, welches ein wenig an das Tosen eines Flusses erinnerte. Ein paar Schritte später gesellte sich ein merkwürdiges Quietschen dazu. All diese Geräusche scheinen Magnus ein wenig verängstigt zu haben; plötzlich behauptete er, ein Gesicht an der Höhlendecke gesehen zu haben. Ich warf eine Fackel in den Gang, jedoch war nichts zu erkennen. Lediglich ein kleiner Schleimfleck war an der Stelle zu finden. Nach einer weiteren Viertelstunde gelangten wir an eine Kreuzung. Ich entschied, immer den möglichst rechten Weg zu wählen, und bog fortan immer entsprechend rechts ab beziehungsweise hielt mich geradeaus, wenn eine Wegkreuzung keinen rechten Weg anbot. Zusätzlich markierten wir jede Abzweigung, um uns auch wirklich nicht zu verlaufen. Die Wahl war scheinbar weise: Aus den Einmündungen zu unserer Linken drangen wieder und wieder Steineklappern, schauderhafte Schreie und schlimmere Laute.

Der Gang wurde hin und wieder breiter und mündete in verschiedene Höhlen. Aus der ersten dieser Höhlen drang ein gedämpfter grüner Lichtschein. Dieser rührte von Pilzen, die überall an den Wänden wuchsen. Bernard nahm einige Exemplare mit; obwohl sie nicht so aussehen, sollen sie angeblich eine starke heilende Wirkung besitzen. Tolle Auswahl hat man, wenn man verwundet ist: Grüne Schleimpilze, die im Dunkeln leuchten, oder Verbände aus Kuhdung...

Auch in der nächsten Höhle konnten wir grüne Schemen leuchten sehen. In der Erwartung, wieder auf die leuchtenden Pilze zu treffen, schritten wir voran. Doch plötzlich erscholl ein zorniges Zischen und Quieken: Vier Menschengroße Ratten, deren räudiges Fell den kränklich-grünen Schein ausstrahlte, stürzten aus der Tiefe der Höhle auf uns zu! Mit rasiermesserscharfen Klauen und Zähnen griffen die Untiere an. Wegen der Enge konnten nur Magnus und ich die Angriffe abwehren. Magnus murmelte die Worte eines Zaubers, doch lange Zeit geschah nichts. Doch endlich, als es mir kaum noch gelang, die Flut aus verrottetem Fell und blitzenden Reißzähnen abzuwehren, loderte das Schwert unseres Magiers in einer rot-gelben Flamme auf. Zwei der Riesenratten verschwanden quiekend vor Angst in den Tiefen der Höhle, während die beiden anderen scheinbar von den hellen Flammen in eine Berserkerwut versetzt wurden. Während ich einem der Viecher den Schädel einschlug, biss das andere Magnus kräftig in die Wade. Wütend schlug dieser der Ratte in die Rippen, und als auch ich meine Hiebe auf das verbleibende Monster niederprasseln ließ, war der Kampf schnell zu Ende.

Bernard behandelte die übel aussehende Wunde in Magnus' Bein, so gut es ging. Anschließend setzten wir unseren Weg fort. Die nächste Höhle beherbergte keine leuchtenden Tiere und Pflanzen. Dafür war in einer Wand ein Felsspalt zu sehen. Als ich neugierig hineinleuchtete, schoss plötzlich ein armdickes, wurmartiges Wesen mit scharfen Zähnen aus der Wand und prallte gegen meine Brust! Ich hätte bestimmt das Gleichgewicht verloren, wäre nicht gleichzeitig ein ähnliches Geschöpf aus der Wand hinter mir hervorgeschnellt und gegen meinen Rücken geprallt. Zum Glück konnten die kurzen Zähnchen der Kreaturen meine Rüstung nicht durchdringen. Nach einem kurzen Kampf, in dem Magnus scheinbar wieder zur alten Macht zurückgefunden hatte, waren die harmlosen Wesen vernichtet; rauchend und qualmend zuckten ihre verkohlten Leiber auf dem Höhlenboden, nachdem sie von Feuerbällen dahingerafft wurden.

Das Grollen, welches uns die gesamte Zeit begleitet hatte, wurde nun immer lauter. Wie bereits vermutet, gelangten wir an einen zwar recht schmalen, dafür aber recht reißenden unterirdischen Strom. Dahinter ging der Tunnel weiter. Obwohl recht glitschig, gelang es mir hinüberzuspringen. Die anderen folgten, wobei sich unsere schwer gerüsteten erst entkleiden mussten. Wir passierten anschließend eine weitere Höhle, betraten sie jedoch nicht, sondern folgten weiter dem Gang. Dieser führte uns schließlich zu einer Wendeltreppe. Sollte es etwa tatsächlich so einfach gewesen sein? Vorsichtig schlichen wir hinauf - es muss ein Höhenunterschied von zweihundert Fuß gewesen sein - und kamen in einen tür- und fensterlosen Raum. Die versteckte Falltür in der Decke war jedoch rasch gefunden, und nach einem sichernden Blick durch den Lukenspalt schlich ich ins hinaus. Die Luke führte tatsächlich in ein verfallenes Gesindehaus auf dem Hof der Burg. etwa zwanzig zerlumpte Gestalten, scheinbar die aus dem Dorf verschleppten Männer, schlurften unter den wachsamen Blicken einiger Soldaten auf dem Burghof umher. Sie schienen in verfallenen Baracken zu hausen. Vermutlich befand sich dieser Hof im ersten Wehrturm der Burg, also dem Teil, welcher Wittgendorf zugewandt war.

Ich stieg zurück zu meinen Kameraden und teilte die neuen Erkenntnisse mit ihnen. Rasch hatten wir den Plan gefasst, bis zum nächsten Tag am Fuße der Treppe zu rasten, dann wollten wir die Rebellen durch die Höhlen in die Burg führen, um der Schreckensherrschaft der Wittgensteins endgültig den Garaus zu machen und unseren Auftrag zu erfüllen. Also bezogen wir unser Lager auf den untersten Stufen und versuchten, etwas Schlaf zu finden. Während meiner Wache vernahm ich plötzlich ein Schmatzen aus dem Höhlengang. Ich bereitete sicherheitshalber einen Brandsatz vor, wie er bereits beim Haus des angeblichen Arztes Russeau bereits gute Dienste geleistet hatte. Doch noch während ich die Lunte in die Flasche stopfte, rief Answald hinter mir eine Warnung aus. Ich ließ mich zu Boden fallen - und keinen Moment zu früh: An der Decke über meinem Kopf hing eine Gestalt, deren Anblick mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein Hobbit, der von einem Pferdefuhrwerk überfahren wurde, hätte vermutlich Ähnlichkeit mit der Kreatur gehabt. Allerdings wäre hierfür ein sadistischer Kutscher nötig gewesen, der das Überfahren etwa fünfmal ausführt. Nur knapp zischte die Axt des hässlichen Wesens an meinem Gesicht vorbei. Enttäuscht zischend, huschte die Kreatur mit schmatzenden Geräuschen zurück in die dunklen Gänge. Ich warf noch meinen Brandsatz hinterher, vergaß jedoch vor lauter Schreck, ihn auch anzuzünden.

So verbrachten wir den Rest der Nacht im benebelnden Alkoholdunst der rosafarbenen Ekelplörre. Hoffentlich ist die Nacht bald vorbei - wir sehnen uns so langsam nämlich alle nach dem Tageslicht. Ob wir es jemals wiedersehen...?


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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #42 am: 30.09.2010 | 15:15 »
Ich sage nur Waterloo  :D



Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



25. Der Sturm auf Burg Wittgenstein


(oder: Die Geschichte vom lauen Lüftchen)

Nach unserer erfolgreichen Aufklärungsmission und der merkwürdigen Begegnung mit dem Hackebeil schwingenden, an der Decke klebenden Pygmäen vollendeten wir unsere Nachtruhe und begaben uns schließlich zurück zum Ausgang. Schon von Weitem hörten wir die beunruhigenden Geräusche des hiesigen Waldes bei Nacht, daher warteten wir noch in der Höhle bis zur Morgendämmerung. Als es draußen hinreichend hell war, verließen wir die Stollen und wurden auch schon von Hilda und einem weiteren der Waldbewohner erwartet. Sogleich machten wir uns auf in Richtung Camp, um unser weiteres Vorgehen mit Siegried abzustimmen.

Doch schon nach wenigen Minuten hörten wir aus dem Gebüsch vor uns ein Knacken. Answald schlich voran, um nachzusehen. Der Rest von uns versteckte sich mehr oder weniger gut. Und keine Sekunde zu früh! Auf dem Weg vor uns sahen wir eine Gruppe Freaks, für deren Gefangennahme Dr. Malthusius von den Schaustellern in Bögenhafen seine Seele verkauft hätte. Anführer war ein riesiger Tiermensch mit dem Kopf eines Keilers, der in seiner Pranke einen Speer hielt, der in Länge und Umfang dem Segelmast eines mittelgroßen Schiffes zu entsprechen schien. Ihm folgten sechs missgebildete Männer. Der erste hatte Ohren wie ein Elefant, der nächste grünes Fell, einer Beine wie ein Vogel und wieder ein anderer ein drittes Auge auf der Stirn. Ihr Weg hätte sie nur wenige Meter an uns vorbeigeführt. Bernard hatte seinen Kopf in ein Gebüsch gesteckt, während der Rest seines Körpers noch auf den Weg ragte. So würde er bestimmt entdeckt werden! Leise raunte ich ihm zu, dass er weiter in den Busch kriechen müsse. Doch der Mutant mit den Segelohren hörte dieses leise Wispern und machte den Anführer auf unser Versteck aufmerksam.

Plötzlich trat Magnus aus seinem Versteck hervor. Seltsame Worte rufend, fuchtelte er mit den Armen in der Luft herum. Mit einem letzten Wort der Macht stieß er seine Hänge gen Erdboden, und eine meterlange Flammenwand loderte zwischen uns und den Mutanten aus der Erde empor. Diese ruckten voller Panik herum und flohen in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Dummerweise hatte sich von hier schon Answald angeschlichen, um den Feinden in den Rücken zu fallen, sollten sie uns entdecken. Durch die Flammen konnten wir nur schemenhaft erkennen, was geschah, und hörten nur das laute Donnerhallen der Donnerbüchse. Als die Flammen erloschen, bot sich indes das gewohnte Bild: Die niederen Mutanten waren bei dem lauten Knall von Answald Büchse geflohen, und der Keilertiermensch lag erschlagen zu Answalds Füßen. Sein schwarzes Blut und die gelbe Gehirnmasse bedeckten unseren Holzfäller von Kopf bis Fuß, und grinsend spuckte Answald Splitter vom gespaltenen Schädelknochen des Monsters aus.

Der restliche Weg zum Camp verlief ereignislos. Siegried war erfreut, als sie von unseren Entdeckungen hörte. Gemeinsam schmiedeten wir sodann unseren Plan: In Lumpen gehüllt würden wir bei Anbruch der Abenddämmerung nach und nach den Burghof betreten. Die gefangenen Dorfbewohner würden wir entsprechend zurück in die Tunnel geleiten. So könnten wir die armen Teufel retten und unauffällig die Bettler im Burghof gegen unsere Truppen austauschen. Das weitere Vorgehen würde sich dann gewiss schon ergeben. Also ging es mit der gesamten Streitmacht zurück in die Höhlen, wo wir dann am Fuße der Treppe darauf warteten, dass es Abend wird. Doch plötzlich erscholl ein Schrei! Wir eilten in die Richtung und fanden einen der Waldbewohner. Der Mann lag, mit eingeschlagenem Schädel und heruntergelassenen Hosen, in der Grotte neben dem unterirdischen Fluss. Trotz Warnung vor dem axtschwingenden Zwerg, der auch mich beinahe überrascht hätte, hatte er sich von der Gruppe entfernt, um seine Notdurft zu verrichten. Diese Unvernunft kostete ihn das Leben, ermahnte die übrigen Kämpfer jedoch zu größerer Vorsicht.

Als die Nacht über der Burg hereinbrach, schritten Siegried und ich zur Tat. Wir schlichen auf den Burghof hinaus und führten einen Bettler nach dem anderen zur Wendeltreppe in die Höhlen. Die Männer waren alle in einem erbärmlichen Zustand, einige nuschelten permanent irgendeinen Unsinn über die "Herrin der Freude und Befriedigung". Die Wachen, die sporadisch den Hof überquerten, schenkten uns keine Beachtung. Schließlich war Hans, der Mann von Emma mit dem Insektenkind, an der Reihe. Er sollte auch der letzte sein, den wir retteten, die übrigen Bettler waren in einem Zustand, der eine Rettung unmöglich machte. So führten wir nun alle Kämpfer in den Burghof. Während uns die Waldbewohner Rückendeckung geben sollten, versuchten meine Kameraden und ich, uns in den hinteren Teil der Burg zu schleichen, wo wir Lady Magritta und den Kometenklumpen vermuteten. Wir schlenderten über den Hof und eine Treppe hinauf zu den Wehrgängen, wo wir einen Durchgang in den hinteren Teil der Burg vermuteten.

Und hier endete unsere Glückssträhne. Das Geräusch von schnalzenden Armbrustsehnen und dem Einschlag der dazugehörigen Bolzen in der Mauer über unseren Köpfen ging nahtlos über in das Läuten einer Warnglocke und laute Alarmrufe. Ohne jemanden verantwortlich machen zu wollen, hat Magnus' sture Weigerung, sich ebenfalls in Bettlerlumpen zu hüllen, sicher zu unserer Entdeckung beigetragen. Doch sollte er auch der erste sein, der für diesen Fehler bezahlen würde. Zunächst jedoch versuchten wir den Armbrustschützen zu entrinnen und stürmten in die Tür am oberen Ende der Treppe. Der kleine Wachraumbot uns gerade so Platz, allerdings erst, nachdem Answald und Richard den Wachsoldaten zusammengeschlagen hatten, der darin wartete. Doch schon flog die Tür am Ende des Raumes auf! Der Leutnant der Wache mit einer silbernen Gesichtsmaske, der hinter der Tür stand, rief seinen Untergebenen ein lautes "Tötet sie!" zu. Während einer der Soldaten in den Türrahmen trat, um dem Befehl nachzukommen, spannten seine fünf Kameraden im hinteren Teil des Raumes fleißig ihre schweren Armbrüste. Noch während Magnus und ich versuchten, den Gegner im Türrahmen zu binden, traten im Hintergrund vier weitere Armbrustschützen hinzu. Von allen möglichen Gebäuden, die wir hätten auskundschaften können, hatten wir uns ausgerechnet und zielsicher die Burgkasernen ausgesucht! Auch von der Eingangstüre her drang plötzlich Kampfeslärm an meine Ohren: Bernard, der den Weg für unseren Rückzug bereitmachen wollte, sah sich auf der Treppe ebenfalls mehreren schwer gepanzerten Wachen gegenüber!

Mit einem glücklichen Dolchhieb gelang es mir schließlich, eine schwache Stelle in der Rüstung meines Gegners zu finden. Doch die Freude über diesen Triumph sollte nicht lange währen: Als der Soldat sterbend zusammenbrach, sah ich mich den neun Armbrustschützen gegenüber, die auf Kommando des Leutnants anlegten und ihre Bolzen in Richtung Tür abfeuerten! Geistesgegenwärtig warf ich mich zur Seite in den Schutz des Türrahmens; Magnus jedoch hatte nicht so viel Glück. Noch während er verzweifelt mit seinen Armen wedelte und arkane Worte rief, bekam er die gesamte Bolzensalve ab. Gespickt wie ein Igel sank unser Magier leblos zu Boden. Richard nahm sofort Magnus  Platz ein und feuerte seine Pistolen in die grobe Richtung der Armbrustschützen ab. Diese erschreckten sich jedoch nur wenig, als die Kugeln in das Mauerwerk hoch über ihren Köpfen einschlugen und kleine Steinchen auf ihre Helme rieseln ließen. Zum Glück verdarb der Leutnant seinen Truppen den nächsten Schuss, da er in den Türrahmen sprang und sich einen heftigen Schlagabtausch mit Richard lieferte.

Da unser wandelnder Feuerwanderschaffungsmensch in einer rasch wachsenden Pfütze seines eigenen Blutes lag, bereitete ich meine eigene kleine Überraschung vor. Der Brandsatz, den ich aus der letzten Flasche von Russeaus Gebräu bastelte, verkokelte zwar einige der Armbrustschützen heftig, hatte jedoch nicht die verheerende Wirkung, die man sich gewünscht hätte. Nun stieß der Leutnant Richard aus dem Weg und drängte sich in den Raum. Answalds Donnerbüchse knallte laut, jedoch prallten die meisten der Schrapnelle von der Rüstung des Feindes ab. Wütend über die Kratzer auf seiner Rüstung ließ der Leutnant fürchterliche Hiebe auf Answald niederprasseln, bis auch dessen lebloser Leichnam heftig blutend und mit tiefen Wunden neben Magnus' Kadaver auf dem Boden aufschlug. Gerade rechtzeitig gelang es Richard und mir, den mächtigen Gegner hinterrücks zu erschlagen, denn schon rannte der nächste der Soldaten aus dem Kasernenraum in die Wachkammer, in der wir uns befanden. Der scheinbar endlose Nachschub an Soldaten musste zum Erliegen gebracht werden, denn Bernard gelang es nur mühsam, uns den Rücken freizuhalten und den Weg für den Rückzug von Feinden zu säubern. Rasch griff ich in meinen Beutel und holte die Giftfalle heraus, welche ich einst aus dem Schreibtisch im Turm Etelka Herzens ausgebaut hatte. Den Schlauch in das verunstaltete Gesicht des neuen Gegners haltend, öffnete ich das Ventil am Druckbehälter. Eine dicke, dunkelgrüne Gaswolke schlug dem Soldaten entgegen. Die Wirkung trat auch unmittelbar ein: Der Mann sank schreiend in die Knie, schlug die Hände vor das Gesicht und erbrach schließlich in einem Schwall von Blut seine eigenen Eingeweide. Die übrigen Soldaten, von dem raschen Tod ihrer Kameraden und ihres Leutnants scheinbar endlich beeindruckt, begannen damit, sich in ihrem Raum zu verschanzen. Laut rief ich irgendeinen Unsinn von einer weiteren Giftgasfalle und stellte eine leere Schnapsflasche in den Türrahmen, um jede Art von Verfolgung im Keim zu ersticken.

Bernard hatte derweil den Weg nach draußen freigekämpft. Hier hatten die Waldbewohner aus Unrat ein paar provisorische Barrikaden errichtet und hielten die Armbrustschützen auf den Wehrgängen in Schach. Wir warfen uns die geschundenen Leiber unserer gefallenen Kameraden über die Schultern und zogen uns im Schutze des Pfeilhagels von Siegrieds Leuten in die Ruine mit der Falltür und das Treppenhaus zurück. Die Bogenschützen folgten uns. Alles in Allem hatten sie in ihren Reihen vier Tote zu beklagen. Bernard gelang es indes zum Glück, die winzigen Lebensfunken in den Körpern von Answald und Magnus zu erhalten und ihre furchtbaren Verwundungen halbwegs zu versorgen.

So sitzen wir nun wieder in den dunklen Höhlen am Fuße der Wendeltreppe herum. Dieser Weg in die Burg ist uns vermutlich von nun an versperrt. Wir wollten es zwar vermeiden, aber hoffentlich halten die unerforschten Teile der Minen noch eine weitere Route nach oben für uns parat? Katastrophaler als der heutige Auftritt kann es jedenfalls nicht werden. Und am schlimmsten schmerzt unsere Niederlage vermutlich mich, obwohl ich keinen einzigen Kratzer abbekommen habe: Nie, nie, niemals darf irgendeiner meiner Berufskollegen etwas von diesem unsäglich verpatzten Einbruchsversuch erfahren!


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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #43 am: 18.10.2010 | 15:21 »
Ein Oger bittet zum Tee...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



26. Leichen im Keller


Lautes Gerumpel und Gepolter erscholl aus dem Schacht der Wendeltreppe. Offenbar wurde die Falltür in den Burghof mit Schutt versiegelt, so dass dieser Weg in die Burg nun nicht mehr passierbar ist. Andererseits hatte dies auch seine gute Seite: Die Wachen verfolgten uns wenigstens nicht in die Höhlen.

Nachdem Bernard die Verwundeten nach besten Kräften versorgt hatte, ruhten wir uns erst einmal aus. Anschließend erkundeten Bernard, Richard und ich (Magnus und Answald mussten sich noch ein wenig von ihren schweren Verletzungen erholen) die übrigen Höhlen. Doch trotz all der furchtbaren Geräusche, die wir vor zwei Tagen aus den übrigen Stollen schallen hörten, waren die einzigen Feinde ein paar Fledermäuse, die sich von ein wenig Waffengefuchtel auch leicht in die Flucht schlagen ließen. Außer einigen Sackgassen, Leuchtpilzen und einer steinernen Brücke über den unterirdischen Fluss fanden wir keinen weiteren Aufgang zur Burg.

Schließlich stießen auch Magnus und Answald wieder zu uns. Trotz einiger Bedenken blieb schließlich nur eine mögliche Route, die wir noch nicht bedacht hatten: Der unterirdische Strom. Die vergitterte Höhle am Reikufer konnte durchaus das Ziel des Gewässers sein, und so banden wir unsere Seile zusammen, schlangen das eine Ende um meinen Leib und wie ein Fisch an der Angelschnur ließen mich meine Kameraden in die dunklen Höhlen stromabwärts gleiten. An drei Stellen musste ich tauchen, um weiterzukommen, und auch sonst war nur ein kleiner Spalt mit schaler Luft an der Höhlendecke. Doch als ich das dritte Mal auftauchte, spürte ich frische, unverbrauchte Luft um meine Nase wehen – hier konnte ein Ausgang nahe sein! Doch meine Freude hielt nicht lange an, da sich plötzlich ein schleimiger Körper unter meine Hosen wand und mir kräftig ins Bein biss! Voller Panik ruckte ich am Seil das vereinbarte Zeichen, und meine Kameraden zogen mich zurück. Wild mit meinem Dolch stochernd, traf ich schließlich das Wesen, das einem riesigen Blutegel zu gleichen schien, und konnte es so von meinem Fleisch schneiden.

Nun war guter Rat teuer. Sollten wir es – trotz des Egelmonsters – mit dem Fluss versuchen? Oder doch lieber unsere Leben in einen Sturmangriff auf die Burgtore sinnlos wegwerfen? Schließlich siegte jedoch die Vernunft, und wir versuchten unser Glück mit dem Fluss. Einige der Waldbewohner blieben in der Flusshöhle zurück und bewachten unser Seil, an dem wir uns entlang hangelten. Magnus hatte zuvor einige unserer Gegenstände mit einem Fluch... ääähm, mit einem Lichtzauber belegt, und derart gewappnet ließen wir uns von der Strömung hinfort spülen. Es erfolgte kein weiterer heimtückischer Angriff unter Wasser, und schließlich schwammen wir in einem ruhigeren Becken, das uns – wie erhofft – in die große vergitterte Höhle am Reikufer führte. An den Ufern brannten Fackeln, und in einer Wand konnten wir eine Tür sowie einige Schießscharten erkennen. Answald schlich aus dem Wasser an Land und erspähte eine hinter der Ecke versteckte Wendeltreppe. Zudem konnte er durch die Schießscharten drei würfelnde Wachen in der wittgenstein'schen Plattenrüstung und den üblichen verrotteten Visagen erspähen.

Noch während wir unser weiteres Vorgehen berieten, wurden nach und nach die Leichen von unseren Seilbewachern angetrieben. Entweder hatten die Burgwachen doch noch einen Angriff auf die Höhlen durchgeführt, oder Etelka Herzen und ihre Schergen hatten den geheimen Eingang gefunden! Da zu befürchten war, dass wer auch immer unsere Freunde aus dem Waldcamp getötet hatte, nun auch dem unterirdischen Strom folgen könnte. Um die Anzahl potentieller Feinde zu minimieren, schalteten wir zunächst die Wachen in dem kleinen Wachraum aus. Während Magnus Feuerbälle durch die Schießscharten sausen ließ, rissen die übrigen meiner Kameraden die Tür auf und prügelten auf die Männer ein. Als der erste Madenmann tot zu Boden stürzte, geschah etwas Merkwürdiges: Die beiden anderen ergaben sich! Da man diesen Gestalten jedoch nur so weit trauen konnte, wie man ein Pferd werfen kann, wurde einer der Beiden direkt seinem wohlverdienten Schicksal zugeführt, während der andere noch einer kleinen “Befragung” unterzogen werden sollte. Foltermeister Magnus schritt denn auch sogleich zur Tat: Schimpfworte und wilde Flüche ausstoßend hackte er mit seinem Schwert ein Bein des Delinquenten ab. Dieser reagierte leider recht mimosenhaft auf die ausgefeilten Verhörtechniken unserer Zauberspruchschleuder und verstarb unerklärlicherweise an dieser geringfügigen Verletzung, ohne auch nur eine einzige Frage beantwortet zu haben.

Mit einem am Ufer des unterirdischen Sees liegenden Boot untersuchten wir den übrigen Teil der Höhle und die Leichen der Campbewohner. Einer der Männer wies drei Löcher in seinem Leib auf, die mich unschön an die silbernen Zauberpfeile erinnerte, mit denen mich Etelka beinahe getötet hätte. So verschanzten wir uns am Fuße der Treppe, für den Fall dass die Feinde über den unterirdischen Fluss kamen, und ruhten die Nacht bei doppelter Wache, jedoch geschah – nichts.

Am nächsten Morgen wachte ich mit Fieber und Schweißausbrüchen auf. Das Pochen in meinem Bein war wieder stärker geworden. Bernard diagnostizierte einen beginnenden Wundbrand an der Bisswunde und begann sofort, das betroffene Fleisch wegzuschneiden. Zu allem Überfluss musste Magnus die Wunde ausbrennen, was ihm eine höllische Freude zu bereiten schien. Nachdem der Tag derart positiv begonnen hatte, begaben wir uns auch gleich die Treppe hinauf. Sie mündete nach etwa zweihundert Stufen in einem dunklen Kellergang. Mehrere Türen zweigten vom Gang ab. Eine war zugenagelt und mit Warnschildern versehen. Hinter einer weiteren Tür verbarg sich die Folterkammer mit der kompletten all-inclusive-Ausstattung, von der Streckbank über die glühenden Eisen bis hin zur Eisernen Jungfrau wurde alles geboten, was die moderne Foltertechnologie zu bieten hat. In einem Käfig an der Decke baumelte eine Kreatur, die wohl einst ein Mensch war. Die dürren Beine hingen aus dem Käfig hinaus, und ein vernünftiges Gespräch war nicht zu führen. Seine Einladungen zum Tee schlugen wir aus, konnten jedoch herausfinden, dass der hiesige Folterknecht wohl der Oger Slagdag ist. Im Anschluss an die Folterkammer fanden wir noch den Zellentrakt, in dem neben einigen Dörflern auch noch der imperiale Steuereintreiber, der vor einigen Monaten verschwunden war, eingesperrt war. Da wir ihnen im Moment nicht helfen konnten, setzten wir unsere Erkundungen fort.

Da bereits angesprochen, beschlossen wir, uns zunächst um den Oger zu kümmern. Der Raum Slagdags war leicht zu finden; ein bestialischer Gestank und lautes Schmatzen wiesen uns den Weg. Als wir die Türen in sein Zimmer öffneten, bot sich ein Anblick, den so die wenigsten Menschen bislang zu Gesicht bekommen haben dürften. Slagdag, drei Meter groß und mit grüner Haut, trug auf dem Kopf leuchtend orangene Haare. Neben ihm lehnte eine Axt, neben der selbst die große Waffe Answalds wie ein Kinderspielzeug aussah. An seinem Gürtel baumelten verfaulte, menschliche Köpfe, und die Reste der Leiber verspeiste das Monster gerade genüsslich. Er blickte auf, sah uns an und nuschelte irgendetwas an dem Oberschenkel vorbei, der gerade zwischen seinen Zähnen steckte. Der Anblick war zu viel: Unter dem Schutz von Magnus' Stillezauber feuerten wir unsere Armbrüste ab. Leider waren die Projektile nicht in der Lage, die dicke Haut des Monsters zu durchdringen. Lautlos brüllend stürzten wir uns auf den Oger, und schließlich war es das magische Schwert Bernards, das den Kampf entschied. Er stieß es dem Gegner zum Kinn in den Schädel hinein und trieb es aufwärts, bis es das kleine Hirn im Ogerschädel durchdrang. In der vollkommenen Stille sackte der Oger zu Boden, und Bernard sprang im letzten Moment zur Seite.

Die nächste Tür verbarg den Weinkeller der Burg. Ich wählte rasch einen Wein und einen Schnaps aus, wohl darauf achtend, einen Jahrgang vor Dagma von Wittgenstein und den Veränderungen der Gegend zu erwischen. Die vernagelte Tür gegenüber dem Weinlager übte trotz der Warnschilder eine gewisse Anziehungskraft aus. Wir brachen ein paar Bretter weg, jedoch wurden wir von einem Grauen ergriffen, als grauer Nebel und hohles Stöhnen durch den Türspalt drangen. Schaudernd nagelten wir die Bretter wieder fest und wandten uns dem Treppenaufgang nach oben zu.

Die Stufen führten in eine große Empfangshalle. Auf der langen Tafel in der Raummitte standen Gedecke mit verfaulten Essensresten. Treppen führten in die oberen Stockwerke. Ein flüchtiger Blick aus den Fenstern zeigte, dass wir in der Inneren Burg waren – unserem Ziel! Doch hinter einer der Treppen war eine Bewegung zu sehen. Ein Diener, etwa hundert Jahre alt und mit einer Vogelklaue anstelle des rechten Armes, schlurfte hustend umher. Bernard lockte ihn zur Treppe. Da ihm jedoch keine Informationen zu entlocken waren, bugsierten Bernard und ich ihn – an der drohend blitzenden Axt Answalds und den tanzenden Feuerbällen über Magnus` Händen vorbei – in eine der Zellen. Nachdem Answald noch ein kleines Schwätzchen mit dem Freak im Käfig gehalten hatte (bei dem es sich, wie sich herausstellten sollte, um den einstigen Arzt Wittgendorfs, den Vorgänger Russeaus, handelte), schlichen wir wieder in die Halle hinauf.

Hier beobachteten wir noch einmal in Ruhe den Hof. Im Burggarten wiegten sich seltsame Gewächse im Wind, und aus der Grube in der Mitte des Burghofes (die sich über dem vernagelten Raum zu befinden schien) quoll dichter grauer Nebel. Am Himmel schien ein Gewitter aufzuziehen, und dunkle Wolken zogen sich über der Burg zusammen. Plötzlich zerriss ein lauter Donnerschlag die Luft. Ihm war kein Blitz vorausgegangen, und er kam auch nicht aus den Wolken, sondern vom vorderen Teil der Burg. Sprengte dort etwa Etelka Herzen die Burgmauern, um an den Kometen zu kommen? Wie dem auch sei, wir würden uns nun sputen müssen, um unseren Auftrag noch erfüllen zu können. Doch wo sollen wir anfangen?


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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #44 am: 24.10.2010 | 21:20 »
Unsere wackeren Streiter bahnen sich in einer Spur der Vernichtung einen Weg durch die Burg und enden doch fast als Pfeifen...




Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



27. Burg Schnetzelstein


(oder: Das Schloss der tausend Leichen)

Rasch ging ich noch einmal in den Folterkeller zurück, um zu überprüfen, ob die Zellentür des Dieners auch richtig verschlossen ist. Zugegeben, der Umweg über den Weinkeller, wo ich noch rasch zwei Flaschen Branntwein in meinen Beutel stopfte, war auch von Anfang an geplant. Als ich wieder in die große Halle kam, waren meine Kameraden verschwunden. Ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit, in dieser unheimlichen Horrorburg plötzlich ganz allein zu sein. Jedoch sollte es mir nicht schwerfallen, den Rest der Gruppe wiederzufinden. Es bedurfte keines großen Spurenlesers, der Schneise der Verwüstung zu folgen, die sie in den wenigen Augenblicken meiner Abwesenheit zu schlagen vollbracht hatten.

Als erstes stieß ich auf eine Leiche, die trotz der schweren Verletzungen am ganzen Körper noch als Mann zu erkennen war. Das Gesicht ähnelte dem vieler Bilder auf den Gängen, es scheint also ein von Wittgenstein gewesen zu sein. Auch seine vier Arme konnten nicht genügend Waffen halten, um den Angriffen meiner Kameraden Paroli zu bieten. Glück im Gegensatz zu dem Toten hatte indes die scheinbar senile Oma, die mit ihren hässlichen Katzen in einem weiteren Raum weilte; sie wurde scheinbar verschont. Den blutigen Fußtapsen meiner Freunde weiter folgend, gelangte ich schließlich in einen weiteren Raum. Hier waren meine Gefährten auch recht gründlich vorgegangen; das schwarze Blut des offenbar im Schlaf zu Gulasch zerhackten Minotauren, dessen Überreste im Bett lagen, tropfte von sämtlichen Einrichtungsgegenständen herunter, und auch an der Decke klebte viel davon.

Aus dem Nachbarraum hörte ich Stimmen. Neugierig schlich ich um die Ecke - und musste beobachten und anhören, wie meine Kameraden sich angeregt mit einem Chaoskrieger des Tzeentch unterhielten. Der Krieger war über seiner mit furchtbaren Symbolen beschmierten Rüstung in Wolfsfelle gehüllt und trug einen überdimensionalen Wolfsschädel als Helm. Die lockere Gesprächsrunde drehte sich gerade darum, dass man erwog, den Chaoskrieger in unsere Gruppe aufzunehmen und fortan mit ihm gemeinsam die übrige Burg zu erkunden. Ungläubig starrte ich zu meinen Kameraden hinüber: Den gebrechlichen alten Diener, der keiner Fliege etwas zuleide getan hatte, wollten insbesondere Answald und Magnus auf bestialische Weise hinrichten; jedoch erwogen sie, kaum fünf Minuten später, nicht nur das Weiterleben eines Chaoskriegers zu akzeptieren, sondern sogar gemeinsame Sache mit ihm zu machen!

Endlich gelang es mir, meinen Kiefer wieder hochzuklappen. Der Krieger musste die ohnehin schon recht schwachen und umnebelten Geister meiner Freunde mit einem Zauber noch mehr verwirrt haben, anders war ihr Verhalten nicht zu erklären! Mit einem lauten Schrei stürzte ich mich auf den Feind und schlug ihm mit meinem Knüppel eine faustgroße Delle in seinen Brustpanzer. Bei seinem Gegenangriff schnitt mit der Krieger zwar fast das Bein ab, sodass ich blutend zurücktaumelte, aber zumindest schien der Bann gebrochen: Meine Freunde eilten mir zur Hilfe und griffen ebenfalls an. Der Chaoskrieger jedoch hatte einige schmutzige Tricks parat. So konnte er seine Arme auf eine unglaubliche Länge überstrecken. Bernard wurde von diesem Manöver völlig überrascht, und er sank mit einem ungläubigen Blick auf seine zertrümmerte Brust und den armdicken Blutstrahl, der daraus hervorschoss, zu Boden. Dieser Anblick versetzte Richard und Magnus offenbar in Rage. Zunächst entwand Richard den schlaffen Fingern Bernards Barrakul und drosch mit der magischen Waffe auf den Wolfshelm ein. Die Klinge muss den Schädel darunter förmlich gespalten haben, aber noch weigerte sich der Gegner, seinen Tod auch zu akzeptieren. Mit einem gurgelnden Brüllen hob er erneut das Schwert mit seinen überlangen Armen. Doch noch bevor er die Waffe hinuntersausen lassen konnte, rollte eine Hitzewelle durch den Gang. Magnus, mit zorniger Stimme fremdartige Silben brüllend, gestikulierte wild mit seinen Händen herum. Die Luft um ihn begann zu flimmern, und plötzlich schoss aus seinen Fingerspitzen ein mühlsteingroßer Feuerball auf den Gegner zu. Die Luft wurde erfüllt von einem unerträglichen Schwefelgestank (welcher Magnus fortan anhaften sollte), und der Feuerball schlug in dem Helm des Chaoskriegers ein. Mit einem schmatzenden Knall explodierte der Helm, der die kochende Hirnflüssigkeit des Kopfes nicht mehr halten konnte. In einem Regen aus dampfender Hirnmasse, Schädelsplittern und Wolfspelzbüscheln sank der kopflose Körper des Feindes auf den Boden, wo er qualmend noch ein wenig vor sich hinzuckte.

Ehrfürchtig blickten wir Magnus und seine immer noch leicht rauchenden Fingerspitzen an. Jedoch wurde seine scheinbare Macht rasch relativiert, als das Unwetter draußen an Kraft zulegte und mit einem grellen Blitz - gefolgt von ohrenbetäubendem Donner - eindrucksvoll zeigte, was wahre Macht bedeutet. Der laute Donnerknall schien auch Bernard von den Toten zurückgeholt zu haben. Ruckartig setzte er sich auf, und ungläubig blickte er auf seine Brust. Die Blutung hatte aufgehört, und glücklicherweise schienen auch die übrigen Verletzungen weniger schlimm, als es zunächst den Anschein hatte.

Unsere Suche ging weiter. Im angrenzenden Wohnraum wurde Richard von einer Blumenvase begrüßt, die ihm mit einem lauten Knall gegen den Kopf schlug. Kaum hatte er sich, die rasch größer werdende Beule reibend, wieder hochgerappelt, da flog auch schon ein Kerzenständer quer durch den Raum auf ihn zu. Magnus schloss rasch die Tür und erklärte uns, dass in dem Raum ein Poltergeist wohne. Da uns die nötigen Fähigkeiten fehlten, uns gegen dieses Wesen zur Wehr zu setzen, gingen wir in die nächste Stube.

Hier hatten wir offenbar die Gemächer von Lady Magritta gefunden. Nachdem Answald die drei vertrockneten Mutantenleichen sicherheitshalber geköpft hatte, heimsten wir zunächst den wertvollen Schmuck aus ihrer Schatulle ein. Durch die angrenzende Werkstatt gelangten wir in einen Turm. Dieser schien, dem Toben des Unwetters nach zu urteilen, das Zentrum des selbigen zu sein. Eine Wendeltreppe führte hinauf in eine Bibliothek. Mit leuchtenden Augen stopfte Magnus auch sogleich ein paar der Bücher unter seine Robe. Zwar sahen einige der Werke so aus, als seien sie in Menschenhaut gebunden, Magnus versicherte jedoch, dass es sich lediglich um Werke über Feuerbälle handele. Als ob er nach seiner Show von vorhin noch irgendetwas über Feuerbälle lernen müsse! Weiterhin entdeckten wir einen Brief auf dem Schreibtisch. Hierin bat der Bruder Lady Magrittas, Gotthard von Wittgenstein, dass seine Schwester doch bitte nach Middenheim kommen und sich seinem Slaneesh-Kult anschließen solle, in dem er auch schon Mitglied des inneren Zirkels sei. Zudem war auch noch die Rede von irgendwelchen Vorbereitungen für den Hexentag.

Mittlerweile hatte man den Eindruck, dass die Blitze direkt in den Turm einschlugen. Wir schlichen die nächste Treppe hoch. Oben angekommen, blieb uns fast das Herz stehen: Bewacht von zwei Skelettkriegern stand Lady Margritta neben einer Werkbank, auf der ein aus Leichenteilen zusammengenähtes grauenhaftes Wesen lag. Drähte führten in den Brustkorb der Monstrosität, und als ein besonders greller Blitz in die Turmspitze einschlug, leiteten diese die Energie direkt in das Herz des Monsters. Mit einem schrillen und markdurchdringenden Heulen erhob sich die Kreatur von ihrer Liege und blieb schwankend neben Margritta stehen. Für Bernard war dieser Anblick zuviel: Schreiend lief er die Treppe hinunter. Die Köpfe von Lady Margritta und ihren Horrorgestalten ruckten in unsere Richtung, und während die Magierin fuchtelnd einen Zauberspruch vorbereitete, kamen ihre Lakaien drohend auf uns zu. Während Richard die Skelettkrieger aufhielt, hantierte ich verzweifelt mit der ungewohnten Armbrust in meinen Händen. Margritta durfte ihren Zauber nicht vollenden! Mit zusammengekniffenen Augen betätigte ich schließlich den Auslöser der wild in meinen Händen umher schwingenden Waffe. Das Glück war auf meiner Seite - tatsächlich drang der Pfeil mit einem satten Schmatzen in die Schulter der Hexe, und mit einem wütenden Aufschrei verhaspelte sie sich und konnte den Spruch nicht vollenden! Noch während ich die Armbrust nachlud, sah ich aus den Augenwinkeln, wie Magnus einen merkwürdigen gelblichen Trank aus seinem Umhang hervorkramte und mit ekelverzerrtem Gesicht herunterwürgte. Mit geschlossenen Augen sprach er neue magische Silben, die sich noch schrecklicher als die des Feuerballzaubers anhörten. Sekunden später mussten wir von ihm zurückweichen: Hitze strahlte von Magnus aus wie von einer Schmiedeesse, der Schwefelgestank verdoppelte sich, und unter seinen Füßen begann der Stein des Turmbodens zu schmelzen! Auf dem Höhepunkt des Zauberspruchs, riss Magnus die Augen auf und streckte seine Arme in Richtung der Hexe. Stakkatoartig zuckten gebündelte Feuerstrahlen auf Margritta zu. Die ersten schienen von einer Art unsichtbarer Barriere abzuprallen, aber nach und nach fraßen sich die Todesstrahlen durch die magische Panzerung der Magierin, und schließlich loderte sie mit einem schrillen Schrei in Flammen auf und ward innerhalb weniger Augenblicke zu einem Häuflein Asche verbrannt.

Im gleichen Moment fielen die beiden Skelettkrieger klappernd zu Boden. Das Leichenmonster heulte noch einmal lauter und kam weiter drohend auf uns zu, jedoch hackte Answald die Kreatur mit seiner mächtigen Axt recht schnell in Stücke. Die groben Nähte, welche die Leichenteile zusammenhielten, platzten auf und badeten Answald in einem Schwall aus geronnenem Blut, flüssigen Eingeweiden und verfaulter Fettmassen. Bernard, der kleinlaut wieder die Treppe heraufgeschlichen kam, blickte ungläubig auf die geschmolzenen Fußstapfen im Turmboden. Magnus wühlte im Aschehäuflein der Hexe und fand einen Ring und einen Stab, welche er an sich nahm. Obwohl wir den Raum bis in den letzten Winkel durchsuchten, fanden wir keine Spur von dem verfluchten Meteor. Irgendwo musste er doch sein! Das Unwetter draußen ließ nach, und wir setzten unsere Durchsuchung fort.

Durch die Küche im Erdgeschoß, über eine Aussichtsplattform über den Reik und vorbei an einem Bienenstock mit mutierten Bienen gelangten wir schließlich in einen Wachraum, in dem sich zwei Soldaten befanden. Während sich der erste in Richards Schwert stürzte und so seinem miserablen Dasein ein rasches Ende bescherte, wurde der zweite - wen hätte es angesichts der bisherigen Ereignisse gewundert - von einem von Magnus' Feuerbällen knusprig gebraten. Ein großes Rad mit einer Kette befand sich an der Wand - unseren Schätzungen zufolge genau über dem Tor in der Höhle am Ufer des Reiks! Rasch kurbelten wir an dem Rad und hofften, dass sich das Tor unten auch hob. Dies sollte unser Fluchtweg sein - noch prügelten sich Etelka und die Schlosswachen im anderen Teil der Burg, aber ewig würden sie dort auch nicht mehr aufgehalten werden.

Wir verließen das Haupthaus und schlichen über den Hof, vorbei am Krater, zum Tempel. Dieser sollte als nächstes ausgekundschaftet werden. Durch die angelehnte Tür drang dissonante Orgelmusik, und lilafarbener Rauch quoll über die Schwelle. Im Inneren wanden sich viele nackte Körper im Rhythmus der Musik. Ein Altar am Ende des Raumes war flankiert von zwei silbernen Statuen, die den Rauch verströmten. Eine ungehörig verunstaltete Statue Sigmars stand dahinter, daneben eine Statue, welche halb Mann und halb Frau zu sein schien. Eine Galerie erhob sich über dem Erdgeschoß. Wir beschlossen, uns den Altar aus der Nähe anzusehen. Magnus und Answald, welche zuvor noch angekündigt hatten, die sich windenden Orgienteilnehmer zusammenschlagen zu wollen, wanden sich plötzlich mit ihnen im Takt der Musik. Nur mit Gewalt gelang es uns, sie wieder hinauszudrängen. Während die beiden Helden draußen warteten, schlichen Bernard, Richard und ich, da offenbar immun gegen die betörenden Wirkungen von Musik und Rauch, noch einmal hinein. Wir erklommen die Treppe zur Galerie. Hier stand eine fies aussehende Orgel. Die Tasten bewegten sich von alleine, und obszöne Bilder waren an die Wände geschmiert worden. So nahe an dem dämonischen Instrument war die Wirkung der Musik offenbar stärker, denn auch Bernard begann zu tanzen. Rasch schafften Richard und ich ihn nach draußen und stellten ihn neben Magnus und Answald ab. Zu zweit unternahmen wir einen dritten Versuch, den Tempel zu erkunden. Als wir uns dem Altar näherten, sprang plötzlich mit einem lauten Schrei eine Dämonin auf uns zu. Mit dem Versprechen, uns ihrem Dämonengott Slaneesh zu Opfern, griff sie uns an. Sie war zwar schnell, aber nicht schnell genug: Mit einem lauten Knacken zertrümmerte ich der Kreatur den Schädel, und sie löste sich in grauen Rauch auf und verschwand in die Hölle, die sie auch ausgespuckt hatte.

Um unseren willensschwachen Kameraden ein Betreten des Tempels zu ermöglichen, beschlossen Richard und ich nun, die nervende Orgel zu zerschlagen - die Musik war ohnehin nicht sonderlich gut. Doch kaum hatten wir unsere ersten Hiebe auf die Tasten prallen lassen, da schwoll der Lärm des Instrumentes plötzlich um das hundertfache an. Betäubt von dem schrecklichen Lärm konnten Richard und ich nur hilflos zusehen, wie sich aus den Orgelpfeifen schleimige Tentakel erhoben und unsere Leiber umschlangen. Nicht einmal um Hilfe rufen konnten wir. Kichernd und gackernd zog uns die Orgel zu sich heran, um uns zu verschlingen. Das konnte doch nicht wahr sein! Wir hatten innerhalb der letzten Stunde gegen mutierte Oger gekämpft, Minotauren erschlagen, Chaoschampions bezwungen und sogar eine übermächtige Chaosmagierin samt ihrem riesigen Leichenmonster besiegt, von den üblichen Gegnern wie Soldaten und Dämonen ganz zu schweigen. Und jetzt, nach all diesen Heldentaten, sollte uns von einem beschissenen Musikinstrument der Garaus gemacht werden? Doch schließlich hatten unsere Kameraden draußen ihre Ängste vor dem Tempel überwunden. Mit gezückten Waffen stürmten sie die Treppe hinauf. Ich konnte noch sehen, wie sie die Tentakel um Richards Leib zerschnitten, bevor ich von "meinen" Greifarmen in eine der Orgelpfeifen gestopft wurde. Gegen meinen Willen begann ich, laut und schief die furchtbare Musik der Orgel mitzubrüllen, während die blubbernde Flüssigkeit am Boden der Pfeife langsam begann, meinen Leib zu verdauen. Doch von draußen erklang lautes Scheppern und Krachen, und die Töne der Orgel wurden immer schiefer. Schließlich verstummte das furchtbare Instrument und brach entzwei. Gemeinsam mit ein paar halbverdauten Kadavern wurde ich ausgespuckt und lag, nach Luft japsend, einige Momente auf dem Fußboden, ohne mich zu bewegen.

Mit dem Ende des Orgelspieles hatten auch die Statuen neben dem Altar aufgehört, ihren Rauch zu verströmen. Die Orgienteilnehmer kamen langsam wieder zu sich und blickten verwundert umher. Answald und Magnus machten ihre Ankündigung von vorhin wahr und erlösten die elenden Kreaturen von ihrem Leid. Mühsam rappelte ich mich auf. Vielleicht sollte es uns nun endlich gelingen, den Tempel etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Bei den vielen Gefahren, die hier gelauert hatten, musste es doch bestimmt auch etwas zu holen geben. Wie sehen eigentlich diese silbernen und bestimmt unglaublich wertvollen Statuen von nahem aus...?


Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #45 am: 28.10.2010 | 22:04 »
Rattenfraß im Märchenschloss...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Death on the Reik" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



28. Rattenfraß am Fundament


Keuchend standen wir vor dem Tempel und bereiteten uns darauf vor, nach Bestehen sämtlicher widerlichen Prüfungen den wohlverdienten Lohn einzuheimsen. Bernard versuchte, das Abklingen der Effekte des narkotischen Gases aus den Statuen zu beschleunigen, indem er einige der in den Höhlen gepflückten Entgiftungspilze verschlang. Die Benommenheit wich auch sofort einer schlimmen Übelkeit, und nach einer halben Stunde, in der unser Möchtegernarzt beinahe seine Eingeweide ausgekotzt hätte, konnten wir endlich den Altarraum genauer untersuchen.

Die silbernen Statuen waren leider zu schwer und sperrig, um sie mitzunehmen. Hinter dem Altar sahen wir allerdings einen Spalt, der scheinbar in einen verborgenen Kellerraum führte! Doch wie sehr wir uns auch mühten, der schwere Altarblock ließ sich nicht zur Seite schieben, und auch einen Mechanismus, der dies getan hätte, war zunächst nicht aufzufinden. Retter in dieser festgefahrenen Situation war wieder einmal Answald. Er studierte die ekligen und blasphemischen Gravuren an der Altarseite. Mit einem dreckigen Lachen begann er schließlich, an einem der drei Penisse des dort angebrachten Sigmar-Reliefs herumzuspielen. Doch kaum öffnete er den Mund, um diese Handlung mit einem schlüpfrigen Kommentar zu versehen, machte es laut hörbar “Klack!”, und der schwere Altarstein rumpelte zur Seite. Darunter verbarg sich ein Treppenabgang. Magnus sorgte für eine Beleuchtungsquelle, und gemeinsam schlichen wir in die unterirdische Kammer hinab.

In einer Ecke stand ein Tisch mit Bleihandschuhen. Doch unser Blick wurde von einem frisch in die Wand gegrabenen Tunnel angezogen, vor dem ein leerer Bleibehälter lag, der dem Transportgefäß auf unserem Schiff stark ähnelte. Rasch krochen wir in den Tunnel hinein, und als Answald seinen Kopf auf der anderen Seite wieder herausstreckte, wurden unsere Befürchtungen wahr: Gerade noch konnte Answald zurückweichen, als eine rostige Klinge dicht vor seinem Gesicht durch die Luft zischte. Quiekend hüpften drei Skaven auf der anderen Seite des Ganges herum. Die Rattenmenschen waren schneller als wir und hatten uns unseren Preis direkt vor der Nase weggeschnappt! Erzürnt warf Magnus eine Flammenwand in den Tunnel, der die Skaven quiekend flüchten ließ. Doch unsere Verfolgung sollte nicht lange dauern. Ein dumpfes Grollen ließ den Boden unter unseren Füßen erzittern, und eine schwarze Rauchwolke kam aus den Tiefen der Höhlen emporgestiegen. Die Skaven hatten den Tunnel gesprengt!

Doch dem Knall sollten noch weitere folgen, und eine Erschütterung war heftiger als die andere. Voller Panik traten wir den Rückzug an und flüchteten in Richtung der unterirdischen Hafenkammer und dem dort festgebundenen Boot. Während Richard und Magnus vorausstürmten, um das Boot klarzumachen, liefen Bernard, Answald und ich noch in den Kerkerräumen vorbei, um den Steuereintreiber als Zeugen für die Machenschaften in der Burg Wittgenstein zu retten. Mit knapper Not erreichten schließlich alle die Höhle am Fuße der Burg, obwohl Answald und Magnus von herunterstürzenden Trümmern verletzt wurden. Kaum hatten wir das Boot aus der Höhle hinaus gerudert, da stürzte mit einem ohrenbetäubenden Poltern der gesamte Berg ein. Mit heruntergeklappten Kiefern starrten wir ungläubig die Klippe hinauf, und wurden Zeuge, wie die mächtige Burg Wittgenstein wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel und schließlich nur noch ein Haufen Staub und Trümmer war. Allerdings klappten unsere Kiefer noch weiter hinab, als aus den Staubwolken eine rothaarige, weibliche Gestalt emporschwebte und mit rudernden Händen und Füßen ins Landesinnere flog.

Die Skaven hatten soeben Burg Wittgenstein gesprengt.

Etelka Herzen konnte den Trümmern mit einem faulen Flugzauber entkommen.

Und wir waren Zeugen dieser geschichtsträchtigen Ereignisse, doch niemand würde uns Glauben schenken.

Rasch paddelten wir nach Wittgendorf. Während die süchtigen Penner unter schlimmen Entzugserscheinungen leidend vor sich hinvegetierten, rannten die erschrockenen Dorfbewohner panisch herum wie die Hühner, wenn der Habicht über ihnen kreist. Der Quacksalber Russeau bereitete gerade seinen Karren für eine hurtige Abreise vor. Nach ein paar kräftigen Schlägen auf sein dummschwätzendes Maul entledigten wir ihn und sein Haus von allen wertvollen Gegenständen und untersuchten noch rasch die geheime Kellerkammer (hier fand sich lediglich ein Gang zum Friedhof und ein Zombie, der schließlich von Answald verbrannt wurde). Anschließend wurde Russeau aufgrund seiner Verbrechen noch einmal anständig zusammengeschlagen, auf dem Dach seines Hauses festgebunden und letzteres schließlich in Brand gesetzt. Während die Flammen dieses improvisierten Scheiterhaufens schon an den Fußsohlen des Scharlatans leckten, wimmerte er noch irgendeinen Blödsinn von Verschwörungen, deren Rädelsführer der oberste Feuermagier, Patriarch Gorman, sei. Schallend lachten wir Russeau ob dieser Absurditäten aus und beobachteten genüsslich, wie er schreiend wie ein kleines Mädchen verbrannte.

Nach einiger Zeit gelang es uns, unsere betrunkene Schiffsbesatzung ans Ufer zu locken. Sogleich ging die Reise weiter in Richtung Altdorf. Nach zwei Tagen Fahrt über den Reik, bei der wir die abenteuerlichsten Versionen über die Ereignisse auf Burg Wittgenstein von anderen Schiffen erfuhren, kamen wir – wieder einmal – nach Kemperbad. Am Ufer standen zwei Männer, die die Ankunft unseres Schiffes aufmerksam beobachteten. Kaum hatten wir angelegt, stellten sie sich als der mächtige Händler Mathias Blücher und sein Verwalter Max Wagner vor. Das Handelshaus Blücher war selbst uns Landratten als das größte im Bereich Nuln und Kemperbad bekannt. Umso verwunderter waren wir, als er uns eine Fracht nach Marienburg anbot. Wir sollten wertvolles Porzellan, ein Geschenk für die Elfen, dorthin transportieren. Trotz einiger Vorbehalte war die Bezahlung für diesen Auftrag angemessen, und wir willigten ein. Kost und Logis in der Taverne Schwanenhals gingen ebenfalls auf Kosten Blüchers. Bevor wir uns für die Nacht zurückzogen, verramschten wir zuerst einige der Wertsachen, die sich im Laufe der Reise angesammelt hatten. Mein Besuch bei der hiesigen Diebesgilde brachte nichts weltbewegendes über Blücher hervor; Mathias ist mit Caroline Oldenhaller verheiratet, unserem alten Auftraggeber aus Nuln, allerdings ist dies nur eine Zweckehe. Der Handel mit Zwergenwaffen könnte zu Konflikten mit Elfen führen. Man solle Blücher grundsätzlich nicht in die Quere kommen, doch die Geschäfte, die man mit ihm aushandelt, sind immer fair für beide Seiten. Als Shootingstar seiner Handelsfamilie ist Mathias dicke mit Oldenhaller, und seinen ersten Hochzeitstag, zu dem auch der imperiale Bevollmächtigte geladen ist, feiert er dieser Tage. Alles in allem also keine wertvollen Informationen.

Im Schwanenhals, einer Taverne gehobenen Niveaus in der Nähe der Docks, ließen wir im Rahmen der beschränkten Möglichkeiten die Puppen tanzen und nutzten das Freibier auf Blüchers Kosten aus. Da Answald keine willigen Damen vorfand, begab er sich grummelnd und früh zu Bett. Die Betrunkenen in der Taverne versorgten uns mit dem interessantesten Klatsch, was den Fall der Burg Wittgenstein betraf; von der Zerstörung durch eine Dämonenschar über die Sabotage von abtrünnigen Zwergenbergleuten bis hin zu einer simplen Unterspülung der Flussufers reichten die Gerüchte. Zu denken gab uns lediglich die Geschichte des Flussschiffers Franz Bismark aus Marienburg, der heute verzweifelt eine Ladung gesucht, aber keine bekommen hatte. Wieso hat sich Blücher nicht an ihn gewandt?

Nach einer ereignislosen Nacht begann der folgende Morgen mit einer Überraschung: Der Polier der Lademannschaften Blüchers brachte uns einen Brief vom Chef persönlich, in dem wir zur Hochzeitsfeier eingeladen wurden. Da jedoch die entsprechende Abendgarderobe Voraussetzung war, mussten wir leider absagen. Im Laufe des Tages wurden die Kisten mit dem Porzellan angeliefert und eingeladen. Der einwandfreie Zustand jedes Teiles wurde streng kontrolliert. Während Answald die Beladung überwachte, brachten Bernard und ich den geistig gebrochenen Steuereintreiber zum Shallya-Tempel, da er als Zeuge vor Gorman nicht mehr zu gebrauchen war. Auf dem Rückweg schauten wir noch am Anwesen Blüchers vorbei und beobachteten die Hochzeitsgesellschaft auf dem parkähnlichen Grundstück. Als wir wieder in Richtung Hafen schlenderten, sahen wir bereits einen hellen Feuerschein im Hafenbecken. Das schlimmste befürchtend, beschleunigten wir unsere Schritte. Und tatsächlich, das Deck unseres Schiffes stand lichterloh in Flammen!

Die offizielle Version sollte später sein, dass ein unachtsamer Arbeiter Blüchers beim Beladen eine Laterne umgestoßen und den Brand so ausgelöst hatte. Richard jedoch erklärte uns später, als das Schiff gelöscht war, im Vertrauen, dass er kurz vor dem Brand eine dunkle Gestalt über die Reling springen sah. Schon bald kam Mathias Blücher, fortgeholt von seiner Feier, zum Hafen. Er nahm die Angelegenheit verhältnismäßig locker und versprach, den Fall am nächsten Tag in seinem Büro zu klären. Aus Mitleid versprach er uns eine weitere Nacht Freibier im Schwanenhals. Answald indes schien die Situation nicht so gut zu verkraften; mit irrem Blick wetterte er plötzlich drauflos, dass wir die Bevölkerung mobilisieren müssten, um Barrikaden zu errichten und der Schreckensherrschaft des Tyrannen Blücher mit Feuer und Schwert ein Ende zu bereiten. Da wir derartige Verwirrtheiten von unserem Waldmenschen aber mittlerweile gewohnt sind, schenkten wir seinen wirren Ausführungen keine weitere Beachtung.

Am nächsten Morgen suchten wir Blüchers Büro auf, um die Sache mit dem Brandschaden zu klären. Zwar zierte sich Blücher anfangs ein wenig, aber die Vertragslage der unterzeichneten Papiere war eindeutig: Der Schaden an der Ware ging zu Lasten Blüchers, und auch die Brandschäden an unserem Schiff hatte er zu tragen. Schließlich bot er uns einen Auftrag an, um die Zeit, die die Reparatur unseres Schiffes in Anspruch nehmen würde, zu überbrücken. Wir sollten eine Kiste nach Middenheim bringen; für dreihundert Goldkronen würden wir die Truhe mit persönlichen Gegenständen des Herrn Scharlach in der Hoffenstraße abgeben und anschließend nach Kemperbad zurückkehren, um unser repariertes Schiff wieder in Empfang zu nehmen. Einhundert Kronen bekamen wir als Anzahlung, der Rest sollte uns bei unserer Rückkehr ausgezahlt werden. Da uns unter Umständen ohnehin weitere Geschäfte nach Middenheim führten – der Slaneeshkult um Gotthard von Wittgenstein wollte schließlich auch noch ausgelöscht werden – sagten wir zu.

Wir besorgten uns eine Passage nach Altdorf an Bord des Flussschiffes Blauer Lachs unter Kapitän Alex Eisen. Kurz bevor wir ablegten, stiegen noch drei Sigmarpriester zu, die ebenfalls gen Altdorf zu reisen gedachten. Der älteste von ihnen, Vater Markus, war einigen in der Gruppe als einer der zehn hochrangigsten Sigmarpriester des Imperiums bekannt. Sie kamen von der Abtei Dunkelberg und befanden sich auf Studienreise. Als wir mit einem der jüngeren Priester, Bruder Martin Wolf, über dieses und jenes sprachen, stellte sich heraus, dass sie viel über die Burg Wittgenstein und die dortigen Vorgänge wussten. Wir hielten uns von nun an etwas bedeckter mit unseren Geschichten, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, und ertrugen auch tapfer Vater Markus' Gebete, auf die er vor jedem Essen bestand.

Am letzten Tag unserer gemeinsamen Reise bat Vater Markus Bernard schließlich um einen Gefallen. Als junger Akolyt hatte er während seines Dienstes in einem kleinen Schrein etwa fünfzig Meilen vor Middenheim, dem “Platz des schimmernden Felsens”, einen kleinen Stein desselben gestohlen. Da der Schrein ein wichtiger Ort für den Sigmar- und den in Middenheim dominanten Ulricorden ist und Gerüchten zufolge Sigmarpriester in den dortigen Breitengeraden geradezu Verfolgte seien, bat er Bernard, den Stein an seiner statt zurückzubringen. Bernard nahm den kleinen, unschuldig aussehenden schwarzen Steinbrocken mit den scharfen Kanten an sich und versprach, ihn zurückzubringen.

Ich bin gespannt, was für einen Ärger uns diese gute Tat nun wieder einbringen wird...



Dies war nun das Ende von "Death on the Reik", weiter gehts im nächsten Bericht mit "Power behind the Throne"

Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #46 am: 3.11.2010 | 11:05 »
Nachdem sie der Versenkung von Burg Wittgenstein nur knapp entronnen waren, führt der weitere Weg unsere "Helden" nach Altdorf und noch weiter nach Norden...


Warnung ! Der kommende Spielbericht behandelt das Abenteuer "Power behind the Throne" aus der "Enemy within" Kampagne und ist voller Spoiler.



29. Die Schummlyapriesterin


Nach einer ereignislosen Reise den Reik hinab (und gefühlten zehntausend Tischgebeten mit Vater Markus) kamen wir schließlich in Altdorf an. Ohne viel Zeit zu verlieren, schnappten wir uns Patriarch Gormans Bleikiste und machten uns auf den Weg, sie zurückzubringen. Wie schon beim letzten Male, als ein Besuch seiner Alma Mater anstand, verhielt sich Magnus sehr merkwürdig. Teilnahmslos trottete er hinter uns her, und je näher wir der Akademie kamen, desto schleppender wurden seine Schritte. Doch diesmal schien eine einfache Erklärung hinter seinem Verhalten zu stecken: Plötzlich fiel Magnus auf die Knie und erbrach sein gesamtes Frühstück auf das Straßenpflaster, die Schuhe von schimpfenden Passanten und einen nicht unerheblichen Teil auch auf seine teure Robe. Nach der langen Flussreise und dem stetigen Schaukeln des Bootes hatte ihn nun, da er festen Boden unter den Füßen hatte, die Landkrankheit darnieder gerafft. In diesem Zustand konnte sich Magnus selbstverständlich nicht auf der Akademie präsentieren, und so lieferten wir ihn in der nächsten Spelunke ab und setzten den Weg ohne unsere wandelnde Eintrittskarte zur Akademie der Feuermagier fort.

Doch sollte uns der Einlass auch so gewährt werden. Ein Akolyt mit angesengtem Haupthaar geleitete uns zum Arbeitszimmer Gormans, in dessen Kamin – trotz der sommerlichen Hitze – ein loderndes Feuer brannte. Die spinnen, die Magier! Nach einiger Zeit betrat der Patriarch das Zimmer, und wir erzählten ihm von unserem mehr oder weniger verpatzten Auftrag. Gorman jedoch winkte ab, die Geschehnisse um Schloss Wittgenstein und dessen Zerstörung entlockte ihm lediglich den wenig von Herzen kommenden Kommentar “Interessant!”. Viel mehr Kopfzerbrechen bereitete ihm die Situation in Middenheim. Die Verfolgung von Sigmarpriestern war ja schon bekannt (obwohl sie laut Aussage der obersten Ulricpriester von offizieller Seite angeblich nicht stattfindet), und auch andere Beschützer der Stadt, hauptsächlich Magier und Zwerge, wurden unter anderem durch hohe Strafsteuern auffällig geknechtet. Fast schien es den Anschein zu haben, dass irgendeine Macht die Verteidigungsfähigkeiten Middenheims schwächen wollte. Da es ohnehin in unseren Reiseplan passte, entließ uns Gorman mit den folgenden Aufträgen:
- Findet Etelka Herzen und tötet sie (sie sollte ja nach Beschaffung des Kometen dorthin reisen).
- Findet Gotthard von Wittgenstein und vernichtet ihn und seinen Slaneesh-Orden.
- Findet heraus, warum die Beschützer der Stadt aus Middenheim vergrault werden sollen.

Gorman empfahl uns, in Middenheim Kontakt mit Janna Ebenhauer aufzunehmen, einer hochrangigen Feuermagierin. Den launischen obersten Magier seines Ordens vor Ort, Albrecht Hellseher, sollten wir aufgrund seiner wechselnden Stimmungen bei dieser Angelegenheit außen vorlassen. [Sollte an Russeaus Verschwörungstheorien etwa doch etwas dran gewesen sein? Nein, unmöglich! Oder...?]. Zudem riet er uns, Barrakul zu behalten und im Dienste des Imperiums auch fleißig einzusetzen; wir sollten es jedoch vermeiden, allzu offensichtlich damit vor den Nasen der Sigmarpriester herumzufuchteln. Zudem schickte Gorman nach einem Diener, der uns eine Kiste mit fünfzehn Heiltränken überreichte. Dies sollte ein Dank für unsere (leider fruchtlosen) Bemühungen rund um Burg Wittgenstein sein.

Wieso haben wir das Gefühl, dass wir die Tränke auch dringend brauchen werden?

Nachdem uns Gorman entlassen hatte, bereiteten wir unsere Reise über Land vor. Pferde für alle wären ein kostspieliges Unterfangen gewesen, und die Kiste vom Blücher hätten wir auch schlecht auf ein Packpferd schnallen können. Also gingen wir zum Nordtor, um dort ein Wagengespann zu erwerben. Dank meiner einstigen Berufslaufbahn konnte ich ja Wagen lenken (selbst bei hoher Geschwindigkeit in engen Gassen auf der Flucht vor erzürnten Friedhofswärtern...). Der erste Händler versuchte, uns einen rollenden Abfallhaufen, der nur noch durch die Spucke der Holzwürmer zusammengehalten wurde, zum Preis einer Prunkkutsche zu verkaufen. Die dazugehörigen Pferde wären vermutlich noch in Sichtweite der Stadt verendet, also gingen wir schallend lachend zum nächsten Händler. Hier hatten wir Glück: Mit viel Verhandlungsgeschick erstanden wir einen fast neuwertigen Wagen mit Vollausstattung, und die Pferde schienen fit genug zu sein, um den gesamten Weg nach Middenheim ohne Pause im gestreckten Galopp zurücklegen zu können. Bei dem Preis, den der Händler schließlich nannte, muss er mit dem Komma um eine Stelle verrutscht sein. Um unsere Shoppingtour abzurunden und das soeben gesparte Geld gleich umzusetzen, kaufte sich Richard einen prächtigen Bihänder. Answald erstand nach langer Suche schließlich bei einem Schmied einen Beutel mit Krähenfüßen, für dessen Preis er eine ganze Schar von Vasallen um sich hätte scharen können, die jeden Verfolger effektiver aufgehalten hätten. Das beste Geschäft machte Bernard, der bei einer alten Zigeunerin ein paar Glücksbringer erstand und hierfür nur den Jahresumsatz einer mittelgroßen Taverne auf den Tisch legen musste.

Nach einer ruhigen Nacht reihten wir uns in die Schlange von Wagen und Reitern ein, die gen Norden aus der Stadt reisten. Magnus, der sich gerade erst wieder an den festen Boden unter seinen Füßen gewöhnt hatte, wurde durch das Schaukeln des Wagens in seinem Genesungsprozess um Tage zurückgeworfen. Er verkroch sich unter seiner Decke und ließ – abgesehen von einem gelegentlichen Würgen – nichts mehr von sich hören. Während der folgenden Tage kamen uns mehr und mehr Flüchtlinge aus Middenheim entgegen, insbesondere Magier, Zwerge und Anhänger Sigmars. Einer der Zwerge machte auf Befragen die Berater des Herzogs für die Missstände in Middenheim verantwortlich. Wie wir auch erfuhren, stand der Middenheimer Karneval innerhalb der nächsten Wochen an. Ansonsten verlief unsere Reise über die holprige Straße jedoch drei Tage lang ereignislos.

Am vierten Tage jedoch erreichten wir das Dorf Haffsig am Ufer des Delb. Sofort war klar, dass hier etwas nicht stimmte: An jeder Tür und jedem Fenster im Ort waren die Zeichen Shallyas gepinselt, und die Dorfbewohner wuselten aufgeregt und durcheinander in ihrem Dorf umher wie Ameisen, auf deren Bau soeben ein Beastman sein großes Geschäft verrichtet hat. Als sie unseren Wagen sahen, stürzten sie auf uns zu und flehten um Rettung: Die Shallyapriesterin und Heilerin des Ortes, Dema König, war am Morgen im Wald verschwunden, um Kräuter zu sammeln. Nun sei im Laufe der Nacht eine Seuche ausgebrochen! Nachdem wir ein Stück zurückgewichen waren und unsere Münder mit angefeuchteten Tüchern bedeckt hatten, ermunterten wir den Dorfsprecher, einen fetten Müller, fortzufahren. Er berichtete, dass abends zuvor drei Fremde die Taverne betreten hatten. Einer der Männer war bei der Ankunft bewusstlos, seine beiden auffällig kleinen Kameraden mussten ihn tragen. Mit hoher quietschender Fistelstimme behaupteten die in weite Roben gehüllten Gestalten mit ins Gesicht gezogener Kapuze, dass ihr Freund betrunken sei. Am nächsten Morgen waren die beiden Kleinen verschwunden, das Zimmermädchen fand nur noch den Bewusstlosen in seinem Zimmer, dem Tode näher als dem Leben. Innerhalb kurzer Zeit stellten sich die Symptome der Krankheit, die sich optisch hauptsächlich in großen nässenden Eiterpusteln, Ausschlägen und beginnenden Mutationen äußerte, auch bei Zimmermagd und Wirt ein. Bernard betrachtete die unter Zwangsquarantäne gesetzten Pechvögel durch das Tavernenfenster und diagnostizierte eine Abart von Nurgles Pest. Hier war weltliche Medizin machtlos, nur eine Priesterin konnte diese Art von Krankheit heilen!

Also galt es, Dema zu suchen. Answald hatte ihre Fährte rasch aufgenommen. Merkwürdig schien jedoch, dass sie der Spurenlage nach im Laufschritt aus dem Dorf geflohen sein musste. Nach einer halben Stunde gelangten wir zu einer Lichtung am Fuße eines Hügels. Eine abgerissene Gestalt beugte sich über etwas, das wie ein Felsen aussah. Als wir näher kamen, bot sich uns jedoch mehr und mehr ein Bild des Grauens. Der Felsen war ein Mitglied der Dorfmiliz, der ausgeschickt war, um Dema zu suchen. Der Mann, der über ihm lehnte, fuhr erschrocken herum, als er unsere Schritte hörte. In seinem Maul steckte ein großer Fetzen warmen Fleisches aus dem Leib des Milizionärs, und die zuckenden Tentakel, die den Platz seiner Arme einnahmen, hielten eine blutbesudelte Keule fest umklammert, deren Form sehr gut zu dem eingeschlagenen Schädel des Opfers passte. Wider besseres Wissen ließen wir ihn noch ein paar Worte sprechen, und um Mitleid winselnd behauptete die Kreatur, der Mann sei von zwei Rattenmenschen getötet worden, die er vertrieben habe. Als der Mutant nach dieser hanebüchenen Ausrede genüsslich das Blut des Toten von seiner Keule leckte, hatte ich genug gesehen und feuerte meine Armbrust ab. Zwar flog der Bolzen weit am Ziel vorbei, meine Kameraden jedoch verstanden was die Stunde geschlagen hatte und spickten die Kreatur wie ein Nadelkissen.

Wir folgten der Spur Demas weiter in den Wald hinein. Plötzlich erscholl von einer Lichtung ein paar Dutzend Meter voraus grölendes Gelächter und das angsterfüllte Schreien einer Frau. Answald schlich voraus, um zu erkunden, was dort sei. Schon nach wenigen Augenblicken kam er zurück: Eine ganze Räuberbande versuchte gerade, die Priesterin zu schänden. Das mussten wir verhindern! Laut brüllte ich erfundene Befehle, um den Räubern vorzugaukeln, dass sie von einer kleinen Armee umstellt sind. Jedoch waren sie scheinbar zu betrunken, um mit den Kommandos etwas anfangen zu können. Hierfür sprach auch, dass der Pfeilhagel, mit dem sie uns bei unserem Sturmangriff empfingen, schlecht gezielt war und fast komplett danebenging; nur ich musste einen Kratzer am Ohr hinnehmen. Obwohl wir einer doppelten Übermacht gegenüberstanden, waren die dreckigen Tunichtgute uns unterlegen. Zwar fuchtelte ich mit meinem Knüppel etwas unbeholfen herum, jedoch lenkte ich die Halunken scheinbar genug hierdurch ab, sodass Answald und Richard metzelnd und schnetzelnd durch die Reihen der Feinde toben konnten. Blutfontänen spritzten in alle Richtungen, und abgetrennte Köpfe und Gliedmaßen schlitterten über den von zerfetztem Gedärm bedeckten Waldboden. Aus Kampfrufen wurden Schmerzensschreie, und dem letzten der Räuber schlug ich seine hässliche Visage ein, als er sich gerade zur Flucht umwenden wollte.

Bernard versorgte die oberflächlichen Wunden der hübschen jungen Dema. Schnell stellte sich heraus, dass sie keine echte Shallyapriesterin war. Unterbrochen von diversen Ohnmachtsanfällen, die Answald aufgrund seiner recht offensiven Befragungstaktiken verursachte, erzählte Dema ihre Geschichte. Nach einem abgebrochenen nutzlosen Studium in Altdorf war sie nach Haffsig gekommen, um dort zu arbeiten. Aufgrund ihrer Bildung und sanften Natur unterstellten die Dorfbewohner, dass sie eine Priesterin sei, und Dema gelang es nicht so recht, dem zu widersprechen. So heilte sie kleinere Verletzungen der dankbaren Menschen Haffsigs, und niemand bemerkte den Schwindel über Monate. Als sie jedoch von den schweren Krankheiten der Menschen in der Taverne hörte, nahm sie Reißaus. Das schlechte Gewissen plagte sie nun. Dema hatte jedoch die Räuber belauschen können und mitbekommen, dass sie ein großes Lager etwa zwei Stunden westlich haben. Dort sei die Beute aus einem Postkutschenraub des Vortages gelagert, darunter auch einige heilige Reliquien. Ob man mit diesen den Erkrankten Heilung bringen könnte?

Einen Versuch war es wert. Wir gingen in die besagte Richtung und gelangten an eine große Lichtung. Hier erhob sich, neben einem riesigen Felsen, ein hoher Baum mit dickem Stamm. Der Stamm, so hatte Dema gehört, war innen hohl; hier würden die Banditen ihre Beute verstecken. Ein genauerer Blick auf die Lichtung ergab, dass wir uns um die Räuberbande keine Gedanken machen mussten: Zu Dutzenden lagen ihre Leichen über die gesamte Lichtung verstreut, fürchterlich verstümmelt und die Gliedmaßen in unmöglichen Winkeln abstehend. Ein Windhauch wehte den Geruch von Blut und Eingeweiden zu uns herüber, und auch ein anderer Gestank wurde wahrnehmbar: Der scharfe Ammoniakgeruch von Tiermenschen! Und tatsächlich, mindestens ein halbes Dutzend der Kreaturen kroch grunzend über das Schlachtfeld und fraß sich an den Leichen der Banditen und nicht selten auch denen ihrer gefallenen Artgenossen satt.

Das war die Gelegenheit – solange die Tiermenschen noch mit Fressen beschäftigt waren, konnten wir vielleicht unbemerkt zum Baum schleichen und die heiligen Dingsdas holen! Darauf achtend, dass der Wind den Mutanten nicht unseren Geruch in die Nase weht, bewegten Answald und ich uns am Fuße des Felsens entlang auf den Baum zu. Jedoch schien die Windrichtung das Einzige zu sein, worauf Answald achtete: Laut eine schräge Melodie vor sich hin summend, ging er aufrechten Schrittes auf unser Ziel zu und war sich auch nicht zu schade, Geröll und kleine Zweige zum Spaß in der Gegend umherzutreten; hätte er seine Donnerbüchse noch gehabt, hätten Schüsse in die Luft kaum mehr Lärm verursacht. Da half es auch nicht, dass ich mich lautlos wie ein Kätzchen und getarnt wie ein Chamäleon fortbewegte; die Tiermenschen hatten uns natürlich sofort wahrgenommen und rannten, in freudiger Erwartung auf noch mehr Töten, grunzend und brüllend auf uns zu. Zwar eilten uns unsere Kameraden aus dem Wald sofort zur Hilfe, jedoch wurden sie von einem Paar der Kreaturen aufgehalten, während Answald und ich uns fünf riesigen Monstern gegenüber sahen! Mit einem glücklichen Hieb gelang es mir, die schwache Stelle zwischen den beiden Hörnern eines Gegners zu finden. Benommen stürzte der Tiermensch zu Boden, sodass ich nur noch den Hieben von zwei Feinden ausweichen musste. Bernard und Barrakul metzelten derweil einen der Angreifer nieder, und auch Richards neuer Bihänder hinterließ beeindruckende Verletzungen auf den Kadavern seiner Feinde. Als unsere Freunde schließlich zu Answald und mir vordrangen, war es auch höchste Zeit. Manche Verletzung hatten wir hinnehmen müssen, wenn die Waffen der Gegner den Weg durch unsere Rüstungen fanden, und vom Parieren und Ausweichen waren wir ausgelaugt und ermüdet. Doch als Richard einen Tiermenschen enthauptete und Bernard einen anderen in zwei Teile schnitt, schien sich das Blatt endlich zu wenden. Schwarzes, stinkendes Blut spritzte in alle Richtungen, als wie die überlebenden Monster in Stücke hackten, und schließlich war kein Feind mehr da.

Bernard und Dema säuberten und verbanden unsere Wunden, so gut es unter den gegebenen Umständen möglich war. Doch kaum erhoben wir unsere schmerzenden Leiber, um im hohlen Baum nach der Beute und den heiligen Gegenständen zu suchen, da erscholl hinter dem Felsen ein ohrenbetäubendes Brüllen, das so laut war, dass der Boden unter unseren Füßen zitterte.

Was ist das für eine neue Teufelei?


Offline Rafael

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #47 am: 3.11.2010 | 19:48 »
Geht ja spannend weiter.

Das deinen Spielern Etelka Herzen erneut entkam, ist ärgerlich zu lesen, aber immerhin gibt es einen Aufhänger ~;D.

Seid ihr eigentlich inzwischen mit der Kampagne fertig geworden?

Immer weiter, ich hab meinen Spaß(auch wenn Burg Wittgenstein ja wirklich brutal war) :).

Offline Drantos

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #48 am: 4.11.2010 | 22:09 »
Kommt Zeit, kommt Herzen  ;D

Die Kampagne haben wir vor 2 Monaten beendet.

cu Drantos

Offline Rafael

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Re: [WFRSP2] - Enemy within - Kampagne
« Antwort #49 am: 5.11.2010 | 05:49 »
Schöne Sache das :).

Was war denn das Ende der Kampagne? Empire at Flames(da wüsste ich gerne, wie Du an eine Kopie rangekommen bist) oder doch das von Fans verfasste Empire at War?

Oder doch was Eigenes?

Na, ich werde es ja sehen. Auf wieviele Seiten ist eigentlich der ganze Roman insgesamt gekommen? Schätze doch mal mindestens 400.

Auf, auf immer weiter mit dem guten Walter und seinen Erlebnissen :)!