Mir geistert da seit einiger Zeit das genannte Thema in der Rübe umher und ich mache jetzt einfach mal einen Umhör-Thread dazu auf...
Zum Einstieg erst mal ein Zitat aus einer PN (mit "Genehmigung" und erst mal anonymisiert, weil es mir gar nicht so sehr um die Diskussion mit dem betreffenden Nutzer geht, es aber eben der letzte Tropfen war, der den Post hier ins Rollen gebracht hat)
Für mich (und das ist natürlich sehr subjektiv) hat Sci-Fi in gewissen Grenzen einen höheren "Realismus" als Fantasy, auch wenn ich mir bewusst bin, dass "Realismus" im Rollenspiel nichts zu suchen hat. Ich kann mir in Sci-Fi einfach nicht vorstellen, dass die Menschheit technische Fortschritte macht, ohne noch tötlichere Waffen als heutzutage zu erfinden. Im Grunde ist die Waffentechnik doch in den letzten 400 Jahren immer ausgereifter und tötlicher geworden, und ich sehe keinen Grund, warum das sich in der Zukunft ändern sollte. Deswegen nehme ich einfach an, dass ein Laserkarabiner - eine Einstiegswaffe bei Warhammer 40K - von halbwegs kundiger Hand geführt (also ein Inquisitor mit Kampftraining) einen ungerüsteten Menschen einfach umpustet. Tut er mit seinem d10 + 2 Schaden (und einer Trefferchance von rund 30%) aber einfach nicht. Und das stört mich.
Meine Gedanken dazu:
- Konkret am System/Setting:
Der Laserkarabiner ist tatsächlich eine "Einstiegswaffe" und daher erst mal rein spielmechanisch nicht dazu gedacht, alles und jedes umzupusten; so wird er auch im Fluff nicht beschrieben.
Interessanterweise gibt es bei 40K tatsächlich Waffen, gegen die ein normaler, ungerüsteter Mensch so gut wie keine Überlebenschance hat, z.B. die Melta-/Inferno- oder die Plasma-Waffen.
Diese taugen allerdings aus verschiedenen Gründen nicht als Standardbewaffnung.
Also: Es
gibt solche Waffen wie die "gewünschten" - aber es sind eben nicht
alle futuristischen Waffen so (was meist auch plausibel ist - s.u.).
- Im historischen Kontext:
Ja, moderne Waffen sind i.d.R. effektiver/besser als veraltete.
Das liegt aber zu großen Teilen daran, dass sie zuverlässiger, leichter, einfacher zu bedienen sind, im Falle von Fernwaffen wesentlich höhere Feuerraten erreichen, genauer sind etc. pp.
(das ist übrigens beim 40K-Laserkarabiner auch gegeben - nur, dass Vieles davon im Regelsystem nicht zum Tragen kommt).
Der einzelne Schuss aus einer modernen Waffe ist aber nicht zwingend wirksamer/tödlicher als ein Angriff mit einer veralteten Waffe - wir hatten es letztens an anderer Stelle davon:
Je nach Geschossart kann eine Musketenkugel deutlich gefährlicher/wirksamer sein als ein
Geschoss aus einem modernen Gewehr.
Eine zwingende lineare Entwicklung hin zu höherer Wirksamkeit/Gefährlichkeit der einzelnen Angriffe halte ich für nicht gegeben, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Waffen nicht immer auf höchste Wirksamkeit hin konstruiert werden (können), sondern des Öfteren andere Eigenschaften weiter oben auf der Prioritätenliste stehen.
Dazu auch:
Ab einem gewissen Punkt ist es egal, wie viel Energie ich hinter dem Ziel in die Landschaft blase - will heißen, solange ich eine punktgenau einsetzbare Waffe, wie z.B. eine Feuerwaffe, habe, sind mir in Sachen Wirksamkeit recht schnell biologische Grenzen gesetzt.
Mehr als kaputt geht eben nicht, nur kann (in diesem Kontext:) dummerweise an einem Menschen ziemlich viel kaputt gehen, bevor er stirbt - und sofortige Handlungsunfähigkeit ist dann noch mal ein Thema für sich.
Wesentliche Verbesserungen erreicht man da nur mit Waffen, die irgendwelche großflächige(re)n Effekte haben; ob das nun Flammenwerfer, Waffen mit entsprechend leistungsfähigen Explosivgeschossen, die Plasma-Waffen aus 40K oder sonstwas sind, ist dabei eigentlich auch wieder egal; das hängt also nur bedingt am Tech-Level.
Solche Waffen haben natürlich wieder deutliche, teils Tech-level-bedingte, teils aber auch inhärente Nachteile - nichtsdestotrotz findet man sie in vielen zeitgenössischen und futuristischen Settings, und i.d.R. entfalten sie auch eine erwartungsgemäße (beachtliche) Wirkung.
Trennung.
Was tödliche Waffen angeht, nehme ich an, dass sich da in Sachen Wirkmechanismen und Design so schnell nicht sonderlich viel ändern wird.
Und wenn große Änderungen kommen, werden diese wohl eher an anderer Stelle ansetzen, z.B. voll computerisierte Zielsysteme und intelligente/gelenkte Geschosse - die ersten Gehversuche (für infanteristische Standardwaffen, versteht sich - für Großgerät ist das ja mehr oder weniger ein alter Hut) gibts ja schon.
Die größeren Entwicklungsmöglichkeiten würde ich eher den weniger tödlichen Waffen zugestehen - da gibts momentan nichts, was einen wirklich vom Hocker reißen würde, aber denk- und absehbar ist eben so manches.
Falls jetzt noch jemand liest
:
Was sind eure Probleme und Problemchen bei der Umsetzung von futuristischen Waffen in verschiedenen Settings und Systemen?
Was sind pauschal eure diesbezüglichen Vorstellungen und Erwartungen?
"Reichen" euch leicht futuristische Waffen in Richtung
pulse rifle oder muss es ein Alleskönner sein wie der Star-Treksche Phaser, der nicht nur mit erschreckender Zuverlässigkeit betäuben, sondern auch ein Ziel restlos auflösen kann (und dabei noch zwischen Ziel und nicht zu zerstörender Umgebung unterscheidet
)?
P.S./semi-off-topic:
Irgendwie gehört für mich auch das Thema "Feuerwaffen in DSA" mit hierzu - es scheint mir da nämlich der Fall zu sein, dass einige eine so gefestigte Erwartungshaltung an die Wirksamkeit von Feuerwaffen haben, dass es ihnen nicht mehr möglich ist, sich vorzustellen, wie diese Waffen stimmig ins System integriert werden könnten (denn schließlich machten in DSA3 alle Waffen zu wenig (maximalen) Schaden...).
Bei den "fantastischen" Feuerwaffen-Äquivalenten wie der Balestrina besteht diese Denkblockade aber anscheinend nicht.