Das was sich der SL ausgedacht hat, hat in jedem Fall Relevanz (muss im Spiel vorkommen), egal ob es die Spieler interessiert oder nicht. Was er sich nicht ausgedacht hat und Relevanz für den Fall haben könnte wird nicht beschrieben.
Ich glaube, du hast etwas gründlich missverstanden:
Nicht alles, was sich der SL ausgedacht hat, muss Relevanz besitzen und im Spiel vorkommen. Und ebenso kann es passieren, dass Sachen, an die der SL nicht gedacht hat (die er sich daher auch nicht ausgedacht hat) plötzlich im Spiel Relevanz bekommen.
Aber der SL hat sich in diesem Spielstil trotzdem den Tathergang ausgedacht und ändert diesen nicht.
D. h. es wird gemeinsam das getan, was ein Krimiautor tun würde, was unter dem zeitlichen Aspekt und wenn man Bock auf Kreativität hat und einen Austausch zwischen SL und Spielern Sinn macht. In dem Fall wären dann Spieler genauso gefordert wie der SL Recherche zu betreiben und auf Logikbrüche zu achten.
Es gibt zwei Arten von Krimiautoren:
Die erste Sorte von Krimiautor überlegt sich erst: Wer wurde wann, wo, wie von wem ermordet und was war das Motiv? Anschließend überlegt er sich, die Story drumherum und wie der Mord aufgeklärt wird.
Die zweite Sorte von Krimiautor überlegt sich erst eine Story über die Mordaufklärung. Und erst ganz zum Schluss überlegt er sich, den eigentlichen Tathergang.
Und wenn man einen Krimi liest, merkt man häufig recht deutlich, welche Sorte von Autor diesen Krimi geschrieben hat.
(meine persönliche Vorliebe ist eben, dass ich als Spieler kreativ sein kann und in der Gruppe zu spielen, mich mit meinem Charakter frei bewegen und dabei möglichst hohe Herausforderungen ala den Beschreibungen von Bad Horse habe, wo für ich dann auch bereit bin Schwächen dieser Spielweise hinzunehmen)
Auch beim Spielstil ohne Player Empowerment kann sich der SC völlig frei bewegen.
Es ist doch ungewiss, wenn der Mörder nicht feststeht.
Nein, eben nicht. Da der Mörder noch nicht feststeht, kann man sich als Spieler logischerweise auch nicht irren. Man kann sich nachher entscheiden, ob man den Mörder so wählt, dass die
SCs sich irren. Aber der
Spieler kann sich nicht irren, solange der Mörder nicht feststeht. Erst, wenn der Mörder feststeht, aber dem Spieler unbekannt ist, besteht die Möglichkeit, dass der Spieler sich irrt.
Und die moralische Komponente bleibt in jedem Fall, übrigens eine hochdramatische Entscheidung für ein weiteres spannendes Spiel.
Es geht mir nicht um die moralische Komponente. Es geht mir um die Frage, wie sicher ich mir bin. (Moralische Komponenten sind zwar interessant. Aber darum ging es mir bei dem Beispiel mit dem Beweise fälschen überhaupt nicht.)
Der Tathergang ist doch in letzter Konsequenz vollkommen egal und eher in den Bereich Spielleitermasturbation einzuordnen. Die Lösung des Krimis/Rätsels ist das, was am Spieltisch stattfindet und sollte daher als einzige im Mittelpunkt stehen.
Nein, der Tathergang ist das Wesentliche. Das Zentrum, um das sich der ganze Krimi dreht.
Natürlich geht es auch um die Lösung des Krimis. Aber dabei geht es eben darum, heraauszufinden, wie der Tathergang war. (Merke: Herausfinden, was der Tathergang war, ist etwas vollkommen anderes, als einen Tathergang erfinden.)
Die von dir weiter Oben aufgebaute Hintergrundgeschichte mag als Motiv herhallten, ist aber nicht von belang, da sie als solches nur bei der Abschliesenden Zusammenfassung herauskommen kann, noch dient sie als adequater Startpunkt für einen Krimi. Die Frage nach dem Warum, das Motiv also, ist nur das krönende Sahnehäubchen, nicht aber die Grundlage, die ist hauptsächlich Wie und Wer.
Eigentlich geht es nur um das "Wer?"
Aber sowohl das "Wie?" als auch das "Warum?" (Motiv) sind wichtige Indizien, die einem zum "Wer?" führen.
Oder anders ausgedrückt: Ich möchte das "Wer?" herausbekommen. Aber um an das "Wer?" zu gelangen, ist es hilfreich, erstmal das "Wie?" und das "Warum?" zu lösen.
Ich würde mal Als Lektüre Tannöd und The Suspicions of Mr. Whicher empfehlen, vor Allem letzteres, da es auf einem realen Fall basiert.
Wenn es auf einem realen Fall basiert, dann waren das "Wer?", "Wie?" und "Warum?" ja wahrscheinlich schon festgelegt, lange bevor das Buch überhaupt geschrieben wurde.