Autor Thema: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP  (Gelesen 9890 mal)

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Offline Nørdmännchen

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[Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« am: 7.03.2011 | 15:51 »
Howdie,

seit geraumer Zeit verwende ich (in Absprache mit meinen Spielern) Ansätze aus Theaterübungen im Rollenspiel, entweder indem ich sie ins laufende Spiel einbaue oder als abgeschlossene Einheiten.

Ich bin nicht an einem pädagogischen Effekt interessiert, wir (meine Runde und ich) meinen aber festgestellt zu haben, dass unser Spiel mit der Zeit dadurch flüssiger und spaßiger geworden ist. Außerdem gewinnt man auch die ein oder andere Anregung für weitere Abenteuer, seinen Spielstil und -horizont oder sogar Regeln.

Ich werde im nächsten Post ein erstes Beispiel geben. Hier meine Fragen:

  • Macht Ihr Ähnliches selbst? Gibt es vielleicht sogar speziell auf RSP zugeschnittenen Übungen?
  • Manche Kleinsysteme (insbesondere im Indie-Bereich), scheinen mir fast solche Übungen zu sein - wie seht Ihr das?
  • Ist das alles großer Schwachsinn? Immerhin kann der verbesserte Spielfluss einfach auf viele gemeinsame Sitzungen zurück gehen.
  • Keine Frage, aber am wichtigsten: Postet Eure eigenen Anregungen und Ideen. (Bei entsprechendem Feedback, hab ich auch noch Einiges im Angebot.)

Grüße,
Henning
»Gute Geschichten sind so gut aufgebaut, daß Lehrer natürlich denken, sie seien vorher geplant,
aber jede Geschichte hätte auch in eine Million andere Richtungen gehen können.«

– Keith Johnstone, Theaterspiele

Offline Nørdmännchen

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #1 am: 7.03.2011 | 15:55 »
Übung: Babeln
Kategorie: Darstellung
Ziel: Nonverbale Kommunikation erproben, trainieren und verstärken
Ursprung: Keith Johnstone in seinem Buch Theaterspiele (dort als Kauderwelsch)

Beschreibung
Beim Babeln wird jegliche Sprache durch frei erdachte Laute ersetzt, die eine unverständliche Fremdsprache simulieren. Kein Spieler darf verständliche wörtliche Rede seines Charakters abgeben. Je nachdem, wie andersartig die Übung ausfallen soll, können auch Beschreibungen von Charakterhandlungen untersagt oder gebabelt werden. (Das ist erfahrungsgemäß recht anstrengend bzw. nur für kurze Szenen praktikabel. Eine spannende Variation ist es, wenn nur der SL verständlich sprechen darf.)
EDIT: Eine weitere Wendung erhält das Babeln mit der Vorgabe, dass die Charaktere einander verstehen - im Gegensatz zu den Spielern. Ich empfehle hier einen leichten Einstieg, z.B. zwei SC babeln, während die änderen normal sprechen. (Bei der Einführung neuer SC oder im laufenden Spiel entwickeln sich hier echt spaßige Szenen... ich kann mich da an ein Streit-Gebabbel zwischen zwei Zwergen erinnern. ;D Aber ich schweife ab.)

Ergebnisse
Neben der Verbesserung der nonverbalen Kommunikation, muss man genau Beobachten und Aufgreifen, was andere Spieler als Fakten in die gemeinsame Vorstellung einbringen. Außerdem schärft sich das Bewußtsein für die eigene Stimme und körperliches Spiel. Wenn sie erlaubt sind, intensivieren sich plastische Schilderungen der Charakter-Handlungen.
EDIT: Die Runde entwickelt ausgeprägte Fähigkeiten in der Darstellung fremder Spezies.

Einsatz
Babeln lässt sich hervorragend ins laufende Spiel von Fantasy-Runden einbringen. Mit Referenz zum mythologischen bzw. religiösen Turmbau zu Babel könnte ein Gott oder Geistwesen die Sprache aller Charaktere verwirren. Auch Magie oder (abgeschwächt) eine gemeinsame Schiffspassage mit Vertretern fremder Völker (nur der SL babelt) stellen gute Hintergründe dar.
Im SciFi wäre es möglich, dass ein Virus sämtliche Übersetzungscomputer lahmlegt, oder dass alle Babelfische an einer mysteriösen Krankheit leiden...

Sowohl im Abenteuer, als Aufwärm-Spielchen und in meiner Kindheit hatte ich immer viel Spaß am Babeln.

EDIT: Ich habe den Beitrag um einen Punkt ergänzt, der mir wichtig erschien.
« Letzte Änderung: 8.03.2011 | 10:41 von Nørdmännchen »
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Offline Jiba

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #2 am: 7.03.2011 | 16:28 »
Oh! Bitte mehr davon!
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Megan

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #3 am: 7.03.2011 | 16:40 »
Klingt spannend - vor allem, weil mich z.Z. das Thema "rollenspielerische Darstellung" sehr beschäftigt. Ich kenne solche Übungen nur aus dem Theaterunterricht und beim Jeepform auf dem Treffen im letzten Jahr haben wir ein wenig sowas zum Aufwärmen gemacht.

Offline Nørdmännchen

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #4 am: 9.03.2011 | 23:01 »
Übung: Das Wo-Spiel
Kategorie: Vorstellungsraum
Ziel: Interaktion mit fiktiven Schauplätzen aufbauen und teilen
Ursprung: Viola Spolin in ihrem Buch Improvisationstechniken

Beschreibung
Ein einziger SC betritt einen Raum, der noch nicht weiter beschrieben wurde. Der entsprechende Spieler darf nur die Handlungen seiner Figur und ihre wörtliche Rede schildern, außerdem sind natürlich Mimik und Gesten erlaubt (und zu begrüßen). Nun lässt der Spieler den Charakter mit dem Raum interagieren. - Wenn der Spieler etwas hilflos wirkt, kann eine bestimmte Art von Tätigkeit oder Ausdruck als Anregung eingeworfen werden. (z.B.: "Du untersuchst den Raum fasziniert." "Du bist erstaunt." "Du erkennst etwas in der Ecke.")
Sobald der nächste Mitspieler eine Idee davon hat, in welcher Art von Räumlichkeit sich der SC befindet, betritt seine Figur ebenfalls die "Bühne" und tritt dem Anwesenden und dem Raum ins Spiel. - Es bleibt beiden Spielern untersagt, den Raum oder seine explizite Funktion beim Namen zu nennen (auch nicht in direkter Rede, wie z.B. in "Echt eine effiziente Folterkammer!") - Einzelne Gegenstände (z.B. Peitschen) dürfen genannt werden; es sei denn das Spiel soll wirklich schwierig werden...
Jeder Spieler kommt auf die gleiche Weise hinzu, wenn alle Teilnehmer den Raum bevölkern, kann aufgelöst oder schlicht weitergespielt werden. Sollte sich eine Handlung ergeben, versucht man sie natürlich noch abzuschließen. Auf jeden Fall sollten die Einschätzungen und Wahrnehmungen nach dem Rollenspielen nochmal ausgestauscht werden.

Eine Variante des Spiels findet in einem völlig dunklen Raum oder bei Blindheit statt. Dadurch bleibt dem Spieler nur noch die wörtliche Rede. ("Das fühlt sich aber kalt an.", "Hier ist so eine Art Zahnrad." stolperstolper...)

Ergebnisse
Die Spieler sind völlig auf ihre traditionelle RSP-Rolle reduziert. Ein verstärktes Gespür für das Schaffen von Fakten durch Zeigen (und nicht durch Erklären), ist der mMn deutlichste Gewinn. Das Bewußtsein für die eigene Schaffenskraft und Erzähl-Verantwortung wird geschärft, da passive Konsumhaltung unmöglich ist. Alle Teilnehmer sammeln Erfahrung darin, wie sie ihren gemeinsamen Vorstellungsraum aufbauen, einhalten und ihm verpflichtet sind.

Einsatz
Meistens habe ich das Wo-Spiel als losgelöste Übung verwendet. Es macht sonst großen Sinn im SL-freien Spiel. Wenn z.B. in Western City* niemand für ein Scene-Framing bieten will, kann die Rolle des ersten Wo-Spielers ausgelost werden.
Ich könnte mir auch vorstellen, das Wo-Spiel überraschend in einem Dungeon einzusetzen... der erste SC zwängt sich durch eine schmale Öffnung und wird von den Anderen zunächst nur beobachtet.
Aus dieser Idee habe ich meine anderen Einsätze abgeleitet. Sie helfen mir als SL, wenn ich beim Improvisieren hänge. o:)
Ich zeige dann auf einen Spieler und sage: "Du betrittst den Raum (/Platz/das Zimmer etc) während der Rest innehält."
INNEHALTEN ist das Schlüsselwort, dass dem Spieler anzeigt, dass er Wo-Spielen darf (bzw. soll). Ich lehne mich entspannt zurück oder geben höchstens einen Einwurf (wie oben beschrieben).

Der Anfang hat sich ein wenig zäh gestaltet. Nachdem unsere Runde dann Routine im Wo-Spielen hatte, sind so schöne Dinge wie die Werkstatt eines Fälschers entstanden (ohne dass "Fälschen" bis dahin Thema des Abenteuers gewesen wäre).

*PS: Western City zu spielen ist in meinen Augen auch immer Übung, die sich im "normalen" RSP bemerkbar macht (außerdem macht es schlank, schön und erfolgreich - hat bei mir funktioniert 8)='). Es wäre Eines meiner Beispiele für die Kleinsysteme, die ich im Eingangs-Post erwähnt habe.
« Letzte Änderung: 10.03.2011 | 00:04 von Nørdmännchen »
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Offline Retronekromant

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #5 am: 15.03.2011 | 19:23 »
Sorry, aber das find ich echt übertrieben  ::)

Die Zeit, die man für solche "Übungen" aufbringt, kann man doch genauso gut ganz normal zocken ?!
Also zumindest mir wäre da einfach die Zeit zu schade, und so ernst nehm ich Rollenspiel dann auch wieder nicht.

PS: Im "Babeln" bin ich gut ^^ Vor allem orkisch und dergleichen kann ich fließend ;-)
« Letzte Änderung: 15.03.2011 | 19:27 von Retronekromant »
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Offline asri

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #6 am: 15.03.2011 | 19:45 »
Naja, wenn man das nur zu dem Zweck macht, um beim Rollenspiel besser zu werden - dann mag man das übertrieben finden. Und das ist eine sehr subjektive Einschätzung.

Aber ich hätte nichts dagegen, einfach so mit Freunden mal irgendwelche Impro-Spiele o.ä. zu machen - einfach aus Spaß an der Sache. Man kann ja auch Bücher lesen, nur um des Buches willen - und nicht, um es fürs Rollenspiel auszuschlachten. Solls geben!  ;D

Offline Glgnfz

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #7 am: 15.03.2011 | 20:10 »
PS: Im "Babeln" bin ich gut ^^ Vor allem orkisch und dergleichen kann ich fließend ;-)

Soso, du singst also in einer Death Metal-Band! ;D
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Offline Nørdmännchen

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #8 am: 15.03.2011 | 20:25 »
Schon der Begriff besser kann (oder sollte) in diesem Zusammemhang nur subjektiv definiert werden. Mir machen a) die Impro-Übungen selbst Spaß und b) meine ich mehr Spielspaß im eigentlichen RSP zu erleben. So wie einige an Forge-Theorie Gefallen finden und andere eben nicht.
Das Ganze ist eine Möglichkeit, die dem ein oder anderen (z.B. mir) was geben kann. Ich persönlich spiele übrigens bedeutend öfter (Laien-)Theater als Rollenspiel. Diese Übungen sind keine Ratschläge im Sinne von: so werdet Ihr objektiv die Qualität Eures Spiels anheben. - Auf die Weise ist auch mein Ausspruch gegen eine "pädagogische" Wirkung zu verstehen.

@Glgnfz: Ich könnte auch ein paar Death-Metal-Übungen posten... (Atemtechnik, Tightness, Mikrofonie etc.)  ;D
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Offline Jiba

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #9 am: 15.03.2011 | 20:52 »
Ich find's ganz und gar nicht übertrieben, weil die Dinger auch selbst viel Spaß machen. Und wenn man stundenlang über Hausregeln brüten bzw. Regeldiskussionen anstellen kann, die für's Spiel wichtig sind, dann kann man auch das hier machen... denn die Darstellungsfähigkeit und Kreativität der Gruppe zu unterstützen, finde ich ebenso sinnvoll...
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Offline blaueRaupe

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #10 am: 20.05.2011 | 12:36 »
Ich finds super und hab mich in meiner Gruppe mal umgehört ob die auch mal Interesse an solchen Übungen hätten.
Ich werde deine Beispiele mal ausprobieren und dann entweder hoffen, dass du noch mehr postest oder mir die Bücher anschaffen ;)

Offline Naldantis

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #11 am: 23.05.2011 | 00:18 »
Naja, ich fürchte man müßte mich schon (gut) bezahlen, damit ich bei sowas mitmache...

...eindeutig nicht mein Ding.

Offline SirLittleDragon

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #12 am: 23.05.2011 | 12:54 »
Ich finds spaßig und abgewandelt auch direkt im RSP anwendbar.

Also zumindest das Babeln muss einen Heidenspaß machen, wenn jeder ohne Sinn und Zweck daherredet und die Mimik und Gestik plötzlich sehr viel wichtiger wird.  :d

Das Wo-Spiel ist auch durchaus interessant und gerade im Konzept mit z.B. einer Funk- oder Handyverbindung in einem eher neuzeitlichen Setting sehr interessant. Ich sag nur "Entführung" und ein SC muss beschreiben, wie der Raum ist, indem er sich befindet, nachdem er aufwacht.  :)

"Übung" klingt halt immer gleich so wie "Arbeit" :D Wenn man es als "Rätsel" oder "Szene" einbaut, dann ist plötzlich eine ganz andere Betonung dabei. ;)
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Offline Steffen

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #13 am: 23.05.2011 | 13:48 »
In einer Episode vom Narrative Control Podcast wurde über Ice-Breakers gesprochen, kleine Spiele, mit denen das anfängliche Zögern überwunden und die Kreativität gefördert wird. Gut finde ich besonders, wie man solche Übungen gleich in das anstehende Abenteuer einflechten kann.

Offline kubla-khan

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #14 am: 19.06.2011 | 13:28 »
Ich habe mal Übungen aus dem Impro-Theater zum Lockerwerden am Anfang eingesetzt.

Z.B. die CV-Methode, jeder erzählt reihum immer einen neuen Fakt aus dem Leben einer fiktiven Person (von der vorher nichts bekannt ist) oder
Oder Anfang/Ende-Methode, jeder muss abwechselnd ein zusammengesetztes Wort sagen und jeweils mit dem Ende des vorigen anfangen. Dreschflügel - Flügelschlag - schlagzahl ..

War prinzipiell ganz gut, aber man muss seine Leutchen genau kennen. Sie sollten schon halbwegs aufgeschlossen und progressiv sein.

In meiner Runde war ein Spieler, den ich nicht genau kannte und der noch nicht so oft mitgespielt hatte. Der war total überfordert und ist fast ausgeflippt "so ein Scheiß, will nur Rollenspiel" usw...  :P

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Offline Caerghallan

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #15 am: 19.06.2011 | 13:47 »
Der war total überfordert und ist fast ausgeflippt "so ein Scheiß, will nur Rollenspiel" usw...  :P

Ich war ja nicht dabei, aber bist du sicher, dass er überfordert war und nicht einfach angefressen, weil euer Programm nicht ganz seinen Erwartungen entsprochen hat? Weil ganz so anspruchsvoll war das "Kennenlernspielchen" bei euch ja nicht. Ganz ehrlich: Wenn ich in einer neuen Runde wäre (dem Herrn seis gedankt, dass ich seit über 20 Jahren meine Stammgruppe hab  ;)), würde ich auch erstmal große Augen machen, wenn wir mit solchen Wortspielen beginnen würden.
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ErikErikson

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #16 am: 19.06.2011 | 13:52 »
Ich hab ja mal Theater gespielt, und die Theaterleute sind alle IMHO etwas skurril. Dergleichen Spiele sind für den einen amüsant, der nächste denkt, die Gruppe hatse nicht mehr alle.

Aber "Son Scheiss, will nur Rollenspiel", das ist gut. Wenn RPG schon die normale Aktivität ist, oje...

Offline kubla-khan

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #17 am: 19.06.2011 | 13:56 »
Ich bin das Ganze natürlich pädagogisch angemessen angegangen.  :)
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Offline Nørdmännchen

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #18 am: 27.02.2012 | 18:02 »
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Übung: Drei in des toten Manns Kiste
Kategorie: Kooperatives Erzählen
Ziel: Blockieren der Mitspieler vermeiden, Konflikte improvisieren
Ursprung: Meine Theater-Spielleiterin (zumindest wusste sie nicht, ob sie es irgendwo gelesen hatte...)

Beschreibung
Wir haben drei Leichen, jeder wird ein Spieler zugewiesen. Wir wissen, dass sie am gleichen Ort gefunden wurden und bei allen ist die Todesart zu erkennen. (Diese Fakten kann der SL vorgeben oder die anderen Spieler dürfen sie bei einer ersten Untersuchung improvisieren. Auch Alter, Geschlecht, Kleidung, Beruf usw. könnten aus dem Stehgreif geschöpft werden.)
Nun dürfen die drei Verstorbenen sprechen. Sie habe keinen Schimmer davon, was im letzten Augenblick vor dem Tod geschah. Aber ansonsten erinnern sie sich sehr lebhaft daran, wie ihr letzter Tag ablief. Und sie brennen darauf, davon zu erzählen. Sie reden durcheinander und erzählen so immer nur ein Stück, bis ein anderer von ihnen das Wort an sich reißt. (Bei zu viel Chaos können die übrigen SC moderieren.)

Ergebnisse
Die Spieler schaffen als die Verstorbenen Fakten und müssen sich dabei Zwangsweise an die Vorgaben der Vorredner halten. Auch dieses Spiel schärft das Verständnis dafür, wie Ideen und Erzählungen entstehen, ohne die Metaebene zu betreten. Gleichzeitig fordert die Übung die Eskalation einer Situation bis zum Äußersten. Komfort-Zone (als Ursache für Langeweile) ist nicht! :ctlu:
Im Rahmen eines Abenteuers wird den Spielern klar, wie sehr sie selbst die Erzählung mitgestaltet haben und Verantwortung für sie tragen.

Einsatz
Im Spiel handelt es sich natürlich um die Eröffnung eines Krimi-Abenteuers. Tatsächlich ist ein übernatürliches Setting Pflicht und der Rahmen ist (wer hätte es gedacht) eine Séance. Wenn kein SC über entsprechende Fähigkeiten verfügt, so gibt es einen SLC als Medium. Diese Figur sucht dann auch jene SC aus, die an der Sitzung teilhaben ("richtige Schwingungsebene - deine Aura pulsiert").
Mit der Übung habe ich bereits dreimal völlig unvorbereitet Spielabende begonnen, die in meiner Wahrnehmung sehr gelungen verliefen.

« Letzte Änderung: 2.03.2012 | 19:34 von Nørdmännchen »
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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #19 am: 28.03.2012 | 15:47 »
Übung: Euphorie
Kategorie: Gruppendynamik
Ziel: Akzeptanz der Wirklichkeiten aller Mitspieler, Abbau von Blockaden, Aufhellen bis Anheizen der Stimmung
Ursprung: So ziemlich jedes Improv-Buch, natürlich auch Keith und Viola

Beschreibung
Jeder in der Runde kann Vorschläge für das weitere Vorgehen der Gruppe machen. Am liebsten verpackt in eine knappe Aufforderung: "Lasst uns auf den Marktplatz gehen!" oder "Kommt wir jagen der Zombiearmee hinterher!" Die gesamte Gruppe reagiert darauf unisono mit einem vereinbarten Ausruf der Zustimmung: "Au jaaa!" oder "Tolle Idee!"
Anschließend wird dem Vorschlag Folge geleistet, bis ein Spieler eine weitere Anregung in die Runde wirft: "Lasst uns Geld an die Bettler verschenken!" oder "Vorher kaufen wir aber noch Kettensägen und Schorttflinten!" Mit "Au jaaa!" geht's entsprechend weiter.
Als einzelne Übung sollten die Phasen zwischen den Vorschlägen nur kurz angedeutet werden (am besten patomimisch) und nicht viel eigentliches Rollenspiel enthalten.

Ergebnisse
Zunächst: wenn man diese Übung noch nie gemacht hat, unterschätzt man sie leicht. So ging es zumindest mir und mehreren Mitspielern. Tatsächlich ist die Gruppenwirkung immens, wenn sich alle voll einlassen. Aus den Vorschlägen und der Euphorie entsteht in jedem Fall eine Kette zusammengehöriger Ereignisse. Manchmal entsteht eine gute Handlung, eine Erzählung oder zumindest ein skurriler Witz. Besonders bemerkenswert ist aber die Stimmungssteigerung und die Auswirkung auf die Lust am gemeinsamen Erzählen. In diesem Sinne erfährt man durch Euphorie viel über die Macht des "Mit-dem-Strom-Schwimmens".

Einsatz
Im Spiel könnte z.B. eine Droge auftauchen, die jede Menge Endorphine ausschüttet und gleichzeitig die Fähigkeit zum kritischen Hinterfragen lahm legt. Das kann sehr spaßig werden oder wahlweise auch die Runde völlig sprengen. In jedem Fall sollte die Situation gepuffert werden (fremder Ort, wenig eigener Besitz...).
Besonders bewährt hat sich Euphorie aber als Aufwärm-Spiel (im Theater oder am Tisch) bzw. als kurzes Ritual zur Eröffnung des Abends. Die Bereitschaft zum kooperativen Spielen wird hervorragend aufgebaut.

Als Variante kann man das Euphorie-Spiel nutzen um viel kreativen Output zu erzeugen. (Z.B. Geschichte erzählen, Hintergrundwelt erschaffen...) Lektorat ist später erlaubt - embrace the suck!
« Letzte Änderung: 28.03.2012 | 15:56 von Nørdmännchen »
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Offline Bad Horse

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #20 am: 28.03.2012 | 17:49 »
Au ja!  ;D

Als Anfangsritual finde ich das eine gute Idee, mal schauen, ob ich irgendwen dazu kriege.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Bordfunker

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #21 am: 28.03.2012 | 18:17 »
Ich finds klasse!

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #22 am: 28.03.2012 | 18:29 »
Au ja!  ;D
Ich finds klasse!

JIIIPIIEEH!

Fangen wir grade an das Spiel zu spielen? Das willenloses Zustimmen in meinem Sinne ist, dürfte ja klar sein, nachdem mich hier   i r g e n d j e m a n d   als Harmonie-Suchtbolzen gebrandmarkt hat.  ;D
@Bad Horse: Tatsächlich wehren sich viele Spieler dagegen. Man käme sich ja ach so albern vor (aber Rollenspielen ist natürlich hoch-seriös  :gaga:). Wenn es aber ins Rollen kommt, hat die Euphorie bei mir noch jeden mitgerissen.

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Offline kubla-khan

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #23 am: 28.03.2012 | 21:22 »
Sprich das aber am besten im Vorfeld mit deiner Gruppe ab.

Witzigerweise war es genau die Übung "Euphorie" bei der mein Ex-Spieler ausgeflippt ist. :)
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Offline dunklerschatten

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #24 am: 29.03.2012 | 09:59 »
Zitat
Macht Ihr Ähnliches selbst?

Nö, das ist für uns nix. Da wir da wohl keinen Mehrwert draus ziehen würden

Zitat
Ist das alles großer Schwachsinn? Immerhin kann der verbesserte Spielfluss einfach auf viele gemeinsame Sitzungen zurück gehen.

Schwachsinn würde ich das jetzt nicht gerade nennen, aber ich glaube das es überbewertet wird und ja in der Tat "viele gemeinsame Sitzungen" halte ich für wesentlich ausschlaggebender !

"Stellt Euch den Tatsachen, dann handelt danach!"
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Offline Jiba

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #25 am: 29.03.2012 | 11:02 »
Schwachsinn würde ich das jetzt nicht gerade nennen, aber ich glaube das es überbewertet wird und ja in der Tat "viele gemeinsame Sitzungen" halte ich für wesentlich ausschlaggebender !

Ich habe schon mit vielen, als harmonisch wahrgenommenen Leuten viele gemeinsame Sitzungen gespielt und glaub mir: Hätten wir vorher die Sache mit der Euphorie oder den Drei Toten durchgezogen, hätte man sicher viel besser miteinander gespielt.  :P
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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #26 am: 29.03.2012 | 13:28 »
Sprich das aber am besten im Vorfeld mit deiner Gruppe ab.

Da hast Du natürlich recht, es ist unabdingbar, dass alle Spieler grundsätzlich bereit sind, sich diesen "Spinnereien" zu öffnen. ;)

Witzigerweise war es genau die Übung "Euphorie" bei der mein Ex-Spieler ausgeflippt ist. :)

Das finde ich ziemlich spannend, wenn auch nicht unbedingt überraschend. Mit Argumenten des Psychodramas gesprochen, zwingt einen die "Euphorie" besonders dazu, die eigenen Schutzwälle fallen zu lassen... das kann (angeblich) zu Abwehrreaktionen führen oder gar alte Ängste freisetzen (mir fehlt bezügl. dieses speziellen Spiels die Empirie).
Kam das "so ein Scheiß, will nur Rollenspiel" denn während des Vorschlags, relativ am Anfang der Übung oder wart Ihr schon mittendrin?

BTW: Auch wenn ich mich auf anderer Ebene mit Psychodrama befasse, möchte ich mich doch davor hüten, solche Ansätze im Roleplaying Game einzusetzen.

Ich habe schon mit vielen, als harmonisch wahrgenommenen Leuten viele gemeinsame Sitzungen gespielt und glaub mir: Hätten wir vorher die Sache mit der Euphorie oder den Drei Toten durchgezogen, hätte man sicher viel besser miteinander gespielt.  :P

Ich selbst habe auch das unbedingte Gefühl, dass die Übungen was bringen (für den Spielspaß). Aber wenn es um das Thema geht bin ich zugegebener Maßen voreingenommen.  o:)
Tatsächlich habe ich zur Zeit (leider) nur sporadische Runden, zwei Mitspieler meiner damaligen Runde sind weggezogen. Und grade bei diesen Kurzkampagnen, meine ich noch klarer festzustellen, dass es einen Unterschied macht, ob man mit Übungen arbeitet oder nicht.

So, zu guter Letzt: hat jemand einen Vorschlag für einen geeigneten Begriff? Wie SirLittleDragon vor einer Ewigkeit bemerkt hat, klingt "Übung" nach Arbeit. Im Improv würde man einfach von "Spiel" sprechen, aber das verbietet sich aus naheliegenden Gründen.

Grüße, Henning

EDIT: Versuche zur Verständlichkeit...
« Letzte Änderung: 29.03.2012 | 13:56 von Nørdmännchen »
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Offline Bad Horse

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #27 am: 29.03.2012 | 18:09 »
Nenn es halt "Vorspiel". ;) Oder "Aufwärmen".
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Offline dunklerschatten

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #28 am: 29.03.2012 | 20:11 »
Zitat
Ich habe schon mit vielen, als harmonisch wahrgenommenen Leuten viele gemeinsame Sitzungen gespielt und glaub mir: Hätten wir vorher die Sache mit der Euphorie oder den Drei Toten durchgezogen, hätte man sicher viel besser miteinander gespielt

Meine Praxis-Erfahrung spricht da gegen deinen Glauben. Aber denke das ist eben ein individuelles Ding.
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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #29 am: 29.03.2012 | 21:28 »
Meine Praxis-Erfahrung spricht da gegen deinen Glauben. Aber denke das ist eben ein individuelles Ding.

Mit Sicherheit, das hat viel mit persönlichem Stil, Spielstil, einzelnen Gruppenmitgliedern und Formen der Kommunikation zu tun. Meine positive Einstellung entspringt durchaus meiner persönlichen Erfahrung. Aber an meiner Improv-Liebe scheiden sich auch bei mir daheim die Geister. Versuch macht kluch. Vielleicht sollten wir "Theatralischen" auch lieber mit dem Jeep nach Skandinavien fahren.

Grüße, Henning
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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #30 am: 15.01.2013 | 00:30 »
Erneute Threadnekromantie - aufgrund intensivierter Beschäftigung mit dem Thema meinerseits...

Übung: How I met my brother
Kategorie: Charakterentwicklung
Ziel: Charaktere kennen lernen und vertiefen; Gruppendynamik aufbauen
Ursprung: Ich (wobei ich ganz schlicht auf die Praxis der improvisatorischen Szenenfindung aufbaue)

Beschreibung
Ein/e Spieler/in versetzt sich mit ihren Charakteren ans Lagerfeuer / in die Taverne / in das Büro eines Auftraggebers / in einen Flirt. Dann eröffnet sie/er eine Erinnerungsszene - mit der Auflage, dass sie mindestens einen weiteren SC mit einbinden. Betrachtet es als "Scene-Framing". Eine gute Eröffnung ist: "Weißt Du noch, als wir damals..."
Die Geschichte wird nach einem kurzen Aufhänger rollenspielerisch dargestellt. Ob Ihr Regeln benutzt oder weg lasst, ist jeweils Eure Sache - die Charaktere können zumindest nicht sterben. (Ist ja schon lange her, nicht wahr?)
Wichtig ist es, die Szenen regelmäßig zu wiederholen. Vielleicht werden sie von einem dritten Spieler dazu aufgefordert: "Erzählt doch nochmal von..." Aus diesen Erinnerungen soll sich nach und nach eine Art Tagebuch-Collage entwickeln. Die Szenen dürfen und sollen immer wieder variieren (auch stark). Es handelt sich hier nicht um irgendwas Verlässliches, sondern um Erinnerungen - noch dazu die Erinnerungen einer Heldengruppe, die von sich erzählt...

Ergebnisse
Die Spieler schaffen eine gemeinsame Vergangenheit der SC, bei der sie außerdem kommunizieren, was sie sich als Erlebnisse für die Gruppe vorstellen (Flags). Die SC-Gruppendynamik wird aufgebaut und die ganze Runde wirkt echter. Vor allem aber dient die Erinnerung als vogelfreier Raum. Hier können Szenen (und damit Charaktere) ungehemmt wiederholt erprobt werden - eine hervorragende Methode die Persönlichkeit der Figur zu entwickeln und kennen zu lernen. Tatsächlich halte ich den Effekt für deutlich stärker, als immer nur neue Szenen zu erfahren (wie im traditionellen Rollenspiel).
Bei der Arbeit im Theater (eigentlich in jedem typischen Probenplan), wird wie selbstverständlich ein und dieselbe Szene immer wieder auf den Seziertisch gelegt, abgeändert und variiert. Gerade die Möglichkeit vor derselben Ausgangssituation ein anderes Verhalten zu erproben, kann sehr viel über meinen Charakter enthüllen.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Der Effekt lässt sich übrigens auch schön auf die Spieler-Gruppendynamik ausweiten, indem nach den Erinnerungen kurze, nicht wertende Feedbacks gegeben werden:
"Ich glaube ich erinnere mich anders..." / "Ihr hatten anscheinend viel Spaß an..." / "Wichtig erschien mir folgende Handlung..." / "Gefühle die ich gesehen habe..." usw.

Einsatz
"How I met my brother" (der Name ist neu) war ursprünglich mein Tool nach der Charaktererschaffung. Jeder SC musste am Lagerfeuer eine Erinnerung anreißen. Es durfte übertrieben oder realistisch sein. Wichtig war herauszuarbeiten, wie der eigene SC einen Weiteren beim ersten Treffen wahrgenommen hat.
Dann ging ich dazu über, immer zwischen zwei Abenteuern Erinnerungen einzubauen; egal ob aus der Zeit vor oder während der Kampagnen. Spieler durften sich von Mitspielern besonders gelungene Erinnerungen wünschen oder neue Einfälle einbringen und selbst "SL spielen" - bzw. einfach drauf los erzählen und sich gegenseitig ins Wort fallen. Die Szenen bekamen einen Namen, wurden auf eine Liste gesetzt und immer mal wieder hervor gekramt. (Ich betone wiederholt: das Wiederholen von Szenen ist der Kerngedanke der Sache!)

Andere Mitspieler dürfen gerne Nebenrollen übernehmen: "Ach ja, und dann war da diese griesgrämige, aber hübsche Bardame..." -> *deutet auf Spielerin X*. Manchmal hat sogar jemand "die Würfel" gespielt.
Das Feedback (siehe oben) gab es eigentlich immer. (Ich halte es auch für denkbar für besonders oft geforderte Szenen Schicksal, Erfahrung, Styledice oder eine andere mechanische Belohnung zu vergeben.)
Mein Zeitlimit für jede Erinnerung war fünf Realminuten, dann haben die lauschenden SLC unterbrochen oder nicht mehr zugehört. Aber das muss wohl in jeder Gruppe neu erprobt werden.
« Letzte Änderung: 15.01.2013 | 00:38 von Nørdmännchen »
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Shield Warden

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #31 am: 17.01.2013 | 08:49 »
Hm. Ich bin mir nicht wirklich sicher, dass diese Methode bei weniger .. "szenischen" und sprachlich lockeren Runden passt. Wenn ich mich an Qin-Runden erinnere, wäre es etwas störend gekommen, so eine "Probensituation" zu wiederholen, wenn nicht sogar völlig unpassend. Für die tatsächliche rollenspielerische Praxis am Tisch halte ich allerdings sowieso alles, was über gewöhnliche Haltungs- Atem- und Charakterimprovisationsübungen hinaus geht für wenig hilfreich. Ich argumentier da natürlich auch hauptsächlich aus persönlicher Erfahrung. Sogar auf der Bühne können die meist besonders intelligent designten Spiele oft vom eigentlichen Spiel ablenken, gerade bei unerfahrenen Spielern, was natürlich einen gegenteiligen Effekt hat. Aber wenn das für euch funktioniert, spricht ja im Prinzip nichts dagegen.

Offline Megan

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #32 am: 17.01.2013 | 09:45 »
Ich finde die Idee cool. Ich denke, sowas könnte man von Zeit zu Zeit integrieren, um die übliche Erzählstruktur aufzulockern. Das merke ich mir auf jeden Fall mal.  :)

Offline Nørdmännchen

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Re: [Spielübungen] Theaterübungen im RSP
« Antwort #33 am: 18.01.2013 | 11:39 »
Sogar auf der Bühne können die meist besonders intelligent designten Spiele oft vom eigentlichen Spiel ablenken, gerade bei unerfahrenen Spielern, was natürlich einen gegenteiligen Effekt hat.

Oh, ich hoffe der Kerngedanke ist nicht durch mein typisches Geschwurbel verkompliziert worden. Sollte das Spiel den Eindruck erwecken, es entspränge dem Bemühen um "intelligentes Design", habe ich etwas falsch gemacht.  Bei "How I met my brother" handelt sich vor allem um den (etwas verschleierten) Aufruf: Probiert doch mal aus, eine Szene im RSP zu wiederholen.

...der Rest ist psychoaktive Kosmetik.  ~;D
Sicherlich ist das nicht jedermanns Sache und manche Spielsituationen bzw. -absichten (auch meine eigenen) würden darunter leiden. Aber an gegebener Stelle glaube ich fest daran, dass es die Erfahrung mehr als wert ist.
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