Autor Thema: Entwertung von Spielleiterentscheidungen  (Gelesen 17901 mal)

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Offline Merlin Emrys

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #50 am: 22.07.2011 | 12:15 »
Zunächst @ Scribe: Guter Beitrag!

Ich habe als Spielleiter immer noch eine Menge Ressourcen um Ingame gewisse "Pfade" vorzugeben, wenn mir als SL das unbedingt als wichtig erscheint. Ob ich "NEIN verdammt noch mal, ich bin der Meister" als Feedback der Gruppe zurück gebe oder mich doch lieber für das "Ja,...aber das wird nicht leicht", macht einen großen Unterschied.
Klar. Aber es gibt Momente, da würde ein solcher "Umweg" mE zuviele Ressourcen kosten - solche der Charaktere, solche der fiktiven Welt und auch solche der Spieler und des Spielleiters. Dann ist ein "njet" m.E. der besserere Weg.
Aber wie oft muß man eigentlich noch sagen: in Ausnahmefällen, in Ausnahmefällen, in Ausnahmefällen... Es geht darum, für einzelne, seltene Fälle die Option freizuhalten, auch mal einfach nur "Nein. Ende der Diskussion." sagen zu können. Der Regelfall sieht doch ohnehin immer anders aus! Aus Ausnahmefällen dagegen gleich einen Gruppenkonflikt zu konstruieren, ist m.E. schon so etwas wie unredlich.

Offline Tudor the Traveller

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #51 am: 22.07.2011 | 12:21 »
Ich muss mich doch irgendwie wundern. Im "Kiste" Thema (hier) wurde häufiger der Rat erteilt, den Spielern OOT zu sagen "Sorry, wenn ihr die Kiste aufmacht, sprengt ihr meinen Plot, also lasst das doch bitte". Im Endeffekt ist das dasselbe wie ein nett erbetenes "Nein, das geht nicht". Also was denn nun?
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Offline Herr der Nacht

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #52 am: 22.07.2011 | 12:25 »
Nun ändern wir das Beispiel mal dahingehend, dass der Rest der Gruppe zumindest nichts dagegen hat. Sie würden sowohl das Abenteuer weiterspielen, als auch mit den Konsequenzen der Handlung des Diebes leben. Nur der SL hat ganz entschieden was dagegen, sein Abenteuer den Bach runtergehen zu sehen.

Das ist doch völlig konstruiert. Die anderen Spieler der Gruppe haben IMMER eine Meinung. Entweder sie finden es gut, dass der Spieler seinen SC ausspielt und machen selbiges, oder aber sie wollen den Plot vorrantreiben und sind nicht begeistert.

Bei ersterem ist die Situation klar, Charakterspiel ersetzt den Plot (zwinge die Spieler nicht in irgendwelche Plots und arbeite in Zukunft einfach keine detaillierten aus, dann kannst du als SL auch nicht entäuscht werden, ergo, alle glücklich)

Bei letzterem ist die Situation genauso klar, die Mehrheit in der Gruppe WILL den Plot, also werden sie entweder ingame oder outgame dafür sorgen, dass es weitergeht.

Bei beiden Situationsausgängen musst du als SL kein Machtwort sprechen sondern einfach nur mit der Ist-Situation arbeiten. Aber in keiner dieser Situationen ist der SL zu 100 Prozent als Alleinentscheider gefragt sondern die Gruppe

Offline 1of3

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #53 am: 22.07.2011 | 12:37 »
Nun ändern wir das Beispiel mal dahingehend, dass der Rest der Gruppe zumindest nichts dagegen hat. Sie würden sowohl das Abenteuer weiterspielen, als auch mit den Konsequenzen der Handlung des Diebes leben. Nur der SL hat ganz entschieden was dagegen, sein Abenteuer den Bach runtergehen zu sehen.

Hat der SL das Recht den Dieb aufzuhalten oder sind wir dann im bereich der nicht mehr tragfähigen Entwertung von Spielerentscheidungenn?

Aber das wird sich doch aus der Gesprächssituation ergeben oder?

Der Spielleiter wird sagen: "Ähhm, wenn du das tust, ist die Besprechung vorbei und das Abenteuer wahrscheinlich gelaufen."
Dieb-Spieler: "Aber mein Charakter ist so ein Typ."

Jetzt ist die Frage, was als nächstes passiert. Möglicher Weise wird einer der anderen SC-Spieler sagen: "Ja, das wär jetzt irgendwie komisch. Mach das doch morgen Nacht. Wir würden schon gerne das Abenteuer weiterspielen." Wahrscheinlich wird er dabei deutlich ausfallender werden. Der Diebspieler wird sich dem Gruppendruck dann wohl fügen oder es folgt die Steinigung mit den W20.

Alternativ könnte auch die Meinung kommen: "Nö, is doch in Ordnung. Mach mal deinen Diebeszug. Man wird sehen, was sich daraus ergibt." Darauf würde der SL dann wohl reagieren: "OK, dann machen wir kurz Raucherpause und ich überleg mir was. Das hab ich nämlich nicht vorbereitet." - Spielgruppe: "OK, mach mal."

Das sind beides vernünftige Abläufe. Die Spieler sind im zweiten Fall gewarnt, dass sie grade den öffentlichen Nahverkehr verlassen und nunmehr zu Fuß unterweg sind.
« Letzte Änderung: 22.07.2011 | 12:45 von 1of3 »

Offline Oberkampf

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #54 am: 22.07.2011 | 12:38 »
Ich muss mich doch irgendwie wundern. Im "Kiste" Thema (hier) wurde häufiger der Rat erteilt, den Spielern OOT zu sagen "Sorry, wenn ihr die Kiste aufmacht, sprengt ihr meinen Plot, also lasst das doch bitte". Im Endeffekt ist das dasselbe wie ein nett erbetenes "Nein, das geht nicht". Also was denn nun?

Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis?
Praktisch hilft es kurzfristig nichts, sich mit Modellsituationen der Entwertung auseinanderzusetzen, wenn man schnelle Entscheidungen braucht. Auf lange Sicht hin verbessert sich aber das Spielleiten, wenn man solche Schnitzer im eigenen Abenteuer schon aufgrund von Diskussionen kommen sieht.

Und der Unterschied zwischen "einen Weg blockieren und "alle Wege bis auf einen blockieren" bzw. "einen Weg aufzwingen".

Und letzlich: der Unterschied in der Fragestellung: im Kistenthread (wo auch viele Leute geraten haben, die Kiste einfach als unüberwindliche Barriere zu definieren oder mit dem gelungenen Schlösser öffnen zu leben) stellte sich heraus, dass die ganze Gruppe bis auf den Dieb die Kiste abgeben wollte. Hier wird gefragt, ob die Entscheidungsfreiheit eines Gruppenmitgliedes (das gerade die SL-Mütze trägt)  dazu berechtigt, der ganzen anderen Gruppe einen Abenteuerverlauf vorzugeben.
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #55 am: 22.07.2011 | 12:41 »
Spirit of the Century, S.290:

"Whatever the players are interested in is more important and better than anything you came up with . If your ideas are so good that player input ruins them, you should be writing novels instead of playing roleplaying games "
Sorry, aber das ist einfach nur ein Unding. Eine Frechheit. Das geht ja mal überhaupt gar nicht, und hat zumindest so, wie es da steht in keinem-ich wiederhole: in keinem(!)- GRW etwas zu suchen. Anstatt das Ganze konstruktiv zu formulieren à la " Wenn Spieler Ideen oder Anregungen haben, die dem Plot eventuell zu wider laufen könnten, sollten Sie sie nicht von vorneherein blocken..." Wird hier gleich mal pauschalisiert, und der SL als böser Bube oder unfähig dargestellt.Nee, ich glaube, wenn ich das SotC-GRW gelesen hätte, hätte ich auf der betreffenden Seite das Buch :puke:

Vor allen Dingen: woher nimmt sich derjenige, der diesen Unsinn verzapft hat, das Recht heraus, sich anzumassen, festzulegen, dass Alles(!) was von den Spielern kommt automatisch besser ist, als das, was man sich als SL ausgedacht hat? Als Umkehrschluss daraus könnte leicht erfolgen, dass die Gruppe überhaupt nicht mehr spielen soll, weil das ist ja eh alles schlecht, was sich der SL ausgedacht hat, da kann man das Spielen auch gleich ganz bleiben lassen. Na vielen Dank dafür. ::)

Ganz offensichtlich hat der oder die Gute(der/die das geschrieben hat) ein Problem mit der Entscheidungskompetenz des SL. Es ist aber nun mal so, dass im Zweifelsfall der SL entscheiden muss, weil er-im Ggs. zu den Spielern- einen Überblick über das "grosse Ganze" hat, den die Spieler eben nicht haben bzw. gar nicht haben können. Klar, gehört da auch Vertrauen dazu, aber wenn ich mich darauf nicht einlassen kann oder will als Spieler, dann sollte ich Hallenhalma oder ein SL-loses RPG spielen, aber kein klassisches Rollenspiel und schon erst Recht gar nicht ein RPG schreiben.
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #56 am: 22.07.2011 | 12:48 »
Und letzlich: der Unterschied in der Fragestellung: im Kistenthread (wo auch viele Leute geraten haben, die Kiste einfach als unüberwindliche Barriere zu definieren oder mit dem gelungenen Schlösser öffnen zu leben) stellte sich heraus, dass die ganze Gruppe bis auf den Dieb die Kiste abgeben wollte.

Das deckt sich imo zu 100% mit der Fragestellung hier.*

EDIT: Rückzug...
Der SL blockt eine Spieleraktion ab, um den Gesamtspaß der Gruppe zu schützen. Steht doch so ähnlich im Anfangsbeitrag.

Das kam von Hróðvitnir.

*Ob die Gruppe mehrheitlich dafür ist, ist nicht relevant. Der SL will es so. Die Frage: warum hat er kein Recht über die Kiste?
« Letzte Änderung: 22.07.2011 | 12:53 von Tudor the Traveller »
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Offline ClockworkGnome

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #57 am: 22.07.2011 | 12:54 »
Das ist doch völlig konstruiert. Die anderen Spieler der Gruppe haben IMMER eine Meinung. Entweder sie finden es gut, dass der Spieler seinen SC ausspielt und machen selbiges, oder aber sie wollen den Plot vorrantreiben und sind nicht begeistert.

Ja, es ist konstruiert. Es soll ja auch nur als Diskusssionsbasis zur Annäherung an die Frage dienen wo denn der SL nun steht. Und in letzter Zeit kommt bei mir hier doch sehr der Eindruck auf, dass viele den SL für den gelungenen Verlauf des Abends in die Pflicht nehmen, andererseits aber alle Macht bei den Spielern haben wollen.
Oder auch: der SL hat immer Schuld.

So in etwa:
SL verbietet eine Entscheidung und rettet das Abenteuer -> Diskussion über Spielerentscheidungsentwertung.
SL lässt es laufen und das Abenteuer geht den Bach runter -> Beitrag bei SL...ich könnte ihn erwürgen, weil das seit 4 Stunden mit Spannung erwartete Ende des Abenteuers durch eine Aktion jegliche Klimax verloren hat.

Und wie ich schon sagte, nicht jeder SL kann so improvisieren, dass er das mal eben alles locker hinbiegt, ich kann es z. B. nicht und brauche meine Vorbereitung. Es nützt mir also nichts, wenn Du mir sagst "Lass es halt, dann wirste auch nicht enttäuscht". Warum sagt man nicht umgekehrt "Spieler, erwartet nicht, wirklich alles mit Euren Charakteren tun zu können, dann werdet Ihr auch nicht enttäuscht."? Warum wird immer wieder darauf gepocht, der SL ist nur ein Mitspieler wie alle anderen, also gleichberechtigt, aber dann gefordert, die Wünsche der Spieler haben Vorrang?
 

Offline Oberkampf

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #58 am: 22.07.2011 | 13:00 »
Das deckt sich imo zu 100% mit der Fragestellung hier. Der SL blockt eine Spieleraktion ab, um den Gesamtspaß der Gruppe zu schützen. Steht doch so ähnlich im Anfangsbeitrag. (moment)

Nach meinem Eindruck im OP nicht, bei ClockworkGnomes Diebesbeispiel vielleicht schon.

Zum Diebesbeispiel in diesem Thread:

Der Spielleiter wird sagen: "Ähhm, wenn du das tust, ist die Besprechung vorbei und das Abenteuer wahrscheinlich gelaufen."
Dieb-Spieler: "Aber mein Charakter ist so ein Typ."

Ein Dieb macht eine Extratour, die nichts mit dem Abenteuerhintergrund zu tun hat. So wie 1of3 das sehr treffend beschreibt, ist das ein typischer Konflikt zwischen Charakterspiel und Storyspiel: Manche Rollenspieler wollen eben lieber ihren Charakter ausspielen, anstatt dauernd einer Story hinterherzujagen.

Die Fragen, die sich daraus ergeben, sind ganz andere, z.B. wieviel Spielzeit wird dem Charakterspieler für Einzelaktionen eingeräumt, ohne dass die Bedürfnisse der anderen Spieler zu kurz kommen. Das Charakterspiel pauschal gegenüber dem Geschichtenerzählen abzuwerten, halte ich für einen schlechten Weg.

Oder auch: der SL hat immer Schuld.

Das ist nur die Kehrseite der Medallie, die den SLs umgehängt wurde. Wenn sich der SL für alles zuständig fühlt und die Spieler in Zuschauerrollen gedrängt hat, dann ist er tatsächlich an allem Schuld.
« Letzte Änderung: 22.07.2011 | 13:02 von youth nabbed as sniper »
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Offline Sir Markfest

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #59 am: 22.07.2011 | 13:04 »
Das Charakterspiel pauschal gegenüber dem Geschichtenerzählen abzuwerten, halte ich für einen schlechten Weg.

Ugekehrt aber auch. Wie immer: die Mitte machts. Und die Gruppe natürlich, die findet ihre Mitte schon.

Offline aminte

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #60 am: 22.07.2011 | 13:06 »
Alternativ könnte auch die Meinung kommen: "Nö, is doch in Ordnung. Mach mal deinen Diebeszug. Man wird sehen, was sich daraus ergibt." Darauf würde der SL dann wohl reagieren: "OK, dann machen wir kurz Raucherpause und ich überleg mir was. Das hab ich nämlich nicht vorbereitet." - Spielgruppe: "OK, mach mal."

Nur damit ich das richtig verstehe. Man wirft also die Plotidee des SL weg, obwohl diese wahrscheinlich durchdacht und in der Regel mit gewissem zeitlichen Aufwand geplant wurde, weil ein Spieler da gerade Bock drauf hat und die anderen Spieler das ok finden, und spielt statt dessen ein spontan gewolltes und lediglich rudimentär vorbereitetes Szenario? Man entwertet also die SL-Entscheidung, um nicht die Spielerentscheidung zu entwerten und tauscht dabei solide Vorbereitung gegen Improvisation?

Offline Tudor the Traveller

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #61 am: 22.07.2011 | 13:08 »
Ich würde postulieren, dass der SL für Charakterspiel viel weniger gebraucht wird als für Storyspiel. Daher kann man das schon so sagen: Für das Storyspiel benötigt der SL einfach eine gewisse Planungssicherheit; die sollte dann auch irgendwie gesichert sein. Für Charakterspiel... da ist der SL doch eh mehr ein Zuschauer.

Man entwertet also die SL-Entscheidung, um nicht die Spielerentscheidung zu entwerten und tauscht dabei solide Vorbereitung gegen Improvisation?

So verstehe ich das auch, ja.
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #62 am: 22.07.2011 | 13:13 »
Nur damit ich das richtig verstehe. Man wirft also die Plotidee des SL weg, obwohl diese wahrscheinlich durchdacht und in der Regel mit gewissem zeitlichen Aufwand geplant wurde, weil ein Spieler da gerade Bock drauf hat und die anderen Spieler das ok finden, und spielt statt dessen ein spontan gewolltes und lediglich rudimentär vorbereitetes Szenario? Man entwertet also die SL-Entscheidung, um nicht die Spielerentscheidung zu entwerten und tauscht dabei solide Vorbereitung gegen Improvisation

Also ich habe das schon so gehandhabt, ja. Meine Mitspieler waren sehr zufrieden.

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #63 am: 22.07.2011 | 13:13 »
Desweiteren bin ich davon ausgegangen, dass der SL auch nicht improvisieren kann wie ein junger Gott und aus jedem Happen, den man ihm hinwirft, eine mitreißende und insgesamt stimmige Geschichte hinbiegt, von der hinterher keiner glaubt, das er die echt gerade on-the-fly erfunden hat.
Brauch er auch nicht. Wenn er das machen würde, würde er doch wieder den Einfluss der Spieler schmälern.
Ich glaube da sitzt Du einem ganz entscheidenden Denkfehler auf. Es geht darum, dass die Spieler gemeinsam mit dem SL eine Geschichte erstellen. D.h. der SL nimmt passende Ideen der Spieler auf, die auch von den anderen Spielern Zustimmung erhalten, und verbindet sie mit seinen Ansätzen. Das kann sogar so weit gehen, dass die Geschichte zum Großteil oder sogar komplett aus den Spielerideen besteht. Der SL verbindet nur diese Ideen.
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #64 am: 22.07.2011 | 13:19 »
Nur damit ich das richtig verstehe. Man wirft also die Plotidee des SL weg, obwohl diese wahrscheinlich durchdacht und in der Regel mit gewissem zeitlichen Aufwand geplant wurde, weil ein Spieler da gerade Bock drauf hat und die anderen Spieler das ok finden, und spielt statt dessen ein spontan gewolltes und lediglich rudimentär vorbereitetes Szenario? Man entwertet also die SL-Entscheidung, um nicht die Spielerentscheidung zu entwerten und tauscht dabei solide Vorbereitung gegen Improvisation?

Genau das meine ich, ja.

Oder mal ein anderes Beispiel, da die Arbeit und Zeit einer Vorbereitung bzw. die Vorbereitung an sich ja teilweise nicht als Wert gesehen werden:

Stellt Euch vor Ihr habt ne Brettspielrunde, einmal im Monat, reihum besorgt immer einer ein gerade erschienes Spiel und das wird gespielt. Und jetzt kommt also derjenige, der gerade dran ist, mit dem extra zu dem Zweck gekauften Spiel auf das er sich auch schon freut und die anderen sagen: och, auf so ein Spiel haben wir gerade keinen Bock - ist es dann auch legitim dem Menschen aufzutragen nochmal in die Stadt zu fahren und gefälligst ein anderes Spiel zu kaufen?

Oder geht man nicht eher hin, weil man eben da eine gemeinschaftliche Freizeitaktivität hat, und sagt: na jetzt isses halt hier, spielen wirs auch, aber in Zukunft kauf doch bitte keine Spiele in die Richtung mehr?

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #65 am: 22.07.2011 | 13:20 »
Ein Dieb macht eine Extratour, die nichts mit dem Abenteuerhintergrund zu tun hat. So wie 1of3 das sehr treffend beschreibt, ist das ein typischer Konflikt zwischen Charakterspiel und Storyspiel: Manche Rollenspieler wollen eben lieber ihren Charakter ausspielen, anstatt dauernd einer Story hinterherzujagen.
Manche Rollenspieler wollen aber lieber einer Story hinterherjagen, als ihren Charakter auszuspielen. Und nun? Ich sehe zudem auch nicht, warum sich Story-und Charakterspiel automatisch gegenseitig Konkurrenz machen müssen, denn ich hatte schon Runden, in denen beides wunderbar Hand in Hand ging.
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #66 am: 22.07.2011 | 13:46 »
Manche Rollenspieler wollen aber lieber einer Story hinterherjagen, als ihren Charakter auszuspielen. Und nun? Ich sehe zudem auch nicht, warum sich Story-und Charakterspiel automatisch gegenseitig Konkurrenz machen müssen, denn ich hatte schon Runden, in denen beides wunderbar Hand in Hand ging.

Ja, stimmt alles, es gibt Storyspieler, Charakterspieler und Runden, wo beide zusammenfinden. Mir geht es nur darum, zu betonen, dass das alles theoretisch gleichberechtigte Positionen sind, die in Konflikt geraten können, wo dann in der Praxis eine Entscheidung getroffen werden oder ein Kompromiss geschlossen werden muss.

Und mir geht es darum, auch mal herauszustreichen, dass Charakterspieler andere Vorlieben haben als Storyspieler, weil mir in der Vergangenheit oft das Argument begegnet ist, zwischen Charakter- und Storyspiel bestehe keine Differenz, das seien beides gehobene & konfliktfrei spielbare Formen des RPG im Gegensatz zu niederen Formen wie Hack&Slay, Dungeoncrawling, Powergaming.

ClockworkGnome:
Zu Deinem Brettbeispiel:das ist ein Bruch mit der Gruppenabsprache. Das ist so, wie wenn sich eine Gruppe zum Rollenspielen verabredet hat, und darunter ein spannendes Dungeonabenteuer mit packenden Kämpfen, kniffligen Zusammenhängen und erzbösen Schurken erwartet, und dann der SL ein rühseliges Familiendrama ums Kaiserhaus in Gareth auspackt. Beides Bruch mit der Absprache.

Wenn du als SL deiner Gruppe gesagt hast, dass du nur Storys leiten kannst und sonst nichts, dann ist das eure Gruppenabsprache. Keine Gruppe, wo ich gerne Mitglied wäre, aber für viele Spieler völlig ok (eben die mit Storyvorlieben). Schlimm wird es nur, wenn man seine eigenen Fähigkeiten als SL nicht mehr richtig einschätzt und etwas falsches angibt, oder seine eigenen Spielvorlieben (bei dir wohl Storytelling) zur einzigen Form des RPG erklärt.
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #67 am: 22.07.2011 | 13:48 »
@Clockworkgnome:
Gegenbeispiel:
Du sitzt in einem sterbenslangweiligen Film, der über 3 Stunden dauern wird im Kino. Was machst Du?
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #68 am: 22.07.2011 | 14:44 »
@Clockworkgnome:
Gegenbeispiel:
Du sitzt in einem sterbenslangweiligen Film, der über 3 Stunden dauern wird im Kino. Was machst Du?

 ;D

@Clockworkgnome

du hast doch schon die Antworten zu deinem Diebesbeispiel. Die passen dir nicht, also bringst du neue, konstruierte Situationen, bis irgendwann jemand hoffentlich schreibt "okay, du hast Recht, als SL bist du eine arme, unverstandene Sau". Und was hilft das dann?

Nochmal ganz einfach: Der Spielleiter ist Teil der Gruppe und die Gruppe entscheidet, was Spaß macht. Und was Spaß macht, wird ausgespielt.

Egal ob das jetzt der SL ist, der seinen mühsam gebastelten Plot durchdrücken will, oder der Spieler der seinen Charakter dauernd Egotrips zu ungunsten des Spielflußes genehmigt: Wenn es der Gruppe gefällt  :d Wenn nicht  :q

Diese künstliche Trennung zwischen Spielleiter und Spieler wirst du auch mit zig Beispielen nicht herbeiführen können. Die ist erst dann gegeben wenn sich ein SL daran macht, detaillierte Plots auszuarbeiten, die Spieler aber lieber Impro/Charakterspiel betreiben wollen. Dann sollte man sich Gedanken machen, wie man damit verfährt.
Ich selbst habe früher auch sehr viel Arbeit in Plots, Dungeons und Sonstwas gesteckt. Nur um zu merken, dass dies überhaupt nicht zum Gruppenspielstil passt. Die wollten keine diffizil ausgearbeiteten Encounter und Plots sondern die Story durch ihre SC-Entscheidungen selber kreieren. Also habe ich meinen Spielleiter-Stil angepasst,bin glücklich damit und muss nicht fürchten, dass meine Plots zerschossen werden. Die Alternative ist, eine andere Gruppe suchen, die auf ausgearbeitete Plots steht und dafür weitestgehend auf Charakterspiel und Impro verzichtet.

Offline ClockworkGnome

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #69 am: 22.07.2011 | 14:47 »

ClockworkGnome:
Zu Deinem Brettbeispiel:das ist ein Bruch mit der Gruppenabsprache. Das ist so, wie wenn sich eine Gruppe zum Rollenspielen verabredet hat, und darunter ein spannendes Dungeonabenteuer mit packenden Kämpfen, kniffligen Zusammenhängen und erzbösen Schurken erwartet, und dann der SL ein rühseliges Familiendrama ums Kaiserhaus in Gareth auspackt. Beides Bruch mit der Absprache.

Wenn du als SL deiner Gruppe gesagt hast, dass du nur Storys leiten kannst und sonst nichts, dann ist das eure Gruppenabsprache. Keine Gruppe, wo ich gerne Mitglied wäre, aber für viele Spieler völlig ok (eben die mit Storyvorlieben). Schlimm wird es nur, wenn man seine eigenen Fähigkeiten als SL nicht mehr richtig einschätzt und etwas falsches angibt, oder seine eigenen Spielvorlieben (bei dir wohl Storytelling) zur einzigen Form des RPG erklärt.

Das die Gruppe nach dem Prinzip handelt: wir sind Spieler, Du SL, Du bringst das Abenteuer mit hatte ich ja in meinem zweiten Post gesagt. Aber es wurde ja nicht abgesprochen, welche Art Abenteuer gespielt wird, genausowenig, wie die Brettspieler eine inhaltliche Beschränkung getroffen hatten. Also nun ein Abenteuer des SL mit "kein Bock" abzulehnen entspricht doch genau dem Beispiel mit dem Brettspiel?

@Clockworkgnome:
Gegenbeispiel:
Du sitzt in einem sterbenslangweiligen Film, der über 3 Stunden dauern wird im Kino. Was machst Du?

Gegenfrage: mit wem bin ich da? Meiner Frau, der der Film super gefällt? Meinen Kumpels, denen der Film gefällt und die sich auch immer auf den gemeinsamen Kinotag freuen? Oder alleine zu meiner eigenen Unterhaltung?

Offline ClockworkGnome

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #70 am: 22.07.2011 | 14:55 »
Diese künstliche Trennung zwischen Spielleiter und Spieler wirst du auch mit zig Beispielen nicht herbeiführen können.

Tja, und ich finde halt, dieses künstliche SL und Spieler sind gleich nicht herbeiführbar, solange man mir im gleichen Satz erklärt, dass deshalb der Spieler seinen Willen kriegt und alles andere schlechter Leitstil wäre.

Und ich suche hier auch nicht nach Lösungen, denn diese lautet immer: verbringe Deine Freizeit mit Leuten, die möglichst gleiche Interessen haben, sprecht Euch ab und macht dann, was Ihr wollt. Aber mit dem Satz kannst Du hier glaube ich sehr viele Threads dicht machen.

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #71 am: 22.07.2011 | 14:56 »
@ClockworkGnome:
Vollkommen egal.
Du spielst doch nicht auch nur Rollenspiel, weil halt Deine Frau oder Deine Kumpels super gerne rollen spielen, während Du viel lieber Fussball schauen würdest, oder?
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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #72 am: 22.07.2011 | 14:59 »
Nur damit ich das richtig verstehe. Man wirft also die Plotidee des SL weg, obwohl diese wahrscheinlich durchdacht und in der Regel mit gewissem zeitlichen Aufwand geplant wurde, weil ein Spieler da gerade Bock drauf hat und die anderen Spieler das ok finden, und spielt statt dessen ein spontan gewolltes und lediglich rudimentär vorbereitetes Szenario? Man entwertet also die SL-Entscheidung, um nicht die Spielerentscheidung zu entwerten und tauscht dabei solide Vorbereitung gegen Improvisation?

Ja. Aber: wenn man als SL weiss, dass man diese Art von Spielstil spielt, dann wird der SL nicht recht viel Zeit in die Vorbereitung seiner Plotideen geben, er weiss ja, dass diese kurzfristig über den Haufen geworfen werden kann.
Und auch hier sieht man wieder: sich zusammenreden welchen Spielstil man pflegen will und wie die Plotrechte verteilt sind, ist immer zu empfehlen und spart eine Menge Missverständnisse und Ärger.
Als SL bereite ich selbst auch nur längerfristig was vor, wenn ich mit meiner jüngeren DSA-Gruppe spiele, die sich eben eher leiten lassen will, meinen "dramatisch wahrscheinlichsten Handlungsverlauf" bevorzugt und eher wenig Eigeninitavie zeigen will. Bei meiner SW Runde ist das gar nicht nötig, da hat man als Eckpfeiler Schauplätze, Schurken und deren Motivationen und das wars fast schon.

Offline ClockworkGnome

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #73 am: 22.07.2011 | 15:02 »
@ClockworkGnome:
Vollkommen egal.
Du spielst doch nicht auch nur Rollenspiel, weil halt Deine Frau oder Deine Kumpels super gerne rollen spielen, während Du viel lieber Fussball schauen würdest, oder?

Nein. Dann bin ich aber auch nicht in der Rollenspielrunde dieser Leute. Bzw. verabrede mich mit denen für einen Besuch im Kino, wenn ich damit generell nichts anfangen kann. Aber wenn ich Teil einer Gruppe bin die regelmäßig ins Kino geht und es darf reihum einer aussuchen sehe ich mir halt auch mal nen für mich langweiligen Film an und sage demjenigen nicht: nöö, find ich scheiße, ist mir auch egal, dass Du dran bist und den sehen willst, such Dir gefälligst nen anderen aus.

Offline Scimi

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Re: Entwertung von Spielleiterentscheidungen
« Antwort #74 am: 22.07.2011 | 15:04 »
Wenn ich ein teures Spiel gekauft habe, das keinen Spaß macht und alle sagen: "Man, können wir nicht was anderes spielen?", dann ist die Tatsache, dass ich viel Geld ausgelegt habe oder viel von dem Spiel halte, kein Grund, meinen Freundeskreis durch einen spaßlosen Abend zu zwingen. Wenn ich einen Film für einen Filmabend kaufe, den dann aber keiner sehen will, dann sehe ich ihn mir eben allein an, ich sage nicht: "Ich will den Film aber unbedingt mit euch sehen, jeder, der hier sitzenbleibt, dem gebe ich 20 Euro."
Wenn ich über Jahre hinweg mühevoll unter großen Kosten ein Boot baue, das dann nicht schwimmt, dann sage ich auch nicht: "Scheißegal, da habe ich jetzt soviel reingesteckt, ich fahre das Ding jetzt über den Rhein, und wenn ich dabei draufgehe!"

Der SL plant und bereitet vor, in der Hoffnung, dass sich die ganze Arbeit am Spieltisch auszahlen wird - und ich gehe davon aus, dass das in den meisten Fällen so sein wird. Aber er muss sich auch mit dem Gedanken anfreunden können, dass vielleicht alles ganz anders kommt als geplant, dass seine Planung einfach nicht funktioniert. Und in dem Fall ist es besser, sich der Wirklichkeit anzupassen, als an seiner Planung vom Vortag zu hängen.

Sage ich.