Hallo Callisto,
vielen Dank, dass du mich zu Wort kommen lässt.
Hier einmal ein Zitat aus dem Regelwerk (aus dem Kopf, da ich das Buch grad nicht zur Hand habe, also ggf. sinngemäß):
BARBAREN! ist gewaltverherrlichend und sexistisch. Wer es ernst nimmt, ist doof.
In einem englischsprachigen Forum hatte eine Spielerin sich sogar mal zu der These verstiegen, eigentlich sei BARBAREN! feministisch, weil die großen muskulösen Macho-Männer überhaupt keine Macht über Frauen haben. Denn laut Hintergrund ist es so, dass es in der barbarischen Kultur ein unvorstellbarer Frevel wäre, eine Frau mit Gewalt zu nehmen, und jedem Mann, der es versuchte, würde sofort das Gemächt verkümmern und abfallen. Die Machos müssen sich also schon auf ihre Verführungskünste verlassen, wenn sie ihren erheblichen Durst nach Sex mit immer neuen Frauen stillen wollen.
Aber deswegen ist es natürlich nicht feministisch. Es bleibt sexistisch, es bleibt dabei, dass die Frauen in der Spiel-Fiktion Sexobjekte sind. Denn die Regeln unterstellen, dass ein Mann, ebenso, wie er jeden Gegner besiegen kann, wenn er gut genug kämpft, auch jede Frau rumkriegen kann, wenn er gut genug um sie wirbt. Damit möchte ich bitte keinesfalls Männer hofieren, die tatsächlich so ein Frauenbild haben, sondern im Gegenteil, mich über solche Männer lustig machen. Gleichzeitig ist es aber schon erlaubt, so zu tun als ob und daran Spaß zu haben, solange man, wie ich ebenfalls im Regelwerk schreibe, nicht vergisst, hinterher wieder runter zu kommen und über sich selbst zu lachen.
Das Regelwerk zementiert also hier ein Ungleichgewicht der Geschlechterrollen, macht weibliche Figuren zu einem gewissen Grad machtlos und passiv (wobei unbenommen bleibt, dass sie sich manchmal wehren, sich nicht kriegen lassen, oder sogar den Spieß umdrehen, aber eben nur, wenn der Spieler
verliert). Wer weiß, vielleicht könnte es sogar lehrreich sein, in einer solchen Konstellation eine Frau zu spielen, aber das war nicht meine Vision. Und erst recht waren zwei Dinge nicht meine Vision, gerade in „gemischten“ Gruppen:
1) Spieler, die ihre weiblichen SCs als unersättliche Nymphomaninnen spielen, weil es erstens (selbst mir) peinlich ist, und weil es zweitens das Spiel witzlos macht, denn die männlichen SCs und NSCs sagen sowieso nicht nein, und wenn die Frau dann auch nicht nein sagt, braucht niemand mehr rumgekriegt zu werden, und ums Rumkriegen geht’s ja gerade.
2) Spielerinnen, die nichtsahnend oder sogar auf Druck des SL einen weiblichen SC übernehmen und dann streng nach den Spielregeln erst mal unter dem infantilen Gelächter der Mitspieler von allen männlichen SCs flachgelegt werden.
Deshalb also die Regel, dass alle Spielercharaktere männliche Barbarenkrieger sind. Fairerweise wird oft danach gefragt, warum das so sei, bzw. der Wunsch geäußert, doch eine Amazonenkriegerin zu spielen. Regeltechnisch ist es nicht schwer. Man sollte aber schon überlegen, worauf man sich einlässt.
Gruß Vermi