Und auch an dieser Stelle die Spielberichte zu meiner sporadischen Abenteuer-1939-Kampagne.
Das Auge von KilquatoDie USA im Juli 1939, New York, Metropolitan Museum of ArtDer Kurator des Metropolitan Museum of Art, Dr. Thomas Wetmore, hat drei ausgesuchte Gäste zu sich eingeladen, um mit ihnen eine dringende Angelegenheit zu besprechen. Dr. Wetmore hat von einem wertvollen Artefakt erfahren, dass sich im südamerikanischen Dschungel befindet. Seine Gäste sollen ihm dabei helfen, dieses wertvolle Stück für das Metropolitan Museum of Art zu bergen.
Ein befreundeter britischer Diplomat empfahl Dr. Wetmore einen jungen Major aus dem Diplomatenchor: Major Ronny McCan. Ende Zwanzig, eine steile Karriere hinter sich, eine Rindviehphobie und eckt öfter mal bei seinen Mitmenschen an. Allerdings auch ein Draufgänger, der seine Kampferfahrungen in Indien machte.
An seiner Seite die schöne Melody Monroe, offiziell McCans Sekretärin. Mitte zwanzig, gut gebaut, stets auf Vorsicht bedacht, loyal und mit einem großen Respekt gegenüber Nagetieren wie Mäusen und Ratten. Inoffizielle Quellen behaupteten, beide seien für den MI6 (Military Intelligence, Abteilung sechs) tätig. Bisher konnte dies jedoch niemand bestätigen.
Als letzter Gast war Misses Catherine-Lucy Dixon geladen, die Tochter von Henry Dixon, einem reichen Industriellen und Freund Wetmores. Seine kleine “Lulu” studierte Archäologie und Sprachwissenschaften. Sie hatte vor kurzem ihren einundzwanzigsten Geburtstag begangen und sich von Daddy eine echte Expedition gewünscht - und Daddy kam diesem Wunsch gerne nach. Die überzeugte Pazifistin war somit die dritte im Bunde und konnte es kaum abwarten, ihren ersten Schatz in Händen halten zu können.
Natürlich war Major McCan wenig angetan von dem Gedanken Babysitter für eine zwar bildhübsche, aber dennoch verwöhnte Großstadtgöre zu spielen. Aber Dixon finanzierte die Expedition und Dr. Wetmore versicherte dem Briten, das Catherine-Lucy gut auf sich aufpassen könnte. Außerdem sprach sie etliche Sprachen fließend. Notgedrungen gab McCan nach und Wetmore rückte mit den Informationen heraus.
Er hatte von einem Edelstein erfahren, den die Eingeborenen Südamerikas das Auge von Kilquato nannten. Ende des 18. Jahrhunderts hatten Missionare von dem Edelstein gehört und einen Bericht darüber verfasst. Angeblich befand sich dieses Artefakt im Quellgebiet des Flusses Puru, einem Zufluss des Amazonas, nahe des Dorfes Penobe. Das war nun das Ziel der Expedition. Flugtickets und Ausrüstung standen schon bereit, um am nächsten Tag loszulegen. Nach einer kurzen Bedenkzeit waren alle drei dabei - Major McCan allerdings nur zähneknirschend.
Catherine-Lucy und Melody Monroe verbrachten den Abend in den Archiven des Museums und stöberten in alten Dokumenten. Sie fanden heraus, dass es sich bei dem Edelstein um ein großes gelbes Juwel handelte, dass Teil einer monströsen Krokodilstatue war, die Kilquato darstelle, den aztekischen Gott der Krokodile. Überlieferungen nach besaß der Edelstein magische Kräfte. Catherine-Lucy enteckte sogar den handschriftlichen Bericht der Missionare und konnte einige Worte entziffern: “Die Indios (…) derjenige der das Auge (…) über alle Krokodile (…)” Das waren Informationen, die später vielleicht noch einmal wichtig würden.
Am nächsten Tag brach die kleine Expedition mit einer modernen Boeing B-307 nach Dallas auf, stieg in eine Lockheed Orion nach Mexiko Stadt um, um dort Pablo zu treffen, den Besitzer einer fünf Jahre alten Douglas DC-2. Trotz den wenigen Jahren auf ihrem Buckel sah die Frachtmaschine heruntergekommen aus. Das führte bei Catherine-Lucy zu einem hysterischen Anfall, da sie keinesfalls auf einer Kiste sitzen wollte, sondern einen echten Sitzplatz verlangte. Pablo stelle einen Stuhl in den Laderaum und sah die Sache als erledigt an. Major McCan bekam langsam Kopfweh von Catherine-Lucys ewigem Genörgel und versuchte verzweifelt ein wenig zu schlafen. Immerhin sollte der Flug die ganze Nacht dauern.
Das sorgte dafür, dass Catherine-Lucy den Major mit einer Tasse Wasser aufweckte und darauf hinwies, dass es nur einen Fallschirm gab und den besaß Pablo. Außerdem hatte der Mexikaner den Sitze des Copiloten entfernt, um mehr Stauraum für seine Fracht zu bekommen. Schlussendlich hob die DC-2 ab und flog Richtung Südamerika. Ziel war Belem, eine kleine Stadt am Amazonas.
Es war eine unruhige Nacht. Das kleine Notlicht flackerte bei jeder winzigen Böe und Catherine-Lucy hatte Angst abzustürzen. Zwar war es der jungen Amerikanerin gelungen Pablo den Fallschirm abzukaufen, aber sie traute dem Mexikaner nicht über den Weg. Auch Melody hatte kein Auge zugetan. Sie hatte im Licht der Lampe eine Maus gesehen und lag nun mit einer Machete auf der Lauer. Einzig Major McCan schlief tief und fest. Er war schon unter schlimmeren Bedingungen gereist und abgehärtet.
In den frühen Morgenstunden war die DC-2 auch schon über dem Dschungel Brasiliens und im Cockpit klingelte der Wecker. Das ließ Catherine-Lucy aufschrecken und sie rannte nach vorne. Tatsächlich! Pablo hatte das Steuer mit einigen Stricken fixiert und sich etwas Schlaf gegönnt. Während die jungen Studentin Zeter und Mordio schrie, korrigierte er den Kurs und grinste nur gelassen.
Auch Major McCan wurde wach. Vor allem da Melody eine Maus entdeckt und aufgeschrien hatte. Die Maus war nun hinter McCan und Melody schlug reflexartig mit der Machete zu. Der Major duckte sich zur Seite, die Maus ebenfalls und Melody Monroe durchschlug die Treibstoffleitung. Autsch! Glücklicherweise konnte McCan die Leitung schnell reparieren und Belem war nur noch ein Katzensprung entfernt. Nah genug, um mit dem restlichen Treibstoff auf einem Feld außerhalb der Stadt sicher landen zu können.
Sofort eilten ein paar Indios herbei und boten ihre Dienste beim Ausladen an. Pablo koordinierte die Angelegenheit und ließ sämtliche Kisten zu den Docks bringen. Dort lag die Amazonia vor Anker, ein altes Flussboot. Catherine-Lucy heuerte erst einmal zwei Träger an und machte dann mit Melody eine kleine Tour durch die Stadt, um einige Informationen einzuholen. McCan beaufsichtigte lieber die Arbeiter und besah sich die weitere Transportmöglichkeit.
Die Amazonia gehörte Kapitano José, einem sympathischen und ehrlichen Kerl. Das Boot war alt und lag etwas schwerfällig im Wasser, doch es würde seinen Dienst verrichten. Außergewöhnlich war der außenliegende Behelfstank, den José nach einem kleinen Unfall dort montiert hatte. Aber auch das schreckte McCan nur wenig ab - er kam mit allem zurecht, solange es keine Kuh war. José und er begannen nun mit dem verladen der Kisten. Kurz darauf stießen Melody und Catherine-Lucy hinzu.
Sie hatten in Erfahrung gebracht, dass ständig Expeditionen den Amazonas hinab- und hinauffuhren. Unter anderem auch Ausländer in Uniform. Das weckte bei McCan sofort alle Sinne. Er dachte sofort an Deutsche Soldaten und bekam ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.
McCan wurde von einem großen Kerl abgelenkt, der sich als Manny vorstellte und seine Hilfe beim verladen anbot. Er und seine Jungs schienen kräftige Kerle zu sein, die anzupacken wussten. McCan ging gerne auf das Angebot ein. Er hoffte ein paar weitere Informationen von Manny zu bekommen, der sich wiederum für die Amazonia und ihr Reiseziel interessierte. Als Manny jedoch Catherine-Lucy und Melody sah, kreisten seine Gedanken um ganz andere Dinge und er verspürte seinen ganzen Manny-Charme - der bei den beiden Damen jedoch keinen Widerhall fand.
Nachdem die Arbeit erledigt war zahlte Major McCan die Leute aus und die Amazonia stach in See. Gemütlich tuckerte sie den Amazonas hinauf. McCan unterhielt sich mit José im Steuerstand, Melody nahm den provisorischen Tank genauer unter die Lupe und Catherine-Lucy kletterte in ihrem modernen Badeanzug aufs Dach des Schiffs, um sich zu sonnen. So bemerkten zuerst die beiden Frauen das Boot, das ihnen folgte: Manny und seine Bande - Flusspiraten!
Melody und Catherine-Lucy gingen sofort in die sichere Kabine, während Major McCan den Motor der Amazonia auf Trab brachte und José Gas gab. Der erfahrene Kapitano lenkte das Boot aus dem Sichtfeld und suchte dann in der Nähe des Ufers Schutz unter ein paar überhängenden Ästen und wuchernden Büschen. Die Piraten rasten an ihnen vorbei - die Amazonia war erst einmal sicher.
Die Abenteurer begann nun das Boot zu tarnen, doch die Piraten kehrten zu früh zurück und entdeckten die Amazonia. Catherine-Lucy ging erneut in Deckung, während sich Melody am Heck um die Maschinenleistung kümmerte. Diesmal sprang McCan ans Steuerruder und es begann eine wilde Verfolgungsjagd. Und obowhl McCan alles gab, holte Mannys Bande immer weiter auf. Immerhin hatten sie das schnellere Boot und das Maschinengewehr am Bug spuckte mehrere Garben Bleib - bis es blockierte.
Manny zog mit der Amazonia nun gleich auf und seine Leute sprangen rüber, um das Boot zu entern. Einige von ihnen stürzten dabei in das krokodil- und piranhaverseuchte Wasser. Major McCan rief Catherine-Lucy zu sie solle ihm seine Waffen bringen, aber eine Dixon schreit niemand an. Und so erklärte Catherine-Lucy, er sollte bitte das Zauberwort benutzen, so viel Höflichkeit müsse sein.
Melody besaß diese Höflichkeit und während Kugeln und Splitter um sie herumfegten, kroch Catherine-Lucy mit den Waffen heran. Obwohl die Studentin überzeugte Pazifistin war, so wollte sie keineswegs ihr Leben durch ein paar Piraten aushauchen. Also zog sie ihren Deringer aus dem Ausschnitt und hielt grob in Richtung Piraten. Der Major rief ein “Plan B” nach hinten und Melody machte Catherine-Lucy ein Zeichen, sich festzuhalten. Die Amazonia schrappte nahe des Ufers über einem im Wasser treibenden Baumstumpf und einige der Angreifer gingen über Bord.
Wütend ließ Manny nun das Steuerrad los, zog sein Messer und setzte ebenfalls über. So schnell wollte er seine Beute nicht aufgeben. Zu seinem Pech sprang er dabei in die Kugeln der beiden Ladys und taumelte benommen einen Schritt zurück. Major McCan fluchte wegen seinen Waffen, schnappte sich einen Schraubschlüssel und ging damit auf die Piraten los. Leider waren sie in der Überzahl und McCan erhielt eine ordentliche Tacht Prügel. Aber Dank des Waffenfeuers seine weiblichen Begleitung konnte er Manny ausschalten und die Piraten sprangen lieber über Bord, als noch mehr zu riskieren. Erschöpft sank der Major auf die Planken der Amazonia und presste seine Hand auf die blutende Stichwunde an seiner Seite.
Catherine-Lucy und Melody schleppten ihn in die Kabine und machten sich daran die Wunden zu untersuchen. Während sich McCan und Catherine-Lucy erneut stritten, versorgte die Studentin und angehende Archäologin die Verletzung fachgerecht. McCan war halbwegs fit, die Piraten in die Flucht geschlagen und das Abenteuer ging weiter.
Nach zwei Tagen erreichte die Amazonia den Puru und folgte dessen Lauf. Das Boot passierte dabei ein kleines Fischerdorf, an dessen Strand in Tücher eingewickelte Tote lagen. “Sicherlich irgendeine Seuche”, vermutete der Major und wiese Josè an, zügig vorbeizufahren. Nach einem weiteren Tag erreichte die Amazonia dann Manaus, ein großes Fischerdorf. Eine willkommene und letzte Gelegenheit um Vorräte aufzufrischen und Neuigkeiten zu erfahren …