@Zitateaus der Groove
"Dass four to the floor beats in Las Vegas so allgegenwärtig sind, demonstriert jedoch, dass Dancemusik zum Soundtrack für amtlichen Hedonismus geworden ist."
"Nach 30 Jahren rhytmischer Verfeinerung..:"
"SKrillex Amalgam aus populären Stilrichtungen und NIschenelementen resultiert in einer epischen Fusion aus Dubstep-Bass, Industrialdrums, wehmütigen Ttrancemelodien, Discostreichern und dem einen oder anderen Ambientintermezzo."
In der ganzen Zeitschrift wird hart gewertet und einiges Honoriert und anders verdammt.
So vergleichen sie an anderer Stelle ein Rockkonzert mit einem DJ-Gig und kommen zu dem Shcluss, dass eine Rockband anderthalb Stunden spielt und nach jedem LIed geklatscht wird, während ein DJ die Crowd vier Stunden lang zu kochen bringt (das Publikum durchwechselt und so auch für die Veranstalter positiv, vielmehr Getränke etc verkauft werden.).
Hierbei war "Energie" das Stichwort, "inspiriert und inspirierend Tanzen", "Tränen der Entzückung" etc.
Der Fokus liegt hier ganz klar auf dem LIve-Erlebnis.
Sehr interessant fand ich, dass die Musik eher vom Label abhängig ist und es einen extremen Labelkult gibt. Ein Mensch, der als DJ XY unter dem Label arbeitet macht als DJ XY unter einem anderen Label andere Musik und als DJ XYX Remixes für LadyGaga etc...
Hierbei wird Vielfältigkeit hochgepriesen. Gerade bei Skrillex überschlagen sie sich vor Begeisterung, wie dieser alle möglichen Einflüsse vermischt.
Dieser freie Umgang mit Stilelementen ist prinzipiell das, was ich im OP im HInterkopf hatte.
Hierzu:
Aus Deinem zweiten Post werde ich schon um einiges schlauer. Wobei Du da natürlich nichts anderes beschreibst als die Evolution von Kunst, wie sie schon immer vonstatten ging. Mir persönlich ist hier allerdings sehr wichtig, dass Evolution nicht im Sinne einer Entwicklung von primitiv zu Krone der Schöpfung zu verstehen ist, sondern quasi wertneutral einfach das Fortschreiten von Ideen und Formen und Ausdrucksmitteln bezeichnet. Beethoven ist nicht "besser" als Haydn, nur weil er die Wiener Klassik weiterentwickelt hat.
Ganz so wertfrei möchte ich das nicht sehen.
Fortschritt ist hier vielmehr das überwinden von Einschränkungen und Erklärungsmodellen. Das, was nach Adorno die Dekadenz auszeichnet, wie es im Jugendstil aufs positivste durchgeführt wurde.
Fortschritt ist hier die Befreiung von diktierten Grenzen hin zu einer freien Wahl der Mittel.
Skrillex, wie er in der Groove beschrieben wird stellt ein Musterbeispiel hiefür dar (unabhängig davon, ob mir die Mucke gefällt.)
Die Einschränkungen und Irrläufer gehören hier ebenso zum Fortschrittsgedanken, da sie erst die Grenzen setzen, ohne die es keinen Fortschritt geben könnte.
@E und U-Musik
Ich halte die Trennung weiterhin für unnütz.
Die Unterscheidung Musik nach ihrem Verwendungszweck zu benennen könnte zielführender sein, wenn das Ziel ist, etwas über Zusammenhänge festzustellen.
So löblich es ist, dass die Gema Musik außerhalb des Mainstreams fördern möchte und so höhere Verteilungssätze hierfür ausspricht, hilft dies nicht in der Diskussion um eine Klassifizierung der Musik.
Vor Allem, da die Grenzen im Nachhinein aufgeweicht werden können, wenn zum Beispiel Bach als Begleitung von Breakdancern (oder anders herum) nicht mehr als Musik "ernst" genommen wird oder wenn David Garret über "Nothing else matters" im provisiert.
Am ehesten könnte ich mich damit anfreunden, wenn man E-Musik als die Musik definiert, die ausreichend vielen Leuten wichtig ist, sich aber nicht selbst finanziert.
(Das ginge aber am Anspruchsdenken vorbei)
Alternativvorschlag:
Musik wird zu unterschiedlichen Anlässen gehört und diesen entsprechend ausgewählt.
Mit der Musikwahl wird bewusst ein Ziel verfolgt und man kann im nachhinein beurteilen, ob die Musik gepasst hat.
Sei es ein Kleidungsladen, der Techno spielt und den Erfolg in Euro misst oder ein DJ, der das Feedback auf Facebook bekommt, sei es Fahrstuhlmusik oder eine Hymne...
All diese verschiedenen Verwendungsarten stellen unterschiedliche Anforderungen an die Stücke, sodass man einzelnen Stücken durchaus EIgnung oder fehlende Eignung für diese Zwecke zusprechen kann.
Der Maßstab ist hier jeweils das Ohr der Massen in den entsprechenden Situationen.
Wenn man nun wirklich eine Wertung vornehmen möchte, dann sollte man dies in Verbindung mit dem Verwendungszweck tun.
So kann es hervorragende Verkaufsmusik geben, die allerdings sehr leicht herzustellen sein kann. Das heißt es kann "schlechte" Musik sein, die man ohne große Gedanken in kurzer Zeit zusammenwürfeln kann.
Sprechen wir nun von Musik, wie Obscura, dann ist hier hohes handwerkliches Geschick vonnöten sie zu spielen.
Die Konzerte unterscheiden sich in ihrer Art auch fundamental von denen der Band Machinehead. Letztere ähneln einem Schlachtfeld und die Band liefert den Soundtrack zu einem wildem, körperbetonten Reigen. Die Fans tragen selbst sehr viel zum Eindruck des Konzertes bei und die Party mit all ihren Ritualen bestimmt die Güte des Konzertes.
Auf Konzerten dieser "technischen" Bands steht alles stocksteif und nickt höchstens mit. Trotzdem schwärmt am Ende jeder der für sich dort stehenden von diesem Konzerterlebnis.
Hier stand einzig und allein das Gespielte im Vordergrund...das sieht man auch daran, dass die Masse vor dem Mischpult am dichtesten stand. (Für diesen Ort wurde die Anlage abgemischt.)
Ein Problem bei einer solchen Einteilung ist, dass man Vermutungen über die Motivation im Publikum anstellen muss...
Am meisten interessiert mich allerdings nicht, die einzelnen Arten Musik zu hören, sondern, wie leicht es ist, in eine der Szenen einzudringen. Wie schwer ist es, Zugang zur Kunstmusik zu finden?
Wie viele Ideen können gleichzeitig in der Populärmusik nebeneinander existieren und wieso nimmt man an, dass Menschen nur eine Art Musik mögen...
Fortschritt im oben genannten Sinne wäre hier die bewusste Entscheidung oder zumindest die Reflektion über die Musikwahl, die man für sich selbst trifft.
Das Wissen, warum einen diese und jene Musik anspricht und als Konsequenz nicht ein versteifen auf diese Musik, sondern eine Beschäftigung mit derselben.
Wenn sie diese musik mögen, weil...., dann mögen Sie ..:" statt "Wenn sie diese Musik mögen, dann mögen sie vielleicht auch..."