Autor Thema: Das weisse Band  (Gelesen 806 mal)

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Das weisse Band
« am: 6.05.2010 | 12:53 »
Beeindruckendes, düsters Panorama einer norddeutschen Dorfgemeinschaft, am Vorabend des 1. Weltkriegs, in bedrückenden schwarzweissen Bildern gemalt. Zeigt bestechend die Fremdhaftigkeit, das Repressive und das Moralinsaure jener patriarchalen, spätfeudalen Gesellschaft, die erst einhundert Jahre zurückliegt - hervorragend!
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Re: Das weisse Band
« Antwort #1 am: 6.05.2010 | 15:05 »
Jepp. Ein deprimierender, dadurch nicht besonders unterhaltsamer, aber sehr guter Film.


Bluerps
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Re: Das weisse Band
« Antwort #2 am: 6.05.2010 | 15:17 »
Guter Film, ich fand ihn aber gegen Ende (bzw. eigentlich ab der Mitte) etwas ziellos. Die von Lyonesse angesprochene Repressivität und die Verlogenheit sind IMO nach dreißig Minuten ausreichend gut rübergebracht und danach kommt irgendwie nichts mehr. Es geht eher immer so weiter.
Das könnte sinnvoll sein, um zu zeigen, wie festgefahren die Lage ist, wie verschiedene Änderungs- und Ausbruchsversuche scheitern, aber für eine ernsthafte Auseinandersetzung damit war mir persönlich dann die Ausgangslage schon zu überdreht.
Wobei das IMO auch ein unmöglicher Spagat ist: Um die Lage hoffnungslos genug zu machen müssen sämtliche potentiellen "Agents of change" entweder machtlos (Lehrer) oder korrupt sein, was aber gleichzeitig heißt, das Veränderung nicht möglich ist. Dabei muss ich dann nicht unbedingt zwei Stunden zuschauen.

Offline Bluerps

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Re: Das weisse Band
« Antwort #3 am: 6.05.2010 | 15:29 »
Es gibt ja noch die den Film durchziehende Handlung um die verschiedenen Verbrechen in dem Dorf, wo dann auch erst am Schluß rauskommt das es die Kinder waren.


Bluerps
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Re: Das weisse Band
« Antwort #4 am: 6.05.2010 | 15:44 »
Das meine ich schon vorher in mehreren Besprechungen/Interviews gelesen zu haben. Ich erinnere mich aber nicht mehr genau genug.
Ad-hoc würde es mich etwas überraschen, wenn Haneke hier tatsächlich auf die Mörderjagd als Spannungselement gesetzt hätte, aber das ist nur ein subjektiver Eindruck aus seinen mir bekannten Filmen.


Nachtrag: Es könnte natürlich sein, dass es darum geht zu zeigen, dass die Gewalttaten der Kinder eben nicht, wie man anfänglich beim Arzt vermuten könnte, darauf ausgerichtet sind, ihre Peiniger zu beseitigen und so eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Also gleichzeitig die Möglichkeit einer Veränderung durch Gewalt und/oder durch die folgende Generation negiert wird. Dafür müsste man dann allerdings tatsächlich mehr Film-Zeit als 30 Minuten aufwenden.
« Letzte Änderung: 6.05.2010 | 15:49 von Markus »

Offline Bluerps

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Re: Das weisse Band
« Antwort #5 am: 6.05.2010 | 15:47 »
Ne, hast schon Recht. Im Grunde zeigt der Film einfach immer weitere Aspekte der grauenhaften Situation. Die Verbrechen sind da nur der Aufhänger.


Bluerps
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Re: Das weisse Band
« Antwort #6 am: 10.05.2010 | 12:24 »
Ein sehr bedächtiger, nachdenklicher Film mit exzellenter Schauspielleistung. Wie eine sprachlose Gesellschaft, die kaum hundert Jahre zurückreicht einem so fremd sein kann ist bedrückend - aber klasse inszeniert... :d
Wenn die Kinder des Films erwachsen sind (so 15 Jahre nach dem 1. WK), haben sie sich leider auch kaum verändert...  :(
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