Ist das nicht ein alter Hut ?
NATÜRLICH ist das ein alter Hut.
Und der ist so alt und es ist so landläufig bekannt, daß sich auch die gängigen Artikel und Bücher zum Thema Rollenspiele damit nicht befassen müssen. - Es ist GRUNDSÄTZLICH nicht hilfreich. Vor allem ist es nicht einmal auf das Hobby Rollenspiele spezifisch zu beziehen, sondern betrifft JEDE gemeinschaftliche Aktivität, die über gemeinsames "Abhängen" hinaus AKTIVES Mitmachen erfordert.
Was mir jedoch bei den bisherigen Beiträgen auffällt: Die Aufmerksamkeitslage der Spieler wird als GEGEBEN angenommen.
Ein Spieler hat halt eine bestimmte Aufmerksamkeit, ein Aufmerksamkeitsprofil, und wenn das nicht zum beabsichtigten Spannungsbogen der Spielrundenplanung paßt, dann ist die Spielsitzung einfach schlecht. Dann hat keiner irgendwelchen Spaß. Dann betreibt man "Schlechterrollenspiel", oder so.
Zumindest diese Folgerung "schwebt" hier im Thread im Raume.
Dabei gibt es doch einfache Möglichkeiten WÄHREND der Spielsitzung Aufmerksamkeit zu WECKEN, die Spannung, die Achtsamkeit, die Anteilsnahme zu fördern.
Das geht einher mit den üblichen sprachlichen und körpersprachlichen Mitteln, die man als Spielleiter sowieso braucht. - Hinzu kommen aber auch noch andere Möglichkeiten, die SEHR gruppen- und individuen-abhängig sind.
So würde z.B. Abdunkeln der Beleuchtung, Plätschermusik, Spiel im Sofa sitzend an einem viel zu kleinen Tisch, auf dem nichts Spielrelevantes liegt, bei der Mehrzahl der Spieler, die ich so kenne, zu einem kollektiven "Sleep-In" führen. Pyjamaparty statt Rollenspiel.
Dagegen sind gute Sitzmöbel, gute Beleuchtung, gute Schreibunterlagen, ein Spieltisch voller Spielmaterialien, Maps, Figuren, Würfel ausgesprochen aufmerksamkeitsfördernd.
Und der Spielleiter kann ja gerade über seine Sprache bestens STEUERN, sauber AKZENTUIEREN, ob und wenn etwas wichtig ist, das die volle Aufmerksamkeit erfordert. - Und, was ich von Geschichtenerzählern abgeschaut habe, man kann auch einfach mal in die Hände klatschen. Gerade dann, wenn man die Plötzlichkeit eines Ereignisses körperlich untermalen möchte. Das zieht SOFORT die Aufmerksamkeit aller auf das Geschehen.
Die Techniken, die Prinzipien Aufmerksamkeit zu wecken, die sind ja allgemein bekannt.
Rollenspielspezifische sind z.B., daß man eine 30cm große Figur auf die Battlemap stellt, auf der 28mm-Figuren der SCs herumstehen. DAS ist tatsächlich etwas, womit Spieler die Spannungslage ihrer SCs klar in Mark und Bein nachfühlen können.
Aufmerksamkeit im Rollenspiel finde ich, wie gesagt, wichtig.
Aber Handy-Bann, Verbot etwas zu Essen und zu Trinken oder gar aufs Klo zu gehen (und was noch so an Vampire-Best-Practices kursieren mag), halte ich für nutzlos und sogar STIMMUNGSVERGIFTEND. Wer sich mit voller Blase einen auf dem Sofa abklemmt, der spielt nicht wirklich "immersiver" oder achtsamer als jemand, der nach einem Klobesuch wieder entspannt am Tisch sitzt.
So wichtig Aufmerksamkeit für die Intensität dessen ist, was gemeinschaftlich gespielt wird - es ist ist NICHTS, wenn nicht allen bewußt ist, daß sie etwas SPIELEN. Sich also eben NICHT unter einen Leistungsdruck setzen lassen, sondern sich entspannt, lässig, freundschaftlich miteinander spielend gegenseitig unterhalten wollen.