Was Tolkien angeht, so kann man über seine literarischen Qualitäten sicher trefflich streiten, aber als Demiurg ist er einfach bis heute unerreicht, da kann einfach niemand gegen ihn anstinken. Eine große, in sich stimmige und genau kartierte Welt, mit einer Geschichte, die sich (seit Beginn der Zeitrechnung) über 6000 Jahre erstreckt, dazu verschiedene Völker komplett mit eigenen Sprachen -- da hab ich bis heute nichts gesehen, was sich auch nur ansatzweise damit messen könnte. Ist ja auch kein Wunder, da er ja allein am LOTR so ungefähr 10 Jahre gebastelt hat, und Mittelerde sein halbes Lebenswerk ist.
Die allermeisten Fantasywelten, die so in diversen Romanen etc. vorgestellt werden, wirken dagegen ziemlich hastig hingeschissen. RPG-Welten hingegen, die eine ähnliche Detailfülle erreichen, versagen dafür meist bei der Stimmigkeit völlig, und das auch noch mit Absicht (Stichwort Fäntelalter).
Aber gut.
@topic:
Was mir auf beim Stichwort "miese Fantasy" auf Anhieb einfällt, vor allem anderen, ist (OT) "War" von Simon Hawke. Dieses Buch (Fortsetzung von Iron Throne, was ich aber nie gelesen habe) stellt einen ähnlichen Genuss dar, wie einen Brühwürfel zu lutschen. Zum Beispiel:
- Es geht u.a. um einen Halbelfen, der bei den Elfen aufgewachsen ist und dann irgendwann zu den Menschen geht. Im restlichen Buch kommen dann ständig so Beobachtungen nach dem Schema. "X sah, wie die Menschen das-und-das machten. Das verwunderte ihn. Elfen machten das so-und-so." und natürlich war die elfische Methode immer viel cooler und besser und überhaupt. Z.B. sind Menschen solche Luschen, die den Schwertkampf mit Holzwaffen üben, während Elfen natürlich mit Stahl trainieren.
- das Buch liest sich über weite Strecken wie das Minutenprotokoll einer mittelmäßig originellen Rollenspielrunde. Die grausamste Folter erfährt der Leser, als die "SCs" ein Spielkasino aufsuchen. Es wurden nicht nur die Spiele als solche mit ihren Regeln beschrieben, sondern - über Seiten!! - auch noch haarklein, wer in welcher Runde was gewürfelt hat ("he rolled a 5, a 4 and a 1" so in etwa). Ich glaube, an der Stelle hätte ich das Buch in der Mitte durchgerissen, wenn es nicht geliehen gewesen wäre.
Das nun nur so als kurze Zusammenfassung.
Ich habe zwar zwischenzeitlich ein objektiv noch schlechteres Buch gelesen, aber dieses war lediglich bei einem völlig talentbefreiten Hobbyautoren im Eigenverlag erschienen. Vermutlich wurde schon die erste Auflage eingestampft, womit die Nachwelt davor sicher sein dürfte. Jedenfalls ist dieses Buch derart mies, dass es mir peinlich ist, auch nur den Inhalt wiederzugeben (obwohl ich ja nichts dafür kann). Daher decken wir an dieser Stelle den Mantel gnädigen Vergessens über "Shanthaar"...