Für mich am wichtigsten, wenn ich ein neues Spiel mit eigenem Setting eigener Spielwelt anschaffe, sind die Ilustrationen. Weil ich, sobald ich ein Bild erstmal mit einer bestimmten Facette der Spielwelt in Verbindung gebracht habe, diese Verbindung niemals wieder trennen kann. Es sei denn, durch ein anderes Bild, das mich wirklich beeindruckt. War die Illustration nichtssagend oder albern, ist dieser Teil der Spielwelt für mich gestorben, und noch so viele Seiten Text können das nicht mehr retten. Umgekehrt gilt das nicht unbedingt - eine gute Illustration wertet diesen Aspekt der Spielwelt zwar für mich auf, macht mich neugierig, mehr darüber zu lesen. Aber der Text muss das Versprechen dann auch halten. Ich folgere mal, für mich: Color does matter. Damit ich überhaupt bis zum Setting vordringe. In fast jedem Buch, das ich kaufe, wünsche ich mir, die Autoren hätten weniger Illustrationen reingepackt, sich auf die echten Highlights beschränkt, die ihnen zur Verfügung standen.
Ganz wichtig bei den bunten Bildern: Ich will etwas von der Spielwelt sehen, nicht nur posende Charakterarchetypen auf weißem Grund!
Namen sind auch extrem wichtig. Wenn mich ein Händler aus Hirschfurten in seiner privaten 6er Ferrara zum Baron von Weiden mitnimmt, ist das nicht das, was ich mir von einer Fantasy-Spielwelt erwarte. Richtig effektiv wirkt auf mich, wenn die Illustrationen betitelt sind, damit ich sofort eine Verbindung zwischen Bild und Namen herstellen kann. Dann finde ich mich in der Spielweltbeschreibung gleich besser zurecht. Und die Illustrationen sollten sich auf den Text beziehen. Bilder, die irgendwo eingefügt wurden, weil sie zur Verfügung standen und noch Platz auf der Seite war, bringen mir überhaupt nichts.
Bisher habe ich noch gar nichts über das Setting geschrieben. Ich habe es auch erst mittelbar über die Illustrationen wahrgenommen. Wenn mir der Autor etwas über das Setting mitteilen will, das ich vor der Kaufentscheidung unbedingt wissen soll, muss es in kurzen Sätzen auf den Buchrücken!
Und jetzt muss ich den ganzen Text lesen, da führt kein Weg dran vorbei. Daran scheitert es bei mir häufig. Wer ins erste Kapitel reinschreibt, wo welcher Berg steht und wo welcher Fluss langfließt, schlägt mich in die Flucht. Natürlich gibt es Berge und Flüsse auf der Spielwelt! Wen interessiert denn das? Sowas gehört weiter nach hinten im Buch.
Ebenso furchtbar finde ich Bücher, die eröffnen mit: "Am Anfang war das Chaos". Dann kamen ein paar Götter, blah blah blah, ein paar Kriege, blah, blah, noch mehr blah, und über den Ist-Zustand der Spielwelt erübrigt der Autor noch eine ganze halbe Seite. Toll, da kann ich was mit anfangen!
Ich will kein überflüssiges Detailwissen über die Spielwelt, das ich mir mühsam anlesen und auswerten muss, um dann alles nochmal zu lesen, um es erstmals im Zusammenhang zu verstehen. Ich will einen Text, der mich über das Wesentliche informiert. Wo ist was los in der Spielwelt? Wer und was ist hier nach Meinung des Autors besonders interessant? Wer will jetzt gerade wem an den Kragen? Was gibt es hier, was es in anderen Welten nicht gibt? Danach kann ich mir dann aussuchen, über welche Teilaspekte ich mir mehr Detailwissen anlesen möchte. Das darf dann auch gerne hinten im Buch untergebracht werden. Jetzt will ich nämlich erstmal wissen, wie man in dieser Welt, so sie mich denn heiß gemacht hat, einen Charakter baut! Ganz genau: Es ist zwar seit Jahren modern geworden, die gesamte Spielweltbeschreibung vor den Regelteil zu packen. Aber mich zwingt das zum Hin- und Herblättern und Überspringen von Kapiteln.
Nach hinten los geht für mich oft die Trennung zwischen Spielertext und Spielleitertext. Das ganze langweilige Zeug, das die Spieler wissen dürfen, weil es ihre Charaktere wissen könnten, steht vorne im Buch und wird zuerst gelesen. Die ganzen interessanten Konflikte stehen irgendwo anders, aber bis ich da ankomme, habe ich das Buch längst aufgegeben.
Und sehr, sehr wichtig: Kurze, prägnante Sätze, SPO und so. (Ich weiß, ich bin da selber kein leuchtendes Vorbild.) Der Text von Arcane Codex hat mich beispielsweise halb wahnsinnig gemacht: An jedem Satz nochmal ein erklärender Nebensatz dran, ohne Verb, dafür überladen mit Adjektiven. Von sowas bekomme ich als Leser Kopfschmerzen!
Ob virtueller Quellentext oder Beschreibung direkt aus der Autorensicht ist mir eigentlich egal. Hauptsache, nicht zu trocken. Soll jeder so machen, wie er es am besten kann!