Das Warten und Trommeln hat nun ein Ende. Ehrfürchtiges Schweigen macht sich breit in den Riegen der Wettstreiter. Eine schmetternde Fanfare zerreißt die abendliche Stille, und die Juroren treten hervor. Ein letzter Strahl der untergehenden Sonne lässt die güldene Fibel aufblitzen, die auf einem Kissen von purpurnem Brokat des Siegers harrt. Und schließlich öffnen die drei den Mund und verkünden, in magischem Gleichklang:
„Lange haben wir geprüft und abgewogen, und die Entscheidung ist nicht leicht gefallen. Ihr alle, die Ihr hier steht, habt euch tapfer geschlagen und euch durch Euren Mut und Eurer Geschick Anerkennung verdient. Doch nun ist es Zeit, die Besten auszuzeichnen.
Die kupferne Fibel für das drittbeste Spiel geht an:
Skyrock, für Goochelaar Meisjes.
Die silberne Fibel für das zweitbeste Spiel erhält:Pyromancer, für Randpatrouille.
Und schließlich verleihen wir die goldene Fibel für das beste Spiel an:Fredi den Elch, für EGO!So lautet unser Urteil. Herzlichen Glückwunsch dem Sieger!“Edit: Beschreibung der Sieger und Kurzbegründung:
Goochelaar Meisjes ist ein Magical-Girl-Anime-Rollenspiel zwischen Homage und Parodie. Es macht einen sehr runden Eindruck: Witzig geschrieben, einfach und klar konzipiert, sehr hohe vermutete Spielbarkeit™. Die Regeln nehmen starke Anleihen bei InSpectres, eine gute Entscheidung für diese Art von Spiel: Ein schnelles System, dass den Spielern Einfluss auf das Geschehen gestattet. Einzige Schwäche ist die relativ uninspirierte Einbindung der Stichworte.
Randpatrouille ist Star Trek Classic / Raumpatrouille Orion mit einem Twist. Das Universum ist eine kugelförmige Höhle, deren Rand aus Gestein besteht und zu großen Teilen unerforscht ist. Im Zentrum regieren zwei Machtblöcke, die überzeichnete Abbilder der Parteien des Kalten Krieges darstellen. Diese Machtblöcke bemannen
gemeinsam die Schiffe der Randpatrouille, die da draußen für Ordnung sorgt. Jeder Spieler übernimmt zwei Charaktere, ein Mitglied der Brückencrew und eines des Außenteams, wobei einer dieser Charaktere zum „Rat“ gehört und eines zur „Allianz“. Neben den üblichen Raumpatrouille-Plots stehen daher auch Intrigen zwischen den beiden Machtblöcken auf dem Programm. So überzeugt Ranpatrouille durch ein einfallsreiches Konzept, das die Stichworte gut einbindet und für jede Menge Konfliktstoff sorgt. Das System, das eine schnörkellose Conflict Resolution verwendet, wirkt ausgegoren und spielbar.
EGO ist ein dystopisches Erzählspiel in einer Welt, in der Sinnlichkeit Gesetz und wahre Liebe ein Verbrechen ist. Damit sind die Stichworte zentralst eingebunden zu einem interessanten, thematisch aktuellen Spielkonzept. Das Spiel ist SL-los und verwendet eine Rollenverteilung im Polaris-Stil. Einzelheiten des Settings werden von den Spielenden entwickelt („no myth“). Die (natürlich forgigen) Regeln sind sehr fokussiert und arbeiten auf Konflikte hin. Der Protagonist ist dabei nicht mehr allein das Eigentum seines Spielers, was u.a. durch Erzählung in der dritten Person Imperfekt verdeutlicht wird. Insgesamt mach EGO einen sehr durchdachten und ausgereiften Eindruck.