@Purzel, den alten Würfelfetischisten
Rezension kann ich schreiben, aber da musst Du mir a bisserl Zeit geben. Heute isses mir einfach zu spät
Kurz vorausgeschickt:
Persona eignet sich auch ziemlich gut als Schreibhilfe. Wer Storys oder Plots nicht gerne
en detail vorausplant, dem kann Persona tatsächlich gut helfen. Ich hab's heute mal für einen Plot ausprobiert. Mein Ausgangspunkt war ein Name "Thaddeus, der fette Junge aus dem Waisenheim" und "35 Character Points".
Die alte Formel lautet ja "Situation+Character = Plot", also setzte ich Thaddeus in den Schlafraum des Waisenhauses, in stockfinsterer Nacht. Er wacht auf, weil er unheimliche, schleifende Geräusche auf dem Dachboden hört. Er ist neugierig und sieht nach. Der erste Konflikt: "Schafft er es, leise die Treppe hoch zum Dachboden hochzuschleichen?". Plötzlich sehe ich Thaddeus noch plastischer vor mir als zu Anfang der Übung: Er ist sehr dick, sehr, sehr dick. Ich schreibe auf meinen Charakterbogen "ich bin sehr, sehr dick (2)" und gebe mir 2 zusätzliche Charakterpunkte. Mein Würfelwurf wird natürlich schwieriger, weil Thaddeus so dick ist, dass er nur schwer die schmale Klapptreppe zum Dachboden hochkommt. Dennoch: Ich schaffe die Probe. Und Thaddeus sieht den Umriss eines Mannes, der irgendeine Kiste auf dem Dachboden durchwühlt. Konflikt: Kenne ich den Mann? Ich setze die Schwierigkeit auf 10 und würfle die Standard-3W6: eine 7. Das ist zu wenig. Aber ich will wissen, wer da die Kiste durchwühlt, mitten in der Nacht, heimlich, mit der Taschenlampe. Ich kaufe das Fragment "ich habe Adleraugen (3)", bezahle den doppelten Wert in Charakterpunkten, also 6, und gleiche somit die fehlenden drei Punkte aus, die ich brauche, um die Schwierigkeit 10 zu erreichen.
Mist! Das ist Schuldirektor Skinner! Wieder sehe ich deutlich ein Detail vor meinen Augen: Skinner hasst Thaddeus, er macht ihm das Leben zur Hölle. Ich schreibe auf: "Rektor Skinner hasst mich schon seit der ersten Klasse (2)". Nun dreht sich Skinner um. "Thaddeus! Was zur Hölle..." Schafft Thaddeus es, den Rektor von seiner Harmlosigkeit zu überzeugen, damit er ungeschoren davon kommt? Konflikt! Schwierigkeit 10. Ich schaffe es nicht und beschließe, diesmal keine Fragmente zu kaufen...
In jedem Fall, der Plot kurz fertig erzählt: Thaddeus schafft es, Skinner zu entkommen. Bei der Flucht hat er ihm einen Teil eines Blatts Papier aus den Händen gerissen. Zuhause untersucht er dieses Blatt Papier mit einem High-Tech-PC, den er von seinem Vater geerbt hat, der im Forensischen Institut in Birmingham arbeitete. Thaddeus findet heraus, dass es eine Sterbeurkunde ist. Nach weiteren Untersuchungen entdeckt Thaddeus, dass Direktor Skinner eine Tochter hatte, die schon früh verstarb. Nach einigen Recherchen beschließt er, Skinner zu beobachten. Der verläßt gerade das Haus, will mit seinem Auto wegfahren. Thaddeus versucht zuerst, ihm mit seinem Fahrrad mit Hilfsmotor zu folgen, schafft es aber natürlich nicht. Auch der Versuch, ihm einen Peilsender aus seinem superteuren Detektiv-Spielset ans Auto zu schießen, schlägt fehl. Thaddeus beschließt, in Skinners Haus einzusteigen, "nur, um nach dem Rechten zu sehen". Das Schloss ist kein Problem für ihn, schließlich ist er Ehrenmitglied im "Locksmiths' Club of London", einem Verein, der aus Lust an der Freude Schlösser aller Art knackt (allerdings im Vereinsheim auf veloursbezogenen Tischen). In Skinners Schreibtisch findet Thaddeus eine Holzkiste, versteckt in einer Schublade. Als er die Kiste öffnet, trifft ihn der Schlag: Darin liegt ein Zeitungsbericht über Skinners verstorbene Tochter. Sie wurde grausam niedergestochen. Unter dem Zeitungsbericht liegt ein Messer. Plötzlich Geräusche an der Haustür. Skinner ist zurück. Thaddeus rennt um sein Leben...
Sorry, wurde jetzt doch länger als geplant...