aber es gibt mMn kein Anzeichen dafür, dass die Geschichte auf diese Wirkung ausgelegt ist.
Meiner Meinung nach ist sie auf diese Wirkung genauso ausgelegt wie auf die andere. Wie der Film rezipiert wurd, hängt letztlich eh zum Zuschauer ab.
Es fällt mir sehr schwer dir das zu glauben. Aber dieser Punkt ist eh irrelevant.
Schön daß Du ihn trotzdem mit uns teilst
Aber die Passage wurde durchgestrichen bevor Du deinen folgenden Post verfasst hast. Da dazwischen aber andere geschrieben hatten, wollte ich den Teilsatz nicht einfach verschwinden lassen. Natürlich steht es dir frei, mir das nicht zu glauben.
Ich denke nicht, dass ein groß angelegter Actionkracher wie 300 darauf aufbaut das Handeln eines fanatischen Irren zu zelebrieren.
Ganz so sehr wird er sicher auch nicht dargestellt werden. Aber ich sehe in Leonidas' Handeln ein gehöriges und nicht verstecktes Maß an Fanatismus und moralischer Verwerflichkeit, das durchaus auch im Trailer durchscheint.
In jeder von Millers Geschichten findet man eine gewisse Ehrfurcht und einen Respekt für die Soziopathen, die er durch seine Stories scheucht. Weil sie doch voll und ganz ihrem Ehrenkodex unterworfen sind, weil sie "Ehre" haben und für ihre Ideale bis ans äußerste gehen.
Das sehe ich auch wieder anders.
Wie ich bereits schrieb sind Millers Protagonisten imho Getriebene, um nicht zu sagen Besessene, die sich oftmals selbst hassen und das unter der Gewalt verstecken. Sieh dir doch das große Kind Marv an, das Gewalt anwendet, um der Leere seines Daseins zu entkommen und das offensichtlich geistesgestört ist.
Dwight, der von seinem "Ehrenkodex" zum Mord an einem Unschuldigen getrieben wurde und der deshalb von Schuldgefühlen zerfressen wird. Auch er ist ein Gefangener seiner Emotionen, seines Kodex, seiner Handlungen. Batman ebenso. Keiner von denen wird als moralisch erhaben dargestellt, höchstens als besessen; und auch wenn sie (manchmal) für das Gute kämpfen (oder das zumindest glauben), so sind ihre Methoden und ihre Persönlichkeit alles andere als einwandfrei. Und da wird auch nichts beschönigt.
In mir erwecken Millers Protagonisten keinerlei Sympathie. Höchstens Mitleid. Und auch das nur manchmal.
Marv zum Beispiel erweckt in mir Mitleid in der Szene mit seiner Mutte (Stadt ohne Gnade, S. 48 bis 51) aber auf dem Stuhl? Kacke, wenn jemand eine Hinrichtung verdient hat, dann doch dieser kranke Psychopath.
Natürlich gibt es Lippenbekenntnisse (wie die aus dem Interview)
Ich wäre damit vorsichtig, das als reines Lippenbekenntnis abzustempeln, nur weil
Du seine Werke anders interpretierst.
Das kann man wirklich auch anders sehen. 300 mag da zum Teil wirklich grenzwertig sein, aber Sin City, Year One und The Dark Knight Returns imho nicht.
"echte Männer" sind die ganzen Typen schon irgendwie. Deswegen finden so viele Leute seine Stories doch so geil. Für viele schreibt Miller doch 110% Testosteron in Druckform.
Viele mögen das so sehen, aber imho sind das diejenigen, die sich nicht wirklich mit den Comics auseinandersetzen. Und Miller ist nunmal mehr als die Testosteron-Macho-Ebene.
Sin City zum Beispiel ist ein Ode des Scheiterns.
Nicht nur des Scheiterns der Protagonisten, sondern des Scheiterns der ganzen Stadt. Und das Scheitern ist vorherbestimmt, unausweichlich, erschreckend, grausam subtil, manchmal auch auf den ersten BLick gar nicht zu erkennen.
Marv rächt Goldie, und erreicht damit vordergründig sein Ziel. Doch zu welchem Preis? Die ganze Welt hält ihn für den psychopathischen Mörder mehrerer junger Frauen und von Kardinal Roark.
Es wird nicht explizit erwähnt, aber
auch seine Mutter wird das von ihm denken. Gescheitert vor den Augen der einzigen Person, die ihm menschlich etwas bedeutet.
Dwight tötet aus Leidenschaft einen Unschuldigen und verdammt sich damit auf alle Zeit. Und auch wenn er sich am Ende rächt, bleibt das doch ein schaler Pyrrhussieg, auf ewig auf der Flucht, geplagt vom schlechten Gewissen.
Hartigan scheint zu gewinnen - er tötet Roark Jr. und rettet Nancy das Leben. Und dann? Der einzige Ausweg den er sieht, sie nicht weiter zu gefährden ist Selbstmord. Wenn das mal kein Scheitern ist. Und nicht nur, daß er selbst nicht mehr lebt - er beraubt Nancy ihrer großen Liebe. Welchen Schmerz fügt er ihr damit zu?
Mit dieser Tat verspielt Hartigan die Bonuspunkte, die er vorher durch seine Selbstlosigkeit angesammelt hat auch wieder.
Nein, MIller erzeugt wirklich keine Sympathie für seine Protagonisten.
Eine Brechung wie du sie beschreibst, halte ich für die Ausnahme.
Ich nicht - ich kann natürlich nur für meinen Bekanntenkreis sprechen, aber da gehen die Gedanken in ähnliche Richtungen.
Ein vernünftiger, erwachsener Mensch darf nicht alles um sich herum unreflektiert hinnehmen.
Da stimme ich dir mal vorbehaltlos zu.
Auch wenn ich finde, daß dein Faschismus-Detektor und deine Einordnung von Widerspruch als persönlichen Angriff hypersensibel eingestellt sind. Aber das sagte ich bereits.
Übrigens finde ich diese Diskussion sehr erhellend und zunehmend angenehm.
Schön, wenn man die Antipathie auch mal zumindest teilweise beiseite schieben und auf sachlicher Ebene ein Gespräch führen kann.
@CP: Danke, hatte den Namen des Gesetzes vergessen. Monate der Suche beendet.
So liest Du zu - hab ich
heute erst erwähnt