Autor Thema: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen  (Gelesen 3712 mal)

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Offline Bitpicker

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Unter Linux ist man nicht an eine bestimmte grafische Oberfläche gebunden, man benötigt nicht mal zwingend eine, aber die meisten hätten natürlich trotzdem gerne eine. Für welche man sich entscheidet, ist letztendlich Geschmackssache, aber es hilft, ein paar Dinge über das Grafiksystem von Linux zu wissen, bevor man sich entscheidet.

Zunächst einmal bedarf die grafische Darstellung zwingend eines Grafikservers. Das ist in der Regel der von x.org, seltener der XFree86. Letzterer hat vor einiger Zeit eine Lizenzumstellung erfahren, der einigen Entwicklern und Distributionen nicht geschmeckt hat, weshalb x.org meist den Vorzug erhält. X.org ist zudem 2006 von einem monolithischen Block (also einem riesigen Paket, das schwierig zu konfigurieren war) zu einem modularen System umgeandelt worden, bei dem man alle Teile des Servers und der Tools dafür häppchenweise bekommen kann. Bei den meisten Distris muss man sich darum aber nicht kümmern.

Wichtig ist, dass es sich um einen Server handelt. Das heißt, es wird tatsächlich Netzwerktechnik verwendet, um das Grafiksystem aufzusetzen. Das ist nicht nur von Interesse für Frickler und Programmierer, sondern es hat einen ganz konreten Nutzen für den Anwender: Rechner können sich am Grafikserver eines anderen Rechners anmelden und dort in einer eigenen grafischen Oberfläche arbeiten. Die Oberfläche muss noch nicht einmal die gleiche sein wie bei dem Anwender vor Ort, der währenddessen mit seiner Oberfläche arbeitet.

Wenn man beispielsweise mit VNC unter Windows eine Verbindung herstellt, dann kann man den Desktop des Benutzers fernsteuern, während er dabei zusehen kann, was man tut. Eine herkömmliche VNC-Verbindung unter Linux führt dagegen normalerweise zu einer eigenen Oberfläche, die der Benutzer am entfernten Rechner gar nicht zu sehen bekommt. Allerdings lassen sich die VNC-Server auch so konfigurieren, dass sie Zugriff auf die Session des Benutzers vor Ort erlauben. Der Fernzugriff in Ubuntu z.B. ist gleich so vorkonfiguriert, da er in erster Linie für Benutzer gedacht ist, die sich von entfernten Helfern etas zeigen lassen wollen.

Auf dem X-Server setzt normalerweise ein Fenstermanager auf. Fenstermanager haben eigentlich ausschließlich die Aufgabe, grafischen Programmen Platz einzuräumen und sie ggfs. mit Fensterdekorationen zu versehen. twm, fvwm, openbox, fluxbox, ratpoison sind alles solche Fenstermanager. Sie können auf den ersten Blick äußerst spartanisch wirken. Häufig gibt es weder Desktop Icons noch ein Panel, lediglich ein Terminal wird geöffnet, um Befehle entgegenzunehmen, und vielleicht gibt es ein Kontextmenü.

Diese Fenstermanager sind zwar konfigurierbar und können mit Programmen wie ROX Filer ausgebaut werden, aber aus Gründen des Komforts haben sich auch sogenannte Desktopumgebungen (Environments) herausgebildet, die wesentlich mehr Funktionsumfang mitbringen; die beiden bekanntesten sind KDE und Gnome, aber auch XFce und Enlightenment sind solche Umgebungen. Diese Umgebungen enthalten ihrerseits eigene Fenstermanager; in Gnome Metacity, in KDE Kwin. Daneben enthalten sie aber auch Panels, Möglichkeiten für das Management eines Desktops mit Icons, Hintergrundbildern und Widgets (kleinen Applikationen) usw. Manche dieser zusätzlichen Dinge gehören zum Kernpaket, andere können optional installiert werden, vieles kann auch gemischt werden; so erfüllen KDE-Kicker und xfce4-panel ähnliche Aufgaben und können ohne weiteres in der jeweils anderen Umgebung eingesetzt werden.

Insbesondere, wenn es darum geht, einen älteren Rechner mit einer grafischen Oberfläche auszustatten, wird wegen des geringeren Resourcen-Bedarfs gerne auf reine Fenstermanager oder zumindest auf XFce verwiesen, das weniger Resourcen verbraucht als Gnome und KDE. Im reinen Startzustand stimmt das auch; aber es gibt noch etwas zu bedenken.

Gnome und KDE sind die bekanntesten Plattformen und deshalb auch der Ausgangspunkt für die Programmierung vieler Anwendungen. Gnome basiert auf der grafischen Bibliothek gtk, was auch für Gnome-Anwendungen gilt; KDE basiert auf qt, ebenso seine Anwendungen. Darüber hinaus greifen Anwendungen auf viele weitere Komponenten der jeweiligen Oberfläche zurück, um ihre Funktionalität zu gewährleisten, so dass ein Gnome-Programm immer große Teile von Gnome laden muss, um lauffähig zu sein, gleiches gilt für KDE-Anwendungen. Das bedeutet, dass Anwendungen, die für eine der beiden Umgebungen geschrieben wurden, meist wesentlich mehr Resourcen als nur die direkt benötigten verbrauchen, wenn sie in einder anderen Umgebung gestartet werden. In XFce kann das dazu führen, dass der Gesamt-Resourcenverbrauch bei Verwendung einer Gnome- oder KDE-Anwendung sogar durch die zusätzlichen Bibliotheken der jeweiligen Umgebung dem von Gnome oder KDE entspricht oder ihn sogar übertrifft. Tatsächlich gibt es in XFce die Möglichkeit, die Laufzeitbibliotheken von KDE und Gnome gleich beim Start mitzuladen, damit entsprechende Anwendungen schneller starten können. Wer also auf Resourcenschonung Wert legen muss, sollte sich nach Anwendungen umschauen, die keine Desktopumgebung voraussetzen.

Die 3D-Programme Compiz, Beryl und Metisse sind Fenstermanager. Metisse setzt auf einer modifizierten fvwm-Basis auf, soll aber auch in einer Gnome- oder KDE-Umgebung klappen, aber mir sind dafür keine Tutorials bekannt. Compiz und dessen Ableger Beryl können anstelle von Metacity, Kwin oder xfwm (XFce Window Manager) benutzt werden und setzen dann auf der jeweiligen Umgebung auf; zumindest Beryl kann aber auch allein auf einem X-Server laufen. Bei Verwendung einer nvidia-Karte reicht bei Verwendung der neuesten Beta-Teiber sogar der herkömmliche x.org-Server, alternativ Xgl; bei ATI sollte Aiglx verwendet werden.

Robin
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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #1 am: 4.02.2007 | 11:37 »
Ein kurzwer Tipp, wenn die grafische Oberfläche tatsächlich mal nicht mehr reagieren sollte: Strg+Alt+Backspace kann in den meisten Fällen den X-Server kurz und schmerzlos beenden. Das ist einem Soft- oder Hard-Reset in jedem Fall vorzuziehen.

Robin
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Offline Andreas

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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #2 am: 4.02.2007 | 11:43 »
Wie trage ich eigentlich eine weitere Desktopumgebung in das Menue bei der Anmeldung ein?
Hab derzeit Debian und Beryl.
Aber in der Anmeldung wird Beryl nicht gelistet.
Ich muss dann immer erst KDE starten und Beryl händisch laden, was recht umständlich ist.
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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #3 am: 4.02.2007 | 12:40 »
Ich nehme an, dass Beryl als Fenstermanager unter KDE verwendet werden soll. In diesem Fall muss beryl anstelle von kwin geladen werden. Da ich weder KDE noch Debian benutze, ist das Folgende ein wenig geraten:

Ich würde in /etc/env.d nachschauen, ob es dort einen auf KDE bezogenen Eintrag gibt, der die Umgebung für KDE setzt. In dieser Datei dürfte sich ein Eintrag befinden wie

KDEWM=kwin

Trag hier einfach beryl statt kwin ein.

Um den Beryl Manager automatisch zu starten, setzt du in ~/.kde/Autostart ein Symlink auf /usr/bin/beryl-manager.

Mir ist übrigens aufgefallen, dass die Settings, die man über Beryl-Manager lädt, weniger Optionen enthalten als die Settings, die man bekommt, wenn man beryl-settings von einer Befehlszeile aus startet. Bei mir ist das jedenfalls so. Ich konnte Skydome und Cubecaps nur im letzteren Fall ändern.

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Offline Haukrinn

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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #4 am: 4.02.2007 | 14:34 »
Mir ist übrigens aufgefallen, dass die Settings, die man über Beryl-Manager lädt, weniger Optionen enthalten als die Settings, die man bekommt, wenn man beryl-settings von einer Befehlszeile aus startet. Bei mir ist das jedenfalls so. Ich konnte Skydome und Cubecaps nur im letzteren Fall ändern.

Echt? Bei mir ist das alles drin. Benutzt Du da wirklich die aktuelle Version?
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Offline Andreas

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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #5 am: 4.02.2007 | 18:26 »
/etc/env.d gibt es leider noch nicht :(
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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #6 am: 5.02.2007 | 10:26 »
@Haukrinn: ich benutze 0.14 oder so; der Eintrag für Einstellungen des Desktop Cube fehlt bei mir, wenn ich die Settings über den Manager starte, ist aber da, wenn ich die Settings direkt starte.

Robin
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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #7 am: 5.02.2007 | 11:04 »
@ Korvin: Ich habe gerade mal ein Knoppix gebootet und mich da ein wenig umgeschaut. Ich glaube, ich habe eine Möglichkeit gefunden, Beryl zum Default zu machen. Trage als User in die Datei .bashrc in deinem Home-Verzeichnis folgende Zeile ein:

export USE_BERYL=true

Dies belegt die Variable $USE_BERYL mit dem Wert 'true'. Das Skript /etc/X11/Xsession.d überprüft nämlich beim Start der grafischen Oberfläche, ob diese Variable einen Inhalt hat und ob /usr/bin/beryl und /usr/bin/emerald existieren; wenn das der Fall ist (überprüfe bitte vorab, ob die Dateien existieren), sollte statt kwin beryl gestartet werden.

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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #8 am: 10.02.2007 | 17:58 »
So, habe heute das System gewechselt:
SabayonLinux.

Meine Ersten Versuche auf Gentoo.

Auf der LiveCd lief der Beryl hervorragend, aber nach der Installation will er es nicht mehr starten.
Auch als Root kriege ich es nicht konfiguriert.
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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #9 am: 10.02.2007 | 22:25 »
Was startet denn? Läuft KDE als solches problemlos? Ist die 3D-Karte korrekt konfiguriert, und welche ist es?

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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #10 am: 11.02.2007 | 10:11 »
So, das macht jetzt nicht unbedingt Sinn. Naja, theoretisch.
Ich habe gestern abend ein funktionierendes, gut laufendes System runtergefahren.
Zwar ohne Beryl und mit 1024er Auflösung, aber es lief.

Heute morgen hab ich den Rechner gestartet, da lief gerade mal gar nichts.
Wenn ich im Browserfenster gescrollt habe, dann "schmierte" das und erzeugte diesen Effekt der einen glauben lässt die Tinte im FOrum sei nicht ganz trocken.
Dann habe ich das hier ausgeführt:
http://tanelorn.net/index.php/topic,33608.msg622686.html#msg622686
und ich habe wirklich nur in der xorg.conf den Eintrag 1280x1024 hinzugefügt.

Nun startet Beryl auf einmal, aber ich habe immer noch keine 1280er AUflösung.

Ich mache jetzt mal nen kompletten Neustart und teste was passiert.

Edit:
Was mich ein wenig irritiert:
Wenn ich knoppix mit der LiveCD starte, dann rennt das System ganz gut. Installiere ich es, läuft es besser.
Bei der LiveCD mit Slax und Looking Glass Oberfläche ist es so, das Looking Glass sehr flüssig und schnell läuft. Als ich Looking Glass (jedoch mit Suse) installiert habe, lief es so gut wie gar nicht.
Nun hab ich das Sabayon Linux.
Live CD: Sauschnell mit Beryl auf 1024x768
Installation: Saulangsam mit Beryl auf 1024x768, hängend, schmierend auf 1280x1024 (keine Möglichkeit Beryl zu verwenden)

Geht mir nicht ganz ein.
Die Live CD zeigt doch deutlich, das mein Rechner in der Lage ist, das Sytsem schnell und flüssig zu fahren. Wo hängt es dann bei der Installation?
Any Idea?
« Letzte Änderung: 11.02.2007 | 10:57 von T.A.f.k.a.K. »
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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #11 am: 11.02.2007 | 12:21 »
Also, zuerst mal Looking Glass: das ist noch nicht mal Beta-Stadium Software. Die Live CD ist mit allen möglichen Tricks gemacht, die du unter SuSE nicht so einfach nachbauen kannst. Das gleiche gilt z.B. auch für Enlightenment 17: ich habe eine prima Live CD dafür, mit der man sich die Oberfläche in Perfektion anschauen kann, aber die Installation von e17 in meinem Gentoo scheitert schon beim ersten Versuch, irgendwas zu kompilieren. In so einer Live CD steckt eine Menge Entwicklungsarbeit, von der man nichts mitbekommt.

Das gilt natürlich nicht für Live CDs, die du dann auf der Platte installierst, denn da sollten die Vorgaben ja gleich sein. Ich weiß nicht, was bei dir konkret schief läuft; vielleicht postest du mal die xorg.conf und genaue Angaben über deine GK.

Was genau heißt 'läuft gar nix'? Wenn du bis zu einem Browserfenster kommst, ist das doch schon eine Menge. Wenn dieses beim Bildaufbau schmiert, kann das verschiedene Ursachen haben.

Am besten schaust du dir mal die xorg.conf des gut laufenden Live-Systems an und dann die deines schlechter laufenden installierten Systems, ob es da Unterschiede gibt.

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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #12 am: 11.02.2007 | 12:42 »
Geht gar nicht ist übertrieben, auf jeden Fall.

Im Moment hab ich mal wieder auf 1024 geschaltet und Beryl aktiviert.
In den Einstellungen von Beryl habe ich alle Effekte mal ein wenig beschleunigt und nun läuft es schon wesentlich besser.
Witzig ist, das ich eben zum Beispiel meinen Lieblingseditor (Phase v) mit wine gestartet habe, läuft klasse ist ziemlich schick.
Der xorg.conf vergleich ist ein guter Hinweis. Werde ich mal machen.
Dann sehen wir weiter :)

Grundsätzlich würde ich im Moment mal 8t zitieren:
roxxert :)

Ich muss jetzt nur noch rausfinden, wie ich die mit Wine installierten Programme über eine Verknüpfung starte :)
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Re: [Tipp] Einige Hinweise zu den grafischen Oberflächen
« Antwort #13 am: 11.02.2007 | 13:15 »
Bei mir werden mit Wine installierte Programme automatisch im Menü verankert; dabei benutze ich ja XFce, die Verankerungen sind aber die für KDE. Die Verknüpfungen liegen bei mir in ~/.kde/share/applnk/Wine/Programme/[Programmname], und eine Verknüpfung sieht so aus:

IrfanView-3.98.desktop
[Desktop Entry]
Name=IrfanView 3.98
Exec=wine "C:\\Programme\\IrfanView\\i_view32.exe"
Type=Application
Comment=
Icon=/home/bitpicker/.kde/share/applnk/Wine/Programme/IrfanView/IrfanView 3.98.xpm

Daneben liegt noch eine xpm-Datei, die das Icon enthält.

Nicht bei jeder Installation eines Programmes mit Wine wird das angelegt, aber oft. Ich nehme an, dass es mit dem 'echten' Installationsprozess unter Windows zusammenhängt.

Robin
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