Ich würde die Möglichkeit eines Spielers, seinen Charakter einzubringen, nicht nur auf dessen Fähigkeiten beschränken. Vielleicht habe ich einfach nur zu viel von PTA gelesen und denke bei Spotlight mehr an die inneren Vorgänge eines Charakters... aber um gerade damit (also den Emotionen und dem Antrieb des Charakters) eine interessante Szene zu schaffen, muss der Spieler unbedingt die Initiative ergreifen und mit der SL und seinen Mitspielerin
reden. Wenn man nur auf dem Sofa sitzt und hofft, dass die SL mirakulöserweise ganz von alleine weiß, welche Szene der Spieler denn nun gerne hätte, darf sich nicht beschweren, wenn gar nichts passiert.
Um jetzt kein neues Beispiel aufzumachen, sondern bei dem Beispiel mit dem grimmigen Söldner auf dem Ball zu bleiben. Der Spieler des Söldners kann jetzt den Mund halten, weil sein Charakter wenig soziale Fähigkeiten hat, aber er muss nicht.
Er kann zuersteinmal dem SL mitteilen, was sein Charakter denkt: "OK, ich wurde also in diese total unpraktische Seidenkleidung gepackt, stehe hier rum wie bestellt und nicht abgeholt und muss mir auch noch diese reichen Geldsäcke ansehen, die sich für die Größten halten, aber im Leben noch keinen Tag wirklich gearbeitet haben... Meine Laune kann gar nicht mehr tiefer sinken, oder?"
So, der gutwillige SL weiß jetzt, was der Charakter denkt und kann ihm eine entsprechende Szene zukommen lassen: vielleicht spricht der Charakter mit dem sympathischen Typ, der einfach gekleidet ist und erfährt hinterher, dass dieser ein Graf war (seine Ansicht über Reiche könnte sich also ändern). Oder ein paar arrogante, junge Adlige machen sich über ihn lustig und er darf doch noch jemanden schlagen. Oder die Adelsdame, die auf "die gefährlichen Typen" steht, baggert ihn an und er kann sie abblitzen lassen oder eben mit ihr mitgehen... Alles ermöglicht dem Spieler, mit seinem Charakter eine interssante Szene zu erleben (ja, ihn vielleicht weiterzuentwickeln) und das in einer Umgebung, in der er seine "natürlichen Fähigkeiten" nicht einsetzen kann.
Erste Möglichkeit sollte selbst bei einer SL möglich sein, die ihre Erzählrechte mit Klauen und Zähnen verteidigt: ich gebe ja nur Informationen, was damit passiert, entscheidet die SL.
Hat der Spieler etwas mehr Gestaltungsrechte, kann er auch kleine Szenen dazuerfinden, um seinen Charakter entsprechend darzustellen. Im gleichen Beispiel könnte er sagen: "Ich stehe hier also deplaziert rum und da drüben in der Ecke die jungen Adligen kichern die ganze Zeit und blicken zu mir rüber..." Oder: "Hier gibt es doch bestimmt eine Frau, die den grimmigen Schweiger mag..."
Beides sind Möglichkeiten, die man selbst bei hartem Railroading verwenden kann - immerhin kommen sie nicht mit dem Plot in Konflikt, sondern sind nur nette Szenen, die daneben laufen.
Meiner Erfahrung nach sind es aber viele Spieler nicht gewöhnt, selbst so kleine Sachen anzuregen (mal ganz zu schweigen von Plotrelevanten Veränderungen). Die Bringschuld des SL sehe ich hier mehr darin, dass er den Spielern klar macht, dass das möglich ist... was ich eigentlich auch mal richtig machen müsste
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