Oghma, welch ein Plan! Nun gut, manche Dinge erfordern haarsträubende Pläne...
Der Barde, Artin, und ich waren uns wenigstens einig, Sylim schien nicht dagegen zu sein, Alarian ist sehr still geworden in den letzten Tagen und Linar - naja, ihn kann ich nicht einschätzen.
Nun, wir hatten also einen Plan! Die Goblins zu beeindrucken und sie gegen die Orcs auszubringen! Ja, genau das...
Mit meiner magischen Gabe verwandele ich meine Gestalt, so daß ich wie eine Göttin der Goblins aussehe, Rishkersha, mit einem Knochen durch die Nase, blutige Tränen weinend und eine Sichel führend. Dann trete ich aus den Schatten heraus vor die Goblins und zerschlage vor ihren erstaunten und erschrockenen Augen das Symbol des Orc-Gottes Gruumsh zu Staub! Unsere Hoffnung ist, daß sie sich nach diesem "göttlichen" Zeichen gegen die Orcs wenden, die sie ja nun wahrlich wie Sklaven behandeln.
So weit so gut! Wir planen also und warten noch einige Zeit ab, den Durchbruch sollten sie ja nun schon fertiggestellt haben, bevor wir zur Tat schreiten und dann - wie es nunmal gerne kommt - es kommt anders...
Linar, der neugierige Trampel, meint auch er könne mal wie Sylim ausspähen, was die Goblins grad so treiben und scheppert also den Gang entlang, klappert mit seinem Schwert, atmet so laut als wie ein Drache und siehe da! Die Goblins werden natürlich auf ihn aufmerksam. Wir hatten ja schon nichts gutes geahnt, als er so nach vorn davonstapfte und als ich ihn dann laut auf Orcisch einen Befehl aussprechen höre, war klar: wir müssen handeln! Eine kurze Absprache mit Artin, er gibt mir noch sein präpariertes Gruumsh-Symbol und los gehts!
Dunkelheit, schnell verwandeln und dann vor die völlig verwunderten Goblins treten... die sich auf die Knie werfen. Ein paar wichtige Gesten machen, die Aufmerksamkeit von Linar abziehen und das Symbol zerschmettern... den kleinen dummen Linar vor mir auf die Knie zwingen, zu seinem eigenen besten natürlich... und schnell wieder in die Schatten verschwinden!
Es war so knapp! Die Goblins palaverten einige Zeit, es gab einige bange Minuten, in denen sie uns zu entdecken drohten, hätte nicht Artin mit einer magischen Wand den Raum, in dem wir lagerten verschlossen. Eine lange, unendlich lange Wartezeit begann, unter der Erde, in einer von Goblins und Orcs mit einem furchtbaren Plan belagerte Zwergenbinge... bedrückend! Gut, daß Oghma mir und das Land uns so eine wichtige Aufgabe gaben, sonst hätt ich es dort niemals so lange ausgehalten.
Die Goblins also waren aber überzeugt, zu meiner eigenen Überraschung! Sie konnten nach und nach einige Orcs in immer heftigere Gefechte verwickeln und - zu unserem Glück - besiegen. Armselige kleine Kreaturen! Natürlich starben dabei viele von ihnen einen Heldentod für ihre Göttin, auch hier wiederum - zu unserem Glück! Sie hatten es sogar noch geschafft den Durchbruch fertigzustellen, bevor sie sich dann nach und nach die Gänge hinaufbegaben, um weiter oben in der Zwergenstadt die Orcs zu überfallen.
Nachdem hier unten Ruhe eingekehrt war und Sylim genau kontrolliert hatte, daß niemand mehr anwesend war, konnten wir dann endlich in den verschütteten Teil der Stadt vordringen.
Wir gingen durch den von den Goblins gescharrten Gang und kamen nach einiger Zeit in eine mächtige Halle. Eine unbehauene Steinsäule ragte in ihr empor, verband Boden mit Decke. Mir und Sylim war sofort klar, daß dies das Herz des Berges, die Quelle der Kraft des Landes sein müsse! Mein persönliches und das Ziel meiner Kameraden waren damit in greifbare Nähe gerückt! Einen Tag zuvor, bevor Oghma mir diese äußerst hilfreiche Vision schickte, hätte ich ein erfolgreiches Eindringen in die Zwergenbinge für ein tödliches Unterfangen gehalten!
Große Zwergenstatuen standen an den geschickt verzierten Wänden der Halle, insgesamt drei Türen führten in weitere Räume. Die beiden seitlichen Türen schienen mir profaner Natur zu sein, an der hinteren Tür des Saals entdeckte ich jedoch sofort eine magische Rune, deren Bedeutung mir nach einigem Nachdenken auch wieder einfiel! Eine Falle, jeden chaotischen oder bösen Eindringling abzuwehren! Was war meine Freude groß, als ich das meinen Kameraden mitteilte und ein jeder von ihnen den Blick zu Boden senkte und darauf verzichten wollte, durch diese Tür zu treten! Sie blieben dann oben in der großen Halle, um sich den einfacheren Dingen des Abenteurerlebens zu widmen, ganz angemessen für ihre kleinen einfachen Charaktere...
Nun gut, ich muß gestehen, auf der Treppe, die sich hinter der Tür nach unten öffnete, überfiel mich für einen kurzen Moment ein mulmiges Gefühl, wußte ich doch nicht, was dort unten auf mich wartete... Als ich dann aber das Herz des Berges in dem kleinen Heiligtum erblickte, nahm die Neugier sofort überhand! Welch ein merkwürdiger und magischer Anblick! Eine Säule aus fließendem Stein erhob sich vor mir, ständig in Bewegung, in der Berührung - nun, ähnlich wie nichts das ich kenne, einfach einmalig! Eine gewisse Macht schien von ihr auszugehen.... Was die Zwerge wohl alles mit dieser Macht angestellt haben mögen... ob sie vielleicht diese großartigen Verzierungen, Statuen und Bauwerke mit ihrer Hilfe geschaffen haben? Nun, vielleicht werde ich das eines Tages erfahren!
Aber weiter, nach der Chronik suchen, von der Oghma sprach!
Hinter dem Herz des Berges führte der Gang weiter in eine Grabkammer, womöglich die Grabkammer der mächtigsten und edelsten des Zwergenvolkes, so lagen sie dort auf jeden Fall geschmückt und allesamt bärtig aus Stein geformt als Masken auf ihren Sarkophagen.
Ganz hinten auf einer Art Altar liegt das gesuchte steinerne Buch. Und dann ein großer Schreck! Dort, wo grad noch nichts war außer blankem Fels erhebt sich plötzlich eine geisterhafte Gestalt, hebt zu sprechen an... im ersten Moment bekam ich gar nicht mit, was sie zu mir sagte, so sehr überraschte mich das Auftreten des Zwergengeists. Ich werde versuchen müssen, mich in der Meditation an seinen Namen zu erinnern, er sagte er sei einer der Gründer dieser Zwergenbinge und fragte mich nach meinem Begehr und ob ich eine schändliche Grabräuberin sein, nach meiner Rasse und noch vielen anderen Dingen. Ein längeres Gespräch entwickelte sich, ich sagte klipp und klar, daß ich seine Chronik bräuchte, er sträubte sich ein wenig, verlangte, daß ich das Herz des Berges schütze, wir verhandelten und schließlich hatte ich ihn so weit, daß er mir versprach, mir die Chronik zu überlassen, wenn ich die Wächter aktivierte, die zum Schutz des Herzens abgestellt seien.
Gut, lief ich also nach oben zu den Kameraden und überzeugte sie davon, mit mir zusammen dieses Ritual von dem der Zwerg sprach, durchzuführen. Auch das ging glimpflich, es wurden noch Unklarheiten beseitigt und schon konnten wir beginnen.
Der Zwerg brachte mir einen kleinen Zwergengesang bei, ein kitschiges kleines Stückchen Melodie, welches ich wiederum meine Kameraden lehrte. Artin hat tatsächlich eine geschulte Stimme, hingegen Sylim und Linar brummten so vor sich hin, aber nun gut, ich konnte schon dankbar sein, daß sie das Liedchen überhaupt aus meinem rauchigen Vortrag so gut heraushören konnten. Ich füllte also vier steinerne Kelche mit dem Herz des Berges, daß tatsächlich in den Kelchen wie Wein oder Wasser stehen blieb und verteilte sie an meine Gefährten. Wir sollten also vor den Altären stehend das Liedchen intonieren und dann nach einiger Zeit das Herz des Berges trinken. Dann sollten wir jeder einen der Edelsteine aus den Altarschubladen zu uns nehmen - gut, daß meine goldgierigen Gefährten diese Schubladen nicht schon vorher entdeckten, sonst wären die Steine wohl unwiderbringlich verloren gewesen - und sie in die Münder der großen Zwergenstatuen legen. Einen Moment schwante mir schon böses, schließlich ist es nicht ganz einfach an gut sechs Schritt hohe Zwergenmünder heranzukommen... aber siehe da, die Einnahme des Trankes gab anscheinend allen von uns eine besondere Einsicht in die Beschaffenheiten des Steines. Selbst ich konnte unbeschadet die Statue zuerst hinauf und später auch wieder hinab klettern.
Und tatsächlich! Nachdem wir die Edelsteine in die Münder der Statuen gelegt hatten, schienen diese plötzlich beseelt zu sein, bewegten sich zwar nicht, aber hatten doch plötzlich eine Präsenz, die ihnen vorher nicht gegeben war! Ein weiteres erstaunliches Wunderwerk der Magie! Welch mächtiger Magier muß man sein, um solch große Statuen handlungsfähig zu machen... Welch mächtige Handlanger könnte man sich auf diese Weise erschaffen.... Ich werde mich in meiner Meditation noch einmal genauer auf die Durchführung dieses Rituals besinnen und jede Einzelheit dazu notieren, die mir einfällt! Welch ein Schatz, so etwas miterleben zu dürfen!
Nun, nachdem also das Ritual beendet war, kehrte ich noch einmal zu dem geisterhaften Zwerg zurück und er gab mir dann auch wie versprochen das verlangte Buch aus Stein. Erstaunlich leicht war es, wie viele andere Gegenstände hier aus Stein, zum Beispiel die Kelche auch. Zur Mittfeste also muß ich es bringen! Der Zwerg verlangte von mir aber auch noch das Versprechen, daß ich dieses Buch keinem chaotisch oder böse gesonnenem Charakter zeige - diese seine Entscheidung wird sicherlich noch unangenehme Folgen für mich haben... Neugierige Gefährten! Welche Pest!
Nun denn, also verließ ich den kleinen Raum und kehrte mit der Chronik sorgsam in meinem Rucksack verstaut nach oben zurück.
Wir kehrten aus der Halle in die Gangsysteme weiter oben zurück. Linar ersonn eine gute Möglichkeit, den von den Goblins so mühsam gescharrten Gang schnell wieder zu verschließen, er strich die hölzernen Stützen mit Alchimistenfeuer ein und schob einige kleinere Karren hinein, bevor er das ganze in Brand setzte. In der Zwischenzeit plünderten wir, was die toten Orcs für Habe bei sich trugen und sammelten noch einige Handvoll kleiner Edelsteinsplitter. Ob die Edelsteine wohl aus natürlichen Adern im Gestein oder von zerstörten Kunstwerken der Zwerge stammten? Ich werde es wohl nie erfahren...
Danach verließen wir auf schnellstem Wege die Zwergenbinge. Einige unangenehme Zwischenfälle mit herumstreifenden Orcs und Goblins konnten wir umgehen, indem Artin wieder mit seiner illusionären Mauer einen der seitlichen Räume verschloß, in den wir uns zuvor geflüchtet hatten. Ein genialer Trick, wenngleich ich mich etwas daran störte, daß es mir nicht recht gelingen wollte, seine Illusion zu durchschauen. So konnten wir also wenngleich angespannt, so doch gut geschützt abwarten, bis die Goblins nicht mehr zu hören waren.
Das Wiederfinden der Geheimtür, durch die wir die Zwergenstadt betreten hatten, gestaltete sich jedoch schwierig! In größter Hast suchten wir jede einzelne Statue auf dem Gang fieberhaft nach einer Klinke ab, bis Sylim endlich die richtige gefunden hatte. Das nächte Mal sollten wir in einer vergleichbaren Situation auf jeden Fall daran denken, eine Markierung anzubringen! So etwas ärgerliches!
Im Gang dahinter fiel meinen Kameraden dann auf, daß sie plötzlich wie ich, in tiefster Dunkelheit zu sehen vermochten! Wohl eine Wirkung des Bergherzens... ich sollte vielleicht auch einmal darüber meditieren, ob sich in meiner Erkenntnis den Steinen gegenüber etwas verändert hat. Das werde ich mir für meine nächste abendliche Meditation vornehmen.....
Nach einer längeren Diskussion darüber, was wir jetzt tun wollten - unter anderem mit der Idee, jetzt noch einen Warg zu töten! - beschlossen wir, erstmal in geraumem Abstand zum den Orcs und Goblins bekannten Eingang der Höhle ein Nachtlager einzurichten.
Am nächsten Tag, so um die Mittagszeit herum, entbrannte dann das nächste heftige Palaver darum, was wir jetzt tun sollten! Nach einiger Zeit und einigen wenig erfolgreichen Versuchen, den Orcpriester zu lokalisieren - Noctua und ich spielten einen höchst unlöbliche Rolle! Ich muß unbedingt lernen, mit ihr zu kommunizieren!! - brachen wir dann auf, um mithilfe von Ismi'ypsyps'sami den Baumschritt zu grünen Senke zu tun! Noch ein aufregendes Erlebnis innerhalb einiger weniger Stunden! Ich konnte kaum abwarten, bis Sylim endlich fertig mit ihr (oder ihm?) verhandelt hatte, auf der anderen Seite hatte ich gewisse Bedenken wegen meiner ungewöhnlichen Abstammung... im übrigen, es ist nahezu unmöglich, diese auf längere Sicht vor den Kameraden zu verbergen. Sylim und Alarian wissen ja schon bescheid, aber die beiden anderen... Vielleicht ist es doch besser, als Einzelgänger durch die Lande zu ziehen... aber so vieles könnte ich dann nich erleben... nun denn! Zurück zu meinen Erlebnissen!
Der Baumschritt war aber viel weniger spektakulär, als ich es mir erhofft hatte, nur ein In-den-Baum-hinein und wieder hinaus-treten, sonst nichts besonderes. In der grünen Senke wurden wir gewohnt unfreundlich von den Soldaten Uluvins empfangen! Daß sie nicht ein klein wenig mehr Respekt zeigen können! Pöbel!! Wir wurden dann auf unsere Bitte hin in die Stadt eingelassen und sprachen dort ausführlich mit Velujia über die Vorkommnisse. Sie erzählte uns davon, daß es im Dessarin-Tal noch weitere verseuchte Kraftquellen gäbe und wir beschlossen also, Ausreise aus der Stadt zu verlangen, um unser Werk dort fortführen zu können!
Ich bin müde geworden und werde mich, bevor wir morgen die Stadt wieder verlassen - Oghma sei dank! Was kann ich schon in einer vor Orcs belagerten Kleinstadt voller Pöbel anfangen!! -, in aller Ruhe ausschlafen! Pöbel vor den Toren und innerhalb der Mauern! Wird Zeit, daß ich hier wegkomme!