Man könnte einen neuen Job ergreifen. Oder durch Sparen Kapitalist werden, die Zeit hat man ja.
Ersteres vielleicht, letzteres sicher nicht, wenn Unsterblichkeit ein allgemein verfügbarer Bonus ist. Sparen, bis man von den Zinsen leben kann, ist ein Konzept, dass nur funktionieren kann, wenn es einer kleinen Minderheit vorbehalten bleibt. Soll ich's im Detail erklären, oder kommst du von selber drauf?
Unsterbliche brauchen auch keine Rente, denn Rente ist für Leute, die gesundheitlich nicht mehr in der Lage sind, zu arbeiten.
Ich sag's jetzt noch einmal und dann nicht mehr: die Menschen werden immer noch ticken wie Menschen, und nach einigen Jahrzehnten nicht mehr arbeiten WOLLEN.
Ich hab mal eben ein Experiment gemacht und die Person neben mir interviewt, ohne jede Vorwarnung oder Erklärung, worauf ich hinauswill:
ich: "Stell dir vor, du könntest unsterblich sein..."
sie:
rümpft bereits die Nase "...kommt da noch was?"
ich: "du müsstest aber dein ganzes Leben, also unbestimmt lange, auch arbeiten."
sie: "Auf keinen Fall, was hätt ich denn davon?"
ich: "Und du wärst dein ganzes Leben jung und gesund."
sie: "Nützt mir ja auch nichts, wenn alle um mich rum wegsterben."
ich: "Und wenn alle unsterblich wären?"
sie: "Das wird doch langweilig!"
ich: "Du könntest aber immer wieder was neues machen."
sie: "Irgendwann hast doch alles durch. Ich will den Scheiss doch nicht ewig mitmachen."
ich: "Danke, das genügt für's erste."
Dann fiel ihr noch ein, dass man ja dann irgendwann alle Menschen kennen würde, immer die gleichen Gesichter, und stell dir mal das Gedränge vor, die Überbevölkerung, und und und...
Oh, keineswegs. Volkswirtschaftlich gesehen ist Tod eine ausgesprochen bescheuerte Idee, weil man die 20-25 Jahre Ausbildungsinvestition ja schon nach 40 Jahren auf den Friedhof trägt.
Aber woher denn. Neue Besen kehren gut. Ohne Generationenwechsel kann es auch keine Paradigmenwechsel geben, und auch keinen nennenswerten Fortschritt. Eine Gesellschaft von Unsterblichen kann sich nicht weiter entwickeln. Wären die Menschen vor 200 Jahren unsterblich geworden, würden wir heute noch mit Dampfloks durch die Gegend tschuckern. Den Grund hast du sogar selber mit dem Auto-Beispiel genannt: warum sollte man etwas erneuern, solange es noch funktioniert?
Aber es ist ja Dein Setting, wenn es Dir so gefällt, mach es so! Nur, man braucht sich da nicht hinter angeblichen Unmöglichkeiten zu verstecken, das ist eine Geschmacksentscheidung, keine wissenschaftlich herleitbare "Wahrheit".
Erstens ist die Wahrscheinlichkeit, dass Unsterblichkeit (komplexer Organismen) rein biologisch absolut unmöglich ist, wesentlich größer als die gegenteilige Annahme.
Zweitens gestehe ich durchaus ein, dass es vor allem eine Flavourfrage ist. Es geht wieder um die sog. Ripple Effects -- welche Auswirkungen hat eine beliebige Entscheidung, die ich für mein Setting treffe? Das sind oft die unschönsten Nebenwirkungen, auf die man erstmal gar nicht selber kommt, aber die dann in der Regel unmittelbar nach der endgültigen Festsetzung von den ersten Lesern entdeckt werden. Das ist in etwa so, wie wenn du eine bestimmte Technologie einführst, um bspw. in der Schwerelosigkeit normal aufs Klo gehen zu können, und die gleiche Technologie dazu angewandt werden kann, den ganzen Planeten Erde in einen Haufen graue Matsche zu verwandeln. Nur so zum Beispiel.
@ Feuersänger
Du kannst auch ein Gattaca Setting haben, ohne dass du die Problematik "perfekte Gene vs. natürliche Gene" thematisieren musst:
Die SCs sind halt einfach alles Leute mit perfekten Genen und die Leute mit den natürlichen Genen werden einfach als Lastenträger eingesetzt.
Hihi, da drängt sich mir gleich eine Möglichkeit für die Charaktererschaffung auf.
"Naturgeborener: würfle für jedes der 5 Attribute 1W6 und trage die Ergebnisse von oben nach unten ein.
Maßgeschneiderter: verteile auf deine 5 Attribute nach Belieben 22 Punkte."
Naja, bezüglich der Eugenik denk ich nochmal drüber nach.
Aber ich glaube, was ich auf jeden Fall einführen werde, ist Cybertechnologie so ungefähr wie in Shadowrun.