So, nochma auf Los.
Wir hatten da gestern ein kleines Brainstorming und dabei eine bisher hier noch nicht diskutierte Idee zum Thema Werdegang der Erde und der Kolonien.
Etwa so:
Die Erde geht mit der Zeit - durch Umweltzerstörung, Ausbeutung und globale Erwärmung - doch so ziemlich den Bach runter bzw. wird ein zunehmend unangenehmer Lebensraum. Die Weltbevölkerung übersteigt zwar die 10 Milliarden, jedoch lebt nur ein Bruchteil davon in Wohlstand - vor allem die klassischen "reichen Nationen" sowie priviligetierte Schichten diverser ostasiatischer Staaten (China et al).
Als nun FTL-Reisen möglich werden, setzt langsam aber sicher eine interstellare Völkerwanderung ein: die reichen Nationen - die es sich leisten können - machen sich auf die Suche nach kolonisierbaren Planeten, mit keinem geringeren Ziel als der kompletten Umsiedlung des eigenen Volkes in einen angenehmeren bzw zukunftsträchtigeren Lebensraum. Auf diese Weise erfolgt die Kolonisation mehrerer Planeten gleichzeitig (eventuell über einen gemeinsamen "Terra Nova" Knotenpunkt).
Dazu müssten wir nun den "Lift" ausrechnen, also wieviele Menschen pro Jahr umgesiedelt werden können. Ich halte es aber durchaus für möglich, diese Aufgabe (100 Millionen Menschen pro Block/Kolonie) in unter 100 Jahren zu bewältigen. Am Anfang werden es sicher nur einige zehntausend pro Jahr sein, aber da immer neue Schiffe gebaut werden, steigt die Transportkapazität entsprechend mindestens linear an (sogar exponentiell, wenn die Schiffe dabei größer und/oder schneller werden).
Und die "Dritte Welt"? Hat Pech gehabt. Die ganzen armen Schlucker bleiben auf der Erde und dürfen zusehen, wie sie sich alleine durchwurschteln. Auch bevölkerungsreiche Staaten wie Indien oder China ziehen zwar so ein Programm durch, siedeln aber nur einen Teil - sagen wir 10% - ihrer Bevölkerung um.
Resultat: am Ende sind die mächtigen Völker so ziemlich komplett umgesiedelt. Zurück bleiben gewisse Ausgeschlossene [Kriminelle, "Minderwertige" etc.] oder Verweigerer [Religiöse etc.]. Und natürlich die ganzen ausgepowerten Massen der armen Länder, außer einigen wenigen Eliten, die sich in so ein Exodus-Unternehmen einkaufen konnten. Es bleiben also wirklich nur die armen Schlucker zurück. Was natürlich ein enormes Machtvakuum auf der völlig kastrierten Erde nach sich zieht.
Ein möglicher Einstieg in die Storyline wäre zum Beispiel, wenn die Auswanderung beinahe komplett abgeschlossen ist. Der letzte Macht das Licht aus. Oder mehrere Jahrzehnte nach Vollendung der Tatsachen -- wie es dann auf der Erde zugehen mag, ist dann nochmal ein Kapitel für sich.
Mögliche Konflikte:
zunächst mal fallen bei diesem Setup die "Kolonie erhebt sich gegen Mutterland" Szenarien weg, weil es keine Mutterländer mehr gibt. Es könnte höchstens ähnlich wie in Firefly ein Machtblock Ambitionen verfolgen, alle Kolonien unter seiner Fuchtel zu vereinigen -- aber das war eigentlich auch schon oft genug da.
Stattdessen könnte es zwischen den Kolonien (bleiben wir mal bei dem Namen) zu Reibereien kommen. Im Extremfall könnte ein Block feststellen, dass seine neue Heimat nichts taugt (vielleicht zu spät entdeckte einheimische Mikrobiologie oder so), und da die Zeit knapp ist, versuchen sie eben, sich auf einem bereits besiedelten Planeten breitzumachen.
Ganz neues Potential ergibt sich freilich durch die "ausgepowerte Erde" - was zum Beispiel, wenn man zu spät merkt, dass man noch was vergessen hat und nochmal zurück muss. Die Einheimischen sind dann sicher nicht gut auf die Auswanderer zu sprechen, die sie so schmählich im Stich gelassen haben.
Oder wenn die Zurückgelassenen sich neu organisieren, die zurückgelassene Infrastruktur zu nutzen beginnen, und irgendwann selber so weit sind, dass sie in den Weltraum gehen können. Und auch hier, wie oben, einen ordentlichen Groll gegen die Frühaussiedler hegen dürften.
Nun, was meint ihr -- gibt das mehr her als die doch eher erdzentrierten Alternativszenarien "Vereinte Erde kolonisiert das All" oder "Diverse Machtblocks kolonisieren das All"?