Denn wenn ich mir meinem schwer gemischt-geschlechtlichen Freundeskreis so ansehe dann das die Unterschiede Männlein-Weiblein winzigst sind im Vergleich zu den Unterschieden zwischen einzelnen Menschen an sich. Die Vorstellung das das andere Geschlecht [...] so völlig jenseitig und unspielbar ist finde ich darum auf vielen Ebenen schwerst fragwürdig.
Sehe ich exakt genau so.
Ich glaube das eigentliche Problem das die Männer haben die keine Männer in Frauenrollen sehen wollen, ist ein extrem seltsames Frauenbild. Anscheinend sind da Frauen was exotischeres als Elfen, Zwerge und Vampire.
Selbst wenn man mit einem höheren Anspruch als Klischee-Darstellung an die Rolle geht, sollte es unter normalen Umständen für einen erwachsenen Mann mit ein bisschen Talent kein Problem sein eine Frau zu spielen. Das einzige was dabei natürlich eine Hürde ist ist die persönliche Darstellung am Spieltisch.
Man kann ganz leicht sehen, dass es sogar ziemlich leicht für die meisten Männer ist sich als eine Frau auszugeben, sobald diese Begrenzung der persönlichen Verkörperung weg fällt. Zumindest ist es extrem leicht anderen Männern auf diesem Wege eine Frau vorzuspielen. Der ein oder andere wird das aus dem Internet kennen
Es ist eventuell sogar leichter wenn ein Mann eine Frau für andere Männer darstellt als wenn eine Frau das tut, denn Männer haben untereinander ein viel kompatibleres Frauenbild als ein Mann und eine Frau. Was Männer und Frauen nämlich tatsächlich stark unterscheidet sind ihre Vorstellungen von den Geschlechterrollen. Das mag auch eine Erklärung für dieses Thema sein.
Ich muss sagen ich finde es als Rollenspieler, der gewohnt ist sich am Spieltisch in die absurdesten Situationen zu denken, ziemlich seltsam dass bei vielen anderen Rollenspielern diese Fähigkeit plötzlich versagt, nur weil da ein Mann für eine Frau spricht. Das ist eigentlich geradezu traurig. Ich kann mir zwar vorstellen dass der bärtige 150kg-Mann ein zierlicher Elf oder meinetwegen ein Plüschtier ist, oder dass ein Hemd von einem Typen plötzlich als Drache oder 12-gehörnter Dämon spricht, aber eine Frau bringe ich da in meine Vorstellung nicht rein...?!
Auch hier gilt für mich eigentlich eher das Gegenteil. Wenn ein Mann eine Frau spielt, kann ich als Spieler eher unbefangener mit der Figur agieren (und sie mir somit auch besser vorstellen), weil ich mir sicher sein kann beim anderen Spieler keine
persönliche (Geschlechter-)Identität zu berühren.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich in der Praxis allerdings auch häufig dagegen eingestellt bin einen Charakter zu verkörpern der nicht dem eigenen Geschlecht entspricht, aber aus einem anderen Grund: Ich möchte einfach nicht dass jemand das Geschlecht als zusätzliches, sinnloses Klischee verwendet. Manchmal mag das amüsant sein, oder gar die Rolle wirklich interessanter machen, dann ist es ok. Allerdings mag ich es einfach nicht, wenn ein Spieler meint einfach mit der Geschlechterwahl in Sachen "Rollenspiel" (ja, absichtlich in Anführungszeichen) punkten zu können. Männer denken halt sofort es wäre als Frau doch so viel einfacher zu Verführen und Frauen denken häufig als Mann wäre es doch so viel einfacher Anzuführen oder ähnliches. Der Spieler (die Spielerin) spielt dann so eine Art Traumtyp der alle tollen Eigenschaften aller Geschlechter vereint. Oder es ist genau umgekehrt und der Spieler (die Spielerin) möchte nur zeigen wie scheiße eigentlich irgendwas an Frauen (an Männern) doch ist.
Sowas mag ich halt nicht.
Häufig spielt das Geschlecht auch gar keine gewichtige Rolle, das wäre auch ok, obwohl man sich dann natürlich erst Recht fragt warum es dann das andere sein muss. Diese Überlegung hat bei mir als SL früher wohl immer unbewusst dazu geführt dass meine Welten im Spiel immer ziemlich frauenlos waren, einfach aus dem Grund weil die meisten NSC für mich "geschlechtslos" sind und daher der Standardwert auf "Mann" springt