Auch wenn es OT wird. Aber dazu wollte ich noch etwas sagen.
Mal als Gegenfrage, was bleibt dann noch für die Moral? Der ganze Rest ist ja schon Gesetzlich geregelt, ist Moral also außer als Legitimation für Gesetze Sinnlos?
a) Moral ist das schlechte Gewissen, das einen plagt, wenn man etwas bestimmtes tut. (Wann einem das schlechte Gewissen plagt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.)
b) Moral/Ethik hat zwei "Aufgabengebiete":
1) Anhand der Ethik sollte man entscheiden, welche Gesetze erlassen werden und was nicht. Die Ethik sollte bestimmen, was erlaubt und was verboten ist.
2) Die Ethik sorgt auch dafür, dass sich die (meisten) Bürger an die Gesetze halten, auch ohne einen Überwachungsstaat.
Darüberhinaus sorgt Ethik auch für ungeschrieben Regel, wie z.B. Hilfsbereitschaft.
Tja, das war's dann auch schon.
Niemand kann etwas dafür, was er ist. Seine Phantasien und Handlungen können aber unmoralisch sein (z.B. Kindesmisshandlung, Mord, etc.).
Wieso ist es unmoralisch, wenn ich mir in meiner Phantasie ausmale, wie mein Shadowrunner in eine Bank einbricht und diese ausraubt?
Wieso ist es unmoralisch, wenn ich mir in Gedanken ausmale, wie mein Runner die Wachen niederschießt ohne großartig darüber nachzudenken?
Handlungen können unmoralisch sein. In deinigen religiösen
deontologischen Ethiken können auch Gedanken unmoralisch sein. Aber sowohl im
Kantismus als auch im
Utilitarismus sind nur Handlungen unmoralisch. Wieso sollte man jemanden auch wegen seiner Gedanken verurteilen?
Verurteilen kann ich den Menschen durchaus für seine unmoralischen Phantasien. Das ist sogar ganz leicht.
Klar ist es leicht, jemanden zu verurteilen, weil er Spaß daran hat, Wachen und Orks niederzumetzeln.
Die Frage ist aber nicht, ob das leicht ist, sondern ob das legitim ist.
Wenn ich eine Handlung für unmoralisch erkläre, dann ist sie das sowohl in der Phantasie, als auch in der Realität.
Warum?
In der Phantasie schadet diese unmoralische Handlung nur niemandem. Das macht die Handlung faktisch harmloser, moralisch aber nicht besser.
Au contraire: Gerade dadurch, dass sie niemanden schadet, macht sie das sogar tausendmal besser.
Ich halte es viel mehr für eine Doppelmoral, nicht zu seinen Vorverurteilungen, Vorurteilen, moralischen (projezierten) Grenzen zu stehen, als zu sagen "ja, ich verurteile andere Menschen dafür, dass sie Handlungen ausleben, die ich für moralisch verwerflich halte. In Phantasie, noch mehr natürlich in Realität".
Und ich verurteile Menschen, die anderen Menschen vorschreiben wollen, was ihnen Spaß zu machen hat.
Moral und Emotion sind zwei verschiedene Prinzipien. Mir schmeckt zum Beispiel Fleisch. ich finde Fleisch lecker. Trotzdem esse ich kein Fleisch aus nicht artgerechter Tierhaltung. (Oder gar von Tieren unter Artenschutz.) Das finde ich unmoralisch. Nichtsdestotrotz ist es aber nicht unmoralisch, sich vorzustellen, wie ein leckerer Fleischbraten wohl schmeckt.
Ich halte Mord für falsch. Trotzdem spiele ich Charaktere, die andere Leute ermorden.
Zweitens: Ein Spiel rechtfertigt nicht alles. Wenn ich tatsächlich beobachte (alles schon erlebt), wie Menschen im Rollenspiel den Bodenkontakt verlieren und übelste Misshandlungen mit Lust beschreiben, dann halte ich das für ein Spiel (im Sinne von konkretem Spielerlebnis), das moralisch verwerflich ist.
Warum?
Wenn die anderen Mitspieler dadurch angestoßen werden, ist es moralisch verwerflich. (Aber dann ist nicht das eigentlich Spiel, sondern die Tatsache, dass man nicht auf seine Mitspieler Rücksicht nimmt, moralisch verwerflich.)
Aber wieso sollte es moralisch verwerflich sein, wenn es jeden Anwesenden Spaß macht. Wieso rechtfertigt ein Spiel (wenn alle damit einverstanden sind) nicht alles?
Wie kommt eine Gruppe von Menschen darauf so etwas detalliert ausspielen zu wollen?
Vielleicht, weil es ihnen Spaß macht? Weil sie in der Realität dadurch Leute schaden würden. Also leben sie ihre Lust auf eine Art und Weise aus, die niemanden schadet.
Was ist daran verwerflich?
Sollen sie ihre Emotionen lieber unterdrücken oder gar leugnen? Wäre das "moralischer" aus deiner Sicht?
Ich persönlich kann - ums Verrecken - nicht begreifen, warum jemand sowas widerliches spielen sollte.
Wieso stehen manche Menschen auf Männer und andere stehen auf Frauen?
Wieso stehen manche Menschen auf Homo Sapiens und andere auf Tiere?
Wieso stehen manche Menschen auf Kinder und andere auf Erwachsene?
Wieso stehen manche Menschen auf Blümchensex und andere auf harten SM?
Das Leben ist nunmal ein Rätsel. Und solange man die Gene noch nicht vollständig entschlüsselt hat und Fortschritte in der Neurobiologie gemacht hat, wird man dieses Rätsel wohl nie lüften können.
Und du musst ja auch nicht verstehen, warum jemand die Vorliebe x hat, während du die Vorliebe y hast. Er wird wahrscheinlich auch nicht verstehen, warum die die Vorliebe y hast.
Aber das verlangt auch keiner von euch beiden. Ihr sollt euch nur gegenseitig tolerieren.
Menschen, die sowas spielen wollen, sind, nach meiner Lebenserfahrung, gestört.
Was verstehst du unter gestört?
Sie sind gehandicapt, weil sie das Pech haben, ihre Emotionen nicht öffentlich ausleben zu können.
Wenn du das unter "Störung" verstehst, dann stimme ich dir zu.
Die Spieler würde ich natürlich, da ich zu Meinungsbildung neige, für gestört halten. Das halte ich für eine ganz normale Reaktion meinerseits.
1) Ja, das ist leider nur eine allzu normale Reaktion.
2) Natürlich will dir keiner das Recht auf freie Meinungsäußerung nehmen. Jeder hat das Recht, seine Meinung zu sagen. Aber man sollte dieses Recht bitte nicht missbrauchen und seine Meinung erstmal reflektieren, bevor man jemand anderen damit vor den Kopf stößt.