Nachdem konstruktive Themen und weiterführende Fragestellungen im "Blubberthread" unter lauter Rotz und Häme der bekannten "Destruktoren" untergehen, würde ich gerne hier KONSTRUKTIVEN Smalltalk über SW anregen und führen wollen.
Dazu war dieser leider wenig genutzte Thread ja ursprünglich auch da.
Meine aktuelle Fragestellung entstammt dem "Destruktiv-Endlager-Thread":
Mal was, was mich wirklich nervt: Die Prävalenz von Settings mit dem geheimen Bösen mit dem geheimen Plan.
Weird War II, Deadlands, Slippstream, Rippers, Tour of Darkness, Sundered Skies, Necropolis, (Solomon Kane), (50 Fathoms), (Necessary Evil) immer und immer wieder "da ist das Böse und, oh, es gibt das was Wichtiges, was du noch nicht weißt"
Ich hätte gern mehr Settings in dem sich grundsätzlich vernünftige Leute aus nachvollziehbaren Gründen gegenseitig den Schädel einschlagen.
Zu den einzelnen Punkten mal im Detail etwas:
Weird Wars II hat gerade diese Hintergrundgeschichte mit dem "geheimen Bösen" an sich NICHT. Es steckt nicht nur irgendwer bestimmtes hinter der Weirdness, sondern sie ist eine Entwicklung, die OHNE ZUTUN der Menschen allein aus den Brutalitäten des Krieges herrührt. (Damit ist WWII anders als WW D20, wo hinter ALLEM die Achsenmächte standen.) - Ähnlich bei ToD.
In Deadlands ist das Böse nicht wirklich geheim, aber es ist WIRKLICH. - Für ein Horror-Setting auch passend. - Wie auch bei Rippers, wo ja die SCs auch wissen, was abgeht, und keine nichtsahnenden Normalos sind.
Bei Necropolis ist das Böse nicht so sehr "geheim" als noch nicht vollends bekannt. Die Aliens, die Untoten, usw. - das ist alles an sich ein "mindergeheimer" Gegner. Was hingegen geheim ist, das sind die vielen "Leichen im Keller", die ein jeder einzelne Orden hat, und die Stoff für Abenteuer darstellen.
Mir scheint, Dir paßt es nicht, daß es in Savage-Settings oft etwas zu ENTDECKEN, AUFZUDECKEN, zu ERKUNDEN gibt. - Nun, das ist eben eine Geschmacksrichtung, die viele Spieler offensichtlich MÖGEN. Man macht sich das Setting im Spiel mehr und mehr zu eigen, man erfährt via seiner Charaktere mehr und mehr Details und Zusammenhänge über das Setting.
Und das ist in den veröffentlichten Settings so, aber auch in den meisten Conversion und Eigenerstellungen von Settings der Fall.
Was wäre denn ein Setting, "in dem sich grundsätzlich vernünftige Leute aus nachvollziehbaren Gründen gegenseitig den Schädel einschlagen."?
Weird Wars II ist zum WESENTLICHEN einfach der 2. Weltkrieg. Hier kann man darüber Zweifel haben, ob es sich um "grundsätzlich vernünftige Leute" und "nachvollziehbare Gründe" handelt, aber der Hauptteil dessen, was man da spielt, weist KEINE "Weirdness" auf. - Wie auch bei Tour of Darkness.
Und die Leute, die sich bei einer Fantasy-Kampagne, wie z.B. 50F, gegenseitig ans Leder gehen, tun dies ja AUCH aus ähnlich nachvollziehbaren Gründen, aus denen es historisch Piraterie, Inquisition, Eroberungskriege, Handelskriege gab. - Das Übernatürliche kommt nur HINZU.
Es gibt eher WENIGE SW-Settings, die absichtsvoll überkandidelt oder übernatürlich BEGRÜNDET sind. Low Life (Sword&Sorcery in post-post-post-apokalyptischers Welt, wo man Ungeziefer, Cremeschnitten und Aliens spielt), Sundered Skies (sprituelle Endzeit in einer Welt in der Hölle), Slipstream (extrem kitschig-klischee-hafte Pulp-Sci-Fi im Flash-Gordon-Stil). - Hier werden wirklich nicht alle Entscheidungen "aus nachvollziehbaren Gründen" getroffen.
Aber bei DL:R oder Necropolis sieht das anders aus. - Hier ist die Nachvollziehbarkeit der Entscheidungen der NSCs im Hintergrund des Settings gegeben. - Aber es ist, wie ja auch bei historischen Settings, wenn man nur "Scum of the Earth"-Charaktere spielt: man bekommt die Entscheidungen der Politiker und Generäle eben nur am "Nehmerende" mit. Und da unterscheidet sich Necropolis NICHT von Sharpe's Rifles.
Mal was, was mich wirklich nervt: Die Prävalenz von Settings mit dem geheimen Bösen mit dem geheimen Plan.
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Ich hätte gern mehr Settings in dem sich grundsätzlich vernünftige Leute aus nachvollziehbaren Gründen gegenseitig den Schädel einschlagen.
Noch ein Punkt. - Die EXISTENZ des BÖSEN in einer Spielwelt erleichtert es den Spielern die GUTEN zu geben.
In Settings, wo es KEINE vorgegebene Gut-Böse-Polarität hat, sind moralische Fragestellungen für Spieler ausgesprochen belastend. Und nicht viele wollen sich zu ihrer UNTERHALTUNG mit solchen wirklich schweren Fragen befassen. - Daher, insbesondere bei den US-Settings, die meist klare Darstellung von Gegnern als ZWEIFELSFREI BÖSE. Das macht alles leichter zu verdauen.
Mein Weird West ist z.B. nicht ganz so stark polarisiert. Hier gehen die Entscheidungen, welche die Spieler treffen müssen, auch mal jemandem an die Nieren, weil es manchmal einfach KEINE GUTE, sondern nur unterschiedlich schlechte Handlungsmöglichkeiten gibt. - Bei Necropolis ist das sogar noch eine ganze Größenordnung härter, weil hier mit einer moralischen Überlegenheitsposition der Kirche erst einmal umgegangen werden muß.
Es ist eben eine Frage, wie bitter, wie ernst, wie deprimierend die Erlebnisse der Charaktere sein dürfen, daß die Spieler noch ihre Unterhaltung daraus ziehen können.
Offizielle Settings sind zum GELD VERDIENEN dar, und haben somit eine möglichst BREITE Akzeptanz zu erzielen. Daher eben das "Geheime Böse", weil es sowohl im Kino, als auch in TV-Serien, und in Romanen allseits beliebt und verbreitet ist.