Ich zumindest kenne kein Rollenspiel, wo man ohne Stift und Papier auskommt.
Wenn nur "Stift-und-Papier"-Rollenspiele in Deinen Augen Rollenspiele sind, kommt das hin. Anderfalls würde ich einwenden, daß man PC-gestützte Rollenspiele (wie MMPORPGs) durchaus auch
ohne Zettel spielen kann ;-) .
Meines Erachtens ist "Rollenspiel" eine unscharfe Kategorie. Um ein vorhandenes Spiel ganz pragmatisch als "Rollenspiel oder nicht" einzuordnen, würde ich wohl folgende Kriterien anwenden:
- wenn es um Hobbies geht: Spaß als Grund, es zu betreiben (wenn es um Psychologie geht, entfällt dieser Teil)
- Übernahme eines oder mehrerer fiktiver, fest definierter Charaktere aus einer (ebenfalls fiktiven) "ich"-Perspektive (dieser Punkt kann jedenfalls nicht entfallen)
- Einigung auf Regeln, um in einem gemeinsamen Vorstellungraum zu interagieren, auf den eingewirkt werden kann und der sich zumindest in Teilen geschichtlich fortentwickelt (was heißt, daß die Existenz eines gemeinsamen Vorstellungsraums allein mir nicht genügt)
- komplexe Umwelteinflüsse, die sich aus dem Vorstellungsraum ergeben, werden summarisch durch den Einsatz eines Zufallsgenerators (Würfel, Karten, ...) ins Spiel eingebunden
- ein Teil dieser Regeln, der sich auch auf die Interaktion zwischen den Charakteren oder mit der fiktiven Umwelt bezieht, liegt als geschriebener Text vor (wenn es um spontane Spiele geht, kann dieser Punkt entfallen)
Zur Frage, ob Rollenspieltheorie alle die Randbereiche mit erfassen sollte oder zumindest besser wäre, wenn sie es täte: Warum eigentlich? Die psychologische Ecke hat, denke ich, ihre Art und Weise, ihr Rollenspiel (wenn auch spaßfrei) nutzbringend zu betreiben. Ich würde einen Wissenstransfer aus der psychologischen Ecke stark begrüßen, weil ich glaube, daß er für den Aufbau einer Theorie für das spaßbringende Rollenspiel hilfreich sein könnte; aber die beiden finden eben nicht unter gleichen Bedingungen statt.
Dasselbe gilt für die Kindergartenversion im Vergleich mit der papiergebundenen Version. Ich denke, eine Theorie bezüglich der fester fixierten Form könnte von dem lernen, was sich andere schon zu den Kindergartenspielen gedacht haben - nur scheint niemand in den Foren zu sein, der dies Wissen hat, um es einzubringen. (Ich denke dabei z.B. an die Grundfrage der Aggression und deren Kanalisierung.)
Aber eine Theorie über das papiergebundene spaßbringende Rollenspiel muß ihrerseits mE diese Bereiche nicht mit abdecken; sie auszuweiten und abzugleichen kann man versuchen, wenn man sich erstmal klar ist, wie es in diesem Teilbereich zugeht ;-) .