Autor Thema: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?  (Gelesen 28530 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline bolverk

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.480
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: bolverk
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #50 am: 13.01.2009 | 15:34 »
[...] die aber speziell auf Probleme der D&D Community abzielt und auch deren Mitglieder als Rezipient ansieht.
Zitat
Warum? Fühlst Du Dich angesprochen?
In der Tat, das tue ich.
"Anyone can be a winner if their definition of victory is flexible enough."
- DM of the Rings

Offline Mondain

  • Bloody Beginner
  • *
  • Beiträge: 36
  • Username: Mondain
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #51 am: 13.01.2009 | 15:36 »
Ich habe immernoch nicht begriffen, warum ein regelintensives Rollenspiel emotionaler oder anspruchsvoller sein soll.  wtf?
Emotion und Anspruch ziehe ich immernoch aus der Story und dem spielerischen Einsatz, aus Kreativität, Einfallsreichtum und spannend verknüpften Charakteren. Und daraus resultiert dann auch der Spaß. ::)

Aber naja, jedem das seine...

Vergleich es mal mit der Schule. Es mag Schüler geben, die sagen "Mathe brauch ich nicht." Oder sie behaupten, dass man überhaupt keine Schule benötigt. Wir sind uns aber siche einig, dass Schule ein essentieller Bestandteil des Lebens ist, ohne den man nicht zurecht kommt. D.h. je tiefer ich in die Spieltermini eindringe, desto gehaltvoller werden Spiel und Möglichkeiten. Alles andere ist doch nur oberflächlich.

Offline Scorpio

  • Obsidian Velvet
  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.445
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Scorpio
    • Ulisses Spiele
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #52 am: 13.01.2009 | 15:39 »
Von "draussen halten" kann keine Rede sein. Vielmehr war - wie schon geschrieben - gemeint, dass man die regeltechnischen Werte nicht vergessen darf.

Ich verstehe nicht, inwiefern sich das a) widerspricht und b) sich das nicht durch simple Regelmechanismen abdecken lassen sollte.

*Charaktere spielen Szene aus, in der sie einen Polizisten von ihrer Unschuld überzeugen wollen*
SL: Okay, da waren einige gute Argumente drin. du hast den Hauptteil der Unterredung geführt, würfel mal auf Diplomatie +2."

D.h. je tiefer ich in die Spieltermini eindringe, desto gehaltvoller werden Spiel und Möglichkeiten. Alles andere ist doch nur oberflächlich.

Meine Erfahrungen sind genau gegensätzlich. Ein "mehr an Regeln" sorgt auch für eine längere Beschäftigung mit den Regeln (mein Grund für den Ausstieg aus DSA). Diese Zeit nutze ich lieber zum Spielen.
DORP - Wir kochen mit Äther!

Ulisses Spiele Universalredakteur

Offline Stahlfaust

  • Famous Hero
  • ******
  • Kleiner, knuddeliger Xeno
  • Beiträge: 2.003
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Stahlfaust
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #53 am: 13.01.2009 | 15:40 »
Ich würde es eher andersherum ausdrücken. Je komplexer ein Regelwerk ist, desto mehr lenkt es meine Kreativität in bestimmte Bahnen, was mich auf bestimmte Ideen bringt.
Je einfacher und damit abstrakter ein System ist, desto weniger lenkt es die Kreativität, d.h. umso mehr kreative Leistung muss von den Spielern selbst erbracht werden.
With great power comes greater Invisibility.

Ludovico

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #54 am: 13.01.2009 | 15:44 »
D.h. je tiefer ich in die Spieltermini eindringe, desto gehaltvoller werden Spiel und Möglichkeiten. Alles andere ist doch nur oberflächlich.

Ich verstehe es leider nicht.
Zu beiden Sätzen fällt mir deshalb nur die Frage ein: Warum?

oliof

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #55 am: 13.01.2009 | 15:47 »
Es gibt Dimensionen im Rollenspiel, die sich über Regeln nicht erfassen lassen.

Und es gibt Leute, die diesen Dimensionen gerne mehr Raum lassen, damit sie sich komplexer entfalten können.

Solche Leute sind mit einfach gestrickten Regelkernen nunmal gut bedient.

EDIT: Vor dem "Massenmarkt" brauchst Du glaube ich eh keine Angst zu haben.

alexandro

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #56 am: 13.01.2009 | 15:49 »
"einfache Regeln" =! "anspruchloses Spiel"

Bestes Beispiel: Amber- fast gar keine Regeln, ÜBERHAUPT KEINE Würfel- welches deutlich mehr Hirnschmalz und Strategie erfordert, als ich das bei Rolemaster oder D&D jeweils erlebt habe.

Auch Sorcerer stellt (obwohl mit ein paar mehr Regeln als Amber ausgestattet) ähnlich hohe Ansprüche an die Fähigkeiten des SPIELERS (und damit meine ich Fähigkeiten, die über bloße Regelanwendung hinaus gehen).

Enpeze

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #57 am: 13.01.2009 | 15:51 »
Deine hochqualitativen Runden wollen die eh nicht, die wollen schnellen Spaß. Und wenn aus drei "Kiddie-Runde" auch nur einer 10 Jahre weitermacht und irgendwann Spass an regellastigem emotionsintensivem RPG hat, dann hast du doch auch was gewonnen.

Es darf doch bezweifelt werden, daß Modain sowas wie "hochqualitative Runden" spielt. Seinen Äußerungen nach ist es eher das Gegenteil. Und das regt ihn offensichtlich so auf, daß er in der angeblich fehlenden Komplexität moderner Regelwerke den Schuldigen sucht und hier herumwinert.

Offline Boba Fett

  • Kopfgeldjäger
  • Titan
  • *********
  • tot nützt er mir nichts
  • Beiträge: 38.196
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Mestoph
    • Internet-Trolle sind verkappte Sadisten
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #58 am: 13.01.2009 | 15:56 »
Ich bin ein ungewolltes Subjekt... Juhu!
Stellt sich mir nur die Frage, warum Mondain ausgerechnet in meinem Forum dann diese Debatte anstößt? ;)
Aber, nichs für ungut, stellen wir uns mal die Frage:

Warum werden vermehrt Rollenspiele herausgebracht, die schlanker und weniger komplex in der Regelstruktur sind?

Antwort: Weil der Markt das erfordert!

1. Es gibt im Gegensatz zu 1985 genug Alternativen, wie man seine Freizeit nutzen kann und deswegen streiten alle Anbieter von Freizeitbeschäftigungen darum, es dem Kunden möglichst einfach zu machen.
Wenn ich ein blödes Computerrollenspiel nehme, habe ich es beispielsweise einfacher. Auch wenn das natürlich sehr vieles nicht kann, was P&P ermöglicht, aber ich kann innerhalb von 15 Minuten (Installieren) loslegen. Ich muss auch keine Kumpels überreden, mal mitzumachen. Vor die Daddelkiste setzen und gut ist.

2. Der Nachwuchs will keine komplexen Regeln - das schreckt potentielle Neukunden nur ab. Was? 400 Seiten lesen? Und dann erst spielen können? Seid Ihr bekloppt oder was?
Die Rollenspielszene insgesamt hat 15 Jahre verpennt und kein Interesse gehabt, ein vernünftiges Einsteigerregelwerk anzubieten. Der erste Ansatz in diese Richtung war das Starter Set von D&D 3 - erst seit dem macht man sich Gedanken,
wie man Nachwuchs ans Spiel bekommt. Das Ergebnis dieser Mißwirtschaft sieht man - Die Rollenspieler sind im Schnitt über dreissig und lange Zeit ist nichts an Volk nachgewachsen. Die wenigen Neuen sind 15 und werden dann auch noch von Nasen wie Dir überheblich angemacht. Tolle Nachwuchsförderung...

3. Die bestehende Spielerschaft wird älter. Mit dem Alter ist automatisch weniger Freizeit verbunden. Wenn man nicht grad ein asozialer Nerd ist, der in seinem Leben ausser Rollenspiel nichts anderes hat - sondern einem Beruf, Familie (Frau und Kinder) und andere Zeitfresser (Hausbau, Hobbies, Urlaub) die Freizeit gewaltig minimieren, dann braucht man Regelsysteme die Zeit sparen.
Kurz gesagt: Der normale Rollenspieler hat eine Familie, einen Beruf und einfach keine Zeit mehr, sich täglich stundenlang mit irgendwelchen Regeln zu befassen die die Bewegungsweite von kindergroßen Vielfraßen mit behaarten Füßen betrifft.
Rollenspielregeln müssen schnell zu verstehen sein. Rollenspielsitzungen müssen einfach und schnell vorzubereiten sein.

Mein Rat: Kauf Dir Rolemaster mit allen Extrabüchern, da hast Du ein komplexes Regelwerk.
Aber lass die anderen Leute spielen, was sie spielen wollen.
« Letzte Änderung: 13.01.2009 | 15:59 von Boba Fett »
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

alexandro

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #59 am: 13.01.2009 | 15:58 »
Nebenbei bemerkt: "tyranny of fun" ist etwas, was JEDER Designer macht. Selbst Gary ist schon dafür angegriffen worden, dass er Verwundungen in oD&D über abstrakte Hit Points, statt über "realistische" Verwundungstabellen handhabt. Oder dafür, dass Charaktere bei D&D nur eine Chance haben, wenn sie sich (entgegen der im DURCH GARY SELBST angegebenen "Vorlagen") sich wie Feiglinge und Assasinen verhalten, statt wie HELDEN.
Aber Gary war offensichtlich der Meinung, dass IHM diese Art von Spiel Spaß macht und dass Leute denen das KEINEN Spass macht eben das Spiel meiden sollten.
Und das ist OK.
« Letzte Änderung: 13.01.2009 | 16:02 von alexandro »

Offline Skele-Surtur

  • Münchhausen der Selbstauskunft
  • Titan
  • *********
  • Skeletor Saves!
  • Beiträge: 28.527
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Surtur
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #60 am: 13.01.2009 | 16:01 »
Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen Schule und dem Eintauchen in Spieltermini.
Ich verstehe die ganze Diskussion nicht. Regelarme Systeme und Regelintensive Systeme fördern jeweils sehr unterschiedliche Spielstile. Das ist nicht nur eine Frage der Persönlichen Vorliebe, es ist auch eine Frage des angestrebten Ergebnisses, was wiederum abhängig von der Tagesform ist.

Es ist doch so, dass Regeln das Spiel unterstützen sollen. Regelintensive System verleiten unerfahrene oder mit anderen Handycaps geschlagene SLs oft dazu Regeln in unpassenden Momenten einzusetzen.
(Ich kann keine Informationen aus dem Typ (Lvl 1 Commoner, Con 11) rausprügeln, weil er nach jedem Faustschlag, der 1d3+4 Schaden verursacht sofort "unconcious" wird  :gaga:)
Auch Stimmungen, die von bestimmten Dingen ausgehen können Regeln unterminieren: Wenn ich weiß wie es funktioniert, dann ist es oft nur ein Regelkonstrukt. So wird aus der unheimlichen Kreatur in der Dunkelheit des unergründlichen Sees schnell eine 8 HD Chaotic Neutral Aberation (Aquatic). Das ist "Möp" und hilft mir nicht dabei ein intensives Charakterspiel zu entwickeln.

Regelintensive Systeme können in Abhängigkeit davon, was man spielen will, besser sein als Regelarme, aber immer sind sie es nicht. Ausserdem fehlt mir hier noch eine klare Deffinition, ab wann ein Regelsystem regelarm und regelintensiv ist, denn so reden wir nur über Schemen.
Doomstone ist die Einheit in der schlechte Rollenspiele gemessen werden.

Korrigiert meine Rechtschreibfehler!

Offline Minne

  • süßes Mädchen mit Messer
  • Legend
  • *******
  • Beiträge: 5.886
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Minneyar
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #61 am: 13.01.2009 | 16:01 »
Zitat
Vergleich es mal mit der Schule. Es mag Schüler geben, die sagen "Mathe brauch ich nicht." Oder sie behaupten, dass man überhaupt keine Schule benötigt. Wir sind uns aber siche einig, dass Schule ein essentieller Bestandteil des Lebens ist, ohne den man nicht zurecht kommt. D.h. je tiefer ich in die Spieltermini eindringe, desto gehaltvoller werden Spiel und Möglichkeiten. Alles andere ist doch nur oberflächlich.

Aha - Bedeutungsgehalt und Sinnhaftigkeit bekommt das Rollenspiel also als ein quasi esoterisches und elitäres Eindringen in die innere Logik eines Regelwerks, dessen Wertgehalt sich in seiner Komplexität und inneren Symmetrie ("Mathematik") ausdrücken muss. Genauso stelle ich mir das vor, wenn Menschen mit einer Sektendisposition zum Rollenspiel kommen.

Callisto

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #62 am: 13.01.2009 | 16:10 »
Also wenn ich anfange über RPG zu reden, versteht keiner, der das noch nie gemacht hat auch nur ein Wort. Komplexe Regeln sind also wirklich nicht nötig um die Dschungelcampfraktion "draussen" zu lassen.
Ansonsten: Was Boba und Minne sagen!

Kinshasa Beatboy

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #63 am: 13.01.2009 | 16:12 »
Ehrlich gesagt finde ich die Meinung von Mondain gar nicht so abwegig und kann beim besten Willen nicht verstehen, weshalb Ihr hier alle so einen Wirbel veranstaltet. Selbst Minne rafft ja scheinbar den Gedankengang nicht. Schade. Hier also kurz für alle, die nicht verstehen (wollen):

1. Tieferes Spiel:

Aus meiner Sicht ist es tatsächlich nahezu zwingend, dass komplexere Regelsysteme tieferes, echteres und wahrhaftigeres Rollenspiel begünstigen. Schließlich ist es mit zunehmender Komplexität eines Regelsystems immer besser möglich, auch die Feinheiten von Charakteren zu modellieren. Bei dieser Modellierung ist der Spieler gezwungen, sich stärker mit den Eigenheiten des Charakters auseinanderzusetzen. Dadurch entsteht eine stärkere emotionale Verbundenheit des Spielers mit dem Charakter, welche dem Spieler die Rollenübernahme vereinfacht, somit Immersion begünstigt und zu einer allseitig wertvolleren Rollenspielerfahrung beiträgt.


2. Intellektuell anspruchsvolleres Spiel:

Fasst man Anspruch auf als den ganzheitlichen Zugriff auf den menschlichen Intellekt, so ist mit einem komplexeren Regelwerk einerseits die emotionale Intelligenz durch Punkt 1 stärker eingebunden. Außerdem ermöglichen komplexere Regelwerke so unendlich viel mehr taktische Finessen, weil sie die Realität der Spielwelt viel facettenreicher abbilden können. Davon können die ganzen Popcornsysteme doch nur träumen!


3. Spielen unter Freunden mit gleichgerichteten Interessen und Fähigkeiten

Das Rollenspiel hat eine lange Tradition und eine tiefe Verwurzelung in studentischen Kreisen. Diese zeichnen sich besonders durch den Umstand aus, dass sie später einmal die geistige und politische Elite dieses Landes bilden werden. Durch Rollenspiele werden diese Leute nun in Kerndisziplinen von sozialer Verträglichkeit geschult, was angesichts der landläufigen Debatten um Managergehälter, Steuerhinterziehung und sonstigem ethisch-moralischem Bankrott der Elite unseres Landes eine sehr gute Sache ist. Eine stärkere Durchmischung der Rollenspielern mit anderen sozialen Schichten würde dieses wichtige Anliegen von Rollenspielen nur verwässern. Insofern halte ich es für eine gute Idee, bereits über die Komplexität von Regelwerken den Einstieg ins Hobby so zu steuern, dass ein gewisses Niveau zum Spielen unabdinglich ist.

psycho-dad

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #64 am: 13.01.2009 | 16:13 »
Ich hab mit Regelmonstern angefangen, als ich nicht wusste, wie ich was Regeln soll.

Ich bin auf Regelärmere Sachen umgestiegen, als ich weniger zeit fürs Hobby hatte.

Ich bin zu Regelleichtgewichten übergegangen, weil die sich schnell, effektiv und ohne große mühe an meine Vorlieben anpasen lassen.

Ich bin dabei geblieben, weil ich entdeckt habe, das mir das Erzählen und zuhören in der Runde mehr spaß macht und mir Emotional auch mehr gibt als das Rumkullern von Würfeln, stundenlanges Planen des nächsten Stufenaufstieges oder das Ablesen des uringeruches meines charakters aus einer Tabelle.

Sicherlich bin ich nicht "Tiefsinnig" oder gar übermäßig anspruchsvoll, aber ich wage von mir zu behaupten, das ich sowohl als Spieler als auch als SL immer wieder mal Leute Begeistern kann. Unabhängig von der Koplexität des Regelwerkes. Das Regelwerk ist Beigabe, der Hauptgang sind die Spieler, die Gruppe und das zusammensein.

ansonsten: was Boba sagt.
« Letzte Änderung: 13.01.2009 | 16:16 von Psycho-Dad »

Pyromancer

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #65 am: 13.01.2009 | 16:20 »
@ Kinshasa Beatboy:  wtf? :o ~;D :d

Offline Arkam

  • Fadennekromant
  • Legend
  • *******
  • T. Meyer - Monster und mehr!
  • Beiträge: 4.879
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Arkam
    • Paranoia Discord Runde sucht neue Mitspieler!
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #66 am: 13.01.2009 | 16:23 »
Hallo zusammen,

Das Rollenspiel scheint gegenwärtig dem Trend der Simplifizierungen zu unterliegen.
Spielsysteme werden einfacher, Herrsteller werben mit leichten Regelmechanismen,
Indy-Systeme mit Billigregeln überschwemmen den Markt.
ich behaupte der Trend zum eher einfachen Regelwerk kommt aus zwei verschiedenen Schienen.
Da ist ein Mal der Wunsch Anfänger zum Rollenspiel zu führen. Da man den Spielleiter aber nicht ins Buch packen kann sollen die Einsteigerregeln so einfach sein das sich auch bei Anfängern schnell jemand findet der spielleitert.
Dann gibt es da noch die Generation 40+, die Rollenspielopis mit 20 oder mehr Jahren an Spielerfahrung. Die schrecken normalerweise als Spieler nicht vor komplexen Regeln zurück.
Haben als Spielleiter aber das Problem viel zu wenig Zeit fürs Hobby zu haben, Familie, Kinder, Arbeit und andere Störenfriede wurden ja schon aufgezählt.
Soweit ich die Vorgehensweise der Indy Rollenspiele verstanden habe konzentrieren sie sich auf einen Punkt im Rollenspiel der dem Designer besonders wichtig erscheint. Da wirken dann die Regeln ungewohnt weil man zum Beispiel jede Art von Herausforderung mit einem Wurf abhandeln kann und Dinge wie Ausrüstung, Fertigkeiten und Besonderheiten des Charakters keine Rolle mehr spielen. Die Regeln sind aber nicht billig sondern eben sehr zielgruppenorientiert. (Indyspezialisten dürfen mich gerne per PM oder in einem speziellen Thread verbessern.)

Komplexe Regeln bedeuten doch nicht automatisch eine Einschränkung der Vorstellungskraft oder
der Abenteuermöglichkeiten.
Weder besonders einfache noch besonders komplexe Regeln bestimmen die Vorstellungskraft der Spieler.
Die Abenteuermöglichkeiten sind aber durchaus durch die Regeln eingeschränkt.
Bei einem besonders komplexen Kampfsystem werde ich mir wohl Massenkämpfe verkneifen wenn ich nicht gerade ein paar Stunden Zeit für einen Kampf habe.
Regeln können auch ganz praktisch Abenteuermöglichkeiten einschränken. Warum soll ich etwa einen Alchimisten oder Handwerker spielen wenn ich keine Herstellungsregeln für die entsprechenden Produkte habe?
Wenn ich Fahrzeuge ins Spiel bringen will werde ich sehr schnell fest stellen das diese nur selten in die Regeln integriert sind.
Detektivabenteuer können schnell über Regeln stolpern

Vielmehr scheint die die Szene fauler geworden zu sein. Man will sich unterhalten lassen, ganz wie im Kino.
Regeln können ja Arbeit und geistige Anstrengung bedeuten.
Die Leute mit denen ich zusammen spiele sidn nicht fauler geworden sondern haben weniger Spielzeit. Zudem haben sie begriffen das komplexe Regeln eben nicht automatisch ein besseres Spiel ermöglichen oder zusätzliche Optionen schaffen. Gerade wenn man fertige Abenteuer verwendet, eigentlich als Zeitersparniss gedacht, stellt man immer wieder fest das die Autoren ihre eigenen Regeln wohl entweder nicht kennen oder sie großzügig ignorieren.
Für Standardaktionen wie Fertigkeitseinsatz, Charaktererschaffung, Magie und Kampf wünsche ich mir inzwischen elegante Regeln. Bei denen mit einem Regelmechanismus eine Vielzahl an Situationen abgehandelt werden.

Ich will hiermit mal ein Plädoyee für regelintensives Rollenspiel aussprechen. Die "Arbeit" lohnt sich und macht "Fun". Man erreicht Spielgefühle, die niemals in einer Regel-light Runde vorstellbar sind.
Wenn man regelintensiv streichen könnte und gegen Spielen nach den Regeln ersetzt kann ich sogar zustimmen.
Denn Spiele in denen sich Spielleiter und Spieler über Regeln hinweg setzen oder sie zu Gunsten einer Story ändern gefallen mir auch nicht.

Gruß Jochen
Paranoia Discord Runde sucht neue Mitspieler:

https://discord.gg/RuDqVSFYtC

Offline Funktionalist

  • Kamillos Erfindung
  • Mythos
  • ********
  • Klatuu Veratuu..... äh
  • Beiträge: 10.916
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: DestruktiveKritik
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #67 am: 13.01.2009 | 16:25 »
Aus meiner Sicht ist es tatsächlich nahezu zwingend, dass komplexere Regelsysteme tieferes, echteres und wahrhaftigeres Rollenspiel begünstigen. Schließlich ist es mit zunehmender Komplexität eines Regelsystems immer besser möglich, auch die Feinheiten von Charakteren zu modellieren. Bei dieser Modellierung ist der Spieler gezwungen, sich stärker mit den Eigenheiten des Charakters auseinanderzusetzen. Dadurch entsteht eine stärkere emotionale Verbundenheit des Spielers mit dem Charakter, welche dem Spieler die Rollenübernahme vereinfacht, somit Immersion begünstigt und zu einer allseitig wertvolleren Rollenspielerfahrung beiträgt.

ist bei mir genau anders.
je weniger Feinheiten ich berücksichtigen muss, und je assoziativer ich den Char beschreiben darf, desto intensiver wird das Spiel.
Dabei ist es nicht wichtig, was genau der Char kann, noch wieviel er genau wiegt, noch ob er jetzt etwas besser walisisch(w20 unter 4) als altukrainisch(3) kann.

Ein schlankes System, was mich die KOnflikte beschreiben lässt und meinen Charakter ohne viele Zahlen darstellen lässt, ist für mich ideal.
Es sind die Konflikte und Prozesse, die den Char ausmachen, nicht die Zahlen. (für mich...)

sers,
Alex

Offline diogenes

  • Outgame-Sozialschwein
  • Adventurer
  • ****
  • PALADINS - On a mission from god
  • Beiträge: 557
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: diogenes
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #68 am: 13.01.2009 | 16:26 »
Schließlich ist es mit zunehmender Komplexität eines Regelsystems immer besser möglich, auch die Feinheiten von Charakteren zu modellieren. Bei dieser Modellierung ist der Spieler gezwungen, sich stärker mit den Eigenheiten des Charakters auseinanderzusetzen.

Aber komplexere Regeln sind doch höchstens EIN Weg, dieses Ziel zu erreichen. Wenn man 10 Attribute und 30 Skills mit Werten füllen muss und sich daraus nochmal 100 andere Werte ableiten, dann habe ich einen extrem detaillierten Charakter (und ich werde mit Sicherheit böse, wenn dieser Rechenaufwand dadurch zunichte gemacht wird, dass ich ein paar Mal schlecht würfle  >;D), aber ich bezweifle, dass der automatisch mehr Tiefe hat, als ein liebevolles Konzept, das aber nur 3 Attribute und 5 Skills hat.
Kurz gesagt: Man kann den Charakter auch mit Tiefe füllen, ohne dass jede Eigenschaft einen regelrelevanten Wert hat.
Visne mecum ire?
O volo | O nolo | O panem tostum amo

oliof

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #69 am: 13.01.2009 | 16:32 »
Weniger Regeln sind übrigens auch nicht zwingend weniger komplex oder anspruchsvoll. Ich sag nur "emergente Eigenschaften" und "fraktale Tiefe".

psycho-dad

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #70 am: 13.01.2009 | 16:36 »
Kurz gesagt: Man kann den Charakter auch mit Tiefe füllen, ohne dass jede Eigenschaft einen regelrelevanten Wert hat.

Ich hab da sogar gerrüchteweise gehört, das es Leute gibt... die Spielen und haben nichtmal einen Charakterbogen :o

Faszinierend war diese Mär, die mir da aufgebunden wurde... Nur eine vage Idee vom Charakter im Kopf und dann einfach drauflosgespielt, GANZ OHNE REGELBUCH, nur mit Sozialkompetenz und stillschweigender annahme von Sozialen Regeln... Angeblich über Stunden, wochen, Monate, ja sogar Jahrelang sollen diese... diese... "Freeformer" sogar als Gruppe über ICQ und Chaträume Spielen und ein ganz genaues, detailiertes Bild ihres Charakters haben... OHNE CHARAKTERBOGEN!!! OHNE REGELN* :o

...unglaublich...

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Offline Funktionalist

  • Kamillos Erfindung
  • Mythos
  • ********
  • Klatuu Veratuu..... äh
  • Beiträge: 10.916
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: DestruktiveKritik
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #71 am: 13.01.2009 | 16:37 »
naja, wenn Regeln den Effektr der "fleißigen Ameise" haben, dann ist das Spiel auch nichts für mich...ich will es ja auch irgendwann verstehen. Vor Allem, wenn es nur ein REgelwerk ist.

(an das höllisch komplexe Käseköstchen denk)

Offline bolverk

  • Hero
  • *****
  • Beiträge: 1.480
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: bolverk
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #72 am: 13.01.2009 | 16:39 »
Das Rollenspiel hat eine lange Tradition und eine tiefe Verwurzelung in studentischen Kreisen. Diese zeichnen sich besonders durch den Umstand aus, dass sie später einmal die geistige und politische Elite dieses Landes bilden werden. Durch Rollenspiele werden diese Leute nun in Kerndisziplinen von sozialer Verträglichkeit geschult, was angesichts der landläufigen Debatten um Managergehälter, Steuerhinterziehung und sonstigem ethisch-moralischem Bankrott der Elite unseres Landes eine sehr gute Sache ist. Eine stärkere Durchmischung der Rollenspielern mit anderen sozialen Schichten würde dieses wichtige Anliegen von Rollenspielen nur verwässern. Insofern halte ich es für eine gute Idee, bereits über die Komplexität von Regelwerken den Einstieg ins Hobby so zu steuern, dass ein gewisses Niveau zum Spielen unabdinglich ist.

Na, wir sind aber elitär heute.

Ansonsten... stichhaltiges Argument.
Ich fordere: Mehr Rollenspiel für Soziale Gerechtigkeit!
Spielt gegen Korruption!
Rollenspieler für den Erhalt von Sitte und Moral!

Und vor allem: Raus mit Kleingeistern! & Einführung der Gewissensfrage vor Spielbeginn!
« Letzte Änderung: 13.01.2009 | 16:46 von bolverk »
"Anyone can be a winner if their definition of victory is flexible enough."
- DM of the Rings

oliof

  • Gast
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #73 am: 13.01.2009 | 16:46 »
Uuuhhh. War da nicht grad noch was vom Beatboy? Naja, kann ich mir meine rhetorische Spitze sparen.

Offline Malicant

  • der KlugscheissClown
  • Adventurer
  • ****
  • nekomimi modo
  • Beiträge: 551
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Malicant
Re: Warum ein Trend zu Simplifizierungen?
« Antwort #74 am: 13.01.2009 | 16:51 »
3. Spielen unter Freunden mit gleichgerichteten Interessen und Fähigkeiten

Das Rollenspiel hat eine lange Tradition und eine tiefe Verwurzelung in studentischen Kreisen. Diese zeichnen sich besonders durch den Umstand aus, dass sie später einmal die geistige und politische Elite dieses Landes bilden werden.[...]
Du laberst einen Mist, das hält man im Kopp net aus. Und im Gegensatz zum OP bin ich bei dir sicher, dass du es 100% ernst meinst.

Kurz gesagt: Man kann den Charakter auch mit Tiefe füllen, ohne dass jede Eigenschaft einen regelrelevanten Wert hat.
Mein Herr, sie haben offensichtlich unrecht, wie gewissen Kräfte in diesem Thread uns glauben lassen wollen.  ;D
Do you have enough swords, King of Heroes?