Aber: WARUM ist das so? Wie erklärt sich das? Woher kommt erstens der Reflex und weshalb ist zweitens die Mitteilungsbedürftigkeit derart groß?
Sowas stammt doch meistens aus einem Gefühl der Enttäuschung.
- Investitionen schreien nach Wiedergutmachung
Man hat viel Geld investiert und wenn man dem Verlag treu bleiben will (also mit der neuen Edition weitermacht) ist das alte (und damit die getätigten Investitionen) wertlos.
- Erwartungen wurden nicht erfüllt
Man hat sich Hoffnungen gemacht, dass alles "besser" wird, aber der Eindruck, den man bekommen hat, ist nicht "besser" sondern "anders". Vieles, was man selbst anders besser gemacht hätte, ist nicht besser geworden. Anderes, was man liebgewonnen hat, ist gestrichen worden.
Außerdem hat man vieles an Settingmaterial, was jetzt neu angeschafft werden muss, in anderer Form schon im Regal stehen (ich sage nur: Forgotten Realms Quellenbücher [AD&D, D&D3E, D&D4E]).
- Inkompatibiltäten frustrieren
Das Spiel fühlt sich anders an. Man kann altes, liebgewonnenes wegen Inkompatibilitäten nicht weiterführen.
Es ist nicht mehr das gleiche, fühlt sich aber gleich an.
- Man gewinnt den Eindruck, dem Verlag ginge es nur ums Geld. Witzigerweise ist das ja gar nicht so verkehrt. Aber da man selbst ja mit Herzblut an "der Sache" hing, fühlt man sich vom Verlag selbst enttäuscht, denn die wollen ja nur Geld machen - denen geht es gar nicht um "die Sache".
Tja und wenn man enttäuscht ist, dann klagt man.
Man hat das Bedürfnis nach Mitgefühl oder eben nach Leidensgenossen, denn geteiltes Leid ist halbes Leid.
Und da Deutschland ja das Tal des Jammerns ist ("Lerne jammern ohne zu leiden!") und wir eben in irgendwas Weltmeister sein müssen, schaukeln sich alle schön hoch und jammern stetig lauter.
Was mir aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass dieses Rumgeheule stets bei Systemen passiert, bei denen ein steter Nachschub an Material herrschte. DSA, Vampire, DnD - wieviel Kilo Papier hat dieses Zeug zusammenbekommen?
Bei anderen Systemen, deren Nachschub weit dünner ausfällt, entfällt dieses Phänomen.
Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass es wohl an den getätigten Investitionen liegt.
Auf den zweiten Blick ergänze ich die Aussage, dass eben jene Systeme vor allem ein stetigen Nachschub an Settingmaterial hatten - und dieses Material wird jetzt neu aufgelegt - und fühlt sich anders an.
Außerdem wird das wohl auch daran liegen, dass die "Schreihälse" darauf gedrillt wurden, schön brav aufs nächste Quellenbuch zu warten, um es dann kaufen zu müssen (müssen!!!). Und jetzt plötzlich wird diese Sucht unterbrochen, einfach weil die Kette an Nachschub unterbrochen wird. Entzugserscheinungen... ("Tut mir leid, Magic-Karten gibts nicht mehr, aber Du kannst jetzt Magic2 Karten kaufen. Nein, die alten Karten kannst Du dabei nicht verwenden, die sind dafür wertlos.")
Ich selber kann das absolut nicht nachvollziehen, aber das liegt wohl einfach daran, dass ich mit Systemen aufgewachsen bin, die einfach schlechten Material-Nachschub hatten. Ich bin also aufs "selbermachen" gedrillt. IdR kaufe ich mir ohnehin nur das Grundregelwerk plus ggf. das CoreSetting-Buch.* Der Rest findet doch ohnehin im Kopf statt.
[*Ausnahme: Fading Suns und Earthdawn]