Ansonsten empfinde ich diese ewige Diskussion "Scheiß deutsche Übersetzungen" mehr als dürftig. Insbesondere auch deshalb, weil Übersetzungen in meinen Augen auch immer ein wenig Interpretationssache sind. Ich bezweifle, dass Leute, die selbst von sich behaupten, sehr gut z.B. Englisch zu können, auch eine unstrittige Übersetzungleistung hinbekommen ... Manchmal, so mein Eindruck, ist das Gemosere eh nur der Ausfluss eines verkappten Narzissmus' sprachgeschicklicher Luschen.
Darüber, welche Übersetzung wann, wo und von wem als schlecht empfunden wird, kann man Seiten füllen.
Ich sehe aber das Problem anderswo: Ein Roman wird für gewöhnlich nicht einfach nur sinngemäß übersetzt, sondern lokalisiert. Und je komplexer der Roman ist, um so mehr stellt die Lokalisierung ein eigenständiges Werk dar. Unabhängig davon, ob dieses Werk nun gelungen oder nicht gelungen ist, ist es
anders als das ursprüngliche Werk. Und wer das ursprüngliche Werk lesen will, muss dies zwangsläufig in der Sprache tun, derer sich der Urheber bedient hat.
Ansonsten habe ich großen Respekt vor Leuten, die Belletristik von einer Sprache in eine andere übertragen. Dazu gehört nämlich nicht nur Sprach-, sondern auch thematische Sachkenntnis und darüber hinaus schriftstellerisch-handwerkliches Geschick, da es jede gute Übertragung erfordert, ganze Passagen oder über den Roman verteilte Sinnzusammenhänge komplett neu aufzubauen.
Leider bemerke ich eine zunehmende Tendenz, im Hauruck-Verfahren und tatsächlich (bestenfalls) sinngemäß, manchmal sogar nur wörtlich zu übersetzen. Aber wenn ich mir anschaue, wie miserabel Übersetzer bezahlt werden, kann ich ihnen noch nicht einmal übel nehmen, dass sie nur das Nötigste machen und ihr - ich sage mal - "Herzblut" für Übersetzungen aufsparen, für die sie ein persönliches Interesse entwickeln.